Hallo,
leider fehlen, wie so oft, Details, die wichtig sind für die Beurteilung. Daher schießen bereits Spekulationen in‘s Kraut, und die Vernünftigeren halten sich zurück. Denn allzu oft fallen einem nach einer Antwort die Frager in den Rücken mit Ihnen bereits von vornherein bekannten Details, um die Antwort zu Fall zu bringen.
Hier wird wohl entscheidend sein die offene Frage „Wo?“
Sterbeort, Geburtsort, Studienort...
Ansonsten: Warum soll er sich denn nicht stud. theol. nennen? Die Bezeichnung ist nicht geschützt und betrifft vielleicht den Höhepunkt seiner Karriere.
Außerdem: hat er sich denn selbst so bezeichnet? Wo wird er denn so bezeichnet? Im Sterbeeintrag? Dann dürfte doch wohl klar sein, dass der Pfarrer einen Bildungsgenossen in seinem ansonsten intellektuell anspruchslosen Kuhkaff (da gibt‘s sonst nur den Gutsbesitzer, der Offizier war und ständig mit dem letzten Feldzug nervt) hervorhebt. Da wird es schon Gespräche gegeben haben, wo man seine exklusiven Kenntnisse der griechischen und hebräischen Sprache hervorgekramt hat, vielleicht war man auch an der selben alma mater.
Warum die Bezeichnung 1868 witzig oder hämisch gemeint sein sollte, erschließt sich nicht. Dies wäre eher ab 1968 der Fall. Um 1810 dürfte ein Abgang von der Uni eher finanzielle Gründe gehabt haben, oder der Tod des Vaters zwang zur vorzeitigen Übernahme des Geschäfts, Gutes oder Bauernhofs. Nicht zu vergessen die napoleonischen Wirren einschließlich enthusiastischer Teilnahme an den Freiheitskriegen.
Völlig verfehlt ist es, heutige Zustände mit Minderqualifikation, Faulheit oder Einnisten in subventionierten Verhältnissen, auf damals zu übertragen. Der nicht examinierte Student stand in der Klassengesellschaft nur am unteren Ende seiner Klasse, ist aber nicht, wie heute, vollkommen an das untere Ende der sozialen Leiter gerutscht (auch heute nicht, wie KGE und Herr Ziemiak beweisen).
Mit freundlichen Grüßen
Arne Nilsson
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