Orte in ehemaligen deutschen Gebieten

Hallo zusammen,

wie handhabt Ihr es bei der Erfassung von Orten, die in ehemaligen deutschen Gebieten liegen, also z.B. Ostpreußen, Schlesien usw.? Ich gebe den damals gültigen deutschen Ortsnamen ein, bei meinem Programm kann ich außerdem den heutigen Namen eingeben. Damals gehörte der Ort z.B. zu Preußen, später zu Deutschland, heute ist er polnisch, russisch usw. Was gebe ich als Staat ein? Die damalige Zugehörigkeit oder die heutige? Ich würde es gern einheitlich machen.

Viele Grüße

Anne

Hallo Anna,

ich mache es zunächst möglichst entsprechend der Zeit, in der ich mich gerade bewege und setze, wenn ich es für notwendig erachte, mit „jetzt:“ oder nur „j.“ die aktuelle Situation hinzu. Das kann man dann so handhaben, egal ob es sich um einen Ort oder um eine Landschaftsbezeichnung oder ein Land handelt, auch bei Namenswechsel oder Eingemeindungen egal ob „Ostgebiet“ oder im „heutigen Gebiet“. Leider unterstützt das aber nicht jede Software.

Gruß Rainer

Hallo Anne,
dieses Problem handhabe ich so:
Deutscher Ortsname - polnischer Ortsname,
Ähnlich bei den Verwaltungsreformen
Ortsname bei Geburt - Ortsname bei Verwaltungsreform - Ortsname bei weiterer Verwaltungsreform.
Einige wenig Orte haben doch in den letzten 30 Jahren bis zu viermal den Namen geändert.
Es grüßt aus dem Erzgebirge
Arthur

Hallo zusammen,
habt ihr schon mal http://kartenmeister.com probiert?
Da findet man eigentlich alles…

Gruß

Mattias (Laage)

Hallo Anne,

entscheidend ist, daß die Ortsangabe mit der Angabe auf den
seinerzeitigen/historischen Dokumenten übereinstimmt. Bei einem
Vorfahren, der 1798 in Neukloster geboren wurde, schreibe ich
„Neukloster im Amt Neukloster (Schweden)“ - im Westfälischen Frieden
1648 war Wismar mit den Ämtern Poel und Neukloster Schweden zugesprochen
worden und wurde erst 1806 wieder deutsch.

Mit freundlichen Grüßen aus Bonn,
Hans

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Hinweise und Vorschläge. Mein Programm hat eine tolle Ortsdatenbank. Bei der Ausgabe erscheint automatisch die Bezeichnung, die für das Ereignisdatum die richtige war. Viele kleinere Orte aus den Ostgebieten sind jedoch nicht vorhanden. Ich werde ein bisschen probieren, wie ich es am besten für mich mache.

Viele Grüße

Anne

-----Original-Nachricht-----

Hallo Matthias,

vielen Dank für den Tipp. Die Seite ist äußerst hilfreich und war mir nicht bekannt!

Viele Grüße

Anne

-----Original-Nachricht-----

Liebe Anne, Du nutzt Ges2000 mit einer Ortsverwaltung, die auch die Hierarchie der Orte erfasst. also die zeitliche Zugehörigkeit der Orte zu poitischen Strukturen und auch die Möglichkeit einen Ortsnamen zeitlich zuzuordnen.

Das können nur wenige Programme, deshalb wirst Du hier auch nicht die passenden Antworten bekommen. Beschäftige Dich einfach mit der Hilfe, die Dein Programm anbietet.

Moin, Anne,

<< Was gebe ich als Staat ein? Die damalige Zugehörigkeit oder die heutige? >>

weder noch, sondern korrekterweise immer die jeweilige politisch-territoriale Zugehörigkeit und Gliederung bei Erfassung eines Ereignisses eines Ahnen (Geburt, Taufe, …)! Damit lernt man immer auch die lokale Geschichte.

Das alles jeweils möglichst exakt herauszufinden, ist öfters auch mal aufwendig und muß ggf. später nachgetragen oder korrigiert werden (s. Bsp. Eulau für 1945 - 1950).

Ich arbeite seit Jahren mit dem Top-Programm „Gramps“. In „Gramps“ lege ich bei Bedarf jeden gleichen Ort, der historisch unterschiedliche politisch-territoriale Zugehörigkeiten hatte, einfach mehrfach an.

