Salzburger in Schlesien

Liebe Forscherkollegen,

auch ich habe einige Nachforschungen nach meinen Vorfahren, die aus dem Salzburger Land stammen sollen, angestellt. Diese meine Vorfahren (Laufer) sollen sich im Raum Liegnitz niedergelassen haben.

Ich habe u.a. an das Salzburger Archiv geschrieben und von dort eine negative Antwort bekommen ("Weder ein nach den Zuglisten erstelltes Verzeichnis noch das "Stammbuch der ostpreußischen Salzburger" Hermann Gollubs oder die Salzburger Emigrantendatei von Nolde führen diesen Namen an, dass wir Ihnen die Herkunft Ihrer Familie aus dem Salzburger Raum bestätigen könnten".).

Ich hatte damals auch das Buch gelesen : C.Fr.Arnold "Die Vertreibung der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen." gelesen. Daraus ergab sich: Die Vertriebenen kamen überwiegend nach Ostpreußen (Gumbinnen). Kleinere Gruppen auch nach Holland, England und in die USA (Georgia). Die beschriebenen Züge nach Ostpreußen gingen alle nicht über Schlesien. Was auch logisch ist, denn Schlesien war damals noch österreichisch, d.h. katholisch. Das bedeutet wohl, dass auch keine Emigranten nach Schlesien gekommen sein können.

Diese letzte Annahme dürfte nach den Ausführungen von Christian nicht stimmen.

Nach den letzten Mails zu dem Thema wäre es also möglich, dass sich nun andere Quellen auftun könnten, die etwas zu Salzburger Auswanderern nach Niederschlesien, vielleicht zu anderer Zeit als 1731/2 aussagen. Wenn jemand hiervon Kenntnisse hat, würde ich mich über eine Info sehr freuen.

Im voraus besten Dank.

Viele Grüße
Helmut (Laufer)

Was auch logisch ist, denn Schlesien war damals noch �sterreichisch, d.h. katholisch.

Hallo Helmut,

das ist nicht ganz richtig. Schlesien war v�llig evangelisch, das wurde
hier in den Listen schon �fters besprochen. Die Gegenreformation konnte
�berhaupt nur dort 'Erfolg' haben, wo es keine Ausweichkirchen gab. Das
gilt vor allem f�r Oberschlesien. Nur die Pfarreien von L�wen und
Kreuzburg bzw. ab 1709 auch Teschen konnten den bedr�ngten Evangelischen
helfen. Zweifelsohne hat dort auch der polnische Einflu� (Bistum
Krakau!) eine Rolle gespielt. Des weiteren stellt die Grafschaft Glatz
eine Ausnahme dar. Diese war ebenso praktisch v�llig evangelisch
gewesen. Sp�ter tauschte man dort aber die F�hrungsschicht aus. Der ev.
Adel wurde enteignet und vertrieben. Kaisertreue Familien aus �sterreich
erhielten die L�ndereien unter der Bedingung, alles Evangelische zu
beseitigen.
Kurz nach der preu�. Besetzung in den 1740er Jahren erhielten die Gm.
wieder das Recht ev. Kirchen zu errichten. In nur 16 Jahren entstanden
fast 400 neue Kirchen(Beth�user). Das hat es davor und danach nicht mehr
in Schlesien gegeben.
D.h. nur durch den Einsatz von Gewaltma�nahmen (Lichtensteiner!) waren
der Kaiser und die Jesuiten �berhaupt in der Lage, die freie
Religionsaus�bung einzuschr�nken. Dem ev. Schlesien wirksam beizukommen,
ist ihnen dabei nicht gelungen.

Mit freundlichem Gru�
Klaus Liwowsky

Hallo Klaus,

danke für Deine Info.
Die Korrektur, daß in der fraglichen Zeit um 1731 Schlesien durchweg kath. gewesen sei, hatte ich ja, nach Kenntnis der Mail von Christian Schwarzer mit der sehr detaillierten Darstellung der damaligen Verhältnisse in Schlesien, selbst angebracht.

Was mir jetzt dringend fehlt sind Infos darüber, wann und auf welchen Wegen Salzburger Vertriebene nach Niederschlesien gekommen sind und wo über deren Namen etwas zu finden ist.

Viele Grüße
Helmut (Laufer)

Hi, ganz kurz...
bin ab ca. 15 Uhr im Archiv...

