Uhrmacherhandwerk

Hallo in die Runde,

bei mir in der Familie gibt es eine alte Standuhr, die in den 1850er Jahren in der Gegend um Rendsburg gefertigt wurde. In diesem Zusammenhang bin ich interessiert an Hinweisen und Literatur zu Uhrmachern in aelteren Zeiten und

dem Uhrmacherhandwerk in Schleswig-Holstein. Jeglicher Hinweis ist willkommen.

Mit Gruessen aus dem kalten Tarp

Peter

Sehr geehrter Herr Freundt,

Tante Google hilft:

Allzeit viel Forschererfolg wünscht nebst einem schönen Abend

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Peren

Ergänzung:

Uhrmacher ist ein Handwerk, somit sollte das Wirtschaftsarchiv des Landes SH (angegliedert an die IHKs und eine Institution der IHKs und der Handwerkskammern) eigentlich auch helfen können.

Lieber Peter
Literatur kannst du in diesem Verbundkatalog der norddeutschen Bibliotheken recherchieren. Wenn du Bücher gefunden hast, bekommst du sie direkt in der jeweiligen Bibliothek oder über deine nächstgelegene Bibliothek per Fernleihe.
https://opac.k10plus.de/

Hallo Peter,

ich habe mal meinen Freund gefragt, der Uhren liebt.

Viele Grüße

Nicole

‚Das wird schwierig! Um 1850 wurden „Gebrauchsuhren“ bereits lange (halb) industriell gefertigt. Signierte Werke und Uhren wurden meist auf dem Zifferblatt und/oder dem Werk bezeichnet. Dies war jedoch Uhren sehr hochwertiger Provenienz von herausragenden Uhrmachern und Manufakturen vorbehalten. Ansonsten wurde in eine der Platinen ein Fabrikstempel eingestanzt oder eingefräst und eventuell auf dem Ziffernblatt der Fabrikname. Selbst meine holländische Stühlchenuhr von 1720 - 1750 ist bereits eine teilmaschinelle Manufaktur- Serienfertigung.

Was vom Zeitraum her helfen könnte, ist das „Lexikon der deutschen Uhrenindustrie von 1850 - 1980“, das aber wegen ungenauen und teilweise falschen Angaben öfter in der Kritik gestanden hat. Kaufen würde ich es mir nicht, wenn nur ein oder zwei Einträge von Interesse sind.

Ansonsten sind mir systematische Erfassungen lokaler Uhrenbetriebe nicht bekannt. Eher gibt es Auflistungen von Spezialuhrmachern wie z. B. das Verzeichnis des Schifffahrtsmuseums Bremerhaven über Schiffschronometeruhrmacher.

Wo man nachfragen könnte, wären die lokalen Heimatmuseen, die eventuell Unterlagen und Dokumentationen haben, die teilweise nur in kleinen Auflagen oder gar nicht veröffentlicht wurden (z.B. Ausstellungskataloge). Ohne präzise Fotos der Uhr, des Zifferblattes und des Werkes (ggf. mit Stempeln) ist es unmöglich, die Uhr auch nur annähernd einzuordnen.‘

Einige wenige, sehr spezielle Informationen sind auch in den Archiven zu finden. Die zentrale Datenbank (aber keine vollständige Übersicht, nicht alle Bestände sind erfaßt!) wäre https://arcinsys.schleswig-holstein.de/arcinsys/einfachesuche.action

Hallo an die ´Uhrmacherhandwerkfragebeantworter´,

herzlichen Dank fuer Eure Unterstuetzung. Tatsaechlich gibt es wohl wenig Interessantes ueber dieses Handwerk in Schleswig-Holstein - hatte ich anfangs gemeint. Gestern ergab meine Abfrage beim Volkszahlregisterprogramm

www.akvz.de Stichwort Uhrmacher, fast 950 Eintraege fuer den Raum Schleswig, darunter auch heutiges daenisches Gebiet, Holstein, Altona und Mecklenburg. Angezeigt wurde der Zeitraum von 1803 bis zum Jahr 1864. Es waren

dabei natuerlich nicht nur Uhrmachermeister, sondern auch Gesellen und Lehrlinge. In jedem groeßerem Ort oder Orten mit entsprechender ´Kundschaft´ fuer diese Luxusartikel gab es Uhrmacher.

Ich hatte ja gefragt nach Uhrmachern in der Naehe von Rendsburg, gefunden habe ich auf Anhieb 3 Eintaege fuer den kleinen Ort Hohn. Hier lebte und arbeitete der Uhrmacher Jochim Reepen (auch Rehpen o. ae.), genannt im Volszahlregister

von 1835 und 1840. 1835 auch schon dessen Sohn Andreas Reepen.