Also am Beispiel Eulau, heutiger OT von Naumburg/Saale, immerhin zwölfmal:

Amt Naumburg (seit 1544), Thüringer Kreis, Kurfürstentum Sachsen (1544 - 1656)

Amt Naumburg, Herzogtum Sachsen-Zeitz (1656 - 1718), Thüringer Kreis, Kurfürstentum Sachsen

Amt Naumburg, Thüringer Kreis, Kurfürstentum Sachsen (1719 - 1806)

Amt Naumburg, Thüringer Kreis, Königreich Sachsen (20.12.1806 - 1815), Rheinbund

Amt Freyburg, Regierungsbezirk Merseburg, Herzogtum Sachsen, Königreich Preußen (1815 - 1816)

Amt Freyburg, Regierungsbezirk Merseburg, Provinz Sachsen, Königreich Preußen (1816 - 1821)

Kreis Querfurt, Regierungsbezirk Merseburg, Provinz Sachsen, Königreich Preußen (1821 - 1918)

Kreis Querfurt, Regierungsbezirk Merseburg, Provinz Sachsen, Freistaat Preußen (1918 - 30.06.1944)

Kreis Querfurt, Regierungsbezirk Merseburg, Provinz Halle-Merseburg, Freistaat Preußen (01.07.1944 - 1945)

Kreis Querfurt, …, SBZ (1945 - 1950)

Kreis Querfurt, Bezirk Halle, DDR (1950 - 1989)

Stadt Naumburg/Saale, Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt (1990 - heute)

Außerdem kann ich die Art eines Ortes angeben, also bspw. die vorgegebenen Arten Dorf, Gemeinde, Ortsteil, Stadt oder jede beliebige, zusätzlich benötigte Art (bspw. Gutsbezirk) selbst anlegen.

Auch die Koordinaten des Ortes sind wichtig sowie eine Ortskennung (i. d. R. die heutige PLZ). Beides trage ich dann am Beispiel Eulau gleichmäßig auch für sämtliche elf frühere Zugehörigkeiten ein.

Das alles funktioniert natürlich genauso für Orte, die zwischenzeitlich und weiter bis heute zu anderen Staaten gehören. Für polnische, russische, litauische, tschechische, etc., Orte kann man bspw. die heutige dortige PLZ o. ä. eintragen.

Viele Grüße,
Jürgen

Nachtrag:

Den heute anderssprachigen Orts-, Territorialnamen, usw., trage ich in „Gramps“ unter „Alternativer Name“ ein, unter Angabe der zugrundeliegenden Sprache.

Hallo Jürgen,

vielen Dank auch für deine umfangreiche Antwort. Einen Ort mehrfach einzugeben, finde ich für mich nicht so sinnvoll und ist, wie ich inzwischen weiß, bei meinem Programm tatsächlich auch nicht nötig. Ich weiß jetzt, wie ich bei einem Ort die verschiedenen Zugehörigkeiten mit Zeitraum usw. eingeben kann. Dann „entscheidet“ das Programm selbstständig aufgrund des Datums eines Ereignisses, wie der Ort ausgegeben werden muss. In der vorhandenen Ortsdatenbank ist das schon eingearbeitet, bei dort nicht vorhandenen Orten kann ich jetzt selbst nacharbeiten.

Also nochmal danke an alle, die mit ihren Tipps und Hinweisen geholfen haben.

Viele Grüße

Anne

-----Original-Nachricht-----

Moin, Anne,

<< Dann „entscheidet“ das Programm selbstständig aufgrund des Datums eines Ereignisses, wie der Ort ausgegeben werden muss. >>

was alle Arten von Daten betrifft, vertraue ich fremden Vorlagen / Vorgaben nicht, sondern verifiziere alles lieber selbst.
Niemand gibt sich soviel Mühe dabei wie ich selbst, also ziehe ich das immer selbst durch.
So also auch bei der Suche nach Orten und ihrer Historie, etc…

Teste mal Dein Programm mit meinen o. a. Eulau-Daten. Da wird sicher nicht so allzuviel (überein)stimmen …

Viele Grüße,
Jürgen

Hallo Jürgen,

es stimmt natürlich, dass du, wenn du dir diese Mühe machst, die Angaben zu den Orten so hast, wie du sie brauchst. Bei Hunderten von Orten wäre das eine Wahnsinnsarbeit und mir ist in erster Linie wichtig, den Ort eindeutig identifizieren zu können, um ihn auf heutigen Landkarten finden zu können. Und da möchte ich sicher gehen, den Ort nur einmal in meiner Datei zu haben, mit den mir wichtigen Angaben, die ich dann gegebenenfalls eigenständig ergänze.

Viele Grüße

Anne

-----Original-Nachricht-----

Moin,
Da wäre dann doch die Koordinaten die beste Möglichkeit. In den allermeisten Fällen sollte die doch gleich geblieben sein unabhängig vom Namen und anderweitiger Zuordnungen.

Gruß Christian

Anne_Schwarm:

mir ist in erster Linie wichtig, den Ort eindeutig identifizieren zu können, um ihn auf heutigen Landkarten finden zu können.

