Folge 24 vom 11.06.1955
Seite 7 Gesucht werden aus Angerapp-Land:
Schneidermeister Paul Pauluhn, früher Kleinlautersee
Horst Krause, Schlieben
Alexander Müller, Schönwall
Gustav Umlau, Stillheide und Otto Förmer, Stillheide
Seite 7 Sensburg
Wo befindet sich Spätheimkehrer Bernhard Komossa, der über Franz Müller, Langanken, beim Deutschen Roten Kreuz Angaben gemacht hat. Landsmann Komossa ist unter der von ihm angegebenen Anschrift Wolfsmoor, Kreis Steinberg, nicht zu erreichen und dort unbekannt.
Seite 7 Johannisburg
Gesucht wird:
Mathias Brozio, Kölmerfelde.
Die Wohnsitzbescheinigungen von Otto Bialowons ist unter der angegebenen Anschrift, Rheinhausen, Sophienstraße 21 als unbestellbar zurückgekommen.
Seite 7 Osterode
Noch nie ist uns die Heimat so schmerzlich nahe gewesen wie jetzt, da sich der Tag, an dem wir sie verlassen mussten, zum zehnten Mal gejährt hat, sagte der Osteroder Pfarrer Kirstein. Er war aus Niedersachsen gekommen, um den Gottesdienst zu halten, mit dem das Treffen der Osteroder am Sonntag, dem 5. Juni 1955, in Hamburg eingeleitet wurde.
Pfarrer Kirstein sprach mit eindringlichen Worten von der Härte unseres Schicksals und beschwor die Versammelten, trotz aller Schwere des persönlichen Geschicks nicht mit Gott zu hadern, in dessen Waten alle menschlichen Wege beschlossen sind. Wir dürfen nicht verzagen und kleingläubig werden, meinte er. Wir müssen unsere Hoffnung auf den Allmächtigen setzten.
Landsmann Krause, Mitglied des Kreisausschusses, begrüßte die mehr als sechshundert Anwesenden und ermahnte die Landsleute, nicht zu vergessen, dass es darauf ankommt, die Jugend für den Heimatgedanken zu gewinnen. Vieles ist auf den Heimatgedanken zu gewinnen. Vieles ist auf dem Gebiet der Jugendarbeit bisher schon geschehen, so führte er aus, es gilt aber, auf dem Wege fortzuschreiten und nicht nachzulassen, den jungen Menschen, die nur noch eine schwache Erinnerung an Ostpreußen haben oder sich das Heimatland nicht mehr ins Gedächtnis zurückrufen können, zu helfen, damit auch bei ihnen die geistige Verbindung zu Ostpreußen nicht abreißt. Die Zeit heilt zwar viele Wunden, aber die Wunde, die uns der Krieg mit dem Verlust der Heimat geschlagen hat, darf nicht vernarben!
Auf die augenblickliche Lage in der Weltpolitik ging Kreisvertreter von Negenborn ein. Er erklärte, dass politische Entscheidungen, die zu einer Zeit gefällt wurden, als die Großmächte in ihrer Haltung zur deutschen Frage untereinander einig waren, heute nicht nur als überholt, sondern sogar als schwerwiegender Fehler betrachtet werden. In den letzten Jahren hat sich immer klarer gezeigt, welche schweren Denkfehler gerade die Politiker des Westens gemacht haben. Wenn man jetzt im Westen daran gehe, die Fehlentscheidungen der Vergangenheit zu erkennen, und sich bemüht, Geschehenes nach Möglichkeit rückgängig zu machen, so gibt das gerade den Heimatvertriebenen neue Hoffnung. Das treue Beharren der Ostdeutschen und ihre immer wieder erhobene Forderung auf Rückgabe der Heimat im Osten sind nicht unbemerkt geblieben. Nur Geduld und Festhalten am Heimatgedanken können der Welt zeigen, dass ein unverlierbarer Anspruch auf Ostpreußen für alle Zeit besteht. Daher ist es heute ganz besonders nötig, sich fest zusammenzuschließen.
Mit dem Deutschlandlied und dem Gelöbnis unwandelbarer Treue zur ostpreußischen Heimat schloss die Feierstunde.
Seite 7 Amtliche Bekanntmachungen
55 II 15/55 Aufgebot
Die Ehefrau des Landwirts August Carl Rudat, Frau Ida Rudat, geb. Morgenstern, Essen-West, Hobeisenstraße 39, hat beantragt, ihren oben genannten Ehemann, geboren am 19. September 1889 in Friedrichsrode oder Alt-Sussemilken, zuletzt wohnhaft gewesen in Friedrichsrode, Kreis Labiau, Ostpreußen, für tot zu erklären, weil er im Zusammenhang mit Ereignissen oder Zuständen des letzten Krieges vermisst ist. Der Verschollene wird aufgefordert, spätestens im Aufgebotstermin am 15. Juli 1955, 9 Uhr, Zimmer 152 a, dem unterzeichneten Gericht Nachricht zu geben, widrigenfalls er für tot erklärt werden wird. Alle, die Auskunft über Leben oder Tod des Verschollenen erteilen können, werden gebeten, dies spätestens im Aufgebotstermin dem Gericht anzuzeigen. Essen, den 16. April 1955 Das Amtsgericht
Seite 12 Verein Ostpreußen Salzburger Herkunft
Erfolgreiches erstes Geschäftsjahr. Zweitausend Mitglieder. Neue Aufgabe: Errichtung einer Salzburger Stiftung
Zum zweiten Mal in ihrer Geschichte mussten 1944/1945 die ostpreußischen Salzburger eine Heimat verlassen. Eine Heimat, die ihnen 1732 gegeben, die die Nachkommen gehütet und als Heimatland durch ihre Arbeit erworben haben.
Die Salzburger hatten sich in Ostpreußen zwei soziale Einrichtungen geschaffen: Den Salzburger Verein und die Salzburger Anstalten. Der Salzburger Verein war mit seinen Ortsgruppen über ganz Ostpreußen verbreitet. Erster Vorsitzender war Dr. Ecker, der heute in Mitteldeutschland seinen Wohnsitz hat. Der Verein pflegte das Andenken an die Vorfahren und die Einwanderung. Fahrten nach Salzburg stellten die Verbindung mit dem Stammland her. Erholungsbedürftige Salzburger Kinder fanden liebevolle Aufnahme in Ostpreußen. Die Einstellung der ostpreußischen Salzburger war weitherzig und großzügig. Unter den Ferienkindern waren viele katholischer Religion. Der ostpreußische Salzburger hatte vergessen und vergeben.
