Originally published at: Vorgestellt im Interview: CompGen-Vorstandsmitglied Dr. Katrin Moeller • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)
In der CompGen-Mitgliederversammlung am 19. November 2022 wurden neue Positionen an der Vereinsspitze besetzt. Vier davon wurden bereits in unserer Blog-Serie im Interview vorgestellt. Heute präsentieren wir die Antworten, die das ebenfalls neue CompGen-Vorstandsmitglied Dr. Katrin Moeller auf unsere 11 Fragen gegeben hat. Die in Halle an der Saale lebende Historikerin hat als neue Beisitzerin im Vorstand die Zuständigkeit für Forschungsdatenmanagement, eine Aufgabe, mit der sie aus ihrer hauptberuflichen Tätigkeit als Leiterin des Historischen Datenzentrums Sachsen-Anhalt und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der MLU Halle-Wittenberg (Martin-Luther-Universität) vertraut ist.
Katrin ist 1967 in Elmenhorst bei Boltenhagen (Mecklenburg) geboren, verheiratet und Mutter von drei Söhnen zwischen 17 und 23 Jahren. Nach einer Ausbildung zur Erzieherin hat sie Geschichte, Erziehungswissenschaften und Soziologie studiert. 2002 wurde sie promoviert. Mit der eigenen Familienforschung hat sie etwa im Jahr 2000 begonnen; 2019 wurde sie Mitglied im Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen), wo sie bereits die Leitung eines DES-Projekts übernahm.
11 Fragen an CompGen-Vorstandsmitglied Katrin Moeller
1. Welches sind in Deiner persönlichen Biographie die drei glücklichsten Momente oder die drei bedeutendsten Ereignisse gewesen?
Puh, das ist ja gleich ein sehr schwieriger Part, denn ich habe definitiv deutlich mehr als drei „glücklichste“ Momente in meinem Leben erlebt. Ich werde quasi „vom Glück verfolgt“ (dreimal aufs Holz geklopft) – denn einmal habe ich schon drei wundervolle Kinder (alles Jungs), die praktisch mit ihren einzelnen Geburten schon mal Euer „Glückskonto“ blockieren und noch dazu einen netten Ehemann (wo lassen wir den jetzt?).
Äußerst glücklich war ich aber auch, als ich vor 20 Jahren die Dauerstelle an der Uni bekam, auf der ich bis heute meistens glücklich arbeite (auch wenn ich manchmal schimpfe), oder als ich in mein Haus in Halle gezogen bin. Eigentlich freue ich mich da jeden Tag aufs Neue, weil ich so wunderschön wohne.
2. (mit Augenzwinkern:) Zu welchem Thema aus Deinem Privatleben möchtest Du nicht befragt werden?
Also eigentlich bin ich ein total offener Mensch und habe keine mir bekannten Geheimnisse. Vielleicht: Was ich meinen Eltern in meiner Kindheit alles verschwiegen habe? Z. B. wie ich 10 Meter von meinem Lieblingsbaum gefallen bin und unten von der Astgabel zum Glück noch aufgefangen wurde? Ich hatte einfach Angst, meine Eltern verbieten mir, weiterhin auf den Baum zu klettern, wenn ich etwas davon erzähle. Das wollte ich auf keinen Fall. Meine Mutter würde jetzt noch einen gehörigen Schock erleiden, wenn sie das so hören würde.
3. Was siehst Du als Deine (größten) Stärken für Deine Aufgabe im CompGen-Vorstand?
Ich kann gut zuhören und Lösungen finden, die für alle irgendwie machbar sind. Außerdem bin ich ein sehr kreativer Mensch und entwickele viele Ideen. Ob die dann immer alle gut finden, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Ich bin im Forschungsdatenmanagement der Universitäten viel unterwegs und kann da auch eine gute Brücke zur Wissenschaft schlagen. Ich glaube schon, dass dies für den Verein attraktiv ist.
4. Wie viele Stunden pro Woche verbringst Du selbst (durchschnittlich) mit eigener Familienforschung?
Noch habe ich so viel mit der Familienforschung zu anderen Familien und Personen zu tun, dass ich gar keine Zeit für die eigene habe. Zurzeit erforsche ich mit meinem Sohn Finn gerade jüdische Schicksale von Schülern des Stadtgymnasiums in Halle. Außerdem muss ich noch das Leben von Johann Mitlacher ergründen, der 1883 das erste Hochrad durch Halle gefahren haben soll. Aber ich habe eine Tante und eine Cousine, die zur eigenen Familiengeschichte auch schon echt viel geleistet haben. Da kann ich denen auch schlecht das Ruder aus der Hand nehmen.
5. Auch wenn Quantität nicht alles ist in der genealogischen Forschung, sage uns doch, wie viele Familienmitglieder bzw. Vorfahren hast Du bisher bei Deiner Familienforschung erfasst?
