FN SCHULTZ, Groß Okup (heute Okup Wielki bei Lask)

Sehr geehrte Forschergemeinde
Hat sich schon mal jemand mit der deutschen Gemeinde in Groß Okup, Klein Okup und Fabrik Okup zwischen Lask und Zdunska Wola befasst?
Ich versuche die Familie meiner Frau mit FN Schultz zu erforschen. Bekannt ist der Adolf Schultz, geb. 1847 in Groß Okup und sein Vater Gottfried. Meine Hauptquelle war bisher Harry Gutknechts Aufzeichnungen in der Opitz Bibliothek.
Die Namen der 7 Kinder von Adolf Schultz habe ich o.g. Quelle entnommen, würde nur jetzt gerne mehr die offiziellen Quellen wie z.B. Kirchenbücher, Staatsarchive etc. nutzen, wenn möglich, um mehr in die Vergangenheit zu kommen. Laut Familienerzählungen, kamen sie ursprünglich aus Schwaben.
Da im Moment >>Szukaj w Archiwach](https://www.szukajwarchiwach.gov.pl<< wohl nicht funktioniert, versuche ich nun über diese Mail zu erfragen, was evtl. schon bei euch bekannt ist.
Bin gespannt auf eure Antworten!
Herzliche Grüße aus Stade
von Rolf (Melzow)

Hallo Rolf,

diese Orte waren in die evangelische Kirche von Łask eingepfarrt. Du findest die Kirchenbücher hier online:

Da kannst du auf alle Fälle fündig werden.
Für einen Teil der Kirchenbücher wurden durchsuchbare Indices erstellt. Die kannst du hier ansehen:

Bist du dir mit dem Geburtsjahr von Adolf Schultz sicher? Im Jahr 1847 kann ich keine Geburt von Adolf Schulz finden.

Wenn dir bekannt, schreibe hier mal auf wann, wo und wem Adolf Schultz geheiratet hat. Es ist am besten, wenn man sich Stück für Stück, Urkunde für Urkunde in die Vergangenheit arbeitet.

Viele Grüße
Kai

Kai
herzlichen Dank für die sehr wertvollen Hinweise, ich werde sie mal durchsuchen.
Adolf wurde auch August(?) genannt. Er soll verheiratet gewesen sein mit Karoliene Rösler. Eltern sollen Gottfried Schultz und Karoline Mikowski gewesen sein.

Schönen Dank für Deine Unterstützung.

Gruß Rolf

Hallo Rolf,

also August und Karoline haben im Jahr 1869 geheiratet (ev. KB Łask, Heirat Nr. 13/1869):

Zdunska Wóla am 19./31.08.1869
Bräutigam: August Schulz, ledig, Bauer, wohnhaft in Kolonie Okup Wielki, Sohn des Bauern in Okup Wielki Gottfried Schulz und dessen Ehefrau Karolina geb. Mikowski, geboren in Okup Wielki, evangelischer Konfession, 22 Jahre alt
Braut: Karolina Rösler, ledig, Tochter des Bauern in Okup Wielki Andreas Rösler und seiner Ehefrau Anna Sophia geb. Sigmunt, geboren in Okup Wielki, evangelischer Konfession, 18 Jahre alt, bei den Eltern wohnhaft

Die Taufe des August findet man dann auch im Jahr 1847 (ev. KB Łask, Geburt Nr. 32/1847):

Kind: August, *12./24.07.1847 in Kolonie Okup Wielki, ~13./25.07.1847 in Łask/Zduńska Wóla
Vater: Gottfryd Szulc, Zinsbauer in Kolonie Okup Wielki, 39 Jahre alt
Mutter: Karolina Mikowski, 39 Jahre alt

Die Heirat von Gottfried Schulz und Karolina Mikowski fand im Jahr 1828 im ev. Kirchspiel Stawiszyn statt. Dieser Jahrgang ist noch nicht online. Kann aber in einem Forschungszentrum der Mormonen eingesehen werden. Hier der ->Link.