Die Salzburger Anstalten wurden durch das Vorsteheramt der Salzburger Anstalten geleitet. Nach der Satzung bestand das Vorsteheramt aus sechs von der Salzburger-Versammlung gewählten Vorstehern und sechs Stellvertretern, die auf die Dauer von sechs Jahren gewählt wurden. Die Salzburger-Versammlung bestand aus 26 Abgeordneten, die in den Kreisen der Regierungsbezirke Gumbinnen, Allenstein und Königsberg wohnen mussten und von den dort ansässigen Salzburgern gewählt wurden. Der letzte Vorsitzende des Vorsteheramtes, Mühlenbesitzer Pflichtenhöfer, wohnt heute in Bayern, der letzte Rendant der Salzburger Anstalt, Postrat Brandtner, in Frankfurt.
Als sich 1947/1948 die Kreisgemeinschaften und die Ostpreußische Landsmannschaft zusammenfanden, dachte man auch wieder an ein Wiederaufleben des Salzburger Vereins. Auf einem Heimattreffen der Gumbinner Kreisgemeinschaft beriet man über diesen Plan, der von dem früheren Kassierer des Salzburger Vereins, Hans Neubacher und von Landsmann Gebauer angeregt worden war. Man kam zu dem Entschluss den neuen Zusammenschluss noch zurückzustellen, jedoch Anschriften der ostpreußischen Salzburger zu sammeln und die Verbindung herzustellen. Auf den Gumbinner Treffen, Gumbinnen war durch die Salzburger Kirche und die Anstalten immer der Mittelpunkt der Salzburger, wurde die Tradition der Salzburger, wurde die Tradition der Salzburger wachgehalten. Landsmann Gebauer sammelt im Gumbinner Heimatarchiv Bücher, Karten, Bilder und anders heimatkundliches Material über die Salzburger.
Unabhängig von den Bestrebungen der Gumbinner Kreisgemeinschaft hatte Reg.-Baumeister a. D. Modricker 1953 eine Verbindung mit der Landesregierung Salzburg aufgenommen. Diese Verbindung schuf eine neue Lage. Das Land Salzburg, die alte Heimat der Salzburger, übernahm die Patenschaft über die aus Ostpreußen vertriebenen Salzburger.
Der Salzburger Landeshauptmann Dr. Klaus erklärte dazu: Heute nach der abermaligen Vertreibung der Salzburger Ostpreußen muss ihr Schicksal von vor zweihundert Jahren in neuem und versöhnlichem Lichte gesehen werden. Wir sind der Meinung, dass die Landesregierung mit der Patenschaft zwei hohen Aufgaben dienen kann: der Pflege heimatlicher Verbundenheit und der wahrhaft überkonfessionellen christlichen Hilfsbereitschaft.
Die Patenschaft wurde beim Bundestreffen der Salzburger und Gumbinner am 15./16. Mai 1954 in Bielefeld durch den Vertreter des Landeshauptmanns Dr. Klaus, Herrn Wirkl. Hofrat Dr. Hanifle verkündet. Durch die Patenschaft übernimmt das Land Salzburg die Studienkosten für zwei Studenten der Musikakademie (Mozarteum) Salzburg und gewährt zwanzig Kindern und mehreren älteren Ehepaaren Salzburger Herkunft einen Ferienaufenthalt im Lande.
Seite 12 Bestätigungen
Wer kann bestätigen, dass Otto Perlbach in Tilsit in der Zeit von 1921 – 1924 das Schmiedehandwerk erlernt und dann die Gesellenprüfung abgelegt hat?
Wer kann bestätigen, dass Artur Kohn in der Zeit vom 01.04.1905 bis 31.03.1908 in Heiligenbeil beim Landratsamt (Einkommensteuer-Veranlagung) tätig gewesen ist?
Wer kann bestätigen, dass Friedrich Gätsch, geb. 20.04.1898, aus Königsberg, Siedlung Lauth, von 1914 bis 1939 bei der Brauerei Ostmark (früher Brauerei Königsberg) tätig gewesen ist?
Wer kann bestätigen, dass Willi Bardischewski, geb. 01.05.1898, früher wohnhaft gewesen in Walddorf, Kreis Sensburg, von 1919 bis 1931 als Bauarbeiter bei Bauunternehmer Gustav Handt, Zollernhöhe, Kreis Sensburg, und bei verschiedenen anderen Bauunternehmern in Sensburg, sowie von 1931 – 1939 als Waldarbeiter in der Försterei Neckelshorst, Forstamt Kruttinnen, Kreis Sensburg, tätig gewesen ist und für ihn während diesen Zeiten Beiträge zur Invalidenversicherung abgeführt wurden? Weiter werden Bestätigungen benötigt über seine 1939 erfolgte Einberufung zum Kriegsdienst und dass er etwa 1941 oder 1942 zur OT kam.
Seite 12 In Friedland eingetroffen
Am 2. Juni 1955 sind im Grenzdurchgangslager Friedland folgende Landsleute aus der Sowjetunion eingetroffen:
1. Olga Franzke, geboren am 28.10.1919, aus Neudorf
2. Wolf Wallenburger, geb. 07.09.1913, aus Königsberg
3. Artur Woweries, geb. 07.10.1919, aus Tischken, Kreis Tilsit-Ragnit
Seite 13 Vermisst, verschleppt, gefallen, gesucht
Auskunft wird gegeben
Über Paul Deblitz, geb. am 07.03.1901 in Königsberg, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird Frau Therese Deblitz aus Königsberg, Jerusalemer Straße 14
Über Fritz Führer, geb. am 12.01.1898, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird die Ehefrau Minna Führer aus Klein-Mönsdorf, Kreis Rößel.
Über Herbert Grünheid, geb. am 15.04.1925 in Weißenburg, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird die Mutter, Maria Grünheid aus Sensburg, Treudankstraße 12.
