Ostpreußenblatt September 1954, Folge 36, Teil 1

September

Folge 36 vom 04.09.1954

Seite 3 Heimkehrerin Betty Hutzel mit ihren Angehörigen und Landsleuten in Bocholt
Fünfmaliges Blutspenden ermöglichte Frau Betty Hutzel, aus Königsberg, nach neun-jähriger Zwangsaufenthalt in Russland, die Heimkehr zu ihrer Familie in Bocholt. Zweihundert Rubel erhielt sie für jede Blutspende. Mit dem auf diese Weise erworbenen Geld, bezahlte Frau Betty die Fahrkarte für den Eisenbahnzug, mit dem sie aus der Ukraine vor einigen Tagen in Richtung Deutschland abfahren konnte. Im Lager Friedland kam es zwischen ihr und ihrem Ehemann, dem zweiten Vorsitzenden der landsmannschaftlichen Gruppe in Bocholt, der als Oberlademeister bei der Bundesbahn tätig ist, zu einem erschütternden Wiedersehen. In Bocholt freuten sich fünf Kinder über die heimgekehrte Mutter. Erst zwei Jahre alt war die jüngste Tochter der Heimkehrerin, als die Mutter im Schreckensjahr 1945 verschleppt wurde. Nach schweren Zwangsarbeitsjahren im Bernsteinwerk Palmnicken (vergl. Folge 34, Ausgabe vom 21. August, „Martyrium der Frauen in Palmnicken“ im Fortsetzungsbericht „ Ich komme eben aus Königsberg“), gelangte Frau Betty über mehrere Lager in die Ukraine, wo sie in der letzten Zeit als „staatenlose“ Arbeiterin außerhalb des Lagers tätig war. Durch Bescheinigungen ihres Mannes gelang es, ihre deutsche Staatsangehörigkeit nachzuweisen. Die erforderlichen Ausweise zur Heimreise wurden ihr daraufhin zugewiesen. – Die landsmannschaftliche Vereinigung, der Ostpreußen in Bocholt, bereitete der Heimkehrerin einen herzlichen Empfang. Unser Bild zeigt Frau Betty Hutzel (mit Gladiolenstrauß) im Kreise der Bocholter Landsleute. Rechts von ihr Vater Hutzel, dahinter, kaum sichtbar, die beiden Söhne. Im Vordergrund die beiden herangewachsenen Töchter, davor die jüngste Tochter.

Seite 4 Amtliche Bekanntmachungen
UR II 27/54 Aufgebot
Frau Charlotte Eckert, geb. Putz, verw. Schurkus, in Röhrnbach Nr. 43, Bezirk Wolfstein, Post daselbst, hat beantragt, den vermissten Arbeiter Helmut Eckert, geb. am 06.06.1917, zuletzt in Insterburg, Ostpreußen, Dobinekgasse 2, zuletzt Gefreiter, Strafgefangenenlager Freiburg (Breisgau), für tot zu erklären. Der bezeichnete Vermisste wird aufgefordert, sich spätestens bis 10. Oktober 1954 vor dem unterzeichneten Amtsgericht zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen wird. An alle, welche Auskunft über Leben und Tod des Vermissten zu erteilen vermögen, ergeht die Aufforderung, spätestens im Aufgebotstermin dem Gericht Anzeige zu machen. Freyung, den 26. August 1954. Amtsgericht

Aufgebot
Die Ehefrau Anna Huch, geb. Klang, in Neu-Soltborg, hat beantragt, die verschollene Lisbeth Klang, geb. Schafstedt, geb. am 28.07.1910 in Patersort, zuletzt wohnhaft in Königsberg-Ponarth, Park Friedrichsruh 10, für tot zu erklären. Die bezeichnete Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 2. November 1954, bei dem hiesigen Gericht, Zimmer Nr. 11, zu melden, widrigenfalls die Todeserklärung erfolgen kann. An alle, die Auskunft über Leben und Tod der Verschollenen geben können, ergeht die Aufforderung dem Gericht bis zu dem angegebenen Zeitpunkt Anzeige zu machen. Amtsgericht Weener, 20.08.1954 – II 14/54 –

UR II 5/54 Bescluss.
Im Verfahren wegen Todeserklärung des Paul Ernst Krey, geb. 11.01.1905, zuletzt wohnhaft in Königsberg, Ostpreußen.
1. Der am 11. Januar 1905 geborene Paul Ernst Krey, wird für tot erklärt.
2. Als Zeitpunkt des Todes wird der 31. Dezember 1948, 24 Uhr festgestellt.
3. Die Entscheidung ergeht gebührenfrei.
Amtsgericht Waldmohr

