Folge 38 vom 17.09.1955
Seite 6 Labiau
Gesucht werden:
Johannes Rother, geb. 06.07.1900, und Ehefrau Gertrud, geb. 10.06.1902, und ihre Kinder Brigitte, geb. 20.08.1932 und Marion, geb. 1945
Karl Saparantzki und Erwin Saparantzki, Sägemülenbesitzer, Liebenfelde
Gustav Baumgart, Liebenfelde
Charlotte Heckmann, Goltzhausen
Walter Bartschat, geb. 07.07.1909, Meißenbruch
Seite 6 Gumbinnen. Freidrich-Schüler trafen sich
Zu einer Wiedersehensfeier nach dreiunddreißig Jahren trafen sich im Hause des Forstmeisters Ballmann in Lüneburg die Abiturienten des Jahres 1922 des Gumbinner Gymnasiums (Friedrichschule). Die ehemaligen Abiturienten konnten als Gast ihren früheren Deutsch- und Geschichtslehrer, Dr. Johannes Schroeter, begrüßen. Die Versammelten gedachten ihrer beiden toten Kameraden, Neumann und Kretzer, und des ältesten noch lebenden Gumbinner Abiturienten Dr. Spurgat (Hoixen), der im Jahre 1884 seine Reifeprüfung an der Schule ablegte.
Seite 6 Angerapp. Gesucht werden:
Karl Wirowski, Grieswalde (Griesgirren)
Fritz Kuschewski, Schanzenhöh (Ballupönen)
Frau Schilling, Gudellen
Frau Elise Quitschau (kann auch vielleicht Mignat heißen), geb. Szameit, Bindemark (Bindszuhnen).
Otto Scherwat (soll Gespannführer auf einem Gut in der Nähe von Angerapp gewesen sein)
Angehörige der Frau Marie Sziegat, geb. 1921,
Schweizerfrau aus Angerapp oder Klein-Angerapp.
Angehörige der Familie Korth, früher Angerapp, Markt
Seite 7 Pr.-Holland. Gesucht werden.
Familie Otto Scheffler; Familie Haase und Frau Christel Raudonat, geb. Haase, aus Sumpf; Otto Wenzel-Sommerfeld und Angehörige; Frau Anna Bahr, Herrmannswalde; Frau Erna Kristott, geb. 17.08.1915, Schönfeld bei Pr.-Holland.
Ferner wird Ingeborg Wittkopf aus Berlin, geb. 17.01.1930 in Berlin, zuletzt in Pr.-Holland wohnhaft gewesen, gesucht. Die ursprüngliche Anschrift der dreizehnjährigen Ingeborg Wittkopf war Berlin-Wilmersdorf, Pfalzburger Straße 18. Wir konnten feststellen, dass dies die Anschrift eines katholischen Kinderheims war, das am 09.08.1943 nach Dykernfurth evakuiert wurde. Von hier kehrte sie zurück, um am 01.06.1944 zu ihrer Mutter, Maria Wittkopf, geb. Petersill, zu ziehen.
Seite 7 Johannisburg. Gesucht wird.
Ida Schwatinski, geb. Grehszick, Dorf Raken
Seite 7 Suchanzeigen
Suche Kameraden von der Luftschutzpolizei Königsberg, Kaserne General-Litzmann-Straße, Nachr. erb. Frau Cläre Reuter, Lübeck, Mendelweg 18, früher: Königsberg Pr., Hufenallee 44 – 46
Max Bergmann, geb. 04.08.1910 in Königsberg Pr., Steile Gasse Nr. 12. Nachr. erb. Puw. Klaus Büttner, hamburg 39, Hindenburgstraße 45, Block 3
Wer kann Auskunft geben über Elisabeth Ditt geb. Tomaschki, zuletzt wohnhaft Rastenburg? Nähere Angaben nicht möglich. Nachr. erb. Frau Korth, Minden, Westf., Parkstraße Nr. 6
Heimkehrer! Wer weiß etwas über den Obergefreiten Bruno Frischkorn, vermisst in Stalingrad, Feldpostnr. 18 345? Nachr. erb. Frau Gustel Frischkorn. Herford, Westf., Wilhelmshöhe 122, früher: Ragnit, Kreis Tilsti, Ostpreußen
Wer kann mir die jetzige Anschrift von Viehhändler Janson, früher wohnhaft in Gehlenburg, Kreis Johannisburg, Ostpreußen, mitteilen? Nachr. erb. Frau Ida Witzak, Bochum, Hattinger Straße 271. Unkosten werden erstattet.
