Vor 500 Jahren: Deutsche Bauernkriege

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Bis zum 16. und 17. Jahrhundert bildete der Bauernstand die Mehrheit der Bevölkerung, aber sie waren Leibeigene des Adels oder der Kirche und hatten Abgaben und Arbeitsdienste zu leisten. Für Heirat oder Umzug in einen anderen Ort brauchten sie eine Erlaubnis. Seit dem 13. Jahrhundert versuchten Aufständische in ganz Europa, sich gegen die Vormacht des Adels und Klerus zu wehren. Die von Südwestdeutschland bis Thüringen brutal niedergeschlagenen Aufstände der Bauern, Städter und Bergleute in den Jahren 1524 bis 1526, also vor 500 Jahren, sind als „Deutsche Bauernkriege“ in die Geschichtsbücher eingegangen.

„Von der Freyheit eines Christenmenschen“

In der so betitelten Schrift von Martin Luther von 1520 sahen damals viele die Rechtfertigung für den Kampf gegen die Obrigkeit – obwohl Luther streng zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft unterschied. Denn er wollte die Kirche reformieren und nicht den Staat. So stellte er sich 1525 auf die Seite der Fürsten und verurteilte die Aufständischen, anders als der Prediger Thomas Müntzer (* um 1489), der als Pfarrer an der Marienkirche von Mühlhausen für eine gerechte Gesellschaftsordnung agitierte und die Aufständischen förderte.

In der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 besiegten die Fürstentruppen das Bauernheer vernichtend. Thomas Müntzer wurde gefangen genommen und am 27. Mai 1525 auf grausame Weise hingerichtet.

Erinnern im Panoramamuseum Frankenhausen

Sowohl die Nationalsozialisten als auch die DDR beanspruchten die „deutschen Bauern“ für sich. Für Hitler waren die Bauern die Basis der “Volksgemeinschaft”. Friedrich Engels sah die Bauernkriege als wichtige Etappe zum Kommunismus an. Thomas Müntzer wurde zum führenden Revolutionär stilisiert.

Das Panoramamuseum auf dem Schlachtberg in Bad Frankenhausen am Kyffhäuser erinnert an das Ereignis mit dem monumentalen Gemälde „Die Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ des Leipziger Malers und Kunstprofessors Werner Tübke. Das Museumsgebäude wurde 1973 vom Politbüro der DDR genehmigt und bereits 1975 nach dem sowjetischem Vorbild des Moskauer Panoramamuseums für die Schlacht von Borodino, die Napoleon gegen Russland 1812 gewann, fertiggestellt. Das Rundgemälde auf der riesigen aus Russland gelieferten Leinwand entstand in zehnjähriger Arbeit und wurde 1987 fertiggestellt. Zum 500. Geburtstag von Thomas Müntzer wurde das Museum 1989 eröffnet.

Erinnerung an 70 000 Tote? Gibt es Gedenken? Anregung zum Museumsbesuch

In den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen wird in 12 Bauernkriegsmuseen an geschichtsträchtigen Orten der Bauernkriege gedacht. Wo aber findet man die Namen von Männern und Frauen aus dieser Zeit, wo die der Anführer? Wer an der Familien- und Ahnenforschung zu diesen Menschen interessiert ist, findet vielleicht einige Informationen in den musealen Gedenkstätten.

Im Böblinger Bauernkriegsmuseum gab es im vergangenen Jahr eine Sonderausstellung „Aufstand in Person“ mit interessanten Texten zu einigen Menschen; sie ist online hier noch zu sehen. Am Sonntag, 18. Mai 2025, gibt es ab 13 Uhr zum Gedenkjahr ein großes Spektakel auf dem Böblinger Marktplatz.

Die dezentrale Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“ ist mit ihren Teil-Projekten ein Höhepunkt der Veranstaltungen im Gedenkjahr „Gerechtigkeyt. Thomas Müntzer & 500 Jahre Bauernkrieg“. Unter dem Titel „Gerechtigkeyt 1525“ erinnern 2024/2025 die Stiftung Luthergedenkstätten, die Kunststiftung Sachsen-Anhalt, die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt sowie die Werkleitz Gesellschaft e.V. an das Wirken des Reformators Thomas Müntzers und die Auswirkungen des Bauernkrieges.

Die Mühlhäuser Museen in den säkularisierten Kirchen St. Marien (Müntzer-Gedenkstätte) und Kornmarktkirche (Bauernkriegsmuseum) zeigten zum Auftakt der Jubiläumsjahre schon 2022/2023 die Wanderausstellung „Aufbruch bis zum Ende“, in der 22 Persönlichkeiten der Bauernkriege aus den Regionen der einzelnen Museen vorgestellt werden. Sie ist aktuell in Leipheim zu sehen. Auch die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte in Rastatt zeigt zum Gedenkjahr im Residenzschloss die Ausstellung „Aufbruch bis zum Ende“.

Nur noch bis 18. Mai 2025 ist die Ausstellung „UFFRUR! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ des Landesmuseums Württemberg im Kloster Schussenried (freier Eintritt) zu sehen.

In der ARD-Audiothek und bei Deutschlandfunk Kultur gibt es zahlreiche Beiträge zum Thema 500 Jahre Bauernkriege zum Nachhören.

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Auch dies „GAG350: Der Bauernkrieg und die Revolution von 1525 - Geschichten aus der Geschichte“ ist m.E. sehr hörenswert zum Thema.

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