aus dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart schreibe ich gerade eine Liste mit
Personen und Wohnorte ab, die die sogenannten Raisgelder (Kriegssteuer)
in der Landvogtie Schwaben in den 1640-iger Jahren an diese abgeben mussten.
Dabei wird nicht nur aufgezählt, wer wie viel bezahlt hatte, es wird
sogar die Herrschaft genannt, die diesen Lehenshof verliehen hatte oder
ob es sich um ein bäuerliches Eigentum handelte. Ebenso wird der
Vorgänger auf dem Hof oft miterwähnt.
Außerhalb der Kirchenbücher wichtige Quellen.
Aufbau:
Ganz links: Nennung des Grundbesitzers.
In der Mitte: Name der steuerbaren Person und oft mit Zusätzen
Rechts: Geldbetrag (Gulden, Kreuzer) wobei dieser nach der Größe des
Hauses, Gutes entsprechend höher oder geringer sind.
Es ist der blaue Pfeil auf der rechten Buchseite.
Es ist auch vorallem der Anfangsbuchstabe, bei dem ich schwimme. Leider
habe ich noch nichts vergleichbares gefunden. Die hießen damals ja alle
Hans, Jakob, Georg, Martin, Matheis etc.
Aber der ist sehr ungewöhnlich.
Besten Dank schonmal fürs miträtseln. Vielleicht kennt sich jemand mit
den Heiligen aus wie z.B. St. Martin, St. Markus von denen viele
Vornamen herkommen.
Denke auch, das ist es. Das Pfarr-Gütlein stand immer am Ende.
Was muss ich da in der Liste wieder finden???
Der Vetter meines Vorfahren hatte wieder den zweithöchsten Betrag zu bezahlen … 50 Kreutzer?
Kann mir jemand auch hier Lesehilfe bezüglich Text geben?
__ Weingarten
| Martin Muolter ... 30
| Mohr (?) von Hanß Girayas ___ .... 50
| Item von Michael Haßlanden Häusle ... 16
(gehört eigentlich die Zeile zwischen den zwei Blöcken nach oben oder unten?)
Hans Giray (Weiler und Weiher „Gira“ / Girasmoos) starb 1638 (insolvent und krank).
Seine Tochter heiratete und sie übernahmen den Hof. Allerdings auch keine weitere Generation. (Schweden sind 1633 eingefallen bzw. 7.000 spanische Reiter durch Bergatreute gezogen)
ich hatte ja auf ein „C“ getippt aber es gab wohl nirgends ein anderes zum Vergleich. Und einen Namen mit C, da hat mich die Fantasie auch verlassen.
Aber diese schrittweise Auflösung, Hut ab!
Hier für @Alexander_Peren noch der Ausschnitt ohne Kringel - und mit Auflösung ist es so „logisch“:
Zur BERICHTIGUNG … nicht 1638, sondern das Jahr 1634 wollte ich im Zusammenhang mit dem Giray-Eintrag auf der linken Buchseite nennen:
Gesamtarchiv Waldburg-Wolfegg, Band 274, S. 549 vom 11.01.1634
(Verhörprotokoll) "Witschwendi, Übergabe: Ursula Menerin zu Girus (wohl Giras) weilund Hans Girays daselbst hinterlassene Wittib hat sich mit ihrem Tochtermann Joachim Mayer, jetzigen Gottshaus Waldseeischen Lehenmaiers, wegen ihres künftigen hausens dahin verglichen: Demnach vor diesen er Maier alle Fahrnis bei dem Lehengut per 800 fl käuflich angenommen […] und das halbe Hauswesen zu führen […]."
Für mich ein wichtiger Eintrag, weil ich damit aufzeigen kann, dass die Sippe „Giray“ bis 1634 noch auf dem Hof zu „Giras“ waren. Also mit dem 1187 dann der Ort der Namensgeber um den Ministerial war.
herzlichen Dank für diese tolle Ausführung. Einen Tag später lese ich
das genauso wie Sie. Es ist ein Hans der auf einem ravensburgischen
Kaplaneigut war.
