Hallo Martin,
bei Deiner gesuchten Familie Rist in Schlupfen kann ich helfen.
Schlupfen in der Gemeinde Fronhofen gehörte vor 1803 dem Kloster
Weingarten, die zwei Lehenshöfe dort ebenso. Da die FGO u.a. die
Ratsprotokolle des Klosters von Mikrofilmen digitalisieren ließ, kann
ich in den Ortsindices der Bände nachsehen.
Und tatsächlich erhält Deine gesuchte Familie Rist den Lehenshof vom
Kloster Weingarten am 07.01.1719 verliehen. Es ist ein sehr schöner, da
aussagekräftiger Protokolleintrag.
Auf eine Buchstabengetreue Abschrift habe ich hier verzichtet, möchte
aber den anderen Mitlesern den Inhalt nicht vorenthalten:
Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 522, Bd. 101, fol. 180v vom
07.01.1719 (Ratsprotokolle Kloster Weingarten)
„Actum den 7.ten Januar 1719“ (vorherige Seite)
Amt Fronhofen
Schlupfen: Mathias Rist (Matheis) von Schlupfen erscheint dato mit
Beistand seines Schwagers Markus Moser (Marx), Gerichtsamann zu
Ebenweiler. Ist gewillt, für sich und seine Hauserin Katharina Eisele
(Eiselin) sein bisher inngehabtes Lehengut zur
Schlupfen gnädiger Herrschaft anheim zu geben.
Mit untertäniger Bitte, solches Gut seinem Vet=
ter Hans Jakob Rist (Rüsten) von Musbach (Muespach) und
seiner nächstnehmenden Hauserin Regina
Hund (Hundin) von Fronhofen (Reute-Fronhofen), welche beide
vrohin laut Protokoll vom 13.02.1717
fol. 181r
hierauf vertröstet worden, in Gnaden zu verleihen.
Auch, sowohl die eingelegte Heiratsabrede samt
darin verglichenem Leibgeding vor die beiden
aufgebenden zu ratifizieren. Als auch wegen
dem großen auf 160 fl anlaufenden Pfisterest (= Bäckerei vom Kloster),
nicht weniger beider aufgebenden auch?
von des Mathias Rist Schwehrvater Johann
Eisele (Johannes Eysele) von Feldmoos noch schuldig verbliebenen
Fall (Leibfall) ein billiges zu nehmen. Und dieses zwar um
so mehr, weil die neu angehenden Haus-
leute dem von dem Mathias Rist hinter=
lassenen großen Schuldenlast, welche bei
400 fl war, als das Vermögen austrägt,
übernommen haben.
Bescheid:
Die Aufsendung (des Hofs) sein des Mathias Rist (Rusten)
wird hiermit angenommen. Die Heirats=
abrede ratifiziert, auch oben gesagtes Gut
zu Schlupfen dem Hans Jakob Rist (Rusten) und
Regina Hund (Hundin) solcher gestalten verliehen,
daß er Ehrschatz 120 fl, für den alten Pfi=
stereirest 95 fl, samt dem Brief bezahlen (Lehenbrief).
Auch, sowohl des Mathias Rüst und Katharina
Eyslerin künftigen Fälle (Leibfälle), daran jeder 30 fl
aestimiert (geschätzt) worden. Bei deren ableiben entrichten
fol. 181v (Rückseite)
auch des Johannes Eyseles von Feldtmoos
auch unabgeführten Fall, so um 35 fl
geschätzt worden, bei dessen künftigen Tod=
fall allhisiesiger Herrschaft bezahlen
solle. Zahlt den Ehrscahtz samt dem Pfisterei=
rest und Lehenbrief par und lobt zum
Gut an.
Übrigens ist zwar erlaubt worden, dass der Jakob
Rist dem alten Mathias Rist (Mathais) und seiner
Hauserin eine kleine Wohnung dahin, wo
vorhin ein Speicher gestanden, erbauen dürfe.
Es solle aber nach beiden Pfründners Tod diese
wohnung wieder aufgehoben und dem Huber
keineswegs erlaubt sein, jemanden
mehr hieneinzunehmen. Es solle auch der
neu angehende Lehenhuber mit 8 x
Einschreibgeld sich leibeigen ergeben, so
beschehen.".
Der Jakob Rist war also demnach der VETTER (nicht der Vater, dass ist
eindeutig lesbar) des Hofvorgängers Mathias Rist. Und es steht noch der
Vater der Katharina Eisele, Johann Eisele dabei. Sie kam aus Fronhofen
selbst (Teilort Reute) und der Vater aus Feldmoos auch bei Fronhofen.
Warum die Eisele aus Fronhofen kam? Ihr Ehemann Mathias Rist erhielt am
22.03.1703 das Lehengut des Klosters in Schlupfen verliehen. In dem
Verleihungsprotokoll steht, dass er aus „Reithefronhofen“ (Fronhofen)
kam. Dort war er Wirt und hatte drei Lehengüter gleichzeitig. Diese
musste er aufgrund „beschwerlicher Zeiten“ aufgeben und hat mit dem
Amann (Beruf) von Schlupfen Peter Hund einen Gütertausch vereinbart, der
eben 1703 vom Kloster auch genehmigt wurde.
Das heißt, Du kannst jetzt in den Kirchenbüchern von Fronhofen schauen,
ob Du da die Ehe des Mathias Rist mit der Eisele findest.
Ich hab zu den Familien noch viel mehr Archivmaterial, aber das würde
hier jetzt doch den Rahmen sprengen.
Viele Grüße
Daniel