Zur Geschichte des Dorfes Bürgerwalde

Hallo Listenmitglieder,

nach folgend aus: Unsere ermländische Heimat -
Monatsbeilage der Ermländischen Zeitung,
1936, 29. Januar, Nr. 1, Seiten 3-4.

Zur Geschichte des Dorfes Bürgerwalde.
Zwischen hügelige Aecker und Wiesen und Wälder hinge-
streut, liegt das Dörfchen Bürgerwalde im äußersten Zipfel
des Kreises Braunsberg, der heute praktisch schon zum
Heilsberger Dreieck gehört.
Die Gründung des Dorfes geht ins 14. Jahrhundert zurück.
I. J. 1346 verlieh Bischof Hermann von Prag der Stadt
Wormditt den sog. Bogenwald, und in ihm setzte der Magi-
strat noch im selben Jahrhundert siedlungswillige Bürger an,
die der Stadt zur Zinszahlung und zu Scharwerksdiensten
verpflichtet waren. Diesem Stadtdorf Bürgerwalde verlieh
Bischof Franz KUHSCHMALZ i. J. 1428 15 reichlich vermessene
Hufen der ehemaligen Ortschaft Schönheide, wofür jährlich für
die Hufe eine halbe Mark Zins gezahlt und ein Viertel Holz
geschlagen und aufgesetzt werden sollte. Das kleine Gericht
sollte der Dorfschulze, das große die Stadt Wormditt ausüben.
1788 waren 10 Bauern in Bürgerwalde ansässig, die je 2 Taler,
7 Gärtner, die je 36 Groschen, und 13 Instleute, die je 18 Gro-
schen an die städtische Kämmereikasse entrichteten. Mit der
Aufhebung der Erbuntertänigkeit (1808) wurde Bürgerwalde ein
freies Dorf, aber die besitzrechtlichen Auseinandersitzungen
führten zu langwierigen Prozessen der Bauern mit der Stadt,
die sich bis in Mitte des 19. Jahrhunderts fortschleppten.
Das Rathaus mitten im Dorfe, noch heute als ältestes,
ansehnliches Gebäude erhalten, „diente in seinen unteren
Räumen dem Rat zur Abhaltung von Terminen und
Gerichtstagen, beherbergte in dem oberen Saal die ehren-
werten Stadtväter, wenn sie in den umliegenden städtischen
Forsten zu Bartholomäi dem edlen Weidwerk nachgingen;
ein guter Trunk aus zinnernen Humpen löschte den Durst der
Hubertusjünger, und bei den Weisen der Stadtmusik drehte
sich die muntere Gesellschaft mit ihren Damen im Tanz.“
(F. Buchholz, Bilder aus Wormditts Vergangenheit. 2. Aufl. S. 6.)
Heute ist die Gemeinde 33 Hufen groß und zählt rund 300
Einwohner, während es 1903 schon 410 waren. Dabei ist eine
nennenswerte Abwanderung nach den Industriegebieten hier
zu keiner Zeit erfolgt.
Die neben der Schule stehende Kapelle ist im Jahre 1903
erbaut, weil die frühere vollständig baufällig geworden war.
Regelmäßige Gottesdienste werden in ihr jedoch nicht abge-
halten. Zu erwähnen ist, daß in die nordöstliche Ecke des
Fundaments in einer Flasche eine Urkunde eingemauert ist,
die kommenden Geschlechtern einmal über die damals
herrschenden Verhältnisse Aufschluß geben soll.
Von Interesse dürften die Schulverhältnisse sein. Bereits
im Jahre 1840 wurde in Bürgerwalde das erste Schulhaus
erbaut, das wegen seine Unzulänglichkeiten und Unzweck-
mäßigkeit schon im Jahre 1858 niedergerissen und durch
ein neues ersetzt wurde. Man verfuhr damals also auffallend
großzügig im Verhältnis zur sonstigen Sparsamkeit. Das 1858
erbaute Schulhaus ist heute noch im Gebrauch, wird aber,
weil es den neuen Anforderungen nicht mehr genügt, im
kommenden Jahre umgebaut und erheblich erweitert werden.
Der erste „Lehrer“, dessen Namen in den Chroniken verzeichnet
ist, war ein gewisser POSCHMANN. Er war interimistisch ange-
stellt und unterrichtete im Rathause. Der zweite „Schulmeister“
