Liebe Listenmitglieder,
in den schlimmen Jahren 1945/46 sind sicherlich eine gro�e Anzahl von
Schlesier praktisch vom Erdboden verschwunden und bis heute ist
unbekannt, wo sie ihre letzte Ruhest�tte fanden. Gemeint sind dabei
nicht die Personen, die in russischen oder polnischen Lagern zu
Tode kamen, sondern die an Krankheiten, Hunger oder Altersschw�che
verstarben - aber niemand war in dem Chaos in der Lage oder dachte
�berhaupt daran, den Sterbefall irgendwo festzuhalten. Bisher hatte ich
nicht angenommen, da� es wom�glich so viele waren. Pfarrer Gr�newald,
der gro�e Fachmann f�r schlesische Kirchengeschichte, wurde 1945 als
junger Vikar von den Russen in Liegnitz festgehalten. Er fand Zuflucht
im ev. Marthaheim, wo Schwestern aus Breslau-Bethanien t�tig waren.
In der Zeit von Anfang M�rz bis Ende August 1945 verstarben dort 325
Personen, deren Tod nur von Gr�newald in einem Heft festgehalten wurde.
Obwohl es in Liegnitz 4 (!) ev. Pfarreien gab, fand sich demnach in
dieser Zeit niemand, also auch kein Standesbeamter, der die Sterbef�lle
des Marthaheimes irgendwo protokollierte. Man kann sich in etwa
vorstellen, was sich dann wohl in Breslau abgespielt haben mag.
Die Liste mit den 325 Namen und dazugeh�rigenden Daten wurde von Pfarrer
Gr�newald �brigens im Heft 2 (1995) der Zeitschrift 'Ostdeutsche
Familienkunde' auf den Seiten 59 bis 68 ver�ffentlicht.
Mit freundlichem Gru�
Klaus Liwowsky
Hallo zusammen,
Klaus' Bericht zu dem Thema m�chte ich aufgreifen, um noch einmal auf ein
�hnliches Thema zur�ckzukommen.
Ein Verwandter von mir, Ernst Kr�ger, bleibt trotz aller Nachforschungen
verschollen. Der Hammer ist, ich kann bisher nicht einmal herausfinden, wann
er geboren wurde.
Jetzt war ich immer davon ausgegangen, da� er im Krieg war und dort
umgekommen ist. Meine mit einem sehr guten Ged�chtnis versehene Tante
erkl�rt mir jetzt aber, da� er mit seiner Mutter auf der Flucht war und dort
irgendwo spurlos verschwunden ist und keiner ihn mehr gesehen hat. Gegend:
Gr�nberg/Schlesien bis Peitz bei Cottbus.
Gibt es da Aufzeichnungen wie von Klaus beschrieben oder noch eine Idee
wohin man sich wenden kann?
Danke im voraus.
Gru�,
Astrid.
Liebe Listenmitglieder,
in den schlimmen Jahren 1945/46 sind sicherlich eine gro�e Anzahl von
Schlesier praktisch vom Erdboden verschwunden und bis heute ist
unbekannt, wo sie ihre letzte Ruhest�tte fanden. Gemeint sind dabei
nicht die Personen, die in russischen oder polnischen Lagern zu
Tode kamen, sondern die an Krankheiten, Hunger oder Altersschw�che
verstarben - aber niemand war in dem Chaos in der Lage oder dachte
�berhaupt daran, den Sterbefall irgendwo festzuhalten..
Hallo Klaus und liebe Listenmitglieder.
Auch ich bin ein betroffener von diesem Chaos.
Meine Gro�mutter mu�te 1945, als Breslau zur Festung erkl�rt wurde,
in ein Spital eingeliefert werden. Und dann sind meine Eltern mit uns Kindern aus der Stadt in die N�he von Schweidnitz.
Bis heute sind alle meine Nachforschungen, wo meine Gro�mutter
verblieben ist, erfolglos geblieben.
In Breslau selbst habe ich in den Standes�mtern gesucht und nichts gefunden. Auch im Standesamt I in Berlin war keine Auskunft zu erhalten. Nun bleibt mir noch eine Hoffnung, im Krankenbuchlager in Berlin, auf
auf eine Auskunft.
Meine Gro�mutter: Pauline Gabriel, geb. Petrausch geb. am 23.7.1858 in
Domslau, letzter Wohnort: Breslau, Matthiasstra�e 47 bei meinen Eltern.
