Ostpreußenblatt, Januar 1955, Folge 04, Teil 1

Folge 04 vom 22.01.1955

Seite 3 und 4 Der zweite Transport aus Ostpreußen. Stille Höfe blieben zurück
Foto: Im Lager Friedland ist es Oberschwester Charlotte, die sich bei der liebevollen Betreuung der Umsiedler und Heimkehrer um alles kümmert. Sie sorgt auch dafür, dass das Essen auf sauber gedeckten Tischen pünktlich bereit steht. Zusätzlich erhalten Frauen dunkles Bier und Keks, die Männer helles Bier und Rauchwaren, die Kinder Süßigkeiten und Gebäck. Hier verteilt gerade Oberschwester Charlotte Karten für eine Kinovorstellung
Foto: Mit fünf Kindern angekommen. Frau Magdalena Terkowski aus Soweiden, Kreis Rößel, kam mit fünf Kindern an, mit (von links nach rechts) dem 17jährigen Gerhard, der 15jährige Ursula Jaschinski, ihrer Nichte, der sechsjährigen Regina, der 19jährigen Maria und dem 15jährigen erich. Sie alle freuen sich sehr, zu dem Vater nach Essen zu fahren.
Das sind die großen Augenblicke des Lebens, wenn die Kräfte der Seele mit so starker Flamme aufleuchten, dass den Menschen die Nacht zum Tage zu werden scheint und der Körper sich über seine natürlichen Gesetze erhebt.
Wenn man sonst eine Stunde nach Mitternacht auf einer kleinen Station einen Zug besteigt, findet man gewöhnlich verdunkelte Abteile und schlaftrunkene Menschen vor, zumal wenn die Reise schon mehrere Tage und Nächte währte.
In dem Zug, der am fünfzehnten Januar 1955 um ein Uhr nachts vor Osten her über die Zonengrenze kommend, mit langsamer Fahrt in Büchen an der Bahnstrecke Berlin – Hamburg einlief, von funkensprühenden Fackeln beinahe taghell angeleuchtet, herrschte quirlende Lebendigkeit. Die inhundereinundzwanzig