Manchmal können einem die Augen schon diverse Streiche machen.
Go:[ttshaus] Weingartten: Martin Muolter [mein Vorfahr] 1 fl 30 kr
(Gulden und Kreuzer)
mehr von hanns Girayes Guet 1 fl 50 kr
dise 3 aigen[tum] Jtem von Michel haslanders heüslin 16 kr
von matheis zieglers hüslin 12 kr
von martin pürsters heüslin 12 kr
Dein Vetter vom Vorfahr musste hier den höchsten Betrag bezahlen, aber
nicht von ganz Bergatreute.
Auf der Liste ist noch (linke Seite ganz unten) eine Maria Gyray alt
Furthmüllerin aufgeführt.
Bei einem Wort muss ich mich selbst korrigieren. Es ist ohne den blauen Kringel viel besser erkennbar als mit:
Ich hatte als letztes Wort der ersten Spalte „ge[h]ertig“ gelesen. Es kam mir damals schon komisch vor, aber ich konnte mir keinen besseren „Reim“ darauf machen.
Jetzt sehe ich ganz klar, dass es „guetig“ heißt.
Allzeit viel Forschererfolg wünscht nebst einem schönen Abend
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Peren
(Der in seiner Jugend - lang, lang ist‘s her! - öfter mit dem Fahrrad durch Bergatreute von München kommend Richtung Schaffhausen zu Freunden gefahren ist)
Ihre Antwort auf Frau Silvia lese ich im Großen und Ganzen wie Sie, bis auf zwei Kleinigkeiten:
Statt Muolter lese ich Muelter. Die -e- macht er eigentlich immer und überall gleich, daher halte ich ein -o- für ziemlich unwahrscheinlich.
Und den Famileinnamen vom Hans, genauer gesagt, den letzten Buchstaben. Sie lesen Girayes, ich lese Girayen. Vergleichen Sie auf diesem Ausschnitt gleich mehrere End-n, die er genau so schreibt und die Sie selbst im übrigen auch völlig richtig als -n transkribieren: aigeN, heüßliN (gleich 3x), MartiN.
Ihre Transkription wirft bei mir an einer Stelle eine inhaltliche Frage auf: Sie transkribieren völlig richtig
„Dise 3 aigen“ und hängen dahinter „[tum]“ Ich halte das für eine Fehlinterpretation. Es gb damals die sogenannten „Aigengüter“, Einzahl „Aigengu(e)t(h)“. Aber „Aigentum“ habe ich in dieser Zeit noch nie gelesen. Sie mögen mich gerne korrigieren, wenn Ihnen das Wort „Aigent(h)um(b)“ in der damaligen Zeit im Zusammenhang mit einer Wohnstätte untergekommen ist - ok. Ich kenne es hier aus Bayern nicht. Aber das ist nicht „kriegs“entscheidend, sondern nur als Randnotiz, Anmerkung gedacht.
Allzeit viel Forschererfolg wünscht nebst einem schönen Abend
danke für die Korrekturen, die Transkription hab ich auf die Schnelle
inf fünf Minuten geschrieben.
Das Eigentum(lich) habe ich tatsächlich schon in den oberschwäbischen
Quellen gelesen. Mag sein, dass es hier wohl regionale Unterschiede zu
Bayern gab.
Das ist einfach der Plural von Giray / Giroy … heute Giray und Geray (nordwestlich von Waldsee hat der Namen sich dann ab 1850 auf Geray eingebürgert - um Bergatreute blieb es Giray)
Ich habe den Familiennamen in so vielen Möglichkeiten gelesen - irgendwann hat man ein gutes Gefühl dafür.
Übrigens zähle ich auch die Narrenzunft Schnabelgira dazu. In Meersburg gab es ein Lebrose-Pfleger mit Namen Giray.
Links die Landtafel von 1669 (hängt im Schloss Wolfegg) - rechts ein von mir beschriftetes Luftbild. Der Elfenweiher ist wohl nach 1822 dazugekommen (den gab es auf der Karte vom Oberamt nicht).
Die Straße von Witschwende über Eckhäusle ist recht abschüssig.