soll wieder ein POSCHMANN gewesen sein, im Hauptberuf ein
Schuhmacher. Dieser gab den Unterricht in seiner eigenen
Wohnung, einem Eigenkätnergrundstück, das heute noch im
Dorfe steht. Als dritter Lehrer fungierte ein pensionierter
Gendarm, der gleichfalls POSCHMANN hieß und von 1816-1833
im Hause seines Vorgängers unterrichtete. Ihm folgte der Eigen-
kätner August WOYWOD , der vom 1. Oktober 1833 bis 1. Januar
1847 unterrichtete. Von diesem Tage ab amtierte in Bürgerwalde
der erste seminaristisch vorgebildete Lehrer, der am 1. Juli 1852
noch einmal von seinem Vorgänger abgelöst wurde. Erst vom
1. April 1854 ab hat die Schule ständig Lehrer gehabt, die aus
dem Braunsberger Seminar hervorgegangen waren.
Im Weltkrieg kam Bürgerwalde recht glimpflich weg, obwohl
am 30. August 1914 etwa 5000 Mann russische Kavallerie,
3 Batterien Artillerie und einige Maschinengewehr-Abteilungen
durch das Dorf auf Guttstadt zu zogen. Menschenleben wurden
dabei keine vernichtet, ebenso blieben die Bauernhöfe ver-
schont. Lediglich mehrere Pferde, etwa 100 Scheffel Hafer und
eine Menge Nahrungsmittel wurden von den Russen entführt.
Auf dem 2 Tage später erfolgten Rückzug sprengten sie die
Drewenzbrücke.
Mit viel Vergnügen – damals haben sie, wie sie selbst
sagen, bestimmt nicht gelacht – erzählen die Dorfbewohner
heute ein Vorkommnis, durch das sie am 29. August 1914
Gewißheit über den Anmarsch russischer Kavallerie erhielten:
Es ist ein Sonnabend. Die Aeltesten der Gemeinde sitzen vor
dem Dorfkrug und lassen sich das abzuschätzende Vieh vor-
führen. Es geht dabei so recht gemütlich zu, bis ein Bote mit
der Nachricht ankommt, die Russen seien in dem 2 Kilometer
entfernten Frauendorf. Man lacht ihn aus und meint: „Es
werden Oesterreicher sein, die uns zur Hilfe kommen sollen.“
Ein damals noch junger Mann setzt sich auf seine Rosinante
und reitet als Kundschafter nach Frauendorf zu. Etwa auf
halbem Wege sieht er auf der Heilsberger Chaussee eine
Reiterpatrouille und erkennt, daß es nicht deutsche Truppen
sind. Als nun einer der Reiter in flottem Sprung über den
Graben setzt und auf ihn zuhält, nimmt er natürlich Reißaus.
Infolge seines großen Vorsprunges erreicht er das Dörfchen
auch glücklich. Aber wie? Roß und Reiter sind ausgepumpt
und die Mütze, die vordem so keck und kühn auf den Ohren
saß, ist „auf der Strecke“ geblieben. Im Dorf angekommen,
läßt der Kundschafter sein Rößlein frei und flüchtet eilends
ins Haus. Den Dörflern aber ist nach diesem Ereignis recht
bange zumute. Wissen sie doch nicht, was ihnen die
nächsten Stunden bringen werden.
Doch hat das Dorf Bürgerwalde unter dem Russendurchgang
nicht schwer gelitten. Erhebliche materielle Opfer mußten
aber gebracht werden, als das Dorf von größeren Abteilungen
deutscher Truppen besetzt war; aber jeder brachte diese Opfer
gern. Ging es doch um die Scholle, um das Leben von Heimat
und Vaterland. Mit Freude und stolzer Genugtuung liest man
in den Chroniken, in wie vorbildlicher Weise sich die Dorfin-
sassen gegenseitig bei der Beackerung und Ernte unterstützten,
als die wehrfähigen Männer und die besten Pferde unter den
Waffen standen und diese wertvollsten Arbeitskräfte auf Schritt
und Tritt vermißt wurden. Da zeigte sich hier der echte, deutsche
Bauerngeist, der nicht wimmert und jammert, sondern ent-
schlossen und hilfsbereit zupackt, wenn es um das Vätererbe
geht.
Bruno LAWS .