Eigene: Vielleicht 50? Ich habe mal ein wenig Familienforschung im Familienzweig meines Mannes betrieben. Bei fremden Familien komme ich aber schon auf weit mehr als 100.000 Einträge. Das klingt doch viel beeindruckender oder?
6. Was konntest Du bisher über Deine Vorfahren und deren Herkunft herausfinden?
Irgendwie haben bei uns schon alle erst mal in wilder Ehe gelebt und erst später geheiratet; das war schon vor mehr als 100 Jahren so. Mein mütterlicher Familienzweig ist vor allem „norddeutsch“ und hat sich da ziemlich viele Jahrzehnte nicht aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg wegbewegt: Wir waren schon immer Nesthocker. Ich bin da jetzt mit Halle schon sehr südlich gelegen.
7. Welche Person in Deiner Familie findest Du besonders beeindruckend?
Meine Eltern: Sie haben mir immer sehr viel Liebe und Verständnis entgegengebracht. Außerdem hat ein weit entfernter Ahne aus der Familie meines Mannes, Franz Jacob Heinrich Kreibich, aus dem 18. Jahrhundert, tatsächlich einen Wikipedia-Eintrag erhalten. Das hat mich schon fasziniert.
8. Nenne bitte drei bis fünf Gründe, die Dich zur Übernahme der Position als Beisitzer(/in) mit der Zuständigkeit für Forschungsdatenmanagement im Vorstand des Vereins für Computergenealogie bewogen haben.
Der Verein hat mich schon immer sehr beeindruckt. Die Datenmengen und auch das umfangreiche webbasierte Angebot des Vereins sind wirklich riesig und zeugen von einem sehr hohen Engagement aller Beteiligten. Ich finde Genealogie insgesamt total spannend, weil sie ja ein Teil der biografischen Erzählung über Menschen sind und zum Einzelnen führt. Geschichte aus dem Kosmos der einzelnen Menschen zu erzählen, fasziniert mich schon immer.
Es ist eben die Geschichte der „kleinen Leute“ bzw. die Geschichte im Kleinen, die aber immer auch von den „großen Linien“ und Ereignissen bestimmt ist. Hier finde ich es wirklich wichtig, genealogische Forschung und Wissenschaft stärker zu verzahnen und zueinander zu bringen. Mich beeindruckt aber auch das ungeheure ehrenamtliche Engagement der vielen genealogisch Interessierten, die zu diesen Leistungen führen.
9. Welche wird die schwierigste und welches die schönste Aufgabe für das neue Vorstandsteam von CompGen sein?
Schwierig ist für so große Vereine wie CompGen ja immer der Zusammenhalt und wie man die vielen unterschiedlichen Interessen und Wünsche möglichst gut unter einen gemeinsamen Hut bringt. Wichtig ist da ja auch immer, wie die Mitglieder miteinander kommunizieren und umgehen. Ich hoffe, wir können da möglichst produktiv im Vorstandsteam untereinander, aber auch mit den verschiedenen Mitgliedern ins Gespräch kommen und wirklich Dinge bewegen. Mir sind auch immer ergebnisorientierte Projekte wichtig.
10. Welche drei „Missionen“ willst Du bis zum Ende dieser zweijährigen Amtszeit im CompGen-Vorstand als „erledigt“ abhaken?
Dass ich jetzt wirklich mit sehr festen Missionen in den Vorstand gekommen bin, kann ich nicht behaupten. Ich wurde eher gefragt, ob ich nicht aufgrund der Zusammenarbeit zwischen NFDI4Memory und CompGen im Vorstand aktiv werden möchte. Das ist tatsächlich sehr sinnvoll und wird eben mein Auftrag werden, den ich gerne mitverfolge. Bei NFDI4Memory geht es im Bereich der TA 2 „Data Connectivity“, den ich mitverantworte, um Normdaten und die Verknüpfung von webbasierten Wissensressourcen.
Ich persönlich möchte auch die digitalen Methoden und Analyseverfahren durch die Bereitstellung von Taxonomien und Auswertungsmöglichkeiten und die automatisierte Anreicherung von Daten voranbringen. Hier sehe ich beispielsweise im GOV ein großes Potential auch für die Forschung bzw. andersherum auch Potential für die weitere Erschließung der Bestände des Vereins. Das Geschichtswissenschaften und Genealogie stärker zusammenrücken, wäre wirklich wichtig. Dies gilt auch, weil momentan viele Archivalien hinter neuen Paywalls verschwinden, ohne das da wirklich geklärt ist, wie die Gesellschaft auch von den Früchten dieser kommerziellen Angebote profitieren kann.
11. Was sollten die Vereinsmitglieder bzw. die Blog-Leserschaft noch über Dich wissen?
Ich bin immer für vernünftige Gespräche offen.
[Die Fragen stellte Redaktionsmitglied Klaus P. Graf]