Stawiszyn am 26.11.1828
Bräutigam: Jan Godfryd Szultz, ledig, wohnhaft in Holendry Zbierski in dieser Gemeinde, gebürtig von dort, Sohn von Martin und Maria Elisabeth geb. Busch, Eheleute Szultz, 20 Jahre alt
Braut: Karolina Mikowska, ledig, Tochter von Krysztof und Anna Marianna, Eheleute Mikowski, in Holendry Zbierski bei den Eltern lebend, 23 Jahre alt

Die ev. Gemeinde Stawiszyn hat Kirchenbücher geführt ab 1780 (Geburten ab 1780, Heiraten ab 1781, Sterbefälle ab 1795). Erhalten geblieben sind aber nur die Bücher ab 1809. Für die Zeit 1809 bis 1825 aber auch nicht vollständig.
Wenn der Johann Gottfried Schultz also wirklich in dieser Gemeinde geboren wurde, wird man seinen Geburtseintrag wahrscheinlich nicht finden. Aber vielleicht lässt sich durch etwas Umfeld-Forschung über die Geschwister noch mehr in Erfahrung bringen.

Ich denke der Start ist gemacht.

Viele Grüße
Kai

Kai,
herzlichen Dank für die vielen Informationen. Ich werde jetzt, Deinem Rat folgend, die anderen Geschwister raussuchen um einen Überblick zu bekommen.
Hast Du einen Rat, wie ich die umfangreichen polnischen Kirchbucheinträge übersetzen lassen kann? Gibt es evtl. dafür schon eine Software?
Herzliche Grüße
Rolf

Hallo Rolf,

mir ist keine Software bekannt, die die handgeschriebenen Urkunden sicher transkribieren kann. Den Schritt muss man selber schaffen. Zum Übersetzen gibt es dann natürlich einige Hilfsmittel (google Übersetzer, pons, DeepL…)

Auf der Seite der SGGEE gibt es nützliche Hilfen:

https://www.sggee.org/research/translation_aids.html#samplePol

Die Einträge in den Kirchenbüchern sind im Prinzip standardisiert. Es sind immer wieder die gleichen Phrasen und mit einiger Übung findet man dann schon die Stellen, wo die wichtigen Informationen stehen, die man braucht. Das braucht halt Zeit und Muße.

Wenn es an einer Stellen hakt, oder du dir bei einer Übersetzung unsicher bist, kannst du auch hier fragen.

Viele Grüße
Kai

Hallo Rolf,

auf der Seite der Mormonen www.familysearch.org wurde schon Vorarbeit geleistet. Von Johann Gottfried Schultz und Karoline Mikowska sind 5 Kinder im Stammbaum enhalten und 8 Kinder von August Schultz und Karoline Rösler. Die Registrierung bei familysearch ist kostenlos. Mein Legacy-Stammbaumprogramm ist direkt mit der Datenbank verbunden und so kann ich Daten hoch- oder herunterladen. Johann Gottfried Schultz findest Du hier: https://www.familysearch.org/tree/person/details/G674-MR6

Ich habe die Daten aus Kais Angaben ergänzt und die Vornamen eingedeutscht. Stawiszyn gehört zu meinem Hauptforschungsgebiet, deshalb mein besonderes Interesse. Dass die Jahre vor 1874 ins Netz gestellt werden, wird wohl weiterhin ein Traum bleiben. Die Kirchenbücher vor 1809, die sich lt. Eduard Kneifel vor dem Krieg im Archiv von Wladyslawow befanden, sind verschollen. Die Jahre 1874 - 1902 habe ich komplett erfasst, auch die online verfügbaren Jahrgänge des Filials Jozefów. Die Kirchenbucheinträge erfolgen mehr oder weniger nach einem bestimmten Schema, dazu gibt es Musterbeispiele, z. B. bei der SGGEE, allerdings in Englisch: https://www.sggee.org/deutsch/research_ger/translation_aids_ger.html

Ich helfe Dir auch gerne bei der Übersetzung. Schicke mir einfach den Link.

Grüße aus Solingen

Edelgard

Hallo Edelgard,
Hallo Kai
herzlichen Dank für eure Hinweise / Hilfe und das Angebot zur Unterstützung, ich komme gerne darauf zurück.
Noch versuche ich die Infos erstmal zu sortieren und mir einen Überblick zu verschaffen.
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag.
Liebe Grüße aus dem verregneten Stade.

sendet Euch Rolf

Sehr geehrter Herr Melzow,

(Zitat:) kamen sie ursprünglich aus Schwaben (Zitat Ende)

Das glaube ich nun ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich habe mich sehr intensiv mit deutschen Familiennamen auseinander gesetzt und kann daher sagen, dass Schu(t)z(e) ein typischer Name aus Nord-Ost-Deutschland ist. In Schwaben hingegen ist dieser Familienname so gut wie unbekannt. Auch Rösler ist in Schwaben selten. Insbesondere die Namesnverteilung von „Rösler“

Weist eindeutig in den Nordosten Deutschlands. Die vermutliche Herkunft der Familie ist die Uckermark oder die umliegenden Landkreise.