Über Hans Kakschies, geb. am 11.11.1926 in Kleeburg, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird der Vater August Kakschies aus Kleeburg, Elchniederung.
Über Fritz Pellnat, geb. am 21.09.1914 in Wormditt, Kreis Braunsberg, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird der Vater Franz Pellnat aus Jürgenfelde, Kreis Angerapp.
Über Christian Pusch, geb. am 20.08.1920 in Galitten, Kreis Bartenstein, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird der Onkel August Kisser aus Schloditten, Kreis Pr.-Eylau.
Über Kurt Skibbe, geb. am 02.06.1926 in Elbing, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird die Mutter, Frau Charlotte Skibbe aus Königsberg, Karschauer Straße 76 E.
Über Hugo Wischnewski, geb. am 05.01.1914 in Allenstein, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird die Ehefrau Josefine Wischnewski aus Tomsdorf, Kreis Allenstein..
Über August Matzat, geb. am 09.12.1902, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird die Ehefrau Minna Matzat aus Parlösen bei Bischofsburg.
Über Uffz. Karl Nahrun, geb. am 23.12.1895, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird die Ehefrau Minna Nahrun, Schönberg, Kreis Rößel.
Über den Obergefreiten Fritz Paukstadt, geb. am 01.08.1911 in Sauskeppen, Kreis Insterburg, liegt eine Nachricht vor. Gesucht wird die Ehefrau aus Insterburg, Tschiersestraße 125.
Über Wachtmeister Bruno Johannes Pohlke, geb. am 03.10.1897 in Puschdorf, Kreis Insterburg, Heimatanschrift Königsberg, Krausallee 53/54. Wo sind Angehörige?
Seite 13 Auskunft wird erbeten
Anton Scholteck, geb. 1938 in Ostpreußen, sucht seine Eltern Erich und Anna Scholteck, die 1945 von den Russen verschleppt worden sind. Vermutlicher Wohnort: Rügenwalde oder Reichertswalde oder ähnlich lautender Ort mit der Endung „walde“.
Gesucht werden die Eltern des Kindes Alfred Helmut Hoffmann, geb. am 24.07.1941 in Hermannlöhlen, Kreis Heydekrug. Die Mutter, Berta Helene Hoffmann, arbeitete im März 1942 in der Wehrmachtsküche in Hermannshöhlen, der Vater war zur Wehrmacht eingezogen.
Helft Schicksale von Landsleuten aufklären! Wer kann Auskunft geben:
Über den Verbleib von Kurt Neumann aus Wilkischen, Kreis Labiau. Kurt Neumann hat in Perwitten in einer Molkerei gelernt, er war verlobt, seine Braut stammte aus Patranken, Kreis Heiligenbeil. Wo befinden sich Angehörige von Kurt Neumann oder Kameraden, die mit ihm bei einem Truppenteil waren und seine genauen Personalien angeben können?
Über Bauer Heinrich Oltersdorf, geb. am 15.09.1890 in Hasselpusch, und Frau Martha, geb. Schönhoff, geb. am 27.03.1895 in Vogelsang. Die Eheleute haben Ende Januar oder Anfang Februar ihren Hof in Hasselpusch, Kreis Heiligenbeil, verlassen und sind später in der Danziger Gegend gesehen worden. Heinrich Oltersdorf soll eine Kopfverletzung gehabt haben. Wer weiß etwas über den Verbleib oder das Schicksal der Eheleute?
Über Direktor Flage und die ehemaligen Schüler des Realgymnasiums Insterburg Heinz Sziedat, Otto Kutschelius, Helmut Lange, von der Otto-Braun-Mittelschule die ehemaligen Schüler Horst Kiwitt, Fritz März, Heinz Kreppert und Heinz Westphal, ferner über Dipl.-Handelslehrer Falk und von der Städtischen Handelsschule Insterburg und die ehemalige Schülerin Käthe Albrecht.
Über den Verbleib oder das Schicksal des Obergefreiten Walter Schacht, Inf.-Regt. 121, 11. Kompanie, am 22.04.1944 bei Sewastopol in russische Gefangenschaft geraten.
Über Frau Emma Seroka aus Ludwigsdorf, Kreis Osterode.
Über Kurt und Eduard Schweinberger aus Ebenrode, Werwathstraße.
Über August Seyda aus Rosenau, Kreis Allenstein.
Über den Melkermeister Fritz Bolmus, früher wohnhaft gewesen in Schackeln, Kreis Goldap, Gut Rehagen.
Über den Uhrmacher Georg Adam aus Sensburg.
Über Landgerichtsdirektor Benno Lingk, früher wohnhaft gewesen in Tilsit, Straße der SA. 50, sowie die Ehefrau des Lingk und Frau Emma Lingk.
Über den ehemaligen Pionier-Oberleutnant, späteren Hauptmann Georg Jurkat, geb. 1908 oder 1911, früher wohnhaft gewesen in Neuhausen-Tiergarten bei Königsberg.
Wo befinden sich Oberleutnant Lürmann und Hauptmann Kohnke von der 3. Batterie A.R.1 zu Insterburg, und Prediger Lic. Wiese von der Lutherkirche in Insterburg?
Seite 13 Für Todeserklärungen
Emma Pliwischkies, geb. Waschkies, geb. 01.04.1878 in Brohnen, aus Neppertlauken, Kreis Tilsit-Ragnit, wird seit 1945 in Neu-Passarge, Kreis Braunsberg, vermisst. Wer kann über ihren Verbleib Auskunft geben?
Wanda Wessollek, geb. Schädler, geb. etwa 1860, aus Osterode, Elvenspoekstraße (Altersheim), wird vermisst. Wer kann über ihren Verbleib Auskunft geben?
Louise Fränkler, geb. Klein, geb. 06.11.1875, aus Jennen, Kreis Insterburg, soll auf der Flucht in Küstrin verstorben sein. Es werden Augenzeugen gesucht, die ihren Tod bestätigen können.
Amalie Korsch aus Brandenburg/Frisches Haff soll 1945 in Brandenburg verstorben sein. Es werden Augenzeuen gesucht, die ihren Tod bestätigen können.