Heimkehrer aus Ostpreußen, Litauen und Russland! Suche meinen Sohn Dieter Kaschubat, geb. 09.12.1938 in Nogathau, Kreis Elbing. Dieter ist Anfang Juni 1947 von Tilsit nach Übermemel geflohen. Ende Juni 1947 zum letzten Male in Tilsit gesehen worden. Wer war mit Ursula, Dieter und Doris Kaschubat in Tilsit, Grünstraße 19, zusammen? Wo ist Familie Koch, Anneliese Weitschies, Meta Moritz, Frau Grimm, Frau Zilt und Werner? Nachr. erb. Gustav Kaschubat, Bielefeld, auf dem niederen Esch Nr. 9, Unkosten werden erstattet.
Wer kann mir Auskunft geben über den Verbleib des Lehrers August Käding, aus Ostpreußen? Nachr. erb. Stuckmann, Lemgo i. L., Breite Straße 40
Gesucht wird Wilhelm Schleimann, geb. 17.12.1869, Zinten, Ostpreußen, Schneidermeister, bis Febr. 1945 wohnhaft in Zinten, Ostpreußen. Nachr. erb. Artur Schleimann, Berlin-Spandau, Hedwigstraße 7
Wer teilt mir die Anschrift mit von Frau Ida Wimmer, geb. Durittke, früher wohnhaft Liebstadt, Ostpreußen, Siedlung 8? Auskunft erb. Ida Hipel, Gelsenkirchen, Florastraße 90
Otto Gregor, geb. 09.09.1908 in Rotbach, Kreis Lyck, Ostpreußen, wohnhaft gewesen in Halldorf, Kreis Treuburg, Ostpreußen, Oberfeldwebel, 1. Kompanie Festungs-Infanterie Bat. 1401 in Warschau. Bei den Rückzugskämpfen verwundet, im März 1945 aus einem Lazarett wieder zum Einsatz gekommen. Die letzte Feldpostnr. 43 997 B. Nachr. erb. Walter Segatz, Hagen, Westf., Franzstraße 111. Unkosten werden erstattet.
Seite 7 Verschiedenes
Ehemalige Angehörige der Aufklärungs-Abteilung 114 der 114. ostpr. Jäger-Division. Einsatzraum Kroatien und Italien, werden gebeten, ihre Anschrift zur Vervollständigung der Adressenliste und zur Klärung von Vermisstenschicksalen an Freidrich Bröker (21a) Detmold (Lippe) Marienstraße 50, zu senden.
Seite 9 650 Jahre Stadt Saalfeld
Die rund dreitausend Einwohner zählende Stadt Saalfeld liegt am nördlichen Ufer des Ewingsees und an der Bahnstrecke Elbing-Osterode-Hohenstein. Sie ist eine Gründung des Deutschen Ritterordens; ihre Gründung erfolgte im Jahe 1305. Als Wappen führt die Stadt den Heiligen Johannes, dargestellt als Märtyrer in einem mit siedendem Öl gefüllten Kessel, ihre Stadtfarben sind Blau-Gold-Blau. Gründer der Stadt ist der damalige Komtur des Ritterordens, Sieghard von Schwarzburg, anzusprechen, der die erste Handfeste aus dem Jahre 1305 ausgefertigt hat. Ihren Namen führt die Stadt wahrscheinlich nach der Saalfelder Linie der sächsischen Herzöge. In einigen älteren Geschichtswerken finden sich Angaben vor, wonach ein Leopold Seefeld die Stadt gegründet habe, doch lassen sich diese Angaben durch keinerlei Urkunden belegen.
Saalfeld war in früheren Zeiten eine der bedeutendsten Städte des Oberlandes. Lange Jahre hindurch war sie Sitz des Pomesanischen Konsistoriums. Die Amtsräume befanden sich in dem sogenannten alten Klosten. Weiterhin beherbergte die Stadt auch die erste Fürstenschule (Gymnasium) Ostpreußens, aus der verschiedene bedeutende Männer hervorgegangen sind. Trotz mehrfacher Verwüstungen in den Ordenskriegen und mehrerer Totalbrände hatte sich die für den Ritterorden typische Bauweise im eigentlichen Stadtkern noch bis zu ihrer Zerstörung im Jahre 1945 erhalten. Die die Stadt umgebenden Mauern fielen schon im vorigen Jahrhundert bis auf wenige Reste; an der Stelle des früheren offenen Wallgrabens befanden sich wohlgepflegte Gärten.
