ich möchte mal in die Runde fragen, ob es Genealogieprogramme gibt, die Totgeburten speziell behandeln und ausweisen.
Bei Heredis müsste eine Totgeburt einmal unter Geburt und dann unter Tod mit dem gleichen Datum erfasst werden. Dies trifft aber auch für am selben Tag verstorbene Kinder zu. Nicht umsonst gibt es für diese beiden Fälle unterschiedliche genealogische Symbole:
+* (Totgeburt) und *+ (am Tag der Geburt verstorben). Außerdem würde hier eine Datumsangabe genügen.
Der GEDCOM-Standard 5.5.1 sieht zwei Möglichkeiten vor: eine Angabe entweder beim Tod:
1 DEAT
2 DATE 13 MAY 1984
2 AGE STILLBORN
oder bei der Geburt:
1 BIRT
2 DATE 13 MAY 1984
2 TYPE Stillborn
Im Standard 7.0 kann man eine Totgeburt so ausdrücken:
1 DEAT
2 AGE 0d
3 PHRASE Stillborn
Bei einer Totgeburt kommt es meiner Meinung nach üblicherweise zu keiner Taufe. Für mich ist eine Totgeburt zum erwarteten Ende der Schwangerschaft auch etwas anderes als eine vorzeitige Fehlgeburt (da würde ich das Kind nicht als Person anlegen und auch kein Geburtsereignis (BIRT) hinterlegen). Und eine Totgeburt ist für mich etwas anderes als die Geburt eines lebenden Kindes, das noch am Tag der Geburt verstorben ist.
Im Programm webtrees kann man alle diese Feinheiten ausdrücken.
Bei GES2000 kann man zusätzlich noch über Type auch noch den Hinweis direkt bekommen, dass es eine Totgeburt war. Das steht dann direkt dahinter als Text, zusätzlich zu dem speziellen Sonderzeichen für Todgeburt.
Über Ges 2000 können Sie sich über unsere Hompage Ges-2000.de unformieren und dort auch eine Probeversion herunterladen.
Interessant zu wissen, dennoch bringt es nichts, Programme aufzuführen, die ein paar Extra Schmankerln bieten. M.E. ist es unabdingbar, dass wir uns am Gedcom Standard orientieren! Besonderheiten wie Totgeburten lassen sich elegant in den Notizen zur Person unterbringen.
Wenn wir wissen, welches Programm was zusätzlich kann bietet das keinen zusätzlichen Nutzen. Spätestens beim Daten Ex- bzw. Import über Gedcom gehen die netten Extras verloren, die Gedcom nicht verarbeiten kann!
Hallo Wolfgang,
ist ja richtig, dass die Überführung in einen GEDCOM-Export der Information „Totgeburt“ von Relevanz ist, aber wenn Gretel schreibt, dass ein spezifisches Programm (GES 2000), das speziell behandelt, finde ich das AUCH relevant. Ich wusste das nicht mals obwohl ich seit 20 Jahren mit GES 2000 arbeite.
Darf ich hier auch an die Frage von Brigitte erinnern:
die Antwort von Gretel Bauermann ist doch eine relevanten Antwort auf diese Frage!
Eugen
Hallo Eugen.
Klar, die Antwort passt natürlich. Ich denke nur an den sittlichen Nährwert für alle, die kein GES 2000 haben. Mein Kommentar zielt mehr darauf ab, dass endlich der neue Gedcom Standard eingeführt wird und möglichst bei allen Ahnenprogrammen Anwendung findet. Es wird aber sicher ein Wunsch bleiben.
Grüße
Wolfgang (Maeschig)
Der GEDCOM Standard erlaubt sowohl in der Version 5.5.1 als auch in der neueren Version 7.0 das Kennzeichen TYPE unter jedem Ereignis, so auch unter BIRT (Geburt). Ein Programm, welches dem GEDCOM Standard folgt, kann also den Vorschlag problemlos umsetzen, eine Totgeburt auch über BIRT.TYPE zu dokumentieren. Ob Programme dem Standard allerdings folgen, ist im Einzelfall sehr unterschiedlich…
Vielen Dank für die Kommentare. Wenn ich mal zusammenfassen darf: Es gibt mindestens ein Genealogieprogramm, das die Totgeburten gesondert behandelt. Sowohl GEDCOM 5.5.1 als auch 7.0 lassen die Umsetzung dieses speziellen Ereignisses zu. Mal schauen, wie sich Heredis dazu äußert.
Hallo Albert.
„…Ein Programm, welches dem GEDCOM Standard folgt, kann also den Vorschlag problemlos umsetzen, eine Totgeburt auch über BIRT.TYPE zu dokumentieren. Ob Programme dem Standard allerdings folgen, ist im Einzelfall sehr unterschiedlich…“
Ja, genau darum geht es! schickt mir ein Forscherkollege eine GEDCOM, die Totgeburten beinhaltet, kann mein FTM 2019 wohl nichts damit anfangen. Gäbe es Einigkeit unter den Programmerstellern, müssten wir uns nicht damit herumplagen. Ähnlich verhält es sich mit Nutzerdefinierten Feldern. Jeder nach seinem Gusto aber andere haben nichts davon.
Grüße
Wolfgang (Maeschig)
darum hatte compgen 2009 die Gedcom-L ins Leben gerufen, in der sich die deutschen Programmautoren über Optimierungen im GEDCOM-Austausch verständigt haben und seitdem viel verbessert haben. Selbst bei Nutzerdefinierten Erweiterungen, wo der Standard nichts zu bieten hatte, haben wir vereinheitlicht. Viele unserer Ergebnisse (ich war und bin techn. Admin dieser Gruppe) habe ich in die Weiterentwicklung des GEDCOM Standards bei Family Search einbringen können.
