@Georg.Fertig ,@Bernhard.Mosolf ,
eurem Wunsch komme ich doch gerne nach und freue mich auf eine spannende Diksussion. Anbei mein Beitrag aus der Mailingliste, reduziert um die Einleitung und meine Ausführungen zum DES, weil diese geklärt sind:
Hallo @Georg.Fertig ,
(…)
Interessant finde ich deine Aussage zur Einbindung der Metasuche gerade im Zusammenhang mit dem Open Access Gedanken und dem teilweise protektionistischem Umgang einiger Regionalvereine mit offenen Daten-Projekten. Ich habe schon seit längerer Zeit eine ganz ähnliche Wahrnehmung:
Es herrscht in der Tat große Ratlosigkeit in vielen Vereinen, wie man mit diesem Thema umgehen soll. In einigen Vereinen versucht man händeringend den Mitgliederschwund dadurch zu reduzieren, indem man, vermeintlich moderne Recherchemöglichkeiten über das Internet als einen Mehrwert für eine Mitgliedschaft verkauft. Da schlagen verschiedene Herzen in einer Brust der Verantwortlichen: Man möchte sich mit den modernen Mitteln der Zeit präsentieren und zugleich ein Argument generieren, damit neue Mitglieder dem Verein beitreten, nur um Zugang zu den Daten hinter der „gemeinnützigen Bezahlschranke“ zu erlangen. Ich bezweifle, dass dieser Gedanke nachhaltig ist. Die Vereine wären sicherlich besser beraten den Community-Gedanken im regionalen fachlichen Austausch innerhalb ihrer Gemeinschaft in den Vordergrund zu stellen.
Aber, aus eigener Erfahrung bin ich mir auch sicher, dass wir als Compgen an dieser Stelle einen wesentlichen Beitrag leisten können, um mehr Vereine an den Open-Access Gedanken heranzuführen und davon zu überzeugen.
Es gibt zwei wesentliche Hürden bei den Verantwortlichen:
Die erste Hürde basiert auf der Unwissenheit, wie die Compgen-Metasuche wirklich funktioniert. So wurde mir Anfang letzten Jahres von einem Regional-Vereinsverantwortlichen gegenüber seinen Mitgliedern vorgeworfen, wir hätten, im Zuge einer Kooperation mit Compgen alle unsere Daten auf den Compgen Server transferiert, damit diese dort für die Suche zur Verfügung stünden. Diese haarsträubende Aussage zeigt, wie profund unwissend sich manch Vereinsvorsitzender in das neue Zeitalter der Digitalisierung begibt.
Zwar ist die REST-Schnittstelle der Compgen Metasuche exzellent in Genwiki dokumentiert - doch verstehen die Verantwortlichen das? Hier kann und sollte Comgen mit einer Informationsoffensive Aufklärung leisten. Vielleicht sollten wir einen Beitrag in einer nächsten Ausgabe der Computergenealogie verfassen und das Prinzip der Schnittstelle auch für IT-Laien erklären. Im Zeitalter der Digitalisierung gewinnt die Vernetzung genealogischer Daten zusehends an Bedeutung. Umso wichtiger ist es, den Unterschied zwischen „Daten kopieren“ und modernen Schnittstellen des Internet deutlicher zu kommunizieren.
Aber auch die Schnittstelle der Metasuche selbst könnte inzwischen gut ein zeitgemäßes Upgrade vertragen:
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Der RestService ist aktuell limitiert auf das XML-Datenformat. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt, zumal es perfekt automatisiert validierbar ist. Und doch nutzen die meisten modernen REST-Services heute auch andere Datenformat, z.B. JSON. Die Landschaft der Software-Frameworks und Bibliotheken dafür wächst täglich.
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Die Suchabfrage beschränkt sich auf die Felder „lastname“ und „location“, also Familienname und Ort und optional auf die govID. Die MetaSuche könnte wesentlich effektiver und zielführender durchgeführt werden, wenn auch optionale weitere Filterkriterien in die Metasuche integriert wären: z.B. Vorname, (grobe) Zeitangaben. Diese müssten ja nicht zwingend von jeder angeschlossenen Datenbank ausgewertet werden. Aber die Suchenden hätten ein wesentlich besseres Nutzererlebnis.
Würde an genau dieser Stelle den protektionistischen Regionalvereinen auch die Option gegeben werden, über ein weiteres (optionales) Datenattribut in der Response mitzuteilen, dass die gesuchten Daten vorliegen, diese aber nicht öffentlich zugänglich sind, dann wüsste zumindest ein Suchender an wen er sich wenden kann und damit würden die Auskunftsstellen der Regionalvereine „belebt“. Damit können diese Vereine ihre Aufmerksamkeit also trotzdem steigern. Ich möchte deshalb den Gedanken anregen die REST-API der Metasuche um eine neue Version zu erweitern. Gerne arbeite ich auch in einer Arbeitsgruppe mit, um die Spezifikation einer neuen Schnittstellenversion zu diskutieren und in Papier oder in eine OpenAPI-Definition zu gießen.
Die zweite große Hürde der Regional-Vereine besteht in der technischen Implementierung der Schnittstelle zur Metasuche. Nicht selten trifft man auf zugekaufte Softwaretools, um die Datenprojekte ins Internet zu bringen. Natürlich beinhalten diese „Fix&Fertig-Pakete“ nicht die notwendige Schnittstelle zum Anschluss an die Compgen-Metasuche. Auch hier könnte Compgen eine Offensive starten und in Kooperation mit den wichtigsten Herstellern Musterbeispiele bereitstellen, wie die Metasuche an die Backends der Datenbanken angeschlossen werden kann. Eher wenige Vereine implementieren ihre Datenbanken wirklich „von Hand“ oder besitzen das notwendige IT-Know-How dafür. Ein Plugin-Mechanismus für z.B. TNG wäre von Administratoren leichter einzusetzen.
Wenn man dann noch erklärt, dass die Daten gar nicht auf dem Compgen-Server gespeichert werden, sondern nur dem Suchenden angezeigt werden, würden sicherlich mehr Vereine auf den Zug aufspringen und den wahren Schritt in die dritte Dekade des 21. Jahrhunderts wagen und ihre Daten, ganz im Sinne der Digitalisierung, besser vernetzen - zum Wohle aller Familienforscher.
Viele Grüße,
@Clemens_Draschba