Zuletzt war die Stadt ein kleines Landstädtchen, wie es deren so viele in unserer Heimatprovinz gab. Trotzdem spielte sie eine nicht unbedeutende Rolle im Wirtschaftsleben ihrer Umgebung. Sie besaß ein Amtsgericht, eine voll ausgebaute Mittelschule für Knaben und Mädchen und eine siebenklassige Volksschule, die sich in einem 1928 fertiggestellten Neubau befand. Die Stadt hatte auch einige Industrien. Die Holzindustrie, die mit sechs Sägewerken vertreten war, herrschte vor. Bei der günstigen Lage am Wasser und inmitten waldreicher Gegend war dieser starke Industriezweig, dessen Entwicklungsmöglichkeit jedoch keineswegs erschöpft war, nicht weiter verwunderlich. Weiterhin waren noch eine Lederfabrik, zwei Dampfmühlen, eine Ziegelei und mehrere größere Reparaturwerkstätten vorhanden. Sonst bildete die Landwirtschaft den Haupternährungs- und Beschäftigungszweig.
Die Lage der Stadt am See und unweit der großen staatlichen Forsten war sehr reizvoll. Wies sie auch keine besonders hervorragenden Sehenswürdigkeiten auf, so versäumte es der Besucher der Stadt jedoch nicht, der noch aus dem 14. Jahrhundert stammenden evangelischen St.-Johannes-Kirche mit ihrem hohen, die Umgebung weithin beherrschenden Turm einen Besuch abzustatten. Unmittelbar an der Kirche befand sich auch ein Rest der Stadtbefestigungsmauer mit dem letzten noch erhaltenen Wehrturm. Ein schönes städtebauliches Bild bot auch die neue Stadtschule mit angebautem Feuerwehrdepot und der diese Baulichkeiten überhöhenden Kirche. Reizvoll war auch ein Gang über den aus dem früheren Hospitalfriedhof entstandenen bescheidenen Stadtpark mit dem Kriegerehrenmal von 1914/1918 und ein Besuch des Bootshauses des Saalfelder Rudervereins, von dem aus man einen herrlichen Rundblick über den Ewingsee mit den angrenzenden Staatsforsten hatte.
Saalfeld war ein günstig gelegener Ausgangspunkt für Wasserwanderungen auf den landschaftlich so schönen Oberländischen Seen. Der Besucher ließ sich die Gelegenheit kaum entgehen, die auf dem Wasserwege oder auch auf dem Landwege erreichbaren geneigten Ebenen des Oberländischen Kanals, vor allem bei Buchwalde und Canthen, zu beseitigen, Einrichtungen, wie sie in Europa nicht noch einmal vorkamen.
Auch die nähere und weitere Umgebung Saalfelds bot viele landschaftliche Schönheiten. So konnte sehr warm ein Besuch des bei Kunzendorf inmitten der staatlichen Forst gelegenen Klostocksees empfohlen werden, dessen kristallklares Wasser zum Baden verlockte. Ebenso lohnend war die Weiterfahrt nach dem unweit davon gelegenen kleinen Gembensee, dessen Lage, tief eingebettet in Mischwald, eigenartig schön ist. Eine Fahrt durch diesen Wald zu diesen beiden Punkten, die aber zweckmäßig mit dem pferdebespannten Wagen auszuführen war, erweckte tiefe und langanhaltende schöne Eindrücke. Wurde diese Fahrt noch bis nach Pr.-Mark mit seiner alten Ruine der Ritterburg ausgedehnt, so hatte der Besucher auch Gelegenheit, die letzten Zeugen aus der Ordensritterzeit zu betrachten. Der noch gut erhaltene Turm der alten Burg enthielt ein kleines, aber sehenswertes Heimatmuseum.
Zeittafel der Stadt Saalfeld
1305: Der in Christburg amtierende Ordenskommtur Sieghard von Schwarzburg erteilt Saalfeld die Handfeste nach kulmischem Recht. (Erneuert 1320, erweitert 1334)
1320: Erste Erwähnung der Pfarrkirche St. Johannes, die 1351 eingeweiht wird. Im Zusammenhang mit dem Kirchenbau wird die Stadt befestigt.
1331 – 1334: Die Saalfelder graben einen Kanal zwischen dem Ewing- und dem Geserichsee.
1404 wird urkundlich die Schule genannt; von
1587 – 1801 war sie, Fürstenschule.
1414: Verheerung der Stadt durch die Polen
1455: Die Stadt, die im Städtekrieg dem Orden treu bleibt, wird niedergebrannt
1480: Gründung eines Franziskanerkloster (1527 aufgehoben).
1525 – 1752 war Saalfeld der Hauptort des Oberländischen Kreises und 1587 bis 1751 Sitz des Pomesanischen Konsistoriums.