Seite 13 Wir gratulieren
Zum 95. Geburtstag
Am 9. Juni 1955, Frau Rosine Fischer aus Mühlenhöh, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei ihrem jüngsten Sohn Paul in Kuddewörde, Kreis Lauenburg/Holstein. Der Jubilarin ist das Glück zuteil geworden, sieben Jahrzehnte lang ihren Lebensweg an der Seite ihres Mannes gehen zu können. Wir wünschen der Jubilarin, dass sie und ihr Mann auch das seltene Fest der Steinernen Hochzeit am 25. Dezember 1955 in Gesundheit begehen mögen.
Zum 92. Geburtstag
Am 12. Juni 1955, dem Altsitzer Julius Wiesbau aus Sensburg, jetzt bei seiner Tochter Hedwig Scharmach in Flensburg, Hebbelstraße 4.
Zum 90. Geburtstag
Am 8. Juni 1950, Frau Agnes Stybalkowski, geb. Bostroem, aus Eydtkuhnen, jetzt mit ihrem Ehemann Georg Stybalkowski in Berlin-Lichterfelde-West, Ringstraße 8
Zum 87. Geburtstag
Am 10. Juni 1955, dem Rentner Jakob Jednowalski aus Königsberg, Sackheim 3, jetzt in Bünsdorf über Rendsdorf, Kreis Eckernförde.
Zum 86. Geburtstag
Am 3. Juni 1955, Fräulein Johanna Dörfer aus Königsberg. Sie wohnt mit ihrer Schwester Emma Dörfer, früher Schloßberg, im Evangelischen Altersheim Bad Hersfeld, Johannesstraße. Die landsmannschaftliche Gruppe, an deren Veranstaltungen beide Schwestern stets teilnehmen, gratuliert sehr herzlich.
Zum 85. Geburtstag
Am 13. Mai 1955, dem Bauern Johann Milewski aus Rodefeld, Kreis Ortelsburg. Er wohnt mit seiner Ehefrau und drei Söhnen in Bochum, Werne Garpnell, Gellweg 438
Am 5. Juni 1955, Frau Henriette Podlech, geb. Broschinski, aus Hirschfeld, Kreis Pr.-Holland. Sie wohnt bei ihrer Tochter Johanna Lindenblatt in Dortmund-Scharnhorst, Am Westheck 333.
Am 10. Juni 1955, dem Landwirt Karl Boywitt aus Inse, Kreis Elchniederung. Der Jubilar, der seine Ehefrau in Inse durch eine Gewalttat bei der Besetzung verlor, ist seit einigen Jahren erblindet. Er wohnt bei seiner jüngsten Tochter in Rehderfeld, Emsland.
Zum 84. Geburtstag
Am 18. Juni 1955, dem Pfarrer i. R. Otto Walther aus Marwalde, Kreis Osterode. Er ist durch Pfarrer Wilfried Walther, (17a) Heidelberg, Schröderstraße 8, zu erreichen.
Zum 83. Geburtstag
Am 3. Juni 1955, Ludwig Burow aus Königsberg, später Danzig. Er lebt mit seiner Ehefrau im Wald-Altersheim Mimberg bei Feucht, Kreis Nürnberg.
Am 15. Juni 1955, Frau Auguste Schuleit, geb. Neumann, aus Königsberg, Roonstraße 6, jetzt in Hameln-Weser, Deisterstraße 22
Am 18. Juni 1955, Johann Feldkeller aus Frauenburg, Kreis Braunsberg, jetzt bei seiner Tochter Anna Reinartz in Bochum 1, Parallelstraße 6
Zum 82. Geburtstag
AM !%: Juni 1955, dem Kaufmann Johann Metzdorf aus Goldap, jetzt in Oldenburg/Holstein, Hinter den Höfen 1. Der rüstige Jubilar ist auch heute noch in seinem Beruf tätig.
Am 16. Juni 1955, Frau Martha Patz, geb. Petroschka, aus Tilsit, jetzt in Krombach, Kreis Siegen, Hagener Straße.
Am 17. Juni 1955, Frau Anna Kowalk, Landgerichtsratswitwe, aus Königsberg, Hintertragheim 48 a, jetzt in Bamberg, Schützenstraße 61, Altersheim.
Zum 81. Geburtstag
Am 30. Mai 1955, Frau Luise Zysk, geb. Fischer, aus Ortelsburg, Kochstraße 16, jetzt bei ihrer Tochter Helene Borrmann in Rendsburg, Lilienstraße 5
Zum 80. Geburtstag
Am 3. Juni 1955, Frau Maria Kluschke, geb. Mintel, aus Cavern, Kreis Pr.-Eylau, jetzt bei ihrer Tochter in Siegen/Westf., Königsberger Straße 3
Am 6. Juni 1955, der Hauptlehrerwitwe Ida Chmieliwski, aus Brodau bei Soldau, dann Seegutten, Kreis, Kreis Johannisburg. Sie wohnt in Kiel, Niemannsweg 160.
Am 10. Juni 1955, Frau Anna Jakubeit aus Unter-Eißeln, Kreis Tilsit-Ragnit, jetzt bei ihrem Sohn Paul in Gauensick, Post Drochtersen, Kreis Stade.
Am 10. Juni 1955, dem Oberstraßenmeister i. R. Rudolf Schmidtke aus Heilsberg. Er lebt mit seiner Ehefrau in Göhl/Holstein. Im Juli 1955 wird er nach Essen, Sevenarstraße 6, umgesiedelt.
Am 15. Juni 1955, Karl Lilienthal aus Zinten, Ludwigsorter Straße 10, jetzt in Stukenbrock bei Bielefeld, Sozialwerk.
Am 16. Juni 1955, dem Postbeamten i. R. Otto Langhans aus Hoofe bei Landsberg, Kreis Pr.-Eylau. Er wohnt bei seiner einzigen ihm noch verbliebenen Tochter in Hersel bei Bonn, Hauptstraße 129.
Am 16. Juni 1955, dem Postassistenten i. R. August Dedner aus Königsberg (Postamt I und V), jetzt in Köln-Poll, Im Gartenhof 2.
