dies ist die Fortsetzung des Themas Hamburger Auswanderer Johann Erich Tiedemann. @Corinna_Woehrl hat im Staatsarchiv tatsächlich den erwähnten Eintrag in den Fremdemeldeprotokollen gefunden, bei dem wir uns über Hilfe beim Lesen und der Interpretation freuen würden:
Wir (naja, sie!) konnten auch bereits relativ viel entziffern:
No. 11075 14
Tiedemann Johann Erich
Geb.: 5. 4. 1868
Heimathsort: Cadenberge
Stand: Knabe // Lehrling // Schiffjunge
Letzter Aufenthalt: 30. 6. 81 IV
Legitimirt durch: Gebsch. [Geburtschein] Cadenberge 29/4.[18]68
??? 19491
Datum angem[eldet] abgem.
IV
4.7.81 Winterhuderweg 28 __ Waldfried
30.5.82 Martin Allee 7 H. Diederichs
10.4.83 Kohlhöfen 33/34 b. Fuderer [?]
2.8. 83 Kirchenstr 14 [Ramm?]
24.8.[8]4 Reichenallee 34 b/d. Mutter mit ___ Schiff???
20.1.88 Gebtsch geg. Quittung
Register??? angefert
Kann uns jemand bitte mit den Lücken in der Transkription helfen? Gibt es Fehler?
Verstehen wir das richtig, dass er am 30.6.81 angekommen ist und sich am 4.7. angemeldet hat?
Bedeutet „Gebtsch geg. Quittung“, dass er seinen Geburtsschein, der er hinterlegen musste (?) zurückbekommen und sich damit abgemeldet hat?
Laut Wiki-Tree-Profil erscheint er 1894 zum ersten Mal in den Aufzeichnungen in Australien. Wenn er wirklich Hamburg 1888 verlassen hat, gibt es (abgesehen von den konfusen Angaben zu den Eltern), erst einmal keinen Grund, warum es sich nicht um dieselbe Person handeln sollte.
Gibt es noch Ideen, wo man die Suche in Hamburg fortsetzen könnte? Ich vermute Seeleute wurden nicht irgendwie speziell erfasst, oder?
Vielen Dank und viele Grüße aus dem sonnigen Hochschwarzwald
viel kann ich nicht ergänzen bzw. beantworten:
10.4.83 Kohlhöfen 33/34 ^ Fuhrer (im Adressbuch nachgesehen)
2.8. 83 Kirchenstr. 14 ^ Ramm (im Adressbuch nachgesehen)
24.8.[8]4 Eichenallee 34 … („Mutter“ o.ä. im Adressbuch nicht gefunden)
Moin,
eine bessere Auflösung des Bildes des Meldeeintrags wäre hilfreich, vielleicht schickt Ihr (Corinna?) mir mal das Original direkt zu.
Der Stempel unten heißt „Registerblatt angefertigt“ und bedeutet, dass bei Einführung der allgemeinen Meldepflicht nach reichsgesetzlicher Regelung 1892 eine Meldekarte für ihn angefertigt wurde. Diese befindet sich dann im Bestand 332-8 unter den Meldekarten für das alt-hamburgische Gebiet. Der Bestand ist alphabetisch geordnet, die Filme bekommt man direkt bei der Lesesaalaufsicht.
Geboren ist er am 5.4.1868 in Cadenberge und er legitimiert sich durch einen Geburtsschein aus Cadenberge vom 29.4.1868. Diesen erhält er am 20.1.1888 „gegen Quitt ret“ (gegen Quittung retour). Letzter Aufenthalt gibt Auskunft über eben den letzten Aufenthalt vor der Anmeldung, hier nur ein Datum und „IV“. Hier müsste man in die Beschreibung der Meldeabteilungen sehen, welche Abteilung IV war. Ich nehme an, der Vermerk bezieht sich auf die weiblichen Fremden - Arbeiter und Dienstboten, denn den Eintrag oben in der Zeile „angem.“ interpretiere ich als „Dstk. d. Mtr G 19491“ (Dienstkarte der Mutter). Er war also vorher als Kind gemeldet über die Mutter:
Signatur:
332-8_A 20 Band 6
Titel:
Meldeprotokolle betreffend die fremden weiblichen Dienstboten in Hamburg, bezeichnet mit Lit. G, Nummer 16352-19641
Laufzeit:
09.1867-05.1868
In diesem Buch müsste sich der Eintrag zur Mutter unter Nr. 19491 finden. Im Namenregister findet man dazu: Tiedemann, Anna (Cath) Christ. aus Kehdingbruch. Sie wäre dann mit dem neugeborenen Säugling kurz nach der Geburt (ev. wieder?) nach Hamburg gekommen.
Den weiteren Werdegang kann man nun versuchsweise über die Adressbücher recherchieren, vielleicht sind die angegebenen Wohnungsinhaber auch Lehrherr und Arbeitgeber?
Beim Eintrag Nr. 5 der Meldungen ist das Datum falsch gelesen, es handelt sich nicht um eine 4, sondern um „Wiederholungstüttelchen“, also lautet das Jahr wie darüber 1883. Ebenso lese ich Eichenallee, der Eintrag dahinter ist aber leider zu unscharf für eine gesicherte Lesung. (Update: es heißt: mit Schiff Gellert) Und der Eintrag davor in der Spalte abgem. ist leider nicht vollständig zu sehen. (Update: gehört zum nebenstehenden Eintrag.)
Herzlichen Dank an alle, die geholfen haben, besonders natürlich an dich, @Sabine-Paap (und an @Corinna_Woehrl , ohne die das alles bis hierher nicht möglich wäre)!
Doch noch eine Frage: warum legt man eine Meldekarte für ihn an, wenn wenn er doch den Geburtsschein zurückbekommen hat? Ist das dann doch nicht identisch mit einer Abmeldung?
Nein, es ist nicht als Abmeldung zu deuten. Normalerweise wird notiert, welche Dokumente zur Legitimierung vorgelegen haben, die Dokumente wurden aber wohl nicht einbehalten. Warum das in diesem Fall so gewesen zu scheint, darüber kann ich z. Z. nur spekulieren. Möglicherweise hing es damit zusammen, dass er ja noch ein Kind war. 1888 ist er dann 20 Jahre alt …
Dankeschön. Das ist also noch alles offen. Dann brauche ich ja nur noch jemanden, der irgendwann mal sowieso im Staatsarchiv ist und einen Blick auf die Meldekarten von Mutter und Sohn werfen könnte …
Und man kann die Familie Tiedemann in Hamburg noch etwas weiter untersuchen, vielleicht ergeben sich daraus Hinweise, ob es sich bei diesem Johann Erich Tiedemann denn tatsächlich um den John Eric Tiedemann handelt. Die Mutter stirbt am 15.9.1904 in Hamburg, Anzeigender des Todes ist der Schwiegersohn Emil Jessen. Die Tochter Catharina Dorothea ist am 12.5.1860 in Ostercadewisch geboren und am 28.6.1904 verstorben.
