Liebe Kolleginnen und Kollegen,
meinerseits die nachstehende Geschichte zu Weihnachten in heutigen Zeiten, wo wir uns schon freuten, in Europa keinen Krieg mehr erleben zu müssen:
Es war Weihnachten 1944. Mein Papa war Soldat und kämpfte irgendwo im Schützengraben für „Führer, Volk und Vaterland“. Eines Tages erhielten wir Post, die nicht erkennen ließ, woher sie kam. Es gab ja nur eine Feldpostnummer. Mein Papa schrieb: „Es besteht die Möglichkeit, dass ich einige Tage Urlaub bekommen könnte“. Als ich aus der Schule kam – ich war acht Jahre alt – und mir meine Mama davon erzählte, freute ich mich riesig.
Nun wurden Vorbereitungen getroffen. Mama besorgte alle Zutaten fürs Backen und den Festtagsbraten. Wir holten einen Tannenbaum, möglichst frisch, aus dem Wald. Er sollte weihnachtlichen Duft verbreiten, bei Kerzenschein und mit viel Lametta.
Ich bastelte aus langen weißen Papierstreifen Sterne. Die Zeit verging wie im Fluge. An Heiligabend wurde alles festlich vorbereitet, der Tisch gedeckt und die Geschenke lagen unter dem Baum bereit. Nur die Kerzen wurden noch nicht angezündet.
Am frühen Nachmittag drängelte ich meine Mama und fragte immer wieder: „Wann kommt denn endlich mein Papa?“ Sie wusste es nicht und glaubte fest daran, dass er kommen würde. Dann sagte ich zu ihr: „Ich ziehe mich jetzt warm an, gehe zur Straßenbahnhaltestelle und hole Papa ab.“
Lange habe ich dort gewartet und gefroren. Leider kam mein Papa nicht! Er kam nie wieder … Erst Jahre später erfuhren wir durch den Suchdienst, dass er im April 1945 gefallen war. Am 12. April hatte er seinen 44. Geburtstag, am 17. April war er tot.
Warum – wozu ??? Heute kann ich sagen: Welch ein Glück, dass meinen Kindern und Enkelkindern derartige Erlebnisse erspart geblieben sind.
Quelle:
„Papa kam nicht, er kam nie wieder“
Eleonore Strömich
Weihnachtsbrief 2023 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
Euch allen und Euren Familien ein gesegnetes Christfest und für 2024 Gesundheit, persönliches Wohlergehen sowie Frieden, Liebe und Gottes Segen – auch für die Welt – „da draußen“.
Wolfgang Merk, Biberach an der Riss