Schwarze Chronik Hamburg, 9.Teil, OCZKOWSKI, BLÖCKER, RETSLAG, FISCHER, KOPKA, VOLK, SCHÖNFELDER, CHAPEAUROUGE, DANNER, RICHTER, CAMPE, LASSALLY, v.BELOW, FERTSCH, GEORGES, HAASE, OBERLT, BREUER, SIMON, WUCHERPFENNIG, SCHLANBUSCH, EGGERSTEDT, KO

Liebe Listenleser,

pünktlich zum Wochenende wieder neues aus Hamburgs Geschichte des Verbrechens. Aus anderer Quelle: "Die Chronik Hamburgs, Dortmumd: Harenberg 1991", werden die 18 Toten des Blutsonntags in Altona, entstanden weil die SA durch die Arbeiterquartiere Demonstrantionszüge führte, genauer bezeichnet mit 2 Tote SA, 3 Tote Kommunisten und 13 Unbeteiligte als Todesopfer. Die Differenz der Anzahl zu den bei EBELING: Schwarze Chronuk Hamburg, Kabel-Verlag 1980 genannten 16 Toten konnte bisher nicht geklärt werden. Denkbar ist, dass bei EBELING nur die in den Prozeßakten, aus denen er gearbeitet hat,Genannten gezählt wurden.

Es folgen die Ereignisse des Jahres 1933, zitiert nach EBELING: ...

"...
- 1933 -

10. 2.33 Muttermord an Ehefrau OCZKOWSKI, Koldingstr.15, durch den Sohn Ernst O.; Proz.: 10.9.33(Todesurteil)

24. 2.33 SA-Hilfspolizei in Harburg aufgestellt.

26. 2.33 Hitlerjunge Otto BLÖCKER in Lokal "Falkenburg", Eppendorf erschossen; Täter: RETSLAG, FISCHER u.andere, Todesurteile am 19.1.34

28. 2.33 Pol.-Hptwm. KOPKA in der Woltmannstraße durch Kommunisten erschossen; Täter: VOLK u.andere (Proz.: 3.10.36)

3. 3.33 Polizeisenator SCHÖNFELDER durch Dr. de CHAPEAUROUGE abgelöst.

5. 3.33 Oberst DANNER, Chef der Ordnungspolzei beurlaubt.

7. 3.33 Alfred RICHTER (NSDAP) wird Polizeisenator. es werden u.a. burlaubt: Pol.Präs. Dr.CAMPE, Reg.-Rat LASSALLY, Majore v.BELOW, und FERTSCH, Hauptleute GEORGES und HAASE, OBERLT, BREUER

9. 3.33 Oberstleutnant SIMON Chef der Ordnungspolizei

30. 3.33 300 mann SA-Hilfspolzei in Hamburg, etwa gleichzeitig Gründung der berüchtigten "Kommandos z.b.V."

2. 4.33 Bommbenanschlag auf NS-Lokal WUCHERPFENNIG, Barmbekerstr. 33

23. 5.33 Dr.SCHLANUSCH, Leiter der Kriminalpolizei wird zur Baubehörde versetzt

27. 5.33 Polizeipäsident EGGERSTEDT, Altona, in seiner Jagdhütte am Mönchsteich bei Reinfeld verhaftet. er wurde am 12.10.33 als Häftling des KZ Papenburg/Ems "auf der Flucht" erschos-sen.

April 33 Erstes Konzentrationslager in Wittmoor

12. 6.33 Umbenennung der Polizeiunterkünfte.

30. 6.33 Oberst DANNER und 9 weitere Pol.Offiziere entlassen ...

1. 7.33 Hinrichtung Gustav KOPPEL (in Mordsache HAUSCHILD); es war die erste Hinrichtung in Altona seit 23.9.15 (Thomas OSCHIN).

21. 7.33 Mord an Gertrud NEUWERTH, Falkenstein; Täter: O.LÜß; Todesurteil: 10.11.34

29. 7.33 Seit März 1933 2000 Verhaftungen aus politischen Gründen, 850 Haussuchungen. 500 Personen wurden dem Gericht zugeführt, 650 kamen unmittelbar in Schutzhaft.

30. 7.33 Mord an Luise DROHM, Wilhelmsburg, Veringstraße.

2. 8.33 Hinrichtungen Altonaer Blutsonntag; TESCH, LÜTGENS, WOLFF, MÖLLER

18. 8.33 SA-Hilfspolzei in Hamburg und Preußen (Altona) aufgelöst.

20. 9.33 Sondergerichtsurteile wegen angeblicher Verbreitung von Greuelpropaganda gegen die NS-Hrrschaft
...
12.10.33 Polizeipräsident Campe vor Gericht. Angeblicher Mißbrauch von Dienstspesen. Frei-spruch

14.10.33 Raubüberfall auf Münzenhändler MEUß, Gr.Bleichen,Täter: R.REINHARD, H.KRÖGER, Proz. 5.9.34

19.10.33 Raubmord an Gastwirt Heinrich HERSCHER, Pinnasberg 62

23.10.33 Bruno STRECKENBACH wird Leiter der Staatspolizei Hamburg (später:Geheime Staatspo-lizei)

26.10.33 Ernst HANNACK nach Feuergefecht in Bergedorf verhaftet; Proz.: (Todesurteil 28.2.34; Adolf PETERSEN verhaftet

31.10.33 Sprengstoffanschlag auf Gauleiter KAUFMANN im Gasthaus "Zur Rennbahn"

24.11.33 Rauschgiftprozeß HELFFERICH, 76 Angeklagte ..."

Nachtragen läßt sich von Seite 237 noch: "..Eine Woche später am 5.März 1934, verkünden rote Plakate an den Litfaßsäulen: "Der Gewohnheitsverbrecher Ernst Paul August HANNACK, geboren am 28.8.1900 in Harburg, zuletzt in Hamburg wohnhaft, wurde heute morgen durch das Beil hinge-richtet. ..." Das todeswürdige Verbrechen war im Übrigen kein Raubmord, sondern die Schüsse auf die ihn verfolgenden Polizeibeamten, das Urteil erfolgte also auf Grund eines neuen Gesetzes der Nazis. HANNACK hatte 1927 versucht seiner nach Amerika ausgewanderten Mutter zu folgen, war aber daran gescheitert, dass er kein Führungszeugnis (5 Jahre straffrei waren gefordert)vorweisen konnte. So ging diese Karriere weiter ...

EBELING sieht die Machtübernahme bei der Polizei durch Nazis als ebensolches Verbrechen wie andere dieser Zeit und führt sie folgerichtig in seiner Liste der Verbrechen auf, was diese etwas länger machte. Die Folgejahre werden wieder etwas kürzere haben.

Fortsetzung folgt (Is to be continued)

Hans Peter Albers, Bienenbüttel