Meist ist dennoch an einem Familiengerücht irgend was dran, aber verfälscht. So hieß es in meiner Familie, die Familien käme aus Tirol, nach vielen Recherchen hat sich herausgestellt, dass ein Familienmitglied nach Tirol ausgewandert ist. Ähnlich könnte es bei Ihnen sein: möglicherweise ist ein Rösler-Familienmitglied nach Schwaben ausgewandert. Anders sieht es aus, sollte es sich um einen Schreibfehler handeln und der Name nicht „Rösler“ sondern „Rössler“ heißen. Aber das können nur Sie selbst ermitteln.

In Anbetracht der Tatsache, dass Ehepaare weit überwiegend aus der gleichen Gegend kommen halte ich aber die Uckermark oder Umgebung für realistisch als Herkunft der Familie Schul(t)z und Rösler.

Allzeit viel Forschererfolg wünscht nebst schönen Rest-Ostern

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Peren

Sehr geehrter Herr Peren
herzlichen Dank für Ihren Hinweis. Auch die Nachnamensuche deutet tatsächlich auf den Nordosten hin. Da Stawiszyn ja auch schon seit dem 13. Jahrhundert durch Deutsche bewohnt war, könnten die Vorfahren ja auch aus dieser Gegend gekommen sein.
Es bleibt also weiterhin spannend.
Herzliche Grüße aus Stade sendet Ihnen

Rolf Melzow

Sehr geehrter Herr Melzow,

So beim unmotivierten Lesen hier auf discourse habe ich zufällig etwas gelesen, was eventuell für Ihre Fragestellung nützlich sein könnte. Da war öfter von reformiert-augsburgerisch die Rede. Das bringt mich auf den Gedanken, dass es sich bei dem Familiengerücht „aus Schwaben“ vielleicht nicht um die Herkunft handelt, sondern um die Religion? Augsburg war ja lange evangelisch. Vielleicht als Abgrenzung zu anderen evangelischen Tendenzen (Calvinisten, Zwingli-aner etc.)? Nur so ein Gedanke als Ergänzung.

Allzeit viel Forschererfolg wünscht nebst einem schönen Abend

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Peren

Danke Herr Peren
ich werde mal schon, ob ich auf die Augsburger irgendwelche Hinweise finde. Bisher wurde sie immer nur als „evangelisch“ kategorisiert.
Herzliche Grüße
Rolf (Melzow)

Hallo Edelgard
Hast Du einen Überblick, ob es in Stawiszyn Anfang des 19.Jahrhunderts veschiedene evangelische Glaubensgemeinschaften gab, zu denen evtl. auch meine Schultzes gehört haben könnten?
Herzliche Grüße
Rolf

Hallo Rolf,

es gab nur eine evangelische Kirche. Die Ruine steht übrigens zum Verkauf, nachdem das Vorhaben, dort einen Konzertsaal oder eine Kunstgalerie einzurichten, gescheitert ist. Wie ich von Polen erfahren habe, wurden mittlerweile auch die Bänke entfernt und jetzt wachsen Bäume in Inneren. Der Verfall ist nicht mehr aufzuhalten.

https://www.youtube.com/watch?v=9S0m7cAelfI

Die im Kalischer Archiv vorhandenen Kirchenbücher findest Du hier:

https://www.szukajwarchiwach.gov.pl/de/zespol/-/zespol/95497

Unter Nr. 3 findest Du die Signaturen ab 1809, die leider nicht online sind. Ich wundere mich, warum die meisten Kirchenbücher aus der Gegend erst 1809 beginnen, obwohl die Orte bereits Ende des 18. Jhdts. gegründet wurden.