Am 16. Juni 1955, dem Bauern Robert Kaesler aus Skitten bei Bartenstein, jetzt in Unterwörrisheim bei Bruchsal/Baden, Herrenstraße 2.
Am 18. Juni 1955, Otto Lange, Küster an der Kirche zu Lindenau, Kreis Heiligenbeil. Er wohnt bei seiner Tochter Margarete Schulz, verw. Arndt, in Heikendorf bei Kiel, Bergstraße 57
Zum 75. Geburtstag
Am 7. Juni 1955, dem Rentner Adolf Wawrzenzik aus Abbau, Sparken, Kreis Johannisburg, jetzt (24) Sulsdorf, Kreis Oldenburg/Holstein.
Am 13. Juni 1955, Frau Luise Casprowitz, geb. Kerkiehn, aus Königsberg, Lobeckstraße 5, jetzt bei ihrem Sohn Herbert in Landau/Pfalz, Nordparkstraße 14.
Am 15. Juni 1955, der Kaufmannswitwe Ida Kuschinski, geb. Rogalla, aus Osterode, jetzt bei ihrer Tochter Ruth Tiedtke in Darmstadt, Bismarckstraße 158
Am 17. Juni 1955, Frau Maria Pilzaecker, geb. Waselowski aus Tilsit, Damaschkestraße 52, jetzt bei ihrer Schwiegertochter in Fahretoft über Niebüll, Kreis Südtondern/Holstein.
Seite 13 Goldene Hochzeiten
Der Schmiedemeister Friedrich Wittmoser aus Insterburg begeht mit seiner Ehefrau Magdalene, geb. Balschukat, am 8. Juni 1955 das Fest der Goldenen Hochzeit. Das Ehepaar wohnt in Faßberg, Kreis Celle, Schmarbecker Weg 35.
Am 11. Juni 1955, feiert der Fleischermeister und Viehkaufmann Gustav Grasteit mit seiner Frau Gertrud, geb. Graetsch, aus Kuckerneese, Labeikstraße 2, jetzt in (13b) Olching, München, Daxer Straße 24, das Fest der Goldenen Hochzeit.
Das Fest der Goldenen Hochzeit begehen am 12. Juni 1955, der Eisenbahnzugführer a. D. Wilhelm Langbein und Frau Auguste, geb. Marks, aus Rastenburg, Bahnhofstraße 33, jetzt in Morlautern, Kreis Kaiserslautern, Gersweiler Straße 3, in der Nähe ihres Sohnes.
Der Kaufmann und Landwirt Leo Schleicher und seine Ehefrau Ida, geb. Lemke, aus Memel-Janischken begehen am 13. Juni 1955, das Fest der Goldenen Hochzeit. Der Jubilar hat sein Unternehmen, das er von seinem Vater übernommen hatte, über fünfzig Jahre geleitet. Er war auch viele Jahre hindurch Gemeinde-, Wegeverbandsvorsteher und Schiedsmann; außerdem hatte er die Postagentur. Das Ehepaar wohnt mit seinen vier Töchtern in Bad Honnef/Rhöndorf.
Das Ehepaar Gustav Kattlus und Frau Emma, geb. Blask, aus Wenden, Kreis Angerburg, jetzt in Arenberg bei Koblenz, Pfarrsiedlung 1, feiert am 16. Juni 1955 das Fest der Goldenen Hochzeit, an dem vier Kinder und sieben Enkel teilnehmen werden.
Seite 13 Jubiläen und Prüfungen
Jürgen Homp, ältester Sohn des Gutsbesitzers und Majors d. R. a. D. Walter Homp aus Dargen, Kreis Samland, bestand sein Staatsexamen und wurde bei den Siemens-Schuckert-Werken in Erlangen als Jungingenieur eingestellt.
Der Obersteuerinspektor Johannes Markowsky aus Königsberg (Finanzamt Königsberg-Nord), jetzt in Flensburg, Eckenerstraße 4, wurde nach über 46 Jahren Staatsdienst in den Ruhestand versetzt. Während des letzten Krieges war er bei der Wehrmacht, zuletzt als Stabsintendant und Geschäftsstellenleiter auf dem Truppenübungsplatz Stablack. Nach seiner Vertreibung wurde er vom Finanzamt Flensburg übernommen. Seine Tätigkeit wurde durch Erreichung der Altersgrenze beendet.
Sein vierzigjähriges Dienstjubiläum begeht am 13. Juni 1955, der Drucker Ewald Baak aus Königsberg (Postamt 9 und Reichspostdirektion), jetzt in Köln-Mauenheim, Merheimer Straße 89. Nach seiner Entlassung aus russischer Kriegsgefangenschaft kam er zum Postscheckamt Köln.
Elisabeth Herrmann, Tochter des verstorbenen Kaufmanns Otto Herrmann aus Gerdauen, Markt 8, promovierte an der Freien Universität Berlin zum Dr. phil. (magna cum laude).
Fräulein Lisa Hassenstein, Tochter des vermissten Bankprokuristen Erich Hassenstein und seiner Ehefrau Frida, geb. Brandstaeter, früher Memel, Schützenstraße 2, jetzt Essen, Kölner Straße 10, bestand in Düsseldorf die große juristische Staatsprüfung.
Seite 13 Suchanzeigen
Achtung Königsberger! Verwandte und Bekannte, meldet Euch! Amalie Spillner, geb. Puschke, (14b) Bettighofen, Unterstadion, Kreis Ehingen (Donau), Württbg., früher Königsberg Pr., Schönbergerstraße Nr. 24
Gesucht werden Einwohner Königsbergs, Löbenichtsche Langgasse 44, zw. Nachprüfung meiner Angaben z. Lastenausgleich, Porto wird zurückerstattet. Gertrud Radschun, Hohenwestedt, Holstein, Glüsing.
Gesucht werden Michael Danowski, geb. 26.12.1869, Amalie Danowski, geb. Schimanski, geb. 04.03.1874, beide in Gneist, Kreis Lötzen, Ostpreußen, geboren, Gertrud Danowski, geb. 13.08.1910 in Gneist, Kreis Lötzen. Alle drei wohnten in Steinwalde bei Rhein, Kreis Lötzen, Ostpreußen. Nachricht erb. Helene Jeromin, geb. Danowski, Horstheide 41 über Bielefeld 2.