Vielleicht kann mir jemand weiter helfe.
Mit freunflichen Gr��en
Klaus S��mann (*1933 in Breslau)
Auch ich möchte die Gelegenheit nutzen und wieder auf das Schicksal des
Herrn Otto DAVID (David OTTO) aufmerksam machen.
Für alle neu hinzugekommenen Mitglieder der Liste:
Herr Otto DAVID lebt in Dresden seit Januar 1945. Er ist jetzt ca. 63 Jahre
alt. Weder seine Herkunft noch sein Name sind sicher überliefert.
Als sicher gilt die Information, dass er 1944 zeitweilig in der Kinderklinik
Leslau (Wartheland) behandelt wurde. Später lebte er kurze Zeit im
Kinderheim bei Rawitsch.
Von dort aus wurden alle Kinder nach Dresden evakuiert.
Herr David möchte gern seine Identität finden. Alle bekannten Suchdienste
wurden bereits in Anspruch genommen. Auch Presse und Fernsehen hatten keinen
Erfolg.
Viele Grüße aus Dresden
Doreen Pappritz
Hallo Klaus, hallo Astrid!
Interessant w�re es, von einem alten Liegnitzer etwas �ber die Zeit von
Fr�hjahr-Sommer 1945 erz�hlt zu bekommen. Ich hatte bereits erw�hnt, da�
das Marthaheim in Liegnitz von den Schwestern aus Breslau-Bethanien
betreut wurde. Die Russen hatten dieses Heim mit dem Schlegelstift und
dem Marienheim zu einem deutschen Krankenhaus bestimmt. Obwohl es also
vier ev. u. zwei kath. Pfarreien gab, sind die Sterbef�lle von dort in
keinem KB verzeichnet worden. Ebenso scheint im Standesamt f�r viele
Monate niemand t�tig gewesen zu sein. Die Toten sind �brigens meist nur
in Bettlaken eingeh�llt in gro�en Gemeinschaftsgr�ber bestattet worden.
Auch hier scheint keinerlei Friedhofsverwaltung mehr funktioniert zu haben.
�bertr�gt man diese ca. 50 Tote pro Monat (nur von M�rz-August 1945) auf
ganz Schlesien, so kann man sich leicht vorstellen, da� verm. viele
tausend Schlesier auf diese Weise 1945-1946 'verschwunden' sind und wir
ihr Schicksal heute auch nicht mehr aufkl�ren werden.
Mit freundlichem Gru�
Klaus Liwowsky
Hallo Klaus, hallo Listenteilnehmer,
direkt zu den Liegnitzer Verh�ltnissen kann ich nichts sagen, obwohl wir
Anfang Mai 1945 kurz dort waren, um nach unseren Verwandten zu sehen.
Aber ich kann aus dem Kreis Wohlau aus dieser Zeit berichten:
Wir waren etwa Mitte Mai wieder in unsere alte Heimat im Kreis Wohlau zur�ck
gekommen, nachdem wir im Januar 1945 vor der anr�ckenden russischen Front in
den damaligen "Sudetengau" in die Gegend Reichenberg mit Pferd und Wagen
geflohen waren.
Zu dieser Zeit gab es keinerlei �ffentliche Verwaltung (nat�rlich auch keine
Standes�mter oder Pfarr�mter), keine Lebensmittelversorgung, keine
medizinische Versorgung, keinen Strom. Nat�rlich gab es auch keine Polizei,
nur �fter pl�ndernde Polenhorden und Russen, die uns u.a. auch unsere Pferde
einfach mitnahmen. Deutsche waren vollkommen rechtlos.
Infolge der fehlenden Lebensmittelversorgung brach im Sommer-Herbst 1945
eine Typhusepidemie aus. Wir nannten sie Hungertyphus. Diese Epidemie raffte
ca. 15% der Bev�lkerung dahin; vermutlich auch wegen der nicht vorhandenen
medizinischen Versorgung auf dem "flachen Lande". Diese Toten wurden
nat�rlich nirgends registriert, geh�ren also auch zu den "verschwundenen Vorfahren".
Ich mu� mich immer wieder wundern, wie wenig manche, vorwiegend die jungen
Listenteilnehmer hier und auch meine Bekannten �ber diese Verh�ltnisse
informiert sind und sie sich vorstellen k�nnen.
Viele Gr��e
Helmut (Laufer)