Weihnachten in Oberschlesien

Hallo zusammen

aus "Sitte und Brauch in Oberschlesien" von Alfons Perlick folgender Auszug:

Den Höhepunkt der weihnachtlichen Brauchtumsgestaltung bildete die Feier des
h e i l i g e n A b e n d s (24. Dezember). In den Dörfern hatten sich
diese Stunden weit sinnreicher und mannigfaltiger erhalten als bei den
Bürgern. Sobald der Abendstern gesichtet wurde, setzte man sich zum
W e i h n a c h t s m a h l an den Tisch. Es mußte Stillschweigen gewahrt
werden; oft verschloß man sogar Tor und Tür, um jede Störung zu verhindern.
Für die kürzlich Verstorbenen ließ man Stühle frei, deckte für sie mit und
stellte Kerzen in ihre Teller, um anzuzeigen, daß sie noch mit in die
Familiengemeinschaft gehören. Unter dem Tisch lag eine kleine Schütte Stroh
oder einige Halme unter der Tischdecke, um so das Feld mit in diese
Weihestunde einzubeziehen oder an das Wunder im Stall zu Bethlehem zu
erinnern. Auf dem Tisch selbst stand ein Kreuz zwischen Salz und Brot. Ein
Stück von diesem Weihnachtsbrot wurde aufbewahrt, um es im Frühjahr oder
Herbst in die Aussaat zu verreiben und so den weihnachtlichen Segen dem Acker
mitzuteilen (St. Annaberg). Aufgetragen wurden z.B. als charakteristische
Speisen Hanfsuppe, Mohnklöße usw. Nach dem Mahl erhielten die Tiere im Stall
Reste des Essens; Obstbäume im Garten wurden mit dem Tischstroh umwickelt;
den Bienen in den Stöcken sagte man die hl. Nacht an.. Erst n a c h diesen
Handlungen begann die
E i n b e s c h e r u n g. Früher trat die Familie nur vor eine
selbstgefertigte
"Krippe", die sich oft durch mehrere Generationen erhalten hatte, und betete.
Verdrängt wurde sie vielfach durch den W e i h n a c h t s b a u m, der im
19.Jahrh., vom Westen kommend, auch in Oberschlesien Verbreitung fand. Sein
ursprünglich einfacher Behang (Äpfel und Nüsse) und schlichter Schmuck der
Wachskerzen hat sich besonders in den abgelegenen Dörfern bis in die letzten
Jahrzehnte erhalten. Seinen Abschluß fanden diese würdigen Stunden durch die
weihnachtliche M i t t e r n a c h t s m e s s e, in der wohl neben den alten
volkstümlichen Liedern überall in Oberschlesien in der Festmusik das
"Transeamus" als typisches Weihnachtslied erklang.

Ein frohes und gesegnetes Weihnachten wünscht Euch allen

Hans (Fuhrich)

FuhrichH@aol.com hat geschrieben:
aus "Sitte und Brauch in Oberschlesien" von Alfons Perlick folgender Auszug:

Nach dem Mahl erhielten die Tiere im Stall Reste des Essens.
Sein urspr�nglich einfacher Behang (�pfel und N�sse) und schlichter Schmuck der
Wachskerzen hat sich besonders in den abgelegenen D�rfern bis in die letzten
Jahrzehnte erhalten.

Hallo liebe Listis,

Teile dieses Auszugs kann ich aus Erz�hlungen meiner Eltern best�tigen. Nachdem die Tiere das Essen erhielten durfte keiner mehr den Stall vor dem n�chsten Morgen betreten, da es hie� sie w�rden sich um Mitternacht in menschlicher Sprache unterhalten.

Die schlichten Kerzen sind sogar, obwohl ich nicht in Oberschlesien geboren bin, bis heute auf meinem Baum und es werden nie andere darauf kommen. Es gibt keinen sch�neren Duft, als den von frischen Tannen und Kerzen. Das Licht ist viel weicher. Das ist ein Gef�hl von Weihnachten, was ich niemals missen m�chte.

Obwohl meine Eltern schon 1945 aus Schlesien gefl�chtet sind und ich eigentlich keine direkte Beziehung dazu habe, schl�gt mein Herz doch irgendwie f�r Schlesien. Ich kann es nicht erkl�ren. Ich kann nur sagen, dass ich stolz auf meine Eltern bin und dankbar, da sie mir durch ihre grausame Flucht ein unbeschwertes Leben geschenkt haben.

In diesem Sinne w�nsche ich allen ein gesegnetes, gl�ckliches und frohes Weihnachtsfest in Gedanken an unsere Ahnen, denen wir unserer Leben doch eigentlich zu verdanken haben.

Viele Gr��e aus D�sseldorf

Martina

Hallo Martina,
bei meinem Gro�vater, Landwirt in Niederschlesien, war es zu Weihnachten
Sitte, dass die Tiere besonders gutes Futter erhielten. Er ging auf den
Heuboden und suchte das beste Heu f�r die K�he heraus. Meine Gro�mutter
streute den H�hnern reinen Weizen, den sie am liebsten picken, ohne
Zumischungen.
Wir halten es heute noch so mit unseren Katzen, sie bekommen Fisch, den sie
sehr m�gen.

Frohe Weihnacht Dir und den anderen "Schlesiern"
aus dem, fast wie im heimatlichen Schlesien, verschneiten Leipzig
Wolfgang