Zenodo: Schatztruhe für Forschungsarbeiten und -Daten

Originally published at: Zenodo: Schatztruhe für Forschungsarbeiten und -Daten • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Immer wieder wird die Redaktion des Magazins COMPUTERGENEALOGIE angefragt wegen einer Veröffentlichung von Forschungsarbeiten aus der Familien- und Ahnenforschung. Viele unaufgefordert eingesandte Berichte müssen oft schon wegen des Umfangs abgelehnt werden. Deshalb will ich an dieser Stelle noch einmal auf eine Möglichkeit zur Speicherung solcher Arbeiten hingewiesen, die unser Vorstandsmitglied Katrin Moeller hier im CompGen-Blog ausführlich beschrieben hat: Das Projekt Zenodo, der Online-Speicherdienst für OpenAccess-Publikationen, wissenschaftliche Arbeiten, Daten, Software, Videos usw., ist eine wahre Schatztruhe für Forschungsarbeiten und -Daten, die mehr bekannt gemacht werden soll!

Eigener Bereich für (Computer-)Genealogen

Bei Zenodo steht für Genealogen ein eigener Bereich des Vereins für Computergenealogie (CompGen) zur Verfügung, in dem Publikationen und Daten hochgeladen werden können. Die erste Veröffentlichung war von Jesper Zedlitz über „Gedbas4all – neues Datenmodell für die Genealogie“. Dieser Beitrag erschien auch bereits in der Zeitschrift COMPUTERGENEALOGIE 4/2009 (Seiten 15–18) und ist ebenfalls im GenWiki veröffentlicht. Bei Zenodo ist der Artikel nun dauerhaft gespeichert und zitierfähig mit dem unveränderlichen Link: https://doi.org/10.5281/zenodo.33958.

Eine weitere Arbeit von Jesper Zedlitz betrifft die Zivilopfer des Zweiten Weltkriegs in Kiel, zu denen er die mit dem DatenEingabeSystem DES erfassten Namen, Geburts- und Sterbedaten, Berufe und Wohnorte der Kriegstoten in einer CSV-Datei zur weiteren Nutzung unter der Lizenz CC BY-SA 4.0 (Namensnennung, Bearbeitung und Weitergabe mit gleicher Lizenz) freigibt. Die Daten wurden mehr als 2.000mal angeschaut und heruntergeladen. Das Interesse an den ebenfalls von Jesper Zedlitz zur Verfügung gestellten 1,3 Millionen Forscherkontakt-Daten der DAGV-Aktion war sogar doppelt so groß.

Jesper Zedlitz präsentierte zusammen mit der früheren CompGen-Vorsitzenden Marie-Luise Carl ein zweiseitiges englischsprachiges Poster über das Crowdsourcing-Projekt zur Indexierung der Verlustlisten des Ersten Weltkriegs, das auf der Konferenz „Unlocking Sources – The First World War online & Europeana Conference”, in Berlin am 30./31. Januar 2014 vorgestellt wurde.

Im Jahr 2024 hat Hermann Hartenthaler den Scan seiner Veröffentlichung zur Künstliche Intelligenz in der Genealogie: Wie könnte KI die Genealogie verändern?  aus der Zeitschrift COMPUTERGENEALOGIE 1/2024 bei Zenodo dauerhaft und zitierfähig hinterlegt.

Ulrich Demlehner, Mitglied bei Compgen, hat 2024 zwei bisher unveröffentlichte Arbeiten zur Haus- und Hofforschung im Landgericht Griesbach und zu den Briefprotokollen des Landgerichts Griesbach (1604–1626) – beide mit digitalen Anhängen – publiziert, die zur automatisierten Weiterverarbeitung mit IT-System einladen. Die erste Arbeit ist eine Ergänzung des entsprechenden Bandes des Historischen Atlas Bayern mit Beschreibung der Güter und deren Besitzern, von denen die Daten im Softwarepaket Gramps zugänglich gemacht werden. Die Briefprotokolle werden im Original in sehr konzentrierter und strukturierter Zusammenfassungen (Regesten) veröffentlicht. Auch sie eignen sich zur automatisierten Weiterverarbeitung mit IT-Systemen.