Urk. Reg. II 10/54 Das Amtsgericht Riedenburg erlässt folgendes Aufgebot
Es ist verschollen und soll für tot erklärt werden:
David Normann, geb. 21.09.1884 in Tilsit-Stadtheide, Landwirt, zuletzt wohnhaft gewesen in Tilsit, Ragniter Straße 64.
Antragstellerin: Margarete Sill, geb. Normann, Witwe, in Prunn. Es ergeht daher die Aufforderung an den Verschollenen, sich bis spätestens 15. Oktober 1954 vor dem unterzeichneten Gericht zu melden, widrigenfalls seine Todeserklärung erfolgen wird. An alle, welche Auskunft über Leben oder Tod des Verschollenen erteilen können, ergeht die Aufforderung, bis spätestens zum vorgenannten Termin dem Gericht Mitteilung zu machen. Riedenburg, den 23. August 1954. Amtsgericht.

Seite 6 Osterode
Gesucht werden:
1. Erich Warschewski, Hohenstein
2. Karl Olschewski, Osterode, Abbau
3. Hedwig Großmann, Döhringen
4. Hermann Klaus und Frau Johanna, geb. Kosziescha, Osterode, Reichsbahn
5. Albert Raffel und Frau Emma, geb. Bauchrowitz, Thierberg, Abbau

Seite 6 Angerburg
Gesucht werden: Hans Schütz aus Benkheim, geb. 22.10.1927; Eduard Bautz aus Rosengarten; Helga Volkmann aus Angerburg, Saarlandstraße 9, geb. am 29.09.1929; Julius Szameit aus Angerburg; Hildegard Smitkiewicz, geb. Chedor, aus Neufreudenthal; Herta Schröder, aus Haarschen; Dr. med. Ulrich Zander, aus Angerburg; Arthur Gröning, aus Waldheim; Alfred Poppeck, aus Angerburg, Theaterstraße 20; Ilse Stern, aus Angerburg; Christine Salten (Saluski), aus Angerburg; Siegfried Heidel, aus Salpen; Ernst Werner, aus Angerburg, Alter Markt 6

Seite 6 Allenstein-Land
Gesucht werden: Frau Antonie Wronowski, Hebamme aus Wuttrienen. Fräulein Annemarie Wunder, aus Gr.-Buchwalde, geb. 1924 und Tochter von Lehrer Wunder. Frau Eva Kapferer, geb. Wunder, aus Berlin, war zuletzt mit zwei Kindern auch bei Wunder in Gr.-Buchwalde. Frau Ida Lecknewitz, geb. Radtke, aus Diwitten, und Friedrich Burbulla, aus dem Kreis, Ehefrau Maria wohnte zuletzt in Guttstadt, Malserstraße 30

Seite 6 Pr.-Eylau
Um Nachricht wird erbeten.
Abschwangen: Melker Albert Link und Frau Anna, geb. Hüttig
Finken: Botho Konrad
Krücken: August Dickhoff, geb. 1887 und Anna Dickhoff, geb. 1924. Familie Grodnick. Familie Rodies
Posmahlen: Friedrich Klein. Adolf Springstein und Frau Frida, geb. Klein
Rothenen: Reinhold und Sigismund Gabert. Frau Renate Grünberg. Wilhelm Kirstein. Hermann Kleta. Franz Kwiatkowski. Jakob Maslowski. Emil Nerling. Otto Oltersdorf. Gustav Pirwas. Von der Funkstation die Familie Bold, Schmidt und Werner.
Schrombehnen: Ziegeleibesitzer Theo Jaudt und Frau.
Sollnicken: Frau Verta Zahn, geb. 1887
Zehsen: Karl Albrecht. Otto Fran. Frida Grunwald. Emil Keiser. Ernst Tietz.

Seite 6 Sparbücher
Für Minna Zielinski, aus Korschen-Ruh, liegt ein Sparbuch der Städtischen Sparkasse zu Osterode vor.

