Vertreibungsdaten Kreis Namslau

Hallo Roland,
Hallo Listies ,

vereinzelt wird so argumentiert, als ob schon im Frühjahr bis Sommer 1945 die endgültigen Vertreibungen aus Schlesien stattgefunden hätten. Mitnichten.
In Wirklichkeit war es so, das nach der (freiwilligen !) "Flucht" im Januar-Februar 1945, nachdem die Front vorbeigezogen und Krieg beendigt worden war, Leute, die nicht wussten wo sie hingehörten, in ihre Heimatorte zurückkehrten. Es war gängige Praxis, dass die Bürgermeister von Durchgangs-ortschaften, sowie die Kommandanten von Siegertruppen, darauf bedacht waren so viele wie möglich von den herumirrenden Flüchtlingen irgendwohin loszuwerden. Der einfachste Spruch hieß : " Geht dahin zurück, wo ihr hergekommen seid." Das haben sehr viele befolgt. Es ging bis 1.Juni 1945 dann machten die Polen die Grenzen zu, räumten und evakuierten entlang der Grenze einen 20 km tiefen Streifen, in dem sie dann ungestört die neue Grenze sichern konnten.

In den Heimatorten waren die Deutschen zunächst als billige Arbeitskräfte willkommen. Aber schon im Sommer 1946 setzte eine neue Vertreibungswelle ein, bei der die Leute systematisch gesammelt und in Güterzügen gen Westen über die Grenze gebracht wurden. Zurück blieben nur noch Menschen, die von den Polen als notwendige Arbeitskräfte oder "Spezialisten" angefordert wurden oder sich bereit erklärten, die polnische Staatsangehörigkeit anzunehmen.

Der Namslauer Transport incl. aller Ortschaften des Kreises Namslau wurde auf dem Gelände der Kaserne gesammelt registriert und Ende Oktober 1946 in einem Güterzug bis nach Storkow in das Lager Küchensee gebracht. Von diesem Lager, einem ehemaligen Truppenübungsplatz, wurden die Menschen in der Umgebung von Kyritz verteilt.

Bis heute ist nicht klar, zumindest mir nicht, wer diese Vorgänge koordiniert hat ? Waren es einseitig die Polen selbst oder hatten sie Ansprechpartner in Westdeutschland ? Die Züge mit hunderten von Menschen konnte ja auch nicht ohne ein Mindesmass an Abstimmung einfach nach Westen abgeschickt werden, sie mussten mit einem Ziel losgeschickt, am Ziel entladen und untergebracht werden. Wer das weiß, sollte sich melden und sein Wissen weitergeben.

Es ist traurig, wir kennen jeden Furz, den ein Zugbegleiter eines Zwangsarbeitertransportes gelassen hat, aber wir haben auch 60 Jahre danach noch keine Ahnung über die logistischen Zusammenhänge
unserer Vertreibung. !! So sind halt die Schlesier.?

mit nachdenklichen Grüßen
Joachim (Kirsch)