Schreibweise Haardt oder Hardt

Liebe Siegerlandforscher,

ich gehe heute in meinen Unterlagen noch einmal die Nachkommenlinie von Konrad (=Cone) Pusch vor der Haardt (= Busch, vor der Hardt), * um 1400 vor der Haardt b. Siegen durch. Dabei stolpere ich immer wieder darüber:

  1. Die Flurbezeichnung bzw. Ortslage Haardt wird heute „Haardt“ geschrieben. War das schon immer so oder wurde die Örtlichkeit auch mit einfachem ‚a‘ geschrieben?
  2. Die Namensträger Ha(a)rdt wurden teils mit einem, teils mit zwei ‚a‘ geschrieben. Ist das der damals noch fehlenden Normierung der Verschriftung geschuldet oder hat das auch andere Gründe?

Sehr geehrter Herr Schmidt,

Ich denke die Fragestellung ist eher linguistischer Art.
Etwas vorher war die sog. Neuhochdeutsche Vokaldehnung. Damit ging eine veränderte Aussprache der Selbstlaute einher. Früher hatte man alle Vokale standardmäßig kurz gesprochen. Sollten sie aufgrund der Sprachentwickung lang gesprochen werden, so musste man dies im schriftlichen Text kenntlich machen. Das waren entweder diakryptische Zeichen oder auch schon mal eine Verdoppelung des Selbstlautes. In der Zeit nach ca. 1400 war die Vokaldehnung die Normalität, da musste man eine Kurzsprechung kenntlich machen - bis heute, mit einem Doppelkonsonant.

Da hier ein Doppelvokal vorliegt, kann man davon ausgehen, dass es sich um einen Flurnamen handelt, der nicht nur sehr alt ist, sondern auch schon in alter Zeit gedehnt gesprochen wurde. Sonst würde man den Ortsnamen so aussprechen, wie man heute das Wort „hart“ (im Gegensatz zu weich) ausspricht.

Ich denke, die Schreibweise „Hardt“ ist - wenn sie denn überhaupt vorkommt - jüngeren Datums. Ich habe jetzt nicht im Kluge oder im Pfeiffer nachgeschaut, aber sagt einer von beiden was über die Etymologie von „Haardt/Hardt“ im Sinne von Wald?

Resümee: Die Schreibweise ist ein Spiegel der Aussprache der jeweiligen Zeit, aus der man durchaus was über das Alter des Wortes herauslesen kann.

Allzeit viel Forschererfolg wünscht nebst einem schönen Tag

Alexander Peren

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Sehr geehrter Herr Peren,

vielen Dank für Ihre Erklärung! Ich finde Ihre Ausführung zur Fragestellung sehr plausibel und gut nachvollziehbar.

Viele Grüße Matthias Schmidt

Friday, December 16, 2022, 11:20:12 AM, schriebst Du: