Re: Familiengeschichte Böhm

Hallo G�nter,
die Fragen sind sicher berechtigt, d�rften allerdings nur schwerlich zu
beantworten sein, solange sich nicht durch das Auffinden neuer Quellen der
Schleier, der sich �ber das Mittelalter legt, l�pfen l�sst.
Zuerst eine Frage an Dich: Was veranlasst Dich zu der Vermutung, dass es
sich bei Witigo I. um einen Tschechen gehandelt haben soll. Die Namen,
sowohl von ihm als auch seiner S�hne, sprechen eher f�r eine deutsche
Abstammung, was angesichts der mittlerweile recht solide erforschten
deutschen Einwanderung nach B�hmen und Schlesien nicht abwegig erscheint.
Oder hast Du da ein paar interessante Quellen, die anderes belegen?
Ob Heincze (Heinrich) wirklich der j�ngste Sohn Witigos II. und Juttas ist,
wage ich eher zu bezweifeln, es sei denn, Du hast auch da irgendwelche
Urkunden. Aber sein Bauerstand spricht dagegen. Ein Absinken in diesen von
der Niederadelsklasse war allerdings h�chst selten und auch nicht so
einfach, wie man sich das gemeinhin vorstellt, da das Stadnesdenken doch
sehr ausgepr�gt war. Eher d�rfte er das Land erworben haben, und so zu dem
Namen Behem gekommen sein, oder er war selbst aus B�hmen eingewandert.
Jedenfalls ist die verwandtschaftliche Verbindung zu den Kastellanen
abwegig!
Hinischtlich der Erbfrage k�nnte es tats�chlich so gewesen sein, dass
Sigismund bereits tot war. Er k�nnte aber auch ein illegitimer Sohn des
Witigo gewesen sein, oder ein Sohn erster Ehe, dem dann Jutta nicht ihr
(allodiales) Witwengut vermachen musste. Vielleicht handelte es sich aber
auch gar nicht um Allode, sondern um Lehensbesitz, und Sigismund hatte sich
in Opposition zum Landesherrn gestellt. Der h�tte ihn dann keinesfalls mit
dem Besitz belehnt. Du siehst, es gibt mannigfaltige Antwortm�glichkeiten,
aber nur Urkunden k�nenn �ber Vermutungen Klarheit schaffen!
Herzliche Gr��e - Lars

Hallo Lars,

recht vielen Dank f�r Deine Bemerkungen. Denkanst�sse sind meiner Meinung
nach sehr wichtig.

Zuerst eine Frage an Dich: Was veranlasst Dich zu der Vermutung, dass es
sich bei Witigo I. um einen Tschechen gehandelt haben soll. Die Namen,
sowohl von ihm als auch seiner S�hne, sprechen eher f�r eine deutsche
Abstammung, was angesichts der mittlerweile recht solide erforschten
deutschen Einwanderung nach B�hmen und Schlesien nicht abwegig erscheint.
Oder hast Du da ein paar interessante Quellen, die anderes belegen?

Zur gleichen Zeit (14. Jhd) gab es die alte tschechischst�mmige b�hmische
Familie
RODOVSKY, ebenfalls Kastellane im gleichen Gebiet aus der Witigo kam,
n�mlich aus dem Dreieck K�niggr�tz - K�niginhof - Jaromer.
Vor der Zeit der Hussitenbewegung schrieben tschechisch sprechende
Ministeriale ihren Namen durchaus in deutscher Sprache. Das �nderte sich
erst
mit den Hussitenkriegen.

Ob Heincze (Heinrich) wirklich der j�ngste Sohn Witigos II. und Juttas

ist,

wage ich eher zu bezweifeln, es sei denn, Du hast auch da irgendwelche
Urkunden.

Im herzoglichen Landbuch (1385-1385) werden neben Sigismund, Hannos,
Cunrad und Heincze in Eintr�gen und oft als Urkundenzeuge (Heincze von
1396-1399) erw�hnt. 1394 Hannos, Cunrad und Heincze als unm�ndige Br�der
des Sigismund.
http://www.boehm-chronik.com/grundherrschaft/landbuch.htm

Aber sein Bauerstand spricht dagegen. Ein Absinken in diesen von
der Niederadelsklasse war allerdings h�chst selten und auch nicht so
einfach, wie man sich das gemeinhin vorstellt, da das Standesdenken doch
sehr ausgepr�gt war.

Vielleicht war er bei der �bertragung des herzoglichen Lehnsgut als
After-Lehen
noch kein Bauer, sondern das entwickelte sich erst sp�ter im Laufe der Zeit.
http://www.boehm-chronik.com/grundherrschaft/waldenburg.htm

Eher d�rfte er das Land erworben haben, und so zu dem
Namen Behem gekommen sein, oder er war selbst aus B�hmen eingewandert.

Da spricht doch aber das After-Lehen dagegen.

Jedenfalls ist die verwandtschaftliche Verbindung zu den Kastellanen
abwegig!

Warum? Siehe oben.

Hinischtlich der Erbfrage k�nnte es tats�chlich so gewesen sein, dass
Sigismund bereits tot war. Er k�nnte aber auch ein illegitimer Sohn des
Witigo gewesen sein, oder ein Sohn erster Ehe, dem dann Jutta nicht ihr
(allodiales) Witwengut vermachen musste.

Das letztere ist durchaus m�glich.

Vielleicht handelte es sich aber
auch gar nicht um Allode, sondern um Lehensbesitz, und Sigismund hatte

sich

in Opposition zum Landesherrn gestellt. Der h�tte ihn dann keinesfalls mit
dem Besitz belehnt.

Unter den B�hmenk�nig war es ein Lehensbesitz. Der Umbruch kam um 1355.
Die Piasten konnten den Beheims die Dominalgewalt nicht mehr nehmen.
("Wie wurde das Waldenburger Bergland deutsch?"
Emil Tschersich und Bruno Paschky, 1936, 107 Seiten, Siedlungsgeschichte
1210-1410)
http://www.boehm-chronik.com/grundherrschaft/swarczewalde.htm
Das Gebiet wurde vom Herzog Bolko II in sein F�rstentum (Schweidnitz-Jauer)
einverleibt. Das F�rstentum wiederum war selbst�ndiger Teil B�hmens.
Die Beheim treten oft als Urkundenzeugen auf, allerdings erst nach dem Tode
Bolko II.

Du siehst, es gibt mannigfaltige Antwortm�glichkeiten,
aber nur Urkunden k�nnen �ber Vermutungen Klarheit schaffen!

Da gebe ich Dir vollkommen recht. Nochmals vielen Dank f�r Deine
Anmerkungen.

Herzliche Gr�sse aus Upstate New York,
Guenter Boehm (*1939 Friedland, Kreis Waldenburg in Schlesien)