1710: Nur sieben Bürger überleben die Pest.
1713: Garnison: Teile des Dragonerregiments von Rosenbruch; letzter Truppenteil (bis 1866) Ulanenregiment Nr. 8
1734: Zuzug von sechs Salzburger Familien.
1807: Napoleon nimmt in Saalfeld Quartier; ein Attentat auf ihn wird im letzten Augenblick verhindert.
1844 – 1861: Bau des Oberländischen Kanals
1852: Das alte Rathaus brennt ab. In der Mitte des 19. Jahrhunderts werden die Tore und die Mauern der mittelalterlichen Befestigung abgetragen; erhalten blieb nur ein kleiner Wehrturm.
1859: Chausseebau nach Mohrungen
1893: Eisenbahnstrecke nach Elbing und Osterode eröffnet
1900: Die Stadt hat 2586 Einwohner
1939: 3120 Einwohner
1945: Am 23. Januar 1945 wird Saalfeld von sowjetischen Truppen besetzt. Der Räumungsbefehl wurde erst am 21. Januar 1945 bekanntgegeben; die Flucht setzte überstürzt ein; eine Lenkung der Räumung erfolgte nicht. Ein nach Schivelbein (Pommern) fahrender Zug konnte nicht alle Einwohner aufnehmen. Viele flüchteten in Trecks, andere retteten sich über das Eis des Ewingsees in die Wälder. Einige hundert Einwohner blieben zurück.
Foto: Die evangelische Pfarrkirche von Saalfeld. Das Gotteshaus wurde um 1320 erbaut. Der blendenreiche Turm war ursprünglich höher; er wurde nach einem Blitzschlag im 18. Jahrhundert wiederhergestellt. Im Vordergrund, vor dem Kirchturm, ein Wehrturm der alten Stadtbefestigung.
Foto: Saalfeld im 16. Jahrhundert. Nach einem zeitgenössischen Stich.
Foto: St. Johannes im Wappen. Das Siegel der Stadt Saalfeld stellt in Blau auf grünem Boden den Apostel Johannes dar, wie er unbekleidet in einem auf flammenden Holzscheiten stehenden goldenen Ölkessel gemartet wird.
Seite 9 Der Maler des Yorck-Bildes
Otto Brausewetter, der Maler des bekannten Bildes, Ansprache Yorcks an die ostpreußischen Stände am 5. Februar 1813, das im Sitzungssaal des Landeshauses in Königsberg hing, wurde in Saalfeld am 11. September 1835 geboren. Er studierte an der Königsberger und Münchener Kunstakademie; 1882 wurde er als Professor an die Berliner Kunstakademie berufen. Sein Hauptgebiet war die Historienmalerei; in der alten Aula der Albertus-Universität in Königsberg befanden sich Werke des Malers. Er starb 1904 in Berlin.
Seite 9 Nur Saalfeldern gestattet
Durch den im vierzehnten Jahrhundert zwischen dem Ewing- und dem Geserichsee gegrabenen Kanal erhielt Saalfeld eine Wasserverbindung mit Dt.-Eylau. Die Saalfelder konnten mit ihren Kähnen diese Strecke benutzen. In einer besonderen Handfeste erteilte ihnen der Komtur von Schwarzburg die Genehmigung auch den Geserichsee befahren zu dürfen. Fremde durften die neue Verbindungsstraße nicht befahren.
Seite 9 Was blieb von der Stadt am Ewingsee? Ein Blick auf das heutige Saalfeld/Von Herbert Pochert
Der Wanderer, der sich in unseren Tagen der Stadt Saalfeld näherte, sah schon von Ferne den breitgefügten Turm der Evangelischen Kirche. Den einladenden Gruß seiner Glocken hörte man weithin in den umliegenden Dörfern und Gutshöfen, und kaum zu zählen waren die Fuhrwerke, die an den Sonntagen auf dem Platz am Gotteshaus aufgefahren waren. Aus allen Himmelsrichtungen waren sie gekommen; strahlenförmig laufen mehrere Chausseen auf die Stadt zu.
Der alte Stadtkern, sowie wir ihn kennen, ist zerstört; große Brände vernichteten in dem unheilvollen Jahr 1945 Saalfeld. Könnten wir heute auf den Kirchturm steigen, so würde sich uns das folgende Bild bieten.