Gru�

Heike

Hallo,

..., daß in der fraglichen Zeit um
1731 Schlesien durchweg kath. gewesen sei,

Im westfälischen Frieden wurde festgelegt, dass den schles. Fürsten Augsb.
Religion in Brieg, Liegnitz, Münsterberg und Oels, sowie der Stadt Breslau
das Augsburger Bekenntnis im Rahmen der Vorkriegsprivilegien gestattet
werde.
In den übrigen Erbfürstentümmern, wie z.Bsp. Schweidnitz-Jauer, galt nur
die katholische Religion. Alle Kirchen wurden hier den Ev. im Zuge der
Kirchenreduktion weggenommen. Den ev. Einwohnern wurden nur die
Friedenskirchen in Jauer, Glogau und Schweidnitz zugebilligt. Auch blieb
noch die Möglichkeit eine Kirche in den o.g. Gebieten zu besuchen. Die
Evangelischen waren aber vielen Drangsalen ausgesetzt.

1675 erlosch das protestantische Fürstenhaus der Piasten. Damit wurden die
Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau zu Erbfürstentümern. Dadurch
wurden den Ev. von bis dahin 241 ev. Kirchen 109 weggenommen.

Mit der Altranstädter Konvention vom 1. September 1707, beschlossen
zwischen Karl VII. von Schweden und Josef I. (*26.07.1678 †17.04.1711),
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (und u.a. auch König von Böhmen),
erhielten die evangelischen Einwohner Schlesiens 120 (manche schreiben
auch 125) Kirchen in den Fürstentümern Liegnitz, Brieg, Wohlau,
Münsterberg, Oels und am Stadtrand von Breslau zurück und wurde durch
königliche Gnade die Erlaubnis erteilt, in den Orten Freystadt, Sagan,
Hirschberg, Landeshut, Militsch und Teschen je eine "Gnadenkirche" mit
Glockenturm zu bauen.

Schlesien war 1731 kath. in dem Sinne, dass die Untertanen der Religion
des Landesherren (Karl VI., *1.10.1685, †20.10.1740, Kaiser des Heiligen
Römischen Reiches deutscher Nation, Erzherzog von Österreich, König von
Ungarn und als Karl II. König von Böhmen) zu folgen hatten. Die Mehrheit
der Bevölkerung in Niederschlesien war aber evangelisch. Deren
Religionsausübung war aber nur möglich durch die Ergebnisse des
westfälischen Friedens und der, im Zusammenhang damit stehenden,
Altranstädter Konvention.

Eine Ansiedlung der Salzburger in größerem Maßstab 1731 halt ich für nicht
wahrscheinlich, habe aber dazu keine wirkliche Ahnung.

Aber wenn der Verband der Salzburger dazu nichts sagen kann, wer dann??

und tschuess...
                ...Volker

Dadurch wurden den Ev. von bis dahin 241 ev. Kirchen 109 weggenommen.

Hallo Volker,

Anders ver�ffentlichte in seiner Statistik abweichende Zahlen. Danach
waren *vor* dem Abschlu� der Altranst�dt'schen Convention (1707) 245
evangelische Kirchen in Schlesien. Dabei z�hlt er aber auch die 23
Grenzkirchen mit.

Das ist aber in diesem Zusammenhang vermutlich auch nicht ganz so
wichtig. Wer eine Aufstellung dieser Kirchen habe m�chte, um dort nach
Salzburgern o.�. zu suchen, kann sich bei mir melden:
mailto:KlaLiwo@web.de?subject=evKirchen_vor1707

Interessant ist hier vielleicht noch der Gro�burger Halt. Vielleicht
haben wir einen Fachmann in unserer Runde, der dieses Kirchenspiel schon
bearbeitet hat. Dieses Gebiet unterstand Brandenburg, k�nnte daher als
m�glicher Ansiedlungspunkt f�r Salzburger geeigent gewesen sein.
Ich wei� nur, da� man dort ganz besonders 'gut evangelisch' war.

Oder wie sieht es mit dem alten schlesischen Kreis Schwiebus aus, wo man
zwar ebenfalls Kirchen reduziert hatte, aber gab es dort nicht einen
st�rkeren Einflu� aus dem benachbarten Brandenburg?

Mit freundlichem Gru�
Klaus Liwowsky