Schiedel in Dietmanns "nicht kirchlich beerdigt"

Werte Mitforscher,

hier im Familienregister Dietmanns Fol. 16 gibt es folgenden Nachtrag:

N. Nicht kirchl. beerdigt worden,
weil 35 Jahre öffentl. Oster=
??? u. vor dem Tod
kein Zeichen der Reue gegeben
hatte.

Weiter bekomme ich da nichts sinnvolles „gelesen“. Kann jemand helfen?

Im Sterberegister bei Matricula 1815 Nr. [ohne Nr, zweiter Eintrag von unten]: Beerdigungen - M 0072, B 004 | Dietmanns | Rottenburg-Stuttgart, r.-k. Diözese | Deutschland | Matricula Online

Todesursache: „Herzschlag auf dem Weg zur Kirche (Ostermontag)“
Ort und Zeit der Beerdigung:
NB. „kirchl. Beerdigung nach
Gesetzen nicht ???glich.“
(??? Ordinariat)"
den Pfarrakten beigelegt.

Warum wurde Kasimir Schiedel nicht kirchlich beerdigt? Kann jemand das erklären?
Diese Pfarrakten, könnten die noch in Dietmanns sein oder ist so etwas auch in Rottenburg? Hat sich jemand in der Runde hier die Pfarrakten dort schon mal angeschaut?

Ich frage für einen Mitforscher. Die Schwiegertochter von Kasimir war ein Euthanasieopfer.

Viele Grüße
Steffi (Schosser)

Liebe Steffi,

folgendes lese ich: „Kirchliche Beerdigung nach Gesetzen nicht möglich“ (Telegramm Ordinariat) den Pfarrakten beigelegt. – Die Seite des Familienregisters lässt sich nicht öffnen.

Liebe Grüße

Monika (Auchter)

Hallo Monika,

vielen Dank.

Vom Familienregister ist nur ein Auszug angefügt, das müsste es dir direkt in der email anzeigen? Dazu gibt es keinen Link da das ganze Register sich nur auf meinem Rechner befindet, nicht im Netz.

Dann fehlt jetzt nur noch ein Wort im Text des Familienregisters (da hatte ich bilateral was bekommen und schon ergänzt).

Jetzt haben wir:
Aus dem Familienregister:
N. Nicht kirchl. beerdigt worden,
weil 35 Jahre öffentl. Oster=
??? u. vor dem Tod
kein Zeichen der Reue gegeben
hatte.

Aus Sterbeeintrag Matricula:
Todesursache: „Herzschlag auf dem Weg zur Kirche (Ostermontag)“
Ort und Zeit der Beerdigung:
NB. „kirchl. Beerdigung nach
Gesetzen nicht möglich.“
(Telegr.[amm] Ordinariat)"
den Pfarrakten beigelegt.

VG
Steffi

Hallo Steffi,

den Auszug zeigt es mir schon an, aber da kann ich das Wort nicht entziffern. Kannst du einen größeren Ausschnitt schicken, um Buchstaben zu vergleichen? Mir fallen verschiedene Worte ein, die mit Oster- beginnen, aber keines passt.

VG Monika

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Hallo Monika,

das nützt leider nichts. Dieser Eintrag beim Tod 1915 ist eine andere Schrift als die ganzen Namen der Kinder, des Ehepartners und der Eltern. Das Register wurde ja 1872 angelegt.

VG
Steffi

Liebe Steffi, liebe Monika,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich würde lesen: „Osterrenitent“ und was renitent heiß, wisst Ihr ja:

https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&sca_esv=d34a127615f5f538&sxsrf=ACQVn08U4fqIItpO7-LbQwrDrAb7WRm5Aw:1711293536006&q=Renitenz&si=AKbGX_pLRijy-hdIh_KtdrpskdAVZSs0KeszYhH8eNYhtjW9CmszRfMTJNJYQjJcjnDUu72yas7LmssVptfW6UDJpOr3zw3LHHkPnZe8_UEdSHw3xbCGpI8FnIYMxKrXLHGoxrgGZUmPHk8VfKnDKcTD2h9fJrtM9tBlJkyMKF0vxZkLpiyar4Y%3D&sa=X&ved=2ahUKEwjAkseamY2FAxVRc_EDHSNRAR4Q6RN6BAglEAE&biw=1556&bih=899&dpr=1

Ohne Obligo.

Österliche Palmsonntagsgrüße (Wer war heute der Palmesel?)

Wolfgang Merk

Hallo zusammen,

könnte das Ordinariat heißen?

Sie auch: BUCH IV HEILIGUNGSDIENST DER KIRCHE (Cann. 834 – 848) - TEIL II SONSTIGE GOTTESDIENSTLICHE HANDLUNGEN - TITEL III KIRCHLICHES BEGRÄBNIS (Cann. 1176 - 1185) - KAPITEL II GEWÄHRUNG UND VERWEIGERUNG DES KIRCHLICHEN BEGRÄBNISSES, Codex des Kanonischen Rechtes

Dort die Verweigerungsgründe.

Mit den besten Grüßen aus Bad Mergentheim

Frank

Hallo zusammen,

allen Mithelfern vielen Dank.

Renitent, das ist es bei den verbleibenden Fragezeichen. Jetzt kann auch ich es lesen, das passt. Wobei der Mann ja auf dem Weg zur Ostermesse war, also ganz so schlimm kann er dann nicht gewesen sein.
VG
Steffi

Wir hätten dann:
Aus dem Familienregister:
N. Nicht kirchl. beerdigt worden,
weil 35 Jahre öffentl. Oster=
renitent u. vor dem Tod
kein Zeichen der Reue gegeben
hatte.

