Suche in Militärkirchenbüchern

Liebe Listenmitglieder,

hat jemand Erfahrungen oder Kenntnisse mit der Suche in Militärkirchenbüchern. Irgendwie komme ich mit dieser Quelle nicht klar. Kann man zielgerichtet bei der Suche vorgehen?

Im Prinzip müßten doch die meisten männlichen Vorfahren beim Militär gewesen sein. Somit müßten sich die Militärkirchenbücher für die Recherche geradezu anbieten, vor allem wenn die KB am Wohnort nicht mehr existieren. Aber wie gelangten Taufeinträge in Militärkirchenbücher, wenn doch das Kind am Wohnort und nicht in der Kaserne geboren und getauft wurde. Und wenn doch, wurde dann der Taufeintrag im KB des Wohnortes der Frau weggelassen, oder in beiden Büchern verzeichnet, oder aber mal so und mal anders? Das hätte doch die pedantische Ordnung in Preußen gestört. Gab es für diese Handhabung Bestimmungen?

An welchen Orten müßte man suchen? Wohin wurden die Personen eingezogen? Im selben Weichbild, Fürstentum, Kreis, Regierungsbezirk oder kam auch ganz Schlesien, Preussen oder Deutschland in betracht?

Viele Grüße aus Bautzen

hat jemand Erfahrungen oder Kenntnisse mit der Suche in Milit�rkirchenb�chern.

Hallo Dirk,

Du stellst hier ein paar sehr interessante Fragen, die vor allem wegen
den fehlenden ev. KB sehr eingehend hier besprochen werden sollten.

Ein grunds�tzliches Problem sehe ich zun�chst in der Zuordnung von
Wohnort und 'Dienstort'. Beispiel: Jemand hat einen (m�nnlichen)
Vorfahren im ev. Kirchenspiel von Gro� Tinz im Landkreis Liegnitz. KB
gibt es seit 1945 keine mehr, also versucht man es mit den Milit�r-KB.

Frage: In welcher Einheit hat der junge Mann denn nun seinen Dienst
verrichtet?

Die Habsburger Zeit kann man f�r Schlesien betref. Mil.-KB wohl nicht
mehr bearbeiten. Also geht es um die altpreu�ische Armee (f�r Schlesien:
1740 - 1806) und dann anschl. die Zeit bis zum I. WK.

In Schlesien galt zun�chst des Kantonsystem

Ein solcher Kanton mu�te den Ersatz f�r ein best. Regiment stellen. Von
Thomas Taubenberger hatte ich k�rzlich gelernt, da� man vom Wohnort auf
den Dienstort mittels folgendem Buch kommt:
"Die altpreu�ische Armee von 1714-1806 und ihre Milit�rkirchenb�cher"
von Alexander von Lyncker.

Nach den Befreiungskriegen wurde am 3.9.1814 das Wehrgesetzt in
Schlesien eingef�hrt. Jeder mu�te nach vollendetem 20. Lebensjahr eine
dreij�hrige Dienstzeit ableisten. Weitere Gesetze regelten die anschl.
Landwehr- bzw. Landsturmdienstpflicht.

Frage: Wie kommt man denn f�r die Zeit von 1814 bis ca. 1914 vom Wohnort
zum Dienstort, hat man das Kantonsytem beibehalten?

Wenn dieser Punkt gekl�rt ist, kann man viellleicht anschlie�end die
weiteren Details �ber die F�hrung der Mil.-KB diskutieren.

Mit freundlichem Gru�
Klaus Liwowsky

Hallo Klaus,

Frage: Wie kommt man denn für die Zeit von 1814 bis ca. 1914 vom

Wohnort

zum Dienstort, hat man das Kantonsytem beibehalten?

In den kath. Kirchenbüchern von Ottmachau Kr. Grottkau gab es auch
immer Einträge zu Militärangehörigen am Ende eines Jahres (auch zu
evang.). Im Mai des Jahres 1814 steht folgender Vermerk im
Begräbnisbuch:

"Von hier an hört das Königl. Lazareth auf. Die gesund gewordenen
können in ihre Heimath gehen und die Kranken werden theils nach Neiße
theils nach Leobschütz bis zur völligen Genesung abgeschickt."

Es werden danach aber immer noch Militärpersonen begraben. Z.B. im
Jahre 1817 von 2. Ober Schlesischen Provinzial Invaliden Companie I.
Abteilung
oder
1819 von der z.Zt. hier in Garnison stehenden 12. Schles. Invaliden
Companie des commandierenden Herrn Major v. Bieberstein.
Alle Personen mit Geburtsort und Kreis genannt, z.B. aus einer Stadt in
Sachsen, aus Danzig, aus einer Stadt in Österreich und aus dem
Bambergschen.

Ob dieses nun Licht in deine Fragestellung bringen kann, vermag ich
nicht zu beurteilen, da ich in Militärdingen einfach nicht bewandert
bin.

Viele Grüße aus 34266 Niestetal
Monika (Nicolaus)
monika@w-nicolaus.de

Lieber Dirk,

bei den Mormonen habe ich mir mal alle vorhandenen
Kirchenbuchverfilmungen rausgesucht. Ich schicke das Ergebnis
hiermit als WG an die Liste.

Nach 1815 sind z.B. f�r Gro� Wartenberg die Milit�rkirchenb�cher
aus Ostrowo und �ls f�r mich von Interesse. Im Kreis Gro� Wartenberg
gab es Wissens nach 1806 keine Milit�rgemeinden mehr. Einige Title
sind bei den Mormonen falsch verzeichnet. So befanden sich in den
Milit�rkirchenb�chern von Neumittelwalde und Festenberg anscheinend
noch Konfirmandenlisten aus den Jahren um 1850 bzw. 1825-1829, die
irgendwie in diese Milit�rkirchenb�cher hineingelegt wurden, aber
mit den eigentlichen Milit�rgemeinden, die nach 1806 garnicht mehr
existierten, nichts zu tun haben.

Gr��e,
Thomas (Oszinda)
http://www.nord-com.net/t.oszinda/Neumittelwalde.htm
http://www.genealogy.com/users/o/s/z/Thomas-Oszinda

-----Urspr�ngliche Nachricht-----

Es werden danach aber immer noch Milit�rpersonen begraben.

Hallo Monika,

danke f�r die Hinweise.

Ich hatte auf folgender Seite schon vor l�ngere Zeit mein bescheidenes
Wissen �ber Mil.-KB ver�ffentlicht:
http://www.genealogienetz.de/reg/SCI/kirchenbuecher/base/militaer.html
Besonders betref. Beerdigungen werden diese Angaben nun noch durch Deine
Festellungen best�tigt.

Ich habe mit der Funktion 'keyword-search' bei familysearch.org 'Milit�*
Schlesien*' eingegeben und 127 Treffer erhalten. Dann mit 'Regiment*
Schlesien*' wieder 73 Treffer und nochmals 53 bei 'Garnison*
Schlesien*'. Es sind demnach umfangreiche Verfilmungen (ca. 500??)
vorhanden. Wenn man aber jetzt die Hypothese aufstellt: "Mein Vorfahre
war beim preu�. Milit�r". Dann wei� man doch immer noch nicht in welcher
Einheit oder an welchem Dienstort. Nur weil jemand im Kreis Liegnitz
lebte, leistete er doch keinen Milit�rdienst in Liegnitz-Stadt. Bis 1806
gab es das Kantonsytem. Aber was war danach? Ohne eine Antwort darauf
kommt man hier wohl nicht weiter.

Mit freundlichem Gru�
Klaus Liwowsky