Foto: Saalfeld 1954. Dieses Bild der zerstörten Stadt wurde vom Turm der Pfarrkirche aus aufgenommen. Vorne links in der Ecke sieht man die Ruinen des einstigen Hotels Jankowski; man erkennt auch den Marktplatz. Die Baumreihe im Hintergrund zeigt die Chaussee, die über Barten nach Maldeuten führt
Nach Norden zu, unmittelbar vor uns, sehen wir auf das neue Schulhaus. Dann lenken die Ruinen des Postamts, der Molkerei und des Bürgermeisteramts unseren Blick auf sich. Dem Bürgermeisteramt gegenüber stand das Kriegerdenkmal. Unsere Gedanken wandern zu einem Grabhügel auf dem Heldenfriedhof in Reinbek (Bezirk Hamburg), der mit einem einfachen Holzkreuz geschmückt ist, es trägt die Inschrift: Unteroffizier Eduard Pietsch, gestorben im April 1945. Unter diesem Hügel, tausen Kilometer von Saalfeld entfernt, ruht der letzte Bürgermeister, der die Stadt viele Jahre vorbildlich verwaltet hat.
In der Richtung des Elektrizitätswerks und des Schlachthauses liegen links vom Bahnhof die Reste der fünf Sägewerke, die einen großen Teil ihres Holzes aus Waldungen in Polen auf dem Wasserweg in großen Flößen erhielten. Die in der Elbinger Straße befindlichen Siedlungshäuser entstanden während der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg. Das letzte Haus ist, die Villa, wie das beliebte Gartenrestaurant kurz genannt wurde.
In der Ferne erkennt man das Dorf Boyden und den Wasserturm des Bahnkreuzungspunktes Miswalde; er verlor seine Bedeutung, als 1945 die Eisenbahnstrecke von Elbing über Miswalde und Saalfeld nach Osterode abgebaut wurde.
Beim Anblick der katholischen Kirche und der Friedhöfe am Landweg nach Koschainen gedenken wir der Flüchtlinge aus dem Kreise Insterburg, die hier beim Einzug der feindlichen Truppen Schutz gesucht hatten. Viele von ihnen starben einen gnadenlosen Tod; sie fanden in Saalfeld ihre letzte Ruhestätte. Hinter verstreuten Bauernhöfen liegt die Pelztierfarm Lindenhof; ostwärts von ihr breiten sich die Felder, Weiden und Waldstücke der Güter Bündtken, Gergehnen, Posorten, Barten und Drenken aus.
Wir blicken hinunter zum Marktplatz, auf dem noch die Rotdornbäume stehen. Die Ruinen in der linken Ecke sind die Trümmer des Hotels Jankowski, das in ganz Ostpreußen einen guten Ruf genoß. In seiner Nähe befanden sich die Gebäude der Landschafts-, der Vereins- und der Kreisbank, die Apotheke, Anwaltsbüros, Geschäfte und Handwerksbetriebe. Das Deutsche Haus an der, Jankowski, gegenüberliegenden Ecke blieb erhalten. Unsere Blicke wandern durch die Kirchenstraße und über den Schweinemarkt mit seinen altertümlichen Häusern.
Wir erinnern uns noch gut der Werkstatt des Schmiedemeisters Schmidt, des Begründers des Vereins der Reisebrieftauben-Züchter. Trotz schwerer Verluste, den sie durch die in den benachbarten Waldungen nistenden Raubvögel erleiden mussten, betrieben viele Saalfelder mit Passion die Brieftaubenzucht. Schöne Reiseerfolge konnten verbucht werden; es gab hier Tauben, die in kurzer Zeit von Schönlanke, die Entfernung bis Saalfeld beträgt 375 Kilometer, in den alten Schlag zurückkehrten.
Über die Maschinenfabrik Dieser hinweg zeigt sich das Schützenhaus; dann streifen wir die Stadtrandsiedlung, Lehmhausen, die ein Muster neuester Siedlungsordnung war. Ihr Name deutete nicht etwa an, dass die Häuser aus Lehm gebaut waren, der Boden war fetter Lehm, wohl schwer zu bearbeiten, aber sehr fruchtbar. Wir finden auch die Klosterstraße mit der Raiffeisenbank und dem Amtsgericht. Im Südwesten, über den Rombitter Wald hinweg suchen wir die Dörfer Kattern, Schliewe und Mitteldorf; der Kirchturm von Schnellwalde ist uns ein guter Richtungspunkt. Auf der Höhe hinter der Trift, wo die zweite Stadtrandsiedlung liegt, fällt das Gelände zum Ewingsee ab.