Aus Sterbeeintrag Matricula:
Todesursache: „Herzschlag auf dem Weg zur Kirche (Ostermontag)“
Ort und Zeit der Beerdigung:
NB. „kirchl. Beerdigung nach
Gesetzen nicht möglich.“
(Telegr.[amm] Ordinariat)"
den Pfarrakten beigelegt.

Hallo Steffi und Wolfgang,

das Osterrenitent kommt mir trotzdem komisch vor. Ich dachte schon vorher an „Osterresistent“ , aber genau lesen kann ich es nicht. Der 5. April 1915 war ein Ostermontag (lt. Google) während des 1. Weltkrieges und als Renitenter wäre er doch wohl nicht in die Ostermesse gegangen. Es war ja Pflicht, die Osterbeichte abzulegen und an beiden Feiertagen die Messe zu besuchen und vielleicht hat er sich nach 35 Jahren doch noch besonnen, aber zu spät.

Viele Grüße

Monika

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Liebe Monika,

ich will ja nicht unbedingt recht haben. Aber bei …resistent fehlen mir die beiden „s“. Außerdem ist „renitent“ ein aktives (vorsätzliches) Verhalten – „resistent“ ist eher eine Eigenschaft.

Dass er die Messe besuchen wollte, bedeutet ja nicht automatisch, dass er die beiden Sakramente (Beichte + Kommunion) ablegen wollte? Diesbezüglich sind wir im Reich der Spekulation

Beste Grüße

Wolfgang Merk

Liebe Steffi, lieber Wolfgang und alle Mitleser/innen,

rein vom Lesen her ich stimme dem Osterrenitent zu, gerade, weil die beiden s fehlen. Ich kann mir halt nichts drunter vorstellen und muss es ja auch nicht. Wäre halt interessanter, wenn der Schreiber es etwas genauer beschrieben hätte.

Jedenfalls wünsche ich allen frohe Ostertage mit schönem Wetter (ohne einen Osterrenitenten)

Monika

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Nochmals ein hallo an alle Helfer,

ich denke die Transkription ist korrekt gelöst, danke an alle.

Was dahinter steckt, die Details befinden sich vermutlich im Pfarrarchiv. Da ist halt die Frage ob das noch in Dietmanns ist oder ob das auch in Rottenburg ist?

Kennt sich da jemand für die Pfarrei Dietmanns aus?

Der Urenkel des Kaspar Schiedel (auch Schiedel) freut sich bestimmt über die Transkriptionen.

Viele Grüße und schöne Ostern
Steffi (Schosser)

Liebe Monika, liebe Steffi,

lösen wir mal den Begriff Renitenz von Ostern, dann meint man damit (lt. Wikipedia) „Aufsässigkeit, Widerspenstigkeit, Kompromisslosigkeit, Ungehorsamkeit, Störrischkeit, Bockigkeit“

War mit ein Grund, warum die Pfarrer deshalb gerne lateinische Begriffe verwendeten. Erstens ist es prägnanter und zweitens grundsätzlich gar nicht gewollt, hier Details oder Einzelheiten zu protokollieren. Dies wurde dem Kirchenkonvent (Offizialat) überlassen. Diese Handhabung erleben wir sehr oft auch in anderen Fällen. Ob die Offizialatsprotokolle in Rottenburg dazu etwas hergeben?

In der Pfarrei Dietmanns kenne ich mich persönlich sehr gut aus, hatten wir in den 1950-60-er Jahren dort gewohnt (Habe in der Pfarrei Dietmanns auch Vorfahren).

Leider ist das alte Pfarrhaus vor vielen Jahren abgebrochen worden, weshalb ich vermute, dass die Kirchenbücher allein deshalb schon längst in Rottenburg sind. Ich habe immer noch sehr gute Beziehungen nach Unterschwarzach und Dietmanns und kenne dort auch die Pfarrsekretärin sehr gut. Was soll ich sie fragen?

Ob dieser Kasimir Schiedel wohl ein Vorfahre von Friedrich Schiedel war, weiß ich nicht. Da letzterer 1913 in Baierz geboren wurde, könnte es schon sein? Siehe auch:

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schiedel

Beste Grüße

Wolfgang Merk

Hallo Wolfgang,

wenn du da Kontakte hast in Dietmanns, bitte gerne fragen. Wäre dann für den Ur-Enkel des Kasimir Schiedel.

Interessant mit dem Friedrich Schiedel *1913. Auch die Preisträger seiner diversen Stiftungen. @Frank_Leiprecht du findest das bestimmt interessant.

Meine Suche hat bei Theres Reisch verh. Schiedel begonnen: FamilySearch.org

Ihre Familie (Vater Reisch ist 1894 von Ergach nach Baierz gezogen) und Theres hat 1910 in Wurzach einen Friedrich Schiedel aus Witzmanns geheiratet. Er hat auf den Hof Reisch in Baierz eingeheiratet. Es ist gut möglich dass dieses Ehepaar die Eltern des Friedrich Schiedel *1913 sind. Theres hatte 6 Kinder. Details dazu sind mir unbekannt. Sie war später dann in der Stiftung Liebenau und 1940 in einem Transport zur „Zwischenanstalt“ Zwiefalten. Sie ist in Zwiefalten vor dem Transport nach Grafeneck verstorben.

Auf jeden Fall hat sich aus dieser Kommunikation jetzt ja eine interessante Geschichte entwickelt, finde ich.

Viele Grüße
Steffi