Seite 7 Ostpreußische Heimkehrer
Aus russischer Internierung bzw. aus dem polnisch besetzten Teil Ostpreußens kamen im Laufe des Monats August 1954, folgende Landsleute über das Lager Friedland in die Bundesrepublik:
A. Aus russischer Internierung (Zwangsverschleppte)
Charlotte Feierabend, geb. 19.05.1929, aus Eythin, Kreis Samland, nach Brake in Oldb., Sielstraße

Martha Fuchs, geb. 20.02.1924, aus Lablacken, Kreis Labiau, nach Kl.-Ilsede, Kreis Peine

Detlef Fuchs, geb. 11.12.1950, nach Ilsede, Kreis Peine

Betty Hutzel, geb. 17.03.1913, aus Königsberg, nach Bocholt, Westf., An der alten Aa 11

Erna Kretz, geb. 08.06.1919, aus Königsberg, nach Duisburg, Kuhstraße 2 – 4

Hildegard Krüger, geb. 31.05.1924, aus Ragnit, nach Wuppertal-Nächstebreck, Haßlinghauser Straße 15

Frieda Liebe, geb. 29.10.1917, aus Labagienen, Kreis Labiau, nach Rehlingen, Kreis Lüneburg

Gertrud Leidig, geb. 14.01.1901, aus Königsberg, nach Bielefeld, Turnerstraße 46

Gerhard Rückert, geb. 21.08.1930, aus Königsberg, nach Hamburg, Paul-Rosen-Straße 30

Herta Schwentek, geb. 07.02.1919, aus Stablack, Kreis Pr.-Eylau, nach Lübek-Eichholz, Tannenkoppel 44

B. Aus dem polnisch besetzten Teil Ostpreußens
Maria Brandt, geb. 25.05.1879, aus Langanken, Kreis Sensburg, nach Wuppertal-Vohwinkel, Weidehang 11

Wilhelmine Buttler, geb. 26.02.1886, aus Dankheim, nach Lager Warburg

Wilhelmine Krause, geb. 19.01.1910, aus Hügelwalde, Kreis Ortelsburg, nach Lager Warburg

Herbert Krause, geb. 16.01.1939, aus Hügelwalde, Kreis Ortelsburg, nach Lager Warburg

Helmut Krause, geb. 08.11.1940, aus Hügelwalde, Kreis Ortelsburg, nach Lager Warburg

Gustav Tomzik, geb. 10.11.1885, aus Salpia, Kreis Sensburg, nach Lager Bremen-Vahr

Ida Tomzik, geb. 14.08.1888, aus Salpia, Kreis Sensburg, nach Lager Bremen-Vahr.

Helene Wittkowski, geb. 22.03.1912, aus Erlental, Kreis Treuburg, nach Seth, Kreis Segeberg, Holstein

Luise Wittkowski, geb. 27.01.1886, aus Erlental, Kreis Treuburg, nach Seith, Kreis Segeberg, Holstein

Gustav Brozio, geb. 25.04.1901, aus Mostolten, Kreis Lyck, nach Lager Warburg

Diese Liste ist keine amtliche Zusammenstellung

Seite 7 Tote unserer Heimat. Pastor Dr. Gehlhoff-Hornheide
Unsere Landsleute in Westfalen betrauern den Tod des Landesflüchtlingspfarrers der Evangelischen Kirche, des Pastors Dr. Gehlhoff-Hornheide. Am 7. August 1954 wurde der bewährte Seelsorger auf dem Waldfriedhof Lauheide, Kreis Münster, zur letzten Ruhe gebettet. Das große Geleit und die Teilnahme zahlreicher west- und ostdeutscher Pfarrer zeugten dabei von der Liebe und Verehrung, die Pastor Gehlhoff sich nicht nur bei den Heimatvertriebenen, sondern auch bei der einheimischen Bevölkerung durch sein selbstloses Wirken erworben hat. Pastor Gehlhoff stammte aus der Mark Brandenburg, war als Pfarrer in Pommern und nach der Vertreibung zunächst als Direktor des evangelischen Mädchengymnasiums in Lippstadt tätig. Im Jahre 1951 wurde er zum Landesflüchtlingspfarrer von Westfalen, mit Sitz in Hornheide, berufen. Ein jäher Tod setzte seinem rastlosen Schaffen ein Ende. Die evangelischen Heimatvertriebenen in Westfalen haben mit seinem Heimgang nicht nur ihren Seelsorger, sondern vor allem auch einen Mann verloren, der sich uneingeschränkt für ihre Belange einsetzte und sie wie ein rechter Vater betreute.