Aus der Sicht kann ich nicht verstehen, dass es immer noch Programme gibt, die sogar im Standard gut abbildbare Strukturen mit eigenen Nutzerdefinierten Strukturen ersetzen. Das stört den Datenaustausch zwischen Programmen erheblich, die Anwender haben das Nachsehen.
Aus dem Grunde haben die mit mir zusammenarbeitenden Forscher FTM inzwischen auch verlassen - das ist ein Musterbeispiel für Abweichungen vom Standard und hatte uns sehr viele Ärger im Datenaustausch eingebracht!
Selbst wenn die Strukturen nach GEDCOM Standard aufgebaut sind: Der Standard ist derart umfangreich in den darstellbaren Strukturen (ohne Nutzerdefinierte Kennzeichen schon!), dass es kaum ein Programm gibt, die alle diese möglichen Daten sauber verarbeiten können. Es gibt Programme, die lieber auf eine Reihe von Datenfeldern verzichten und dafür schlankere, einfacher zu bedienende Oberflächen bieten können. Aber beim Import in solche Programme geht dann eben auch einiges verloren, was in einem vollständigeren Programm korrekt erzeugt wurde.
Wir haben das mal mit einer großen Villa und einer kleinen 2-Zimmer-Wohnung verglichen: Wenn man aus der Villa in die Wohnung umzieht, kann man auch nicht mehr alle Möbel mitnehmen. So ist es bei den Genealogieprogrammen auch: Einfacher (kleiner), aber es geht eben nicht mehr alles rein…
Hallo Albert.
Ja richtig, es gibt unter den Programmentwicklern leider keinen Konsens, daran hapert es. Wir müssen uns auch bewusst sein, dass mit Genealogieprogrammen kein nennenswerter Reibach
zu machen ist. Die wenigen Anbieter auf dem deutschen Markt bekommt man sicher noch
unter einen Hut. Guckt man sie diegroßen Anbieter in der Branche an, die kochen nach wie vor ihr eigenes Süppchen. Soweit ich weiß, wurde der GEDCOM Standard von der LDS Kirche in UTAH entwickelt. Vermutlich besteht auch da kein großes Interesse, den Standard weiter zu entwickeln und gemeinsam daran zu arbeiten. Der Ahnenforscher in unseren Breiten wird sich kaum wegen ein paar zusätzlicher Features wie z.B. Totgeburten auf ein neues Programm umsteigen. Deshalb setze ich besondere Ereignisse in die Notizen zur Person, basta. Es gibt einfach nicht die eierlegende Wollmilchsau wie es allgemein heißt.
Grüße
Wolfgang (Maeschig)
kleine Korrektur: Der GEDCOM Standard wurde von FamilySearch (ja, das ist die Organisation der LDS Kirche in Utah) entwickelt, und wird auch von FamilySearch weiterentwickelt. Da besteht seit einigen Jahren wieder großes Interesse. Ich bin als einziger Nicht-US-Bürger im Steuerungsgremium bei FamilySearch, welches über die weitere Entwicklung des GEDCOM Standards entscheidet - von Compgen dahin entsandt. Ich war also bei der GEDCOM Version 7.0 hautnah dabei.
Aber ein Standard muss sich neben den gewünschten Eigenschaften auch daran orientieren, ob er eine Chance hat, umgesetzt zu werden. Und da gibt es in der Tat durchaus Grenzen insbesondere durch die ganz großen Anbieter auf dem internationalen Markt. Was würde eine neue Standard-Version nützen, wenn nur ein paar exotische Genealogieprogramme ihn umsetzen.
Mit der Eintragung von Daten unter NOTE (Notizen, Bemerkungen) kann man weitgehend sicher sein, dass die Übertragung klappt. Es geht aber schon los, wenn man Bemerkungen zu einzelnen Ereignissen einfügt oder mehrere Bemerkungen zu einer Person oder Familie. Da steigen die ersten Programme schon aus…
Hallo Albert.
„…Aber ein Standard muss sich neben den gewünschten Eigenschaften auch daran orientieren, ob er eine Chance hat, umgesetzt zu werden. Und da gibt es in der Tat durchaus Grenzen insbesondere durch die ganz großen Anbieter auf dem internationalen Markt. Was würde eine neue Standard-Version nützen, wenn nur ein paar exotische Genealogieprogramme ihn umsetzen…“
Genau das ist der Punkt!
Wenn es an der Umsetzung scheitert und jeder sein Süppchen kocht…
Deshalb erwähnte ich, dass mit Genealogieprogrammen offenbar nicht der große Reibach zu machen ist! Außerdem gibt es die großen Online-Anbieter wie Anncestry und MyHeritage, wo der Nutzer seine Daten online pflegen kann. Da schert sich offenbar niemand wirklich um einen neuen GEDCOM Standard. Wer dort eine GEDCOM hochlädt, nimmt das, was sein Programm hergibt.
Grüße
Wolfgang
Ein Genealogieprogramm, das den GEDCOM-Standard beim Import und Export sehr weitgehend unterstützt und auch mit den diversen Dialekten gut zurechtkommt, ist webtrees. Wer sehen möchte, wie dieses Programm mit Totgeburten umgehen kann, findet das in einem neu erstellten Abschnitt im webtrees-Handbuch.