Der Ewingsee, schon der Name lässt jeden Saalfelder aufhorchen. Gehörte er nicht mit zum Bilde der Stadt, ja, zum Leben ihrer Einwohner? Kam man von einer Reise zurück, so fühlte man scih erst richtig zu Hause, wenn man seinen blanken Spiegel im Sonnenlicht vor sich sah. Etwa zwanzig Quadratkilometer ist er groß; eine lieblich wirkende Insel erhebt sich aus seinem Wasser. Wie in der aus Anlass der 600-Jahr-Feier Saalfelds von Justizrat Degner herausgegebenen Stadtchronik berichtet wird, gehörte der See früher der Stadt. Die Stadtväter sollen aber die Besitzrechte für ein großes Faß Bier an den Staat abgetreten haben. Das hätten sie lieber unterlassen sollen, denn die Stadt machte hierbei kein gutes Geschäft. Als der Staat wenige Jahe vor dem Zusammenbruch einige Quadratmer Seegelände dem Saalfelder Ruderverein überließ, verlangte er einen Preis, der den Wert des Bieres um ein Vielfaches überschritt.
Wie wunderbar war doch die Zeit, als wir Ruderer in dem Bootshaus unter dem Kommando von Falkewitz, Jankowski oder Meißner tagten! Wie gut haben der Ökonom Sommer und seine Frau Lieschen uns doch versorgt, wenn es galt, den Hunger oder gar den Durst zu stillen.
Über den Ewing- und den Geserichsee bestand eine Dampferverbindung nach Deutsch-Eylau. Während der Fahrt genoß man den Blick auf die bewaldeten Westufer des Geserichsees. Im Walde versteckt lag Schwalbendorf, das viele Saalfelder als Sommerfrische bevorzugten. Auf dem großen Gemeinschaftstrockenplatz am See brachte die Jugend manche lustige Nacht zu. Die Nase machte uns damals auf die Lederfabrik Schulz aufmerksam, und der Durst auf den, Bierverlag Englisch Brunnen.
Vom Kirchturm könnten wir hinter dem Ewingsee Weinsdorf mit seiner Kirche liegen sehen, im Westen blinkt aus der großen Alt-Christburger Forst der Kunzendorfer See, ein herrlicher Waldsee mit gutem Badestrand, an dessen Ufern wir oft Erholung fanden.
Schön war es in Saalfeld und in seiner herrlichen Umgebung! Möge uns das Schicksal bald dorthin zurückführen.
Seite 11 Ostpreußische Leistungskühe
Bild 1: Ostpreußische Hochzuchtherde im Samland auf der Weide
Bild 2: Deutsche Rekordkuh, Quappe, in Palmnicken
Bild 3: Winterauslauf der Kühe in Jücknitz
Charakteristisch für das ostpreußische Landschaftsbild waren die schwarzweißen Herden des ostpreußischen Holländer-Herdbuchviehs. Wir zeigen eine typische Hochzuchtherde des Samlandes auf der Weide, Bild 1, weiter die deutsche Rekordkuh im Jahre 1930, Quappe, der Güterdirektion Palmnicken, Bild 2. Ihre höchste Jahresleistung betrug 14 708 kg Milch mit 3,92 Prozent Fett = 577 kg Milchfett. Die Abbildung zeigt, Quappe, 13 Jahre alt; bis dahin hatte sie eine Gesamtleistung von
70 000 kg Milch = 58 Zentner Butter aufzuweisen.
Die naturgemäße Haltung unserer ostpreußischen Rinder zeigt ein weiteres Bild 3; den Winterauslauf der Kühe in Jäcknitz. Aus dieser Hochzuchtherde des Herrn von Saint Paul waren ebenso wie in Palmnicken zahlreiche Kühe und Bullen in das deutsche Rinderleistungsbuch eingetragen.
Seite 13 Wir gratulieren
Zum 90. Geburtstag
Am 14. September 1955, dem Landsmann Michael Kargitta aus Alt-Ukta, Kreis Sensburg, jetzt wohnhaft in Dortmund, Willinghofen, Beitterstraße 28
Am 18. September 1955, dem Kirchschullehrer i. R. Josef Krämer aus Frauendorf, Kreis Heilsberg, später Königsberg, jetzt in Biedenkopf a. d. Lahn, Bachgrundstraße 18, wo er von seiner Tochter Adelheid umsorgt wird. Bei seiner Vorliebe für Musik betätigt er sich an Snntagen in der dortigen Kirche als Organist.
Am 20. September 1955, dem Eisenbahn-Obersekretär i. R. August Grajetzki aus Tilsit. Er wohnt jetzt in der sowjetisch besetzten Zone und ist über Hermann Pliquett, Burg bei Kirchzarten, Kreis Freiburg, Breisgau, zu erreichen.
