Mal was anderes, passend zum Sonntag
SCHILLERS GLOCKCHE
von Max Worgitzki
Festgemauert in der Erden
steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Wart man - wird sich Glock schon werden,
immer fest gespuckt in Hand.
Rinnt der Schwitz dem Puckel runter,
wird sich Mensch erst richtig munter;
viel Geschabber braucht er nicht,
wenn er man dem Schnapsche kriegt.
Menschlich Leben ohne Glock
ist wie Pfarrer ohne Rock.
J�ngling sieht sich M�dchen stehn,
spricht er: Lieblich anzusehn.
Doch der Wahn liegt bald im Dreck,
Hochzeitsglocke bl�st ihm weg.
Wird sich Kindchen erst geboren,
schl�gt der Glock ihm um die Ohren.
Kindchen schreit bei Wassertaufen;
Vater freut sich, kriegt zu saufen.
Wird der Mensch erst gr��er nu,
schl�gt der Glock ihm immerzu.
Schl�gt in fr�hster Morgenstund:
Wirst nu aufstehn, fauler Hund?
Mittags freut ihm Glockenton:
Komm, der Kumst is fertig schon.
Erst wenn er nach dem Tage schwitzt,
Mensch vergn�gt im Kruge sitzt,
kann er saufen, wie er will -
Guter Glockche, is er still!
St�rt ihm nich bei Mitternacht,
st�rt ihm nich, wenn Morgen tagt.
Saufen sch�nster Zeitvertreib -
Ganz egal,'wenn Pfarrer schreit.
Also is sich menschlich Leben
ganz von Glockenton umgeben:
Wenn im Dorfe Feuer ist,
oder Mensch wird Spartakist;
wegen edle Br�derei
haut dem Sch�del ihm entzwei.
Wird verr�ckt selbst Weibst�ck dann,
haut mit Besem eignem Mann.
Weint sich Mensch, schreit Mensch Hurra,
immer is sich Glockche da;
und kommt endlich Tod der Racker,
f�hrt ihm Glock zum Gottesacker.
Fertig is dem Glockche dann
und f�ngt nu von vorne an.
Geht sich in Masuren schneller
als bei ollem selgem Scheller.
Blo� ? wie soll sein Name sein?
Cuncurdia soll sein Name sein.
Zwar, was is, das wei� ich nicht.
Schad nuscht ? is sich gut so der Gedicht.
Aus.