Wilhelm CANARIS (1887-1945), Briefe - Dokumente v. Obermaschinistenmaats Adolf BENGTS (* 1887) vom Kleinen Kreuzer Dresden, Kapitän Fritz Emil LÜDECKE

Hallo Listenmitglieder,

auf der 20. Antiquaria (war v. 26.01.-28.01.2006 in
Ludwigsburg/B.-W.) wurden u. a. 2 Briefe von CANARIS
und ein Konvolut mit pers�nlichen Dokumenten
des Obermaschinistenmaats Adolf BENGTS vom
Kleinen Kreuzer "Dresden" angeboten.

Text aus dem Katalog zur 20. Antiquaria,
Antiquariat Christian Strobel (s. u.), Seite 102:
http://www.antiquaria-ludwigsburg.de

CANARIS, Wilhelm, Milit�r, Chef der Abwehr unter HITLER
(1887-1945). 2 eigenh�ndige Briefe mit eigenh�ndiger Unterschrift.
St. Thomas, 30. und 31.VII.1914. 8�. 8 S. Mit eigenh�ndigem
Umschlag.
2.950,-

Liebesbriefe des sp�teren Admirals und Abwehrchefs am Vorabend
des Ersten Weltkriegs. CANARIS stand seit 1905 im Dienst der kaiserlichen
Marine und war 1914 als Oberleutnant zur See und Adjutant des Kapit�ns auf
dem kleinen Kreuzer "Dresden" in den Gew�ssern vor Mexiko stationiert. Ende
Juli sollte die "Dresden" die Heimreise nach Deutschland antreten. - CANARIS
schreibt an seine Freundin Edith HILL in M�nchen: "Liebste Edie! Heute Abend
kamen wir hier an. Ich fand Deine beiden Briefe vom 30. VI. und 3. VII. vor.
Du glaubst nicht, wie schwer Du mich getroffen hast. Nie h�tte ich geglaubt,
da� Du mir so schreiben w�rdest [...] Nun soll alles zu Ende sein! Du sagst,
wir wollen aufh�ren, einander zu lieben. Als Grund daf�r f�hrst Du Bedenken
an, die jeder andere Mensch f�r geringf�gig halten mu�. Der
Nationalit�tenunterschied kann Dich nicht alleine dazu veranlasst haben. Du
musst noch andere schwerwiegendere Gr�nde haben, die Du mir noch
verschweigst [...] Heute erhielten wir Befehl zur Heimreise �ber Horta. Am
15. August werden wir in Kiel sein, falls keine Verschlimmerung der Lage
eintritt. Trotzdem Du mich so schwer getroffen hast, liebe ich Dich
unvermindert, Edith. La� mich nicht verzweifeln! Es ist nicht zu ertragen.
Dein Wilhelm."
Wegen Problemen beim Kohlebunkern konnte die "Dresden" nicht
wie vorgesehen noch am 30. Juli auslaufen, sondern mu�te einen weiteren Tag
vor St. Thomas liegen. CANARIS n�tzte die Zeit f�r einen zweiten Brief mit
�hnlichem Inhalt: "Ich habe die Nacht wieder �ber alles nachgedacht. Wie ist
es m�glich, da� pl�tzlich dieser Wandel vor sich gegangen ist? [...] Mit
tiefem Schmerz aber mit unver�nderter Liebe denke ich an Dich. Immer werde
ich nur an Dein Gl�ck denken und meine Person dem unterordnen. Dein
Wilhelm."
Beide Briefe wurden im selben Umschlag vor dem Auslaufen
aufgegeben, erreichten die Adressatin aber vermutlich nicht: Edith HILL war
laut handschriftlicher Adress�nderung nach Lausanne gereist, der Brief wurde
vom �berwachungsoffizier "unter Kriegsrecht" am 3. IX. 1914 ge�ffnet und
schlie�lich gestempelt "Zur�ck an den Absender".
- Die "Dresden" f�hrte mittlerweile Kreuzerkrieg in den Gew�ssern vor
S�damerika, nahm an den Seeschlachten vor Coronel und den Falklandinseln
teil und wurde schlie�lich als letztes Schiff des deutschen Verbandes vor
der chilenischen K�ste gestellt und am 14. M�rz 1915 von den Briten
versenkt.
Die �berlebende Besatzung wurde auf der chilenischen Insel Quiriquina
interniert,
CANARIS gelang noch 1915 unter abenteuerlichen Umst�nden die Flucht nach
Deutschland. Bereits w�hrend des Ersten Weltkrieges geheimdienstlich t�tig,
stieg CANARIS im "Dritten Reich" zum Chef der milit�rischen Abwehr auf.
Wegen seiner Verbindungen zum Widerstand im Februar 1944 entmachtet, wurde
er im April 1945 auf Befehl HITLERs im KZ Flossenb�rg hingerichtet. -