Am 22. September 1955, dem Maurermeister Wilhelm Masannek aus Soldau, Kirchenstraße 11, Kreis Neidenburg, jetzt bei seiner Tochter Anna Marie Hennig, Hidden, Rheinland, Mittelstraße 77
Am 24. September 1955, Frau Gabriele Zaertner, die in Königsberg geboren wurde und seit 1905 in Garmisch lebt. In den Königsberger Jahren lernte sie den später weltberühmten Mathematiker David Hilbert und den Physiker und späteren Nobelpreisträger Arnold Sommerfeld kennen; beide waren damalls Dozenten an der Königsberger Albertina. Mit ihnen verband sie eine Freundschaft fürs ganze Leben. Frau Zaertner ist in vielen Gebieten der Kunst und der Wissenschaft gebildet.
Zum 88. Geburtstag
am 9. September 1955, dem Bahnlokalwärter i. R. Michael Kaffka aus Johannisburg und Rastenburg, jetzt wohnhaft in Lengerich in Westfalen, Altersheim, Im Hook 17
am 16. September 1955, der Witwe Anna Selmigkeit, geb. Baltruschat, aus Groß-Wersemeningken bei Lasdehnen, Kreis Pillkallen. Sie wohnt heute bei ihrer Tochter Helene Bartel, Berlin-Lichterfelde, Giesensdorfer Straße 25
am 21. September 1955, dem Postbetriebsassistenten i. R. Rudolf Rosener aus Königsberg, Kurfürstendamm 4, jetzt wohnhaft in Birkesdorf, Düren, Rhld., Dürener Straße 49
Zum 87. Geburtstag
Am 6. September 1955, Frau Marie Taruttis, geb. Kerpa, aus Tilsit, Marienstraße 6, jetzt bei ihrer Tochter Hanni in Hameln, Kastanienwall 9
Zum 86. Geburstag
Am 24. September 1955, dem Landwirt Ludwig Gutzat aus Jägerwalde bei Willuhnen, Kreis Schloßberg, jetzt bei seiner Tochter Edith Jurisch in Bederkesa, Kreis Wesermünde, Forstamt
Zum 85. Geburtstag
An 12. September 1955, dem Landsmann Anton Wilke aus Frauenburg, Braunsberger Vorstadt 13, jetzt wohnhaft in Burg in Dithmarschen, Buchholzer Straße 44
Am 18. September 1955, dem Postassistenten i. R. Albert Bledau aus Königsberg, Beeckstraße 21, jetzt in Hameln, Schlesierweg 9
Am 20. September 1955, Frau Martha Will, verw. Lyk, geb. Freudenreich, aus Tiefensee, Kreis Heiligenbeil, jetzt wohnhaft in Clausthal-Zellerfeld I, Zeelbach Nr. 24, DRK
Zum 84. Geburtstag
Am 18. September 1955, Frau Henriette Alkenings aus Tilsit, jetzt wohnhaft bei ihrer Tochter Erika in Regensburg.
Am 24. September 1955, dem Stellmachermeister Franz Drewke aus Augam, Kreis Pr.-Eylau, jetzt in Soltau, Hannover, Rühberg 8
Zum 83. Geburtstag
Am 7. September 1955, Frau Agnes Wisbar aus Tilsit, jetzt in Gr.-Sittensen, Bezirk Bremen
Am 9. September 1855, Frau Martha Stepputat, geb. Panzer, aus Friedenau, Kreis Insterburg, jetzt bei ihrer jüngsten Tochter und Familie Steinfeld, Freiburg-Haslach, Neuenburger Straße 7
Am 21. September 1955, Louise Hamann, geb. Danzer, aus Königsberg, Am Fließ 41, jetzt wohnhaft in Braunschweig, Andreeplatz 3
Zum 81. Geburtstag
Am 19. September 1955, Frau Martha Bendrick, geb. Klein, aus Gr.-Lindenau, Landkreis Königsberg, jetzt bei Familie Gersner, Bremen-Osterholz, Gärtnerei, Schewemoorer Landstraße 78
Am 19. September 1955, Frau Paula Neumann, geborene Bendrick, aus Königsberg, jetzt bei ihrer Tochter in Saulgau, Südwürttemberg, Blauwstraße 12 b
Zum 80. Geburtstag
Am 12. September 1955, dem Landsmann August Scheffler aus Steinhof, Kreis Angerburg, jetzt wohnhaft in West-Wanna bei Otterndorf, Niederelbe
Am 15. September 1955, Frau Minna Buchholz, Witwe des Revierförsters Erich Buchholz, früher Försterei Eckschilling, Kreis Osterode. Sie wohnt jetzt bei ihrer Tochter Charlotte in Lüneburg, Altenbrückerdamm 6
Am 17. August 1955 (villeicht Schreibfehler: September?) dem Postbeamten a. D. Karl Scheffler aus Königsberg, Briesenerstraße 8, jetzt bei seiner Tochter Eva und seinem Schwiegersohn Karl Scheumann, Aachen, Eynattener Straße 1
Am 20. September 1955, feiert in geistiger und körperlicher Frische Frau Johanna Audörsch, geborene Neumann, ihren 80. Geburtstag. Ebenfalls ihr Ehegatte, Emil Audörsch am 13. September 1955, seinen 79. Geburtstag. Seit der Flucht 1945 wohnen sie in Nortmoor, Leer-Ostfriesland, früher Braunsberg, Ostpreußen
Am 24. September 1955, dem Landsmann Adam Salopiata aus Millau, Kreis Lyck, jetzt in Gelsenkirchen-Rotthausen, Schonnebecker Straße 108, Altersheim.
