Originally published at: Was Online-Ortsfamilienbücher zur Geschichte der Verwandtschaft beitragen • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)
Ein zentrales Thema der von David Sabean und anderen betriebenen neueren Geschichte der Verwandtschaft ist die Frage nach Heiraten zwischen Menschen, die bereits durch Heirats- oder Blutsverwandtschaft verbunden waren. Der Beitrag nutzt einige besonders gut dokumentierte Online-Ortsfamilienbücher des Vereins für Computergenealogie, um nach der räumlichen und zeitlichen Verbreitung zweier Typen von Verwandtenheirat zu fragen: der Heirat mit der Schwester der verstorbenen Ehefrau und der Heirat zweier Geschwisterpaare. Es zeigt sich, dass die von Sabean für das württembergische Neckarhausen beobachteten Muster sich in teilweise noch deutlicher Form in anderen deutschen Regionen beobachten lassen. Einleitung Im vorigen Beitrag habe ich über das…
Vielen Dank für diesen spannenden Beitrag.
Ja, das ist ein spannendes Thema, auch ich bedanke mich dafür…
Zur Ergänzung zum Thema Verwandtenehen hier noch dieser Hinweis:
Literaturauswahl
zum Thema „Ahnenverlust“ (Implex)
chronologisch geordnet mit teilweiser Kurzkommentierung
zusammengestellt von Arndt Richter, München
Viele Grüße
Heiko
Ich habe den auch sehr vermisst, bis ich FlySpeed SQL Query entdeckt habe. Damit kann man SQL Abfragen für alle möglichen Datenbanken genau wie bei MS Access grafisch „basteln“.
Einen sehr großen Datensatz zum katholischen Altbayern (ca 80 k Personen vom 16.Jhdt. bis 1900, dann Cut aus Gründen des Datenschutzes) habe ich in der CompGen-Community auf Zenodo veröffentlicht (1). Die Daten liegen im Gramps XML-Format vor, was aber ohne große Probleme in andere Formate überführt werden kann. Bei Interesse stehe ich gerne für eine Diskussion dazu zur Verfügung.
Lanzinger, M. (2015). Verwaltete Verwandtschaft: Eheverbote, kirchliche und staatliche Dispenspraxis im 18. und 19. Jahrhundert. Böhlau Verlag. DOI 10.26530/oapen_574674 zeigt am Beispiel der Diözese Brixen, dass dies offensichtlich sehr stark davon abhing, wie die jeweilige Diözesanverwaltung agierte. Brixen hatte, aus welchen Gründen auch immer, eine recht harte Linie gefahren. Dann wurde nach Napoleon Vorarlberg der Diözese zugeschlagen und dort hatte man das Thema recht entspannt gesehen. Ein Grund könnte dafür gewesen sein, dass Vorarlberg wesentlich mehr protestantische „Konkurrenz“ in der unmittelbaren Umgebung hatte als Brixen, so dass man in Vorarlberg der Drohung „wenn ich keine Genehmigung für die Heirat bekomme, dann gehe ich zur Konkurrenz“ deutlich aufgeschlossener gegenüber stand. Dieser Sichtweise schloss sich dann auch Brixen an, speziell wenn wirtschaftliche Argumente aus der Bürger- und Kaufmannschaft vorgebracht wurden. Als ehemaliger Katholik denkt man sich seinen Teil …
Ich denke, man kann lange über die exakte Definition von „Freiwilligkeit“ im Kontext von sozial bedingten Entscheidungen diskutieren. Ein weites Feld, würde ich sagen …
In der bäuerlichen Gesellschaft des Landgericht Griesbach (heute Landkreis Passau im katholischen Altbayern an der Grenze zu Österreich), über die ich arbeite, sollte man m E eher die Parallele zu den „strategischen Partnerschaften“ der Wirtschaft sehen. Und man sollte nicht aus dem Auge lassen, dass die Brautleute in einem über Generationen aufgebauten Geflecht an gegenseitigen verwandtschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Verflechtungen aufwuchsen und handelten (2). In einem solchen Geflecht ist die Frage
[quote=„Georg.Fertig, post:1, topic:825718“]
Aber hatten Eltern erwachsener Kinder so lange so viel Entscheidungsgewalt über ihre Kinder?
[/quote]
m E gar nicht mehr so relevant (auch wenn ich sie mit einem überzeugten Ja beantworten würde). Das große Problem ist natürlich, solche Parameter bei der Wahl des Ehepartners auch sauber nachzuweisen. So etwas wurde nirgends niedergeschrieben, hier kann nur Statistik helfen und Statistik sagt leider nichts über den Einzelfall aus.
(1) Über einen noch wesentlich größeren Datensatz (m W ca 600 k Personen) verfügt die BLF-Bezirksgruppe Niederbayern, aber ich bin bisher auf wenig Bereitschaft gestoßen, den für wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung zu stellen.
(2) Eine altbayerische Bauernweisheit besagt: „Liebe vergeht, Tagwerk besteht“ (mit Tagwerk ist natürlich das altbayerische Flächenmaß (ca 1/3 Hektar) gemeint). In diesem Satz wird m E die Perspektive der „strategischen Partnerschaft“ sehr prägnant zugespitzt.
Interessantes Thema, das mir beim eigenen Familien-Stammbaum auch schon ein paar Mal auffiel: Entweder Über-Kreuz-Hochzeiten oder eben beim Tod der Frau oder auch des Mannes, dass die Schwester oder der Bruder der nächste Ehepartner war.
Bei der Beobachtung, dass dies vor 1800 nicht oder selten vorkam, wäre ich aber deutlich vorsichtiger: Die formalisierten und damit vollständig tabellarisch erfassten Familien-, Tauf-, Ehe-, Sterbe-Register starten erst um diese Zeit, schließen zwar die damals lebenden Familien ein, also starten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, so dass man erst ab diese Jahre von einer vollständigen oder wenigstens repräsentativen Querschnitt in den OFB ausgehen kann. Und davor, also 17. Jahrhundert und früher, ist entweder durch Nicht-Nennung des Geburts-Nachnamens der Ehefrau oder Mutter eine eindeutige Zusammenführung von Personen verschiedener Matrikel-Einträge manchmal nicht oder nur schwer möglich. (Ich habe für einen Ort den Fall, dass derselbe Vorname und Nachname so häufig in verschiedenen Familien vorkommt, dass eine Zusammenführung von Geburts- , Ehe- und Sterbe-Einträgen sowie der Nachkommen-Geburts-Einträge kaum möglich oder nur über dieselben Paten der Kinder möglich war - fehlt dann noch der Geburts-Nachname der Frau in den Einträgen oder wird nur der Vater genannt, hat man so oder so ein Problem.)
Ist evtl. eine Scheinkorrelation, wie Geburtenrate-Storchenpopulation: Wenn die Datengrundlage weniger/unvollständiger ist und nicht alle Beziehungen erfasst werden konnten, dann sinkt automatisch auch das Vorkommen solcher Beziehungen.
Dieser Blog-Beitrag wurde nun auf Zenodo veröffentlicht: Was Online-Ortsfamilienbücher zur Ge schichte der Verwandtschaft beitragen
Hast du dort auch NICHT den Hinweis dazu gesetzt, dass der Beitrag zuerst im Blog des Vereins für Computergenealogie (CompGen) veröffentlicht wurde?
Cross-Media-Publishing!!!
Das habe ich vergesse, hole ich nun aber gleich nach. Sehr guter Hinweis!