Achtung Frauenburger! Wer kann mir über das Schicksal meiner Tante Luise Brandt, wohnhaft gewesen Frauenburg, Ostpreußen, Schulstraße 151, berichten? Nachricht erb. Frau Eva Anus, geb. Brandt, Oedt, Rhld., Kirchplatz 1, Kreis Kempen-Krefeld.
Suche ehem. Angehörige d. Volkssturms Elchniederung, die bestätigen können, dass ich dem Volkssturm angehörte, als ich Anfang April 1945 in Königsberg verwundet wurde (Rentensache), Nachricht erb. William Schmidt, früher: Kloken, jetzt (23) Bremen, Werderufer 1.
Königsberger! Wer kann Angaben machen über den Verbleib meiner Schwester Christel Fuerst, geb. 12.01.1934 in Königsberg, wohnhaft Herm.-Göring-Straße 148, wurde 1947 noch in Königsberg gesprochen? Nachricht erb. Walter Fuerst, Düsseldorf, Annastraße 45.
Herbert Franke, Feldwebel, Volksschullehrer, geb. 05.06.1898 zu Immigrath, Rhld., Wohnung dort selbst, Bogenstraße 102. Letzte Nachricht vom 24.01.1945 aus dem Fort Dohna (Königsberg), Bataillonsstab unter der Feldpostnr. 65 224 D. Nachricht erb. Frau Lotte Franke, Langenfeld-Immigrath (Rhld.), Feldstraße 61.
Steckbrief mit Kinderfoto.
Name: Raudies
Vorname: Dorothea
Geboren: 12.02.1942
In: Insterburg
Augen: blau
Haar: blond
Nach Angabe der Pflegemutter wurde ihr das Kind 1943 in Gerhardsweide, Kreis Elchniederung, von der Mutter übergeben. Die Kindesmutter soll in Tilsit gewohnt haben. Nachricht erb. unter Nummer 54 488 Das Ostpreußenblatt, Anzeigenabteilung
Steckbrief mit Kinderfoto.
Name: Mehrwald
Vorname: Erika
Geboren: etwa 1939
In: Königsberg Pr.
Augen: grau/grün
Haar: blond
Erika wurde im April 1945 verwundet in Strasburg (Uckermark) aufgefunden und fand später im Kinderheim Lemmersdorf Unterkunft. Vermutlich stammt das Kind aus Pr.-Holland. Von der Mutter erzählte Erika, dass dieselbe auf der Flucht durch einen Fliegerangriff verwundet wurde. Sie erinnert sich ebenfalls an drei Geschwister Hannelore, Werner und Bernhard. Nachricht erb. unter Nr. 54 489 Das Ostpreußenblatt, Anz.-Abt., Hamburg 24
Wer war mit meinem Sohn Horst Müller, geb. in Norkitten, Kreis Insterburg, Ostpreußen, Fhj.-Wachtmeister einer Art.-Abt., in den letzten Tagen des Januar 1945 in Königsberg Pr. zusammen und weiß etwas über sein Schicksal? Mitteilungen an Tierarzt Dr. E. Müller, Gütersloh, Westf., Strenger Straße 14, erbeten.
Zwecks Aufwertung meiner Altsparguthaben beim Vorschussverein Wormditt suche ich dringend die Angestellten vom Vorschussverein Wormditt. Unkosten werden erstattet. Nachricht erb. Karl Wichmann, Ibbenbüren, Westfalen, In der Südfeldmark 42, früher Heinrikau bei Wormditt.
Suche meine Frau Gertrud Kimm, geb. Hakensohn, Mulden, Kreis Gerdauen, Ostpreußen und meinen Sohn Fritz Kimm, ebenfalls Mulden, Kreis Gerdauen, letzte Meldung vom 02.03.1945 aus Umgebung v. Danzig. Nachricht erb. Otto Kimm, Dülmen, Westf., Hülsenhof 4
Achtung, Böttchersdorfer, Ostpreußen! Wer kennt das Schicksal meiner Mutter, Frau Johanne Woop, geborene Thulke, geb. 04.04.1872? Nachricht erb. F. Woop, Recklinghausen, Westf., Buddestraße 1
Ich suche die Familien Neumann, Zöllner, Kronfeld, früher Puschdorf, Kreis Insterburg. Nachricht erb. Magdalene Bärmann, Schülp, Post Nortorf, Kreis Rendsburg.
Seite 14 Schnell wie die Feuerwehr. Königsberger Feuerwehr war vorzüglich ausgerüstet. Fünf Feuerwachen und Feuerlöschboot „Bruhns“ . Jeder Feuerwehrmann beherrschte ein Handwerk. Der Einsatz in den Bombennächten.
Vor einem der großen Schaufenster der Spielwarenhandlung Weiß in der Junkerstraße drückten wir uns als Jungen die Nasen platt. Es war auch zu herrlich, was man dort zu sehen bekam. Ein Feuerwehrzug war aufgefahren; an der Spitze arbeiteten Männer in blauen Uniformen und schwarzem Helm mit dem ledernen Nackenschutz. Andere kletterten beherzt eine rote Leiter hoch, die an ein brennendes Haus gelehnt war. Sie schwangen Äxte und Hacken; Damit hauen sie die Fensterrahmen ein, um einzusteigen und Menschen retten zu können, meldete sich die sachverständige Stimme eines Zehnjährigen.
Wie großartig musste es erst sein, wenn die wirkliche Feuerwehr bei einem Brande eingriff. Zwar schlug unser kleines Herz erregt, wenn weithin schallendes, ununterbrochenes Läuten das Herannahen des Feuerlöschzuges ankündete. Alle anderen Fahrzeuge mussten stehenbleiben, und wie ein wilder Spuk raste die Feuerwehr vorbei.
Aber brannte es schon einmal irgendwo, so sperrte die Polizei die Umgebung ab; sie gönnte den kleinen Jungen die Freude am Zugaffen nicht. Mehr als einige dicke, auf der Straße liegende Schläuche bekam man nicht zu sehen, was aber unserer Bewunderung für die Feuerwehrmänner und ihren Mut weiter keinen Abbruch tat.