Das Schwabengerücht kenne ich auch. Wie mir erzählt wurde, benutzten die Polen das Wort „szwoben“ als Schimpfwort für die Deutschen und auch als Synonym für Kakerlaken. Offenbar waren die Einwanderer bei den Einheimischen nicht besonders beliebt. Zur Herkunft der Deutschen schreibt Albert Breyer in seiner Schrift „Deutsche Gaue in Mittelpolen“ folgendes:

http://www.upstreamvistula.org/Documents/ABreyer_DtGaue.pdf

In den Kirchenbüchern der evangelischen
Gemeinden Grodziec, Stawiszyn und Zagórów werden als Herkunftsorte der Ein-
wanderer vor allem Dörfer angegeben in der Umgebung von: Bentschen, Neuto-
mischl, Grätz, Wollstein, Tirschtiegel, Zduny, Wreschen, Pudewitz, Krotoschin,
Kirch-Boruj, Militsch, Heinzenburg, Parchwitz, Wohlau, Brieg sich befinden. Alle die-
se Orte liegen im Bereich der schlesischen Mundart, im südlichen Posen und dem
angrenzenden Niederschlesien

Am 25.11.1829 heiratete in Prazuchy Johann Traugott Rösler *1796 in Kirchplatz Boruj (Boruja Koscielna) die Witwe Anna Jassmann *1894. Vielleicht stammen auch Deine Röslers aus diesem Ort.

http://hauland.de/de-diejenige/

Viele Grüße

Edelgard

Hallo Edelgard,

das könnte damit zusammenhängen, dass die KB Einträge erst ab 1808 standesamtlichen Charakter hatten und es dementsprechend eine Erst- und Zweitschrift gab, die nicht am gleichen Ort gelagert wurde. Die Erstschrift im Pfarramt, die Zweitschrift beim Gericht. Bei den „normalen“ Kirchenbüchern gab es keine Zweitschriften und daher ist bei einem Verlust der Bücher nichts zu machen. Vielfach sind es nur die Zweitschriften, die heute noch existieren.

Viele Grüße
Kai

Hallo Edelgard
herzlichen Dank für Deine umfangreiche Antwort, die ich nun erstmal verarbeiten muß. Sicher werde ich mich dazu nochmal bei Dir melden. Per Zufall habe ich allerdings schon bei dem Link auf Szukajwarchiwach dies gefunden:
Screenshot Kirchenbuch_2023-04-14 122006
Hier tauchen die Augsburger auf. Was dies bedeutet, kann ich aber noch nicht einschätzen. Was hältst Du davon?
Herzlichen Gruß
Rolf

Hallo Rolf,

nahezu alle evangelischen Kirchen in Russisch-Polen gehörten zur evangelisch-augsburgischen Kirche:

Daneben gab es ein paar wenige evangelisch-reformierte Kirchen und in jüngerer Zeit kamen dann noch evangelische Sekten hinzu (z.B. Baptisten).

Viele Grüße
Kai

Hallo Kai,
herzlichen Dank für diese Klarstellung und die beigestellten Informationen. Nun werde ich mich da mal durcharbeiten und tauche dann gegebenenfalls mit neuen Gedanken/Fragen etc. wieder.

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende

Rolf

Hallo Rolf,

es handelt sich nicht um Einwanderer aus Augsburg, sondern der Name der polnischen Evangelisch-Augsburgischen Kirche geht zurück auf das Augsburger Bekenntnis, das Philipp Melanchthon 1530 für den Reichstag in Augsburg verfasste (Confessio Augustana).

https://www.ekd.de/Augsburger-Bekenntnis-Confessio-Augustana-13450.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelisch-Augsburgische_Kirche_in_Polen

Die Kirchenbücher des Filials Józefów, das vorher mit Stawiszyn zusammengefasst war, habe ich übrigens durch Zufall bei der Suche nach Chocz gefunden. Sie erscheinen dort unter "Józefów, Gemeinschaft Chocz. Eigentlich hätten Sie ja unter Stawiszyn einsortiert werden müssen.

https://www.szukajwarchiwach.gov.pl/de/wyszukiwarka

Die online verfügbaren Scans 1907 - 1913 habe ich komplett abgeschrieben. Meine Daten stelle ich bei familysearch und MyHeritage ins Netz. Wenn ich mit der Verkartung von Stawiszyn fertig bin -die Jahre 1874 - 1903 sind fertig - werde ich mir die katholischen Kirchenbücher von Chocz vornehmen, denn hier sind auch noch etliche Protestanten aus den umliegenden Dörfern eingetragen.

Liebe Grüße

Edelgard

Hallo Edelgard
herzlichen Dank für diese Informationen. Ich werde mich da mal durcharbeiten.
Hast Du denn bei den Verkartungen von Stawiszyn noch weitere FN SCHULTZ gefunden?

Herzliche Grüße
Rolf