FamilySearch CET: Nutzer-Stammbäume zum eigenständigen Forschen und Vernetzen

Originally published at: FamilySearch CET: Nutzer-Stammbäume zum eigenständigen Forschen und Vernetzen • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Der Weltbaum von FamilySearch bekommt Gesellschaft. Die Genealogie-Plattform bietet einen neuen Dienst zur Erprobung an: Nutzer-Stammbäume, die man eigenständig und im Team bearbeiten kann. Im Blog des Vereins für Computergenealogie (CompGen) haben wir bereits mehrfach über neue Funktionen im „Labor“ von FamilySearch berichtet – zuletzt etwa über die Volltextsuche mit KI. Nun ist eine weitere Funktion in die öffentliche Testphase gestartet, die das Potenzial hat, genealogisches Arbeiten bei FamilySearch grundlegend zu erweitern: CET – Controlled Edit Tree, was auf Deutsch am besten mit „FamilySearch Nutzer-Stammbäume“ beschrieben werden kann.

Was ist CET bei FamilySearch?

Im Gegensatz zum bisherigen zentralen Weltbaum, an dem alle Benutzer gemeinsam arbeiten, bietet CET nun die Möglichkeit, eigene Stammbäume anzulegen, die nicht sofort mit dem Weltbaum verschmolzen werden. Diese Funktion befindet sich derzeit in der Erprobungsphase, kann aber – nach Beantwortung einiger kurzer Fragen – von allen FamilySearch-Nutzern verwendet werden. Zu unterscheiden ist CET von der Sammlung von GEDCOM-Dateien, die es bereits seit langem unter dem Namen „Genealogien“ bei FamilySearch gibt. Das sind unbearbeitbare, aber durchsuchbare, Sicherheitskopien; ein Angebot ähnlich wie GEDBAS bei CompGen.

CET eignet sich besonders für Recherchen, bei denen zunächst einmal unabhängig gearbeitet werden soll – etwa beim Aufbau von Projektbäumen, bei der Forschung in bestimmten Regionen oder neuen Familienzweigen, oder einfach für die strukturierte Vorbereitung vor dem Einfügen in den großen Weltbaum. Man bestimmt selbst die Mitglieder, die die Daten bearbeiten dürfen. Der Start besteht darin, dass man eine GEDCOM-Datei hochlädt, die die Basis für den neuen Stammbaum bildet. Derzeit wird der GEDCOM-Standard 5.5.1 unterstützt, GEDCOM 7.0 ist in Planung. Die Arbeitsweise ähnelt danach ansonsten stark dem bisherigen Workflow von FamilySearch: man gibt manuell neue Personen ein – und FamilySearch schlägt passende historische Quellen vor.

Erste Erfahrungen: Adressbuchdaten werden lebendig

Ich habe CET mit einer eigenen GEDCOM-Datei ausprobiert. Die Datei enthielt Einträge aus einem Adressbuch mit Bezug zum Heimatort meiner Mutter – viele einzelne, zunächst unverbundene Personen. Wichtig ist dabei, dass die GEDCOM-Datei keine vertraulichen Informationen enthalten sollte, denn prinzipiell sind die enthaltenen Informationen für alle Mitglieder im Team sichtbar. Die Allgemeinheit sieht nur Angaben zu bereits verstorbenen Personen.

Danach beginnt die ganz normale Arbeit: Zu praktisch jedem Eintrag wurden passende Quellen gefunden, Geburts-, Heirats- oder Sterbedaten. Mit wenigen Klicks ließ sich so aus der losen Personensammlung ein wachsender Stammbaum aufbauen. Die Nutzerführung ist dabei angenehm vertraut, wenn man bereits mit dem Weltbaum gearbeitet hat. Da die Schnittstelle (API) von CET der des Weltbaums stark ähnelt, ist sogar der Zugriff über Desktop-Genealogieprogramme wie Legacy möglich – ein echter Vorteil für alle, die ihre Forschung dann wieder lokal weiterführen, visualisieren oder sichern möchten.

Bei der Verwaltung der Nutzer-Stammbäume gibt es natürlich einige neue Funktionen, wie das Menü in der Abbildung zeigt. Man kann die Ausgangsperson eines Nutzer-Stammbaums festlegen, was für die Anzeige der Verwandtschaftsbeziehungen wichtig ist, kann Mitglieder verwalten und die Datenschutzbedingungen einstellen.

Einordnung: Konkurrenz oder Ergänzung?

CET steht – so scheint es – irgendwo zwischen dem offenen, kollaborativen Weltbaum von FamilySearch und den privaten Stammbäumen auf Plattformen wie MyHeritage oder Ancestry. Die Funktionen zum kollaborativen Arbeiten sind vergleichbar mit dem Angebot, das der Verein für Computergenealogie seinen Mitgliedern in Kooperation mit GenOnline macht. Anders als bei den kostenpflichtigen Anbietern ist der Zugriff bei CET kostenlos. Die Nutzer-Stammbäume bieten die gleiche Eigenständigkeit und Kontrolle über die eigenen Daten, genau wie bei den kommerziellen Angeboten. Die Zuordnung von Quellen ist vergleichbar mit den Angeboten anderer Genealogie-Plattformen. Die Möglichkeit, die Daten später optional mit dem Weltbaum zu verschmelzen, ist ein signifikanter Vorteil. Was ich noch vermisst habe, ist die Funktion, die bei MyHeritage Smart Matches™ heißt. Bei FamilySearch nennt sich das „Forschungshilfen“, also Hinweise auf möglicherweise identische Personen in anderen Nutzer-Stammbäumen oder im Weltbaum. Das soll wohl noch kommen und würde das Angebot richtig rund machen.