Als es noch keine Autos gab, bot die Anfahrt der Feuerwehr ein schaurig-schönes Bild: Dem Zuge voran fuhr ein Radfahrer, der Melder. Kräftige, weitausgreifende Pferde sausten im vollen Galopp über das Pflaster und zogen den Spritzenwagen hinter sich her. Auf dem Gefährt saßen zu beiden Seiten Feuerwehrmänner. Sie hielten brennende Wachsfackeln in den Händen; in dunkler Winternacht leckten die Flammen lang aus.
Auf dem Schloßturm lugte noch zu Beginn dieses Jahrhunderts ständig ein Feuerposten aus. Bemerkte er einen Feuerschein, so zeigte er am Tage durch das Aushängen einer roten Fahne, des Nachts durch eine rote Laterne die Himmelsrichtung an, in der die Brandstätte lag. Zugleich ertönte vom Schloßturm die Feuerglocke.
Nach der alten Löschordnung mussten sich alle erwachsenen männlichen Personen als Hilfskräfte und Druckmannschaften für die Handdruckspritze auf der Brandstelle zur Verfügung stellen. Wer sich beeilte, dem winkte ein gar nicht zu verachtender Lohn, denn der erste erhielt einen Taler, und ein Taler war damals schon etwas wert!
Im April 1858 wurde die Berufsfeuerwehr in Königsberg gegründet. Erster Branddirektor war von Bernhardi. In unseren Tagen war das Stadtgebiet in vier Feuerschutzbezirke aufgegliedert. Da viele Königsberger, ihre, Wache gut kannten, seien diese hier aufgezählt.
Feuerwache 1 (Altstadt), Altstädtische Bauhofstraße 4, mit Schlauchmacherei, Sattlerei und Gasschutzwerkstätte;
Feuerwache 2 (Ost), Yorckstraße 78/80, mit Schneiderei und Tischlerei;
Feuerwache 3 (Nord), Wrangelstraße 12, mit Schuhmacherei und Schmiede;
Feuerwache 4 (Süd), Artilleriestraße 73/77, mit Kraftfahrzeugwerkstatt und Stellmacherei.
Die Hafenwache – Feuerwache 5 – befand sich am Kaibahnhof, am neuen Hafenbecken III. In ihr war auch die Maler- und Lackierwerkstatt untergebracht. Ihr oblag der Schutz des gesamten Hafens. Brach ein Brand auf einem der dort liegenden Schiffe aus, so konnte das Feuerlöschboot, Bruhns, mit seinen Rohren eingreifen. Seinen Namen führte es nach einem verdienten Branddirektor.
Auch die Uhren gesteuert.
Scheibe einschlagen. Knopf drücken. Feuerwehr erwarten, so lud eine Inschrift auf den roten Feuerwehrmeldern ein, die auf den Straßen aufgestellt waren. Wer aber ohne berechtigten Grund auf den Knopf drückte, bloß weil ihn die Lust anwandelte, konnte hierfür ein hübsches Sümmchen Buße zahlen. Die Feuerwehr war nämlich prompt zur Stelle, viel schneller, als es der Frevler erwartet hatte.
Sehr selten kam ein solcher Missbrauch der Feuermelder vor. Zur Zeit der Kostümfeste stieg allerdings die Kurve an.
Insgesamt standen 350 Feuermelder und 150 Unfallmelder auf den Straßen Königsbergs; hinzu kamen die Privatfeuermelder in den Theatern und in öffentlichen Bauten. Auf jeder Feuerwache war eine Empfangsanlage für die einlaufenden Meldungen eingerichtet; die Zentrale befand sich in der Hauptfeuerwache Altstadt. Wohl nur wenig Einwohnern von Königsberg war es bekannt, dass auf der Hauptfeuerwache auch die Uhrenzentrale für etwa dreihundert öffentliche Uhren im Stadtgebiet eingerichtet war. Die Berufsfeuerwehr verglich die Uhrzeit mit der Normalzeituhr der Sternwarte und steuerte den genauen Gang der öffentlichen Uhren.
Nach einem Ringsystem war ein dichtes Netz von Wasserrohrleitungen im Stadtgebiet gelegt. Für die Entnahme von Löschwasser standen in den Straßen alle hundert Meter abwechselnd ein Über- bzw. Unterflurhydrant bereit. 750 Überflurhydranten und 1000 Unterflurhydranten waren im Straßennetz verteilt.
Eine der modernsten Wehren in Deutschland
Im Jahre 1923 erfolgte die Modernisierung des gesamten Fahrzeugparks der Berufsfeuerwehr. Alle Löschfahrzeuge, Magirusleitern, Schlauchwagen und Krankenwagen erhielten einen einheitlichen Aufbau und einheitliche Bestückung. Im Jahre 1928 wurden abermals neue Fahrzeuge beschafft. Aus dem Kraftwagenpark seien nur die zwölf Löschfahrzeuge mit je 100-PS-Dieselmotor hervorgehoben. Sie hatten eine Pumpenleistung von 2500 Litern in der Minute. Der Schlauchabstand hatte eine Länge von zwanzig Kilometern! Die sechs Metzdrehleitern hatten eine Steighöhe von je 26 Metern. Jedes mal waren es Daimler-Benz-Kraftfahrzeuge.
Es wurde alles selbst gemacht
Im Jahresetat der Stadt Königsberg betrug der Posten für die Berufsfeuerwehr eine Million Reichsmark. Durch die Werkstätten auf den einzelnen Feuerwachen konnten die Unterhaltskosten erheblich verringert werden. Jeder Feuerwehrmann musste ein Handwerk beherrschen. Bei der Neueinstellung von jungen Anwärtern wurde auf eine abgeschlossene Lehrzeit mit bestandener Gesellenprüfung Wert gelegt. Außer bei dem Übungs- und Schulungsdienst von zwei Stunden an jedem Wachdiensttage arbeiteten die Männer sechs Stunden in den Werkstätten für den Dienstbedarf.