Kostenlose und dauerhafte Speicherung und Nutzung

Einer der fleißigsten Autoren bei Zenodo (nicht im CompGen-Bereich) ist Martin Munke von der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) mit 21 Präsentationen und Postern, u.a. zu den Themen Citizen Science, Regionalgeschichte, Kartenforum und – in Zusammenarbeit mit CompGen – dem Dresdner Totengedenkbuch 1914–1918, dessen Daten mit dem DatenEingabeSystem DES indexiert wurde. Das Projekt wurde mehrfach im CompGen-Blog besprochen.

Mareike Koenig, heute stellvertretende Direktorin des Deutschen Historischen Instituts Paris, hat ihre Auswertung des Adressbuch der Deutschen in Paris von 1854 mit 4.772 deutschen Kaufleuten, Unternehmern, Handwerkern und anderen Selbständigen auf Zenodo zum Herunterladen der Daten und auf einer eigenen Webseite (mit interaktiver Karte) veröffentlicht.

Bei der Suche nach weiteren Autoren mit dem Suchwort „Ahnenforschung“ tauchte der Berufsgenealoge Tobias Mayer mit der Arbeit „Primärquellen für die litauendeutsche Ahnenforschung 18./19. Jahrhundert“ auf, eine deutsche Übersetzung des englischsprachiges Artikels bei der International Association of Germans from Lithuania (IAGL). Suchworte wie Genealogie, Genealogy oder Ancestry lieferten auch zahlreiche Arbeiten aus der Biologie und anderen Wissenschaftsbereichen.

Leider „verschwinden“ genealogische Forschungsarbeiten in klassischen Zeitschriften meist in Bibliotheken, sind dann oft unzugänglich oder schwer wiederzufinden. Für Daten und Programme ist da kein Platz. Das Projekt Zenodo ist ein von OpenAire und vom CERN betreuter Speicherdienst, der von der EU finanziert wird. Es ist ein offenes, zuverlässiges Zuhause für die Wissenschaft, das es Forschenden ermöglicht, alle ihre Ergebnisse zu teilen und zu bewahren.
Wie man seine wissenschaftlich fundierte genealogische Arbeit bei Zenodo abspeichert, dazu erteilt die CompGen-Geschäftsstelle gern Auskunft.

Vielleicht darf ich die CompGen-Perspektive von Herrn Junkers mit der Perspektive des Autors ergänzen.

Warum habe ich die beiden zitierten Arbeiten auf Zenodo veröffentlicht und nicht in einer Zeitschrift oder auf einer CompGen-Seite? Zenodo bietet die einzigartige Möglichkeit, Texte zusammen mit umfangreichen Datensätzen zu veröffentlichen und so im Sinne des Open Science Konzepts anderen für ihre eigenen Arbeiten zur Verfügung zu stellen. Natürlich können das prinzipiell auch CompGen-Angebote wie GEDBAS, allerdings nur, wenn die Daten in das unterstützte GEDCOM-Format passen. Wenn das nicht der Fall ist wie bei mir (oder wenn man aus irgendwelchen Gründen neue Wege gehen will), dann ist aus meiner Sicht die CompGen-Community auf Zenodo die ideale Lösung.

CompGen hat mit der Einrichtung der Community auf Zenodo einen großartigen und soweit ich sehe auch neuartigen Weg eröffnet, die technisch unvermeidbare Limitierung seines Angebots für ganz neue Möglichkeiten des Datenaustausches zu öffnen. Das ist aus meiner Sicht „Open Citizen Science at its best“ – vielen Dank dafür von einem Autor und CompGen-Mitglied!

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