"Ziehscheine" auf ostpreußischen Gütern

Liebe Mitleser -

ich habe für meine Chronik der Begüterung Worienen ganz überraschend
noch einen Bericht aus Schweden zugesandt bekommen, in dem die
Nachfahrin eines Verwalters, die als Kind mit ihrer Familie in Worienen
lebte, ihrere Erinnerungen beschreibt.

U.a. schreibt sie:

Auf den meisten Gütern wurde wenig gewechselt, manche Familien blieben
mehrere Generationen auf der gleichen Stelle. Wenn am 11.11.
„Ziehscheine“ verlangt oder gegeben wurden, sprach man nicht sehr
wohlwollend von dem Arbeitgeber.

Kann mir jemand erklären, was es mit diesen 'Ziehscheinen' auf sich hat?
Ich kenne den Begriff gar nicht. Ich finde nur dies im Zusammenhang mit
der Seefahrt:

Wir bekommen unsere Heuer in deutschem Geld. Die Verheirateten stellen
einen "Ziehschein" aus, dann bekommen die Frauen den größten Teil der
Heuer ausgezahlt.

Gruß von Irmi

Hallo Irmi,

doch den Begriff gab es in der ostpreußischn Gutswirtschaft. Der "Ziehschein" ist der Entlassungsschein der Dienstleute. (s.a. Riemann, Erhard et al., 'Preußisches Wörterbuch', Bd. VI, Spalte 885). Siehe in derselben Spalte auch 'Ziehtag' = Tag des Stellenwechsels für Dienstleute. In Band 3, Spalte 1131 befindet sich eine Karte, aus der man den Tag des Stellenwechsels der Landarbeiter in den verschiedenen Gegenden Ostpreußens um 1920 entnehmen kann.

Gruß

Rolf-Peter