Am 27. September 1955, Frau Berta Marienberg, geb. Sommer, jetzt in Tornesch-Arnlohe, Kreis Pinneberg, Schleswig-Holstein, bei Familie Hans Toillin.
Zum 75. Geburtstag
Am 7. September 1955, Frau Martha Swarat, geb. Schiller, aus Schirwindt, jetzt wohnhaft in Schweichel 106, bei Herford, Westfalen
Am 10. September 1955, dem Bauern Theodor Peter aus Hussehnen, Kreis Pr.-Eylau, jetzt bei seinem Sohn in der sowjetisch besetzten Zone
Am 14. September 1955, dem Landsmann Rudolf Arendt. Er wohnt jetzt in Burgsteinfurt in Westfalen und hat dort die landsmannschaftliche Gruppe gegründet, deren erster Vorsitzender er ist. Auch die Gründungen der Gruppen in Rheine, Ochtrup und Borghorst ist Landsmann Arendt zu verdanken. Alle Landsleute gratulieren ihm herzlichst.
Am 16. September 1955, Frau Martha Gratzel, geborene Braun, aus Mehlsack, jetzt in Heiligenberg, Baden, Caritasheim
Am 16. September 1955, dem Lehrer i. R. Fritz Lach aus Arlen über Lötzen, jetzt wohnhaft in Hengersberg, Niederbayern, Schwanenkirchener Straße 54
Am 17. September 1955, dem Kaufmann Hermann Schmidt aus Suwalki, er war früher Bürgermeister und Amtsvorsteher in Stroppen, Kreis Angerapp. Er wohnt jetzt in Tarmstedt 4, Bezirk Bremen
Am 17. September 1955, Frau Gertrud Willfang aus Groß-Heydekrug, Kreis Samland. Sie wohnt jetzt bei ihrer Schwägerin Frau Nowakowski, Hamburg, Eilbektal 43
Am 18. September 1955, dem Ingenieur Walter Rudau, geboren in Elbing, bis zur Flucht in Landsberg an der Warthe wohnhaft gewesen. Er wohnt jetzt in Ansbach, Mittelfranken, Sudetendeutsche Straße 11
Am 20. September 1955, de Oberstellwerksmeister a. D. Ferdinand Kroß aus Königsberg, Ostbahnhof 1, jetzt bei seiner Tochter Olga Schneider, Düsseldorf-Benrath, Börchemstraße 37
Am 22. September 1955, dem Polizeimeister i. R. Franz Klohde aus Angerburg, jetzt wohnhaft in Berlin-Neukölln, Fuldastraße 14, bei Vogt
Am 23. September 1955, dem Landsmann Richard Groß aus Königsberg, Roßgärter Hinterstraße 10/11; jetzt in Niederaudorf am Inn.
Am 23. September 1955, dem Landwirt Freidrich Hicketier aus Maldeuten, Kreis Mohrungen. Er wohnt zusammen mit seiner ältesten Tochter, Frau Liselotte Dankworth, in der sowjetisch besetzten Zone. Seine Anschrift ist über den Kreisvertreter von Mohrungen, Reinhold Kaufmann, Bremen, Schierkerstraße 8 und über seine jüngste Tochter, Frau Dora Esche, Schweiburg, Kreis Wesermarsch, zu erfahren.
Am 25. September 1955, der Landwirtswitwe Helene Schwill, geb. Meyer, aus Rothenen, Kreis Pr.-Eylau, jetzt wohnhaft bei ihrer Tochter Christel Klein, Minden, Westfalen, Hermannstraße 16
Am 25. September 1955, dem Landwirt Robert Rudzewski aus Kulsen, Kreis Angerburg, jetzt wohnhaft in Solingen, Katternberger Straße 155a