Aus dieser Uhrmacherfamilie stammt die Standuhr, die heute noch in meiner Familie in Gebrauch ist. Auf dem Zifferblatt ist der Name Rehpen zu erkennen. Inwieweit Uhrwerk und Gehaeuse damals, um 1850, schon industriell vorgefertigt waren,

kann man nur vermuten. Individuelle Wuensche der Kundschaft konnten wohl beruecksichtigt werden.

Uhrmacher gab es in der Umgebung von Rendsburg schon viel frueher. In der ´Die Hohner Harde im 18. Jahrhundert´, Sven Mahmens, Berlin, 2005

Seite 283:
…Besonders interessant ist der Uhrmacher, da dieses Handwerk nicht zu den Grundbedarfshandwerken gehoert. Nicht einmal
dem gehobenen, vielmehr schon dem Luxusbedarf kann Uhrenbesitz zugerechnet werden. Die Bezeichnung ´Uhrmacher´ deutet
die Herstellung von Uhren an, allerdings koennte es sich bei dieser Taetigkeit auch lediglich um Reparaturarbeiten an Uhren
handeln, die in der Stadt gekauft worden waren. Indes ist von Andreas Koch (1722-1793) eine 1785 datierte Standuhr bekannt
und auch die Zeichnung einer Repetieruhr von 1763 erhalten geblieben (im Kirchengemeindearchiv Hohn gibt es dazu ein Schreiben
des Oberkustos des Landesmuseums Dr. Arnold Luehning an die Kirchengemeinde vom 20. Februar 1978).
Die schmiedeeiserne Turmuhr der Hohner Kirche von 1767 koennte ebenfalls von ihm stammen.
Wenn wir annehmen, daß der auf dem Lande sitzende Uhrmacher fuer einen laendlichen Kundenkreis taetig war, so koennen wir einen
gewissen Wohlstand auf den Hoefen voraussetzen, der die Ansiedlung eines Uhrmachers noetig und moeglich machte. Standuhren
als Einrichtungsgegenstand wohlhabender Hufen duerften in der zweiten Jahrhunderthaelfte anzusiedeln sein. Auf der Viertelhufe
´Vordamm´ (Anm.: Theodor Storms Ahnen kommen von hier) gab es beispielsweise eine Uhr mit Inschrift und Jahreszahl 1770 (siehe
´Das Haus Storm´, Seite 75, Anm. 13). Auf der reichen Halbhufe Ohm in Hohn befand sich ´eine Hausuhr mit Gehaeuse´ (Landesarchiv
Abt. 168 Nr. 1857: Kontraktenprotokoll, S. 738-771: Erbteilung Hof 16 1823).
Das der Uhrmacher im Kirchspielszentrum angesiedelt war, duerfte kein Zufall sein. Dieser einzige Uhrmacher ´vererbte´ sein Handwerk.
Hausinste Andreas Koch unterwies seinen Enkel (Anm.: oder eher sein Sohn?) Andreas Repen (1779-?) in dem Beruf, so daß dieser
nach seinem Tod schon 1803 ´Uhrmacher´ genannt wird, obwohl er noch unverheiratet bei seinem Vater, dem Schuster Repen, lebte.
Noch 1845 arbeitete er als Uhrmacher in Hohn.

Nachdem ich nun etwas mehr erfahren habe ueber die landesweite Verbreitung von Uhrmachern vor ueber 200 Jahren, verabschiede ich mich von der Vorstellung, dass der Uhrmacher Reepen in Hohn eine Besonderheit war.
Einzig sein Wohnort, Hohn war ein reines Bauerndorf, verwundert, denn neben der Hardesvogtei, deren Bedienstet zum teil zur Kundschaft gehoerten, gab es, wie Mahmens hervorhob, noch ein paar Bauern, die sich eine
Uhr ins Wohnzimmer holen konnten.
Mit freundlichen Gruessen von der deutsch-daenischen Grenze

Peter

@admin,

Bitte diesen Schlussbeitrag mit dem Hauptbeitrag „verheiraten“.

Vielen Dank im Voraus und einen schönen Abend wünscht

Alexander Peren

Hallo Herr Peren,

mir ist nicht klar, was Sie meinen mit ´… Hauptbeitrag „verheiraten“?

Auch Ihnen wuensche ich einen angenehmen Abend

Peter

Sehr geehrter Herr Freundt,

Sie haben ein neues Thema aufgemacht, obwohl es nur der Abschluss des bereits existierenden Themas ist. Daher bat ich den/die @admin, dieses Abschluss-Statement zum eigentlichen Beitrag zu verschieben.

Viele Grüße und einen schönen Abend wünscht

Alexander Peren

Hallo Herr Peren,

danke fuer die Erklaerung.