Ende der Übertragung.
Ich habe den Text geringfügig geändert.

MfG
Andreas (Meininger)

Guten Morgen an die Liste,

mein Bame ist Stefanie Hylla aus Dresden, und ich bin auf der Suche nach
meiner Familie auf der mütterlichen Seite. Meine Oma war eine von 10
Kindern des Ehepaares August Broszeit *5.8.1872 und Maria geb. Ukat
*8.8.1883 aus Panzerlauken bei Labiau. Dort hatten sie auf jeden Fall
ihren Bauernhof und ihre Kinder, ob sie aus der Gegend kamen, weiß niemand.

Die Kinder waren:

Berta (verh. Barsuhn) 1905-1978
Gustav Broszeit, 1906-1980
Emma (verh. Dannat, lebte in Berlin) 1907-1986
Marta Broszeit (jung und unverheiratet noch in Ostpreußen verstorben)
1910-1932
Meta Broszeit (unverheiratet, lebte in Zwickau), 1912-2002
Charlotte (verh. Piel, lebte in Berlin-Buchholz) 1914-2003
Fritz Broszeit 1916-1988
Ernst Broszeit 1918-1985
Frieda (verh. Aulehla, lebte in Berlin-Buchholz) 1920-2006
Gertrud (verh. Fritsche, lebte in Altenburg, später Annahütte,
Brandenburg) 1923-2013

Zwischen 1945 und 1948 sind sie aus Ostpreußen weg und haben sich in
Deutschland verteilt, viele im Osten (Brandenburg, Thüringen, MeckPomm),
die Brüder teils in Dortmund. Gertrud war die Mutter meiner Mutter und
wollte nie über die Vergangenheit sprechen.

Ich habe die Sterbeurkunde von Maria Ukat Broszeit bestellt, noch nicht
erhalten. Meine Forschung kommt nicht über August und Maria hinaus.
Leider gibt es unglaublich viele August Broszeits in allen Schreibweisen
des Nachnamens. Selbst die Geschwister meiner Oma schrieben sich selbst
teilweise Brosseit oder Broßeit.

Hat irgendjemand den richtigen August Broszeit oder Maria Ukat jemals in
seiner Forschung angetroffen? Ich bin auch über Hinweise zu allen
anderen Broszeits/Broscheits/Broszats dankbar, weil ich über alle
Stammbäume zeichne in der Hoffnung, dabei auf Querverbindungen zu uns zu
stoßen.

Vielen Dank im Voraus!

Stefanie Hylla

Hallo Stefanie,

ich forsche ebenfalls im Kreis Labiau und der angrenzenden Elchniederung.

Wenn es um zeitlich weiter zurückliegende Daten zu dem FN Broszeit geht,
schau wg der ähnlichen Schreibweise doch mal auf der website zu
Preussisch-Litauen von Herrn Dr. Withold Peuster.

Seine Ahnin /Maryke Bruiszate/ stammt aus Elbings-Kolonie (angrenzend an
den Kreis Labiau)

(Bruiszate ist die weibl. Endung zu Bruiszat )

Viel Erfolg und lb.Gruß, Helli

Hallo an die Liste,

ich habe inzwischen die Sterbeurkunde meiner Uroma Maria Ukat bekommen.
Da sie 1970 gestorben ist, habe ich eine Urkunde ohne Informationen über
ihre Eltern, das wurde um die Zeit schon nicht mehr gemacht. Dafür weiß
ich ihren Geburtsort jetzt, und zwar Szargillen im Kreis Labiau. Damit
auch nicht so weit weg von Panzerlauken, wo sie ihre Kinder großzog.

Falls also jemand zufällig irgendwo im Stammbaum den Namen Ukat aus
Szargillen oder überhaupt dem Kreis Labiau hät, wäre ich sehr am
Austausch interessiert :).

im VFFOW bin ich neuerdings auch unterwegs und habe keine neuen
Informationen darüber. Und vom Urgroßvater, der 1948 starb, habe ich die
Sterbeurkunde aus Eisenach auch bestellt. Ob in dem Jahr wohl noch
Eltern mit eingetragen wurden?

Viele Grüße

Stefanie Hylla (die übrigens auch auf der Hylla-Seite in Oberschlesien
nicht weiter kommt als bis "wahrscheinlich aus dem Raum Oppeln")