Um für die Alarmierung bei Großeinsätzen die Feuerwehrmänner gleich aufrufen zu können, waren ihnen mit ihren Familien besondere Wohnblocks zugewiesen. So befand sich in unmittelbarer Nähe der Feuerwache Süd ein Wohnblock für 144 Familien am Haberberger Grund. Wenige Minuten Weg von der Feuerwache Ost entfernt lag am Sackheimer Tor der Wohnblock Ost für 54 Familien. Neben Feuerwache Altstadt, in der Simon-Dach-Straße, wohnten vier Familien in Dienstwohnungen. Alle Wohnungen waren mit Alarmglocken versehen. In einer überraschend kurzen Zeit konnten durch die Alarmierung Reservelöschzüge und Sonderfahrzeuge von wachdienstfreien Feuerwehrmännern besetzt werden. Die Berufsehre verlangte es, unverzüglich zum Dienst zu eilen und den Kampf mit dem Feuer aufzunehmen. Diese Männer waren gutmütige, aber handfeste Leute, die sofort zupackten. Auch bei vielen Unglücksfällen war die Feuerwehr der rettende Helfer. Und als einmal die Affen im Tiergarten ausgerissen waren, half die Feuerwehr ebenfalls mit, sie wieder einzufangen.
Die Königsberger Feuerwehr im Kriege
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde der Feuerschutz auf etwa 830 Kräfte verstärkt. Der Name, Berufsfeuerwehr, wurde abgeschafft, sie hieß jetzt amtlich, Feuerschutzpolizei. Die Gesamtstärke war in sieben Bereitschaften aufgegliedert, der erforderliche Bedarf an Löschfahrzeugen wurde von der Luftwaffe bereitgestellt. Zusätzlich wurden die freiwilligen Feuerwehren aus den Stadtrandgebieten angegliedert. Es waren dies die Löschgruppen Trannenwalde, Quednau, Lauth, Seligenfeld, Kalgen und Juditten. Lediglich die Löschgruppe Metgethen machte eine Ausnahme; sie wurde von der dortigen Provinzialfeuerwehrschule gebildet.
Der Luftkrieg bedingte eine erhöhte Wachsamkeit und Anspannung. Mehrfach musste die Feuerwehr eingreifen. Die wichtigsten Einsätze nach Bombenangriffen auf das Stadtgebiet waren:
Im Juni 1941, russischer Luftangriff (Hornstraße, Gluckstraße, Tiergartenstraße, Zoogelände).
Im Herbst 1941, russischer Luftangriff (Bahnhof Ratshof);
Frühjahr 1943, russischer Luftangriff (Drummstraße, Oberrollberg, Steindamm, Jahn-Sportplatz in der Steffeckstraße);
Am 26./27. August 1944, erster großer englischer Luftangriff (Straßenzüge der Stadtteile Sackheim, Roßgarten, Tragheim, Kasernen- und Wohngebäude in der Cranzer Allee);
Am 29./30. August 1944, zweiter englischer Großangriff (gesamte Innenstadt durch Flammstrahl- und Sprengbomben vernichtet).
Die größten Fabriken und Werke hatten für den Feuerschutz eigene Werkfeuerwehren gebildet. Ferner waren im Stadtgebiet etwa siebzig Tragkraftspritzen zur Besetzung durch von der Berufsfeuerwehr ausgebildete zivile Kräfte verteilt.
Foto: Die Aufnahme zeigt einen Umzug der Berufsfeuerwehr in Königsberg 1940. Das erste Fahrzeug ist eine alte Handdruckspritze, das zweite Fahrzeug eine Motorspritze aus dem Jahr 1923 und das dritte Fahrzeug eine abermals verbesserte Motorspritze aus dem Jahr 1938. Die Besatzungen der einzelnen Fahrzeuge sind nach den jeweils geltenden Uniformvorschriften eingekleidet. Der Feuerwehrzug hält in der Altstädtischen Langgasse bei der Einmündung in den Kaiser-Wilhelm-Platz.
Als am 27. Januar 1945 der Kampf um Königsberg begann, waren die Einheiten der Berufsfeuerwehr ständig im Feuerlöscheinsatz. In den letzten Tagen vor der Kapitulation sollte auf Befehl des Stadtkommandanten General Lasch die Feuerwehr zur Waffe greifen und sich an der militärischen Verteidigung beteiligen. Dieser Befehl ist nicht ausgeführt worden, weil die Feuerwehr stets Löscharbeiten vornehmen musste und weil viele ihrer Angehörigen hierbei gefallen waren. Die Überlebenden gerieten in russische Kriegsgefangenschaft. Nur ein geringer Teil der alten Königsberger Feuerwehrleute überstand den Krieg. Die Jüngeren sind heute bei verschiedenen Berufs- und Werkfeuerwehren in Westdeutschland und auch in der sowjetisch besetzten Zone tätig.
Die alten Feuerwehrleute gedenken in Achtung der hervorragenden Branddirektoren, die Königsberg stets hatte, und die die Feuerwehr zu einer der bestgerüsteten in Deutschland ausbildeten. Es waren dies die Branddirektoren von Bernhardi, Bruhns, Mathes, Rauschning, Stoll, Symanowski und Scholten. Nicht vergessen sei auch der spätere Generalmajor der Feuerschutzpolizei Rumpf, der während seiner Tätigkeit bei der Berufsfeuerwehr in Königsberg bereits im Jahre 1931 in seinem Buch, Brandbomben, auf die furchtbaren Wirkungen eines Luftkrieges aufmerksam machte und vor ihm warnte.
Stets haben sich die Angehörigen der Feuerwehr aller Dienstgrade mutig eingesetzt. Viele fanden, besonders in den letzten Tagen Königsbergs, den Tod am Gerät. Ihre noch lebenden Kameraden sind von dem Gedanken erfüllt, die gemachten Erfahrungen nutzbringend für ihre Mitmenschen weiter zu verwerten, wie einst bei ihrem früheren Dienst in der Heimatstadt.
Foto: Am 29. Juli 1929 brannten auf der Lastadie vier zusammengebaute Speicher ab, zum Teil bis zu ihrem zweiten Obergeschoss. Die gesamte Berufsfeuerwehr von Königsberg war bei den Löscharbeiten eingesetzt; ihr halfen Pioniere und Einheiten der Schutzpolizei.
Oberbrandmeister z. Wv. Otto Stolzke