STEGMANN / STECHMANN wer ist nun richtig?

Sachsen-Anhalt-L · 30. November 2020 um 20:36

Hallo,

ich bin neu hier in der Liste und platze gleich mal durch die Tür ins Haus.
Mein Name ist Stephan und ich forsche nun seit fast zwei Jahren intensiv nach dem eher nicht so bekannten Namen Krutak. Meine Vorfahren waren bisher in Sachsen, Schlesien, Böhmen und Mähren zu Hause und nun kommt plötzlich mit der grossmütterlichen Linje Sachsen-Anhalt hinzu und das gleich mit einer verzwickten, harten Nuss.

Am 24. Januar 1887 ehelichte ein Johann Friedrich Stegmann, geb. 25.10.1855 zu Osterburg bei Stendal, die Carolina Meta Philipp, geb. 18.11.1868 zu Dresden, in Dresden.
Seine Eltern waren laut Digitalisat in Ancestry "Marriages, 1876-1922" Nr.26:

der Musicus Johann Andreas Friedrich Stegmann und Friederike Sophie Wilhelmine Herlet, beide bereits verstorben zu Osterburg, was auch bei seinem Taufeintrag der Fall ist.

Soweit so gut. Nun schaute ich mich bei Ancestry und Familysearch weiter um und kam auf den Ort Zedau bei Osterburg, bedingt durch eine Vielzahl von Herlets und Stegmanns

Wenn ich nun in Ancestry nach Friederike Sophie Wilhelmine Herlet in Zedau suche, so ehelichte diese einen Musicus und Scharfrichter(?!) Joachim Andreas Stechmann. An anderer Stelle steht wiederum Stegmann (Sterbeeintrag der Friederike). Nun ist mir die eher sächsische Gewohnheit schon klar alles etwas weicher auszusprechen und Stegmann und Stechmann sind da nicht weit voneinander entfernt.

Meine Fragen nun:

1. Kann es wirklich sein, dass der Musicus Johann Andreas Friedrich Stegmann und der Musicus & Scharfrichter Joachim Andreas Friedrich Stechmann die selbe Person ist, wenn sie beide eine Friederike Sophie/Sophie Wilhelmine Herlet heirateten? Macht ein Pfarrer solche groben Fehler bei den Vornamen?

2. Als in Norwegen lebender Familienforscher ist für mich die vorort-Recherche quasi nicht oder nur sehr erschwert möglich, daher meine Frage ob es weitergehende Literatur, OFB etc. verfügbar ist, wo man einen besseren Überblick über die Herlets, Stegmanns und Stechmanns bekommen kann?

3. Hat jemand von Ihnen vielleicht persönlich nähere Informationen/Tipps die mir bei der weiteren Suche und beim Lösens dieses Rätsels helfen könnten?

4. Musicus und Scharfrichter ist ja schon mal eine Ansage, wie weit war der "Einsatzbereiches" eines Scharfrichters?

5. Falls es unumgänglich wird vorort zu forschen, an wen müsste ich mich wenden?

Sie sehen, Fragen über Fragen und ich belasse es erstmal bei diesen 5.

Mit freundlichen Grüssen aus Norwegen,

Stephan Krutak.

capablanca · 1. Dezember 2020 um 11:25

Hallo Herr Krutak,
willkommen in der Liste .. es wird sich hier bestimmt jemand finden, der das Rätsel durch Einsichtnahme in die entsprechenden Kirchenbücher lösen kann, was die Verbindung (STEGMANN / HERLET) angeht ..
Ich für meinen Teil bin aufgrund der namensgleichen Ehefrau, des gleichen Berufs Musicus und des gleichen Namens Andreas überzeugt, dass es sich bei deinem STEGMANN / STECHMANN um ein- und dieselbe Person handelt. Richtig wird der Name wohl STEGMANN (oder STEGEMANN) geschrieben, lautsprachlich von den lokalen Pastoren aber zu unterschiedlichen Zeiten zu STECHMANN abgewandet worden zu sein. Ich kann z.B. für mein Forschungsgebiet JERICHOWER LAND den Namen WIEGMANN in späteren Aufzeichungen die Abwandlung WICHMANN oder WIECHMANN bestätigen.
Falls dich das Scharfrichter-Wesen interessiert: ich habe mehrere ausführliche Artikel in der GENEALOGIE - Deutsche Zeitschrift für Familienkunde zu Scharfrichter, Schinderknecht und Abdecker und sonstige "unehrliche Berufe", die detailliert die Aufgaben der Scharfrichter beschreiben. Im Wesentlichen lässt es sich zusammenfassen mit der "Vollzug der von Gerichten festgesetzten Leibes- und Lebensstrafen und Folter". Auffällig und den meisten Forschern sicher bekannt ist ebenfalls die Tatsache, dass Scharfrichter-Söhne und -Töchter oft an ihresgleichen - also andere Scharfrichtersöhne und -töchter - verheiratet wurden, so dass man auch prüfen sollte, ob der Name HERLET im Zusammenhang mit dem Scharfrichterwesen genannt wird.
Aber zugegegben, die Kombination MUSICUS und SCHARFRICHTER ist mir auch noch nicht untergekommen und klingt echt makaber ...
Beste Grüße aus Berlin
Gordon

Sachsen-Anhalt-L · 1. Dezember 2020 um 12:59

Hallo Gordon,

vielen Dank für deine Antwort.

Der Heiratseintrag der ersten Ehe, welchen ich bilateral zugesendet bekam, scheint darauf hinzudeuten das Stegmann eher phonetisch im 2. Heiratseintrag erwähnt wurde, aks das er tatsächlich so hieß.

Der Sprung von Joachim zu Johann ist da schon etwas schwerer. Die einzige Erklärung die ich habe ist, das die allesamt jüngeren Quellen in Dresden von einer und derselben fehlerhaften Quelle „abgeschrieben“ haben. Trotzdem schwinkt da ein Hauch Unsicherheit mit.

Mehr Licht ins dunkle könnte eine Publikation von Dieter Fettback bringen auf die ich bei meiner weiteren Recherche gestoßen bin: „Scharfrichterknechte, Scharfrichter und Abdecker in Osterburg im 19. Jahrhundert“, denn dort wird Stegmann als Familie und Joachim insbesondere erwähnt.

Das Kreismuseum in Osterburg hat leider die Publikation nicht mehr vorrätig und der Kontakt zu Dieter Fettback ist abgebrochen. Antiquarisch gibt es derzeit nichts am Markt und ich glaube nicht das die Deutsche Nationalbibliothek Fernleihe nach Norwegen macht.

Hat jemand zufälligerweise das Werk und könnte mal nachsehen?

Der Vater der Friederike Sophie Wilhelmine war Wagenmeister und Briefträger. Im oben genannten Werk war auch kein Herlet erwähnt.
Der Sohn Johann Friedrich wurde Uhrmacher in Dresden, da wird es schwer eine Scharfrichterdynastie nachzuweisen.

Das Scharfrichterwesen interessiert mich nun doch etwas mehr (scheint es schließlich mit ein Teil in der Familie zu sein), in welchen Ausgaben kann ich etwas von Dir finden?

Viele Grüße,
Stephan.