Einen angenehmen Tag wuensche ich Ihnen

Peter Freundt

Hallo an die ´Uhrmacherhandwerkfragebeantworter´,

herzlichen Dank fuer Eure Unterstuetzung. Tatsaechlich gibt es wohl wenig Interessantes ueber dieses Handwerk in Schleswig-Holstein - hatte ich anfangs gemeint. Gestern ergab meine Abfrage beim Volkszahlregisterprogramm

www.akvz.de Stichwort Uhrmacher, fast 950 Eintraege fuer den Raum Schleswig, darunter auch heutiges daenisches Gebiet, Holstein, Altona und Mecklenburg. Angezeigt wurde der Zeitraum von 1803 bis zum Jahr 1864. Es waren

dabei natuerlich nicht nur Uhrmachermeister, sondern auch Gesellen und Lehrlinge. In jedem groeßerem Ort oder Orten mit entsprechender ´Kundschaft´ fuer diese Luxusartikel gab es Uhrmacher.

Ich hatte ja gefragt nach Uhrmachern in der Naehe von Rendsburg, gefunden habe ich auf Anhieb 3 Eintaege fuer den kleinen Ort Hohn. Hier lebte und arbeitete der Uhrmacher Jochim Reepen (auch Rehpen o. ae.), genannt im Volszahlregister

von 1835 und 1840. 1835 auch schon dessen Sohn Andreas Reepen.

Aus dieser Uhrmacherfamilie stammt die Standuhr, die heute noch in meiner Familie in Gebrauch ist. Auf dem Zifferblatt ist der Name Rehpen zu erkennen. Inwieweit Uhrwerk und Gehaeuse damals, um 1850, schon industriell vorgefertigt waren,

kann man nur vermuten. Individuelle Wuensche der Kundschaft konnten wohl beruecksichtigt werden.

Uhrmacher gab es in der Umgebung von Rendsburg schon viel frueher. In der ´Die Hohner Harde im 18. Jahrhundert´, Sven Mahmens, Berlin, 2005

Seite 283:
…Besonders interessant ist der Uhrmacher, da dieses Handwerk nicht zu den Grundbedarfshandwerken gehoert. Nicht einmal
dem gehobenen, vielmehr schon dem Luxusbedarf kann Uhrenbesitz zugerechnet werden. Die Bezeichnung ´Uhrmacher´ deutet
die Herstellung von Uhren an, allerdings koennte es sich bei dieser Taetigkeit auch lediglich um Reparaturarbeiten an Uhren
handeln, die in der Stadt gekauft worden waren. Indes ist von Andreas Koch (1722-1793) eine 1785 datierte Standuhr bekannt
und auch die Zeichnung einer Repetieruhr von 1763 erhalten geblieben (im Kirchengemeindearchiv Hohn gibt es dazu ein Schreiben
des Oberkustos des Landesmuseums Dr. Arnold Luehning an die Kirchengemeinde vom 20. Februar 1978).
Die schmiedeeiserne Turmuhr der Hohner Kirche von 1767 koennte ebenfalls von ihm stammen.
Wenn wir annehmen, daß der auf dem Lande sitzende Uhrmacher fuer einen laendlichen Kundenkreis taetig war, so koennen wir einen
gewissen Wohlstand auf den Hoefen voraussetzen, der die Ansiedlung eines Uhrmachers noetig und moeglich machte. Standuhren
als Einrichtungsgegenstand wohlhabender Hufen duerften in der zweiten Jahrhunderthaelfte anzusiedeln sein. Auf der Viertelhufe
´Vordamm´ (Anm.: Theodor Storms Ahnen kommen von hier) gab es beispielsweise eine Uhr mit Inschrift und Jahreszahl 1770 (siehe
´Das Haus Storm´, Seite 75, Anm. 13). Auf der reichen Halbhufe Ohm in Hohn befand sich ´eine Hausuhr mit Gehaeuse´ (Landesarchiv
Abt. 168 Nr. 1857: Kontraktenprotokoll, S. 738-771: Erbteilung Hof 16 1823).
Das der Uhrmacher im Kirchspielszentrum angesiedelt war, duerfte kein Zufall sein. Dieser einzige Uhrmacher ´vererbte´ sein Handwerk.
Hausinste Andreas Koch unterwies seinen Enkel (Anm.: oder eher sein Sohn?) Andreas Repen (1779-?) in dem Beruf, so daß dieser
nach seinem Tod schon 1803 ´Uhrmacher´ genannt wird, obwohl er noch unverheiratet bei seinem Vater, dem Schuster Repen, lebte.
Noch 1845 arbeitete er als Uhrmacher in Hohn.

Nachdem ich nun etwas mehr erfahren habe ueber die landesweite Verbreitung von Uhrmachern vor ueber 200 Jahren, verabschiede ich mich von der Vorstellung, dass der Uhrmacher Reepen in Hohn eine Besonderheit war.
Einzig sein Wohnort, Hohn war ein reines Bauerndorf, verwundert, denn neben der Hardesvogtei, deren Bedienstet zum teil zur Kundschaft gehoerten, gab es, wie Mahmens hervorhob, noch ein paar Bauern, die sich eine
Uhr ins Wohnzimmer holen konnten.
Mit freundlichen Gruessen von der deutsch-daenischen Grenze

Peter