Meine Mutter stand mit meinen Geschwistern und mir am 31.01.1945 in Hela vor
einem Schiff, welches uns über die Ostsee in das Reichsgebiet bringen
sollte. Alle Formalitäten waren erledigt, das Gepäck war bereits verladen,
aber dann wurde die Abfahrt des Schiffes abgesagt. Der Grund war die
Versenkung der "Wilhem Gustloff" am Vorabend.
Unser Gepäck wurde wieder entladen und wir mußten zurück nach Danzig. Ob und
wann das Schiff ausgelaufen ist, das weiß ich nicht.
Meine Frage : um welches Schiff könnte es sich gehandelt haben ? Gibt es
Informationsquellen für die am 31. Januar 1945 unmittelbar nach der
Versenkung der "W. Gustloff" abgesagten Schiffsabgänge von Hela ?
Hallo Klaus-Peter,
in den verschiedenen Büchern von Heinz Schön, er besitzt das größte Archiv der Flucht über die Ostsee, finde ich auch keinen Hinweis.
Im Gegenteil schreibt er zum Bild der "Hansa":
Auch die Hansa, die neben der Gustloff in Gotenhafen-Oxhöft lag, wurde Mitte Januar 1945 "Flüchtlingsschiff" und sollte gemeinsam mit der Gustloff auslaufen. Doch daraus wurde nichts, Hansa mußte wegen Maschinenschadens zurückbleiben, lief einen Tag später, vollbeladen mit Flüchtlingen und U-Boot-Leuten, nach Westen und kam durch.
Also lief die Hansa am 31.01.1945 aus. Demnach gab es keine Sperre.
Martin Schmidtke bildet in seinem bei Bernard & Graefe 2006 in Bonn
erschienenen Buch "Rettungsaktion Ostsee 1944/1945: Eine Gro�tat der
Menschlichkeit" (sehr zu empfehlen) zwei Schiffe (im Abschnitt 'Schiffe und
Boote der Kriegsmarine') mit Namen "Hansa" ab, die an der Rettung von
Fl�chtlingen aus dem Osten beteiligt waren:
(1) Die 21131 BRT gro�e ex 'Albert Ballin' der Hamburg-Amerika-Linie, die am
30.01.45 Gotenhafen mit 7500 Verwundeten und Fl�chtlingen mit dem Ziel Kiel
verlie�. Dies Schiff wurde am 06.03.45 vor Warnem�nde durch Minentreffer
besch�digt und sank beim Abschleppen als es auf ein Wrack auflief.
(2) Die 9677 BRT gro�e ex 'Meersburg' ex Glengarry' der
Hamburg-Amerika-Linie, von der es nur hei�t, dass sie "im Sommer 1944
bedeutende Leistungen bei Fl�chtlingsevakuierunegn im Baltikum sowie danach
in Ostpreu�en" erbracht habe. Dies Schiff sank am 04.04.45 durch
Minentreffer in der westlichen Ostsee.
Nach Heinz Muhsals Vermutungen k�nnte es sich nur um die "Hansa" unter (1)
handeln.
Ich erinnere mich noch, als Vierj�hriger die ersten �berlebenden der
"Wilhelm Gustloff" in Kolberg, unserer Zwischenstation bei der Flucht von
Pillau �ber See, dort in Decken geh�llt an Land gehen gesehen zu haben.
mein Vater war bis 1945 bei der Handelsmarine und war zeitweise in
K�nigsberg gemeldet.
Er hat davon erz�hlt,
dass er w�hrend des Krieges in den USA war,
dass er Ende 1944 in der Ostsee (K�nigsberg, Memel, Baltikum) an der
Evakuierung beteiligt war
und kurz vor Kriegsende Norwegen in Richtung Hamburg verlassen hat.
Mindestens 1x hat er w�hrend des Krieges Schiffbruch erlitten.
Ich habe in seinem Dokumenten ein Photo der MS-Welheim (Reederei Stinnes)
gefunden.
Die folgenden Fragen interessieren mich:
- gibt es weitere Informationen �ber die MS-Welheim?
- gibt es irgendwo "Personalakten", aus denen erkennbar ist, auf welchen
Schiffen mein Vater besch�ftigt war?
- war Nordamerika in den ersten Jahren des Krieges (vor Kriegseintritt der
USA) f�r deutsche Handelsschiffe noch erreichbar?
Martin Schmidtke schreibt in seinem schon erw�hnten Buch (S. 117, Kapitel
'Schiffe der Handelsflotte und der zivilen Schifffahrt'), dass die 5455 BRT
gro�e MS "Welheim" (Baujahr 1939) der Reederei Hugo Stinnes A.G. Hamburg am
31.07.1944 3000 Hitlerjungen aus dem Kreis Memel in den Westen Deutschlands
evakuierte. Sie ist am 28.11.1944 auf der Fahrt von Bergen nach Aalesund
durch Minentreffer verloren gegangen.