Weihnachten 2023

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

meinerseits die nachstehende Geschichte zu Weihnachten in heutigen Zeiten, wo wir uns schon freuten, in Europa keinen Krieg mehr erleben zu müssen:

Es war Weihnachten 1944. Mein Papa war Soldat und kämpfte irgendwo im Schützengraben für „Führer, Volk und Vaterland“. Eines Tages erhielten wir Post, die nicht erkennen ließ, woher sie kam. Es gab ja nur eine Feldpostnummer. Mein Papa schrieb: „Es besteht die Möglichkeit, dass ich einige Tage Urlaub bekommen könnte“. Als ich aus der Schule kam – ich war acht Jahre alt – und mir meine Mama davon erzählte, freute ich mich riesig.

Nun wurden Vorbereitungen getroffen. Mama besorgte alle Zutaten fürs Backen und den Festtagsbraten. Wir holten einen Tannenbaum, möglichst frisch, aus dem Wald. Er sollte weihnachtlichen Duft verbreiten, bei Kerzenschein und mit viel Lametta.

Ich bastelte aus langen weißen Papierstreifen Sterne. Die Zeit verging wie im Fluge. An Heiligabend wurde alles festlich vorbereitet, der Tisch gedeckt und die Geschenke lagen unter dem Baum bereit. Nur die Kerzen wurden noch nicht angezündet.

Am frühen Nachmittag drängelte ich meine Mama und fragte immer wieder: „Wann kommt denn endlich mein Papa?“ Sie wusste es nicht und glaubte fest daran, dass er kommen würde. Dann sagte ich zu ihr: „Ich ziehe mich jetzt warm an, gehe zur Straßenbahnhaltestelle und hole Papa ab.“

Lange habe ich dort gewartet und gefroren. Leider kam mein Papa nicht! Er kam nie wieder … Erst Jahre später erfuhren wir durch den Suchdienst, dass er im April 1945 gefallen war. Am 12. April hatte er seinen 44. Geburtstag, am 17. April war er tot.

Warum – wozu ??? Heute kann ich sagen: Welch ein Glück, dass meinen Kindern und Enkelkindern derartige Erlebnisse erspart geblieben sind.

Quelle:

„Papa kam nicht, er kam nie wieder“

Eleonore Strömich

Weihnachtsbrief 2023 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

Euch allen und Euren Familien ein gesegnetes Christfest und für 2024 Gesundheit, persönliches Wohlergehen sowie Frieden, Liebe und Gottes Segen – auch für die Welt – „da draußen“.

Wolfgang Merk, Biberach an der Riss

wolle.merk@t-online.de

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Lieber Wolfgang, liebe Mitlesenden,

es ist eine sehr traurige Geschichte und ich finde es gut, hin und wieder an diese schlimme Zeit erinnert zu werden. Es geht uns doch trotz einiger Einschränkungen sehr gut. Wir haben keinen Krieg im Land und niemand von uns muss in den Kriegseinsatz ziehen oder gar flüchten.

Mir ist dazu noch die Geschichte meines Onkel Karl eingefallen: Als 18jähriger wurde er im II. WK schwer verletzt durch einen Lungendurchschuss. Er konnte wieder „geheilt“ werden und musste danach erneut in den Krieg ziehen. Ende November 1944 schrieb er an seine Mutter – meine Oma, damals bereits Witwe, – und seine Geschwister, es gehe ihm gut und er wünsche allen fröhliche Weihnachten. Danach kam nichts mehr von ihm und er galt als vermisst. Er hatte seinen letzten Einsatz am 16. Dezember nicht überlebt. Einer seiner Kameraden hatte im Februar 1946 (am 16.12.44 selber schwer verletzt) einen Brief geschickt. Auch er wusste nicht, ob Karl noch lebte bzw. wann und wo beerdigt wurde. Meine Oma hat nichts mehr erfahren von ihrem Sohn und starb im Dezember 1967. Im August 1978 kam die Nachricht vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge an meine Oma, wo ihr Sohn beerdigt wurde – zusammen mit 5 anderen Kameraden. Wenigstens hatten nun die Geschwister Gewissheit. Es war für mich ein unbeschreibliches Gefühl, an seinem Grab in der Eifel zu stehen. Mein Mann und ich hatten vor einigen Jahren den Urlaub extra in der Region gebucht.

Auch ich wünsche allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und für 2024 alles erdenklich Gute – auch für „die Welt da draußen“.

Monika

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Lieber Wolfgang, liebe Monika,

den Worten von Monika kann ich mir nur anschließen.

Auch mein leiblicher Großvater mütterlicherseits kam nach seinem letzten
Einsatz im August 1944 nicht mehr aus der Kesselschlacht um Kishinev in
Moldawien zurück und wurde ebenso vermisst gemeldet.
Eine Nachricht von der Kriegsgräberfürsorge kam keine und er wurte
irgendwann für Tod erklärt, sodass meine Großmutter 12 Jahre nach dem
Krieg wieder heiraten konnte.

Wenn wir Enkel immer diese Großeltern besucht hatten, waren wir immer im
Glauben „wir gehen zu Opa“. Erst durch meine Forschungen kam für mich
persönlich heraus, dass es mein Stiefopa war. Was (Gottseidank) in der
Familie nicht tragisch aufgenommen wurde, dass ich es erfuhr (war ja
schon erwachsen). Aber es ist eben auch wichti und hat dabei geholfen,
die eigene Persönlichkeit innerhalb der Familie zu „verorten“.

Viele Grüße und eine schöne Weihnachtszeit.
Daniel (Oswald)