MyHeritage hat als Weltbaum sein Angebot „Geni“, der aber um Größenordnungen kleiner ist als der FamilySearch-Weltbaum. Ancestry hat hier nichts Vergleichbares. Alle drei Genealogie-Plattformen haben unterschiedliche Quellenarchive, das unterscheidet sie. MyHeritage und Ancestry unterstützen im Gegensatz zu FamilySearch auch DNA-Genealogie. Aber in den übrigen Funktionen werden die Plattformen nun etwas ähnlicher. Aus meiner Sicht hat FamilySearch mit CET das in sich stimmigste Konzept, verknüpft mit dem Angebot der kostenlosen Nutzung.

Für wen ist das Angebot bereits jetzt spannend? Vor allem für Forschende, die

  • GEDCOM-Dateien sichten und mit Quellen anreichern wollen, ohne die Hoheit über die Daten zu verlieren,
  • mit anderen im Team an einem Online-Stammbaum arbeiten wollen,
  • nicht sofort öffentlich arbeiten möchten, sondern zuerst intern eine belastbare Struktur schaffen wollen.

Auch genealogische Vereine oder Projekte könnten also von CET profitieren, wenn sie regionale oder thematische Baum-Fragmente zusammentragen wollen.

Mit CET öffnet FamilySearch eine neue Tür. Wer strukturiert arbeiten möchte, unabhängig recherchieren oder einfach den Einstieg in FamilySearch finden will, sollte sich die neue Funktion genauer ansehen. Die ersten Erfahrungen sind vielversprechend. FamilySearch erschließt hier das Potenzial zahlreicher neuer Stammbäume als Quelle für unsere Familien- und Ahnenforschung – zusätzlich zum Weltbaum.

5 „Gefällt mir“

Nachdem hier keine Diskussion aufkommen wollte, habe ich es noch bei Facebook versucht:
Redirecting...?

Und da gab es zumindest etwas Diskussion. Vielleicht hätte ich hier etwas anmoderieren müssen :slight_smile:

  • Wer von Euch hat CET schon ausprobiert?
  • Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Was fehlt noch an Funktionalität?
  • Könntet ihr Euch vorstellen das in der Familie oder im Verein zu nutzen?
  • Wer hat nun vor Ancestry oder MyHeritage zu kündigen und zukünftig stattdessen FamilySearch zu nutzen?
  • Oder ist das Fehlen einer Unterstützung von DNA-Genealogie so gravierend, dass das neue Angebot keine Chance hat?

Klingt mir kompliziert. Da ich bisher schwer mit FS klargekommen bin warte ich auf einen online Workshop.
In FS sind für meinen Stammbaum passende Personen, mit gravierend falschen Daten. Mir ist nie gelungen hier was zu verbessern.
Gruß Mathias (Sendelbach)

OK, die neue Funktion ist sehr ähnlich wie der Weltbaum zu bedienen. Aber wenn das für dich problematisch war, dann hat sich nun nichts geändert. Ich verstehe Dich also. Vielleicht sollten wir uns mal überlegen, wie wir einen Grundkurs für FamilySearch auf die Reihe bekommen. Mit einem Schwerpunkt wie man Fehler im Weltbaum erkennt und dann reparieren kann.

2 „Gefällt mir“

Guten Tag,

ich habe letzte Woche versucht mich für die Erprobunsphase anzumelden,
aber noch keine Antwort bekommen.
Ich würde gerne verschiede Zweige meiner Forschung hochladen um diese
dann mit Angehörigen der verschiedenen Zweige zu teilen.

Herzliche Grüße
Georg (Schmetz)

Mir geht es ebenso. Auch ich habe nach über einer Woche noch keine Rückmeldung.

Viele Grüße
Peter (Schulz)

Bei mir hatte es etwa eine Woche gedauert bis das ok kam.

Wäre echt Klasse.
Gruß Mathias (Sendelbach)

Hallo Hermann,

ich hatte da letztes Jahr nach dem Genealogentag schon etwas herumgespielt, da lief das unter beta.familysearch. …, da dort eine ältere Version des Familienstammbaus verknüpft war auf der Beta-Seite, konnte ich zwar sehen wie das wäre wenn, aber war ja dann nicht nutzbar.
Ich werde Richtung Herbst/Winter damit mal wieder etwas rumprobieren, momentan leider keine Zeit.
Spannend wird ja dann was FS dieses Jahr beim Genealogentag dazu erzählt.
Das Problem bei FS ist halt, in Gebieten ohne indexierte Daten für Normalnutzer ist es halt etwas mühsam, ich bekomme ja keine Quellen angezeigt. Hier in BaWue mit den ganzen indexierten FS Daten ist es natürlich super.

VG
Steffi