<< Da wäre dann doch die Koordinaten die beste Möglichkeit. >>

Man kann das Pferd doch nicht vom Schwanz her aufzäumen! Erst muß man, wie Anne schreibt, den Ort eindeutig identifizieren. Häufig nicht ganz einfach. Die Koordinaten kann man erst dann ermitteln, wenn man einen Ort, der auf ihnen liegt, sicher identifiziert hat!

Hinweis zu << wäre, sollte >>: „Die Koordinaten“ sind übrigens ein Plural, also << wären, sollten >>.

J.

Hallo Christian,

richtig, die Koordinaten bleiben die gleichen und ich trage sie möglichst ein, vor allem, wenn es sich um kleine Orte handelt, deren Namen häufiger vorkommt.

Viele Grüße

Anne

-----Original-Nachricht-----

Moin J., ( denn wenigstens ein Anrede sollte doch wohl drin sein, der Höflichkeit halber)

Dann hab ich das Thema ja wohl falsch verstanden. Es geht also nicht darum, wie trage ich ein Ort heute in mein Programm ein (heutiger Name, damaliger Name) um ihn morgen noch wiederzufinden? Es ging also nicht darum wie finde ich den Ort morgen, wenn so ein Potentat ihn in Wladigrad umbenennt? Es ging also nicht um die Frage, ändert ihr dann all eurer Einträge zu dem dann gültigen Namen, um
ihn auf der Landkarte wieder zu finden?

Aber egal so hab ich es verstanden und dazu wäre mein Vorschlag, Koordinaten mit speichern und dann findet man immer den Ort auf der Landkarte wieder egal ob er 1823 Pursemurkel hieß und morgen Wladigrad.

Gruß Christian

Hallo Anne,

Genau und dann kann man wie Jürgen ( und wie man es meiner Meinung nach auch machen sollte) die Orte historisch korrekt erfassen.
Aber es ist ein Aufwand insbesondere wenn man es aus Unwissenheit vorher nicht so gemacht hat oder Daten übernommen hat und fortführt die aber halt nicht so erfasst wurden.
Korrekt wäre Jürgens weg aber es kommt auch auf den eigenen Anspruch an.
Aber mit den Koordinaten finde ich den Ort immer auf irgendwelchen Karten wieder egal wie er genannt wird

Gruß Christian

Hallo Anne,

nach längerem Mitlesen möchte ich Dir auch noch antworten.

Ich nutze eine Ortsangabe mit drei Gliederungsebenen: Ort, Bundesland oder vergleichbare Gliederungsebene, Land. Dazu kommen die Koordinaten des Ortes für die Anzeige auf einer Karte.

Dabei nutze ich bei Orten in Deutschland immer die zum Zeitpunkt der Erfassung geltende Struktur: z.B. Rostock, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland. Egal, ob für ein Ereignis 1807 oder 2007.

Bei Orten in ehemalig deutschen Gebieten gebe ich als Ort zuerst den damaligen deutschen Namen an, in eckigen Klammern die heutige Schreibweise, als zweites die damalige Region (z.B. Ostpreußen), und abschließend aber das heutige Land: Memel [Klaipėda], Ostpreußen, Litauen.

Da ich in dem von mir genutzten Programm auch über die Ortshierarchie suchen kann, hat sich die Eingabe mit drei Gliederungsebenen als ganz praktisch erwiesen. Gut, für einige Friedhöfe habe ich noch eine vierte Ebene vor dem Ort eingefügt …

Mit Grüßen
Martin

Hallo Martin,

ja, so in der Art mache ich es auch. Bei (immer noch) deutschen Orten heutigen Namen, Landkreis, Bundesland, Staat, Zugehörigkeit (z.B. wenn ein Ortsteil zu einer anderen Gemeinde gehört, sonst Landkreis oder notfalls Bundesland), Koordinaten. Bei ehemals deutschen Orten den damaligen deutschen Namen, wenn möglich Landkreis , Provinz (z.B. Ostpreußen), Deutschland, heutigen Namen, und bei Zugehörigkeit kann ich dann nach Wunsch einfügen (z.B. bis 1945 Deutsches Reich, seit 1945 Polen oder auch niedrigere Verwaltungsebenen). In der Historie kann ich dann beliebig viel Text dazu unterbringen, z.B. Kirchspiel, heutige Verwaltungsebenen, Geschichte des Ortes usw. Eine Ortshierarchie, in der man suchen kann, besitzt mein Programm ebenfalls.

Ich denke, meine Frage ist damit abschließend erledigt. Vielen Dank an alle Kommentatoren!

Viele Grüße

Anne

-----Original-Nachricht-----