Faszinierendes Dokument, beleuchtet eine bislang unbekannte Facette im Leben
des legendenumwobenen Admirals. Ausgezeichnet erhalten, lediglich der
Umschlag leicht besch�digt. - Mit erg�nzendem Material als Beilagen: Ein
eigenh�ndiger Brief (4 S.) von CANARIS' Mutter an ihren Sohn mit der
Reaktion auf dessen Gefangennahme, datiert D�sseldorf 23. IV. 1915 (mit 3
eigenh�ndigen Umschl�gen und einem kleinen Familienphoto). Weiter ein
eigenh�ndiger Brief (2 1/2 S.) von Else L�DECKE, Frau des Kapit�ns der
Dresden Fritz Emil L�DECKE, an CANARIS mit Dank, "da� Sie meinem Mann so
geholfen haben u. noch helfen", datiert 19. V. 1915, eine freundschaftliche
Erinnerungskarte von Teniente R. V. STONE f�r CANARIS, datiert Isla
Quiriquina, 26. III. 1915 sowie ein weiterer an CANARIS gerichteter
Briefumschlag aus Amsterdam.

Kreuzer Dresden - Konvolut mit pers�nlichen Dokumenten des
Obermaschinistenmaats Adolf BENGTS vom Kleinen Kreuzer
"Dresden". 1907-22. Zusammen 14 Schriftst�cke, eine gedruckte
Brosch�re und eine gro�formatige Photographie. 300,-

BENGTS (geboren 1887 in Pries, Eckernf�rde) geh�rte zu den
altgedienten Unteroffizieren (seit 1909) der am 14. M�rz 1915 vor der
chilenischen K�ste versenkten "Dresden". Die Besatzung wurde bis 1919 auf
der chilenischen Insel Quiriquina interniert. Wie viele seiner Kameraden
blieb auch BENGTS nach Kriegsende in Chile und heiratete 1922 eine
Deutsch-Chilenin (Kirchenbuch- Auszug enthalten). - Vorhanden sind das
Arbeitszeugnis BENGTS als Kupferschmied (1907), sein Milit�rpa� mit allen
Eintragungen, der vorl�ufige Entlassungschein (unterzeichnet von Kapit�n
L�DECKE) und verschiedene F�hrungs- und Entlassungszeugnisse zum Abschied
aus dem Milit�rdienst (eines unterschrieben von Kapit�nleutnant WIEBLITZ von
der "Dresden"), das Besitzzeugnis f�r das EK II sowie ein Reisepa� des
Generalkonsulats in Buenos Aires f�r die R�ckreise nach Chile. Weiter
enthalten BENGTS' Exemplar der gedruckten Brosch�re (6 S.) zum
"Familien-Abend ,Das Deutsche Lied'" unter Mitwirkung des S�ngerchores der
"Dresden" 1916 in Concepcion und eine sch�ne Photographie des
"Unteroffiziergesangvereins S.M.S. Dresden. Isla Quiriquina" (r�ckseitig mit
dem Stempel des Lagerphotographen Otto BITTER). - Die Photographie etwas
knitterig und mit geringen Randsch�den, sonst kaum Gebrauchsspuren. Sch�ne
Sammlung.

Anbieter:
Antiquariat Christian Strobel
Bahnhofstra�e 14a - D-87677 St�ttwang-Thalhofen
Tel.: +49 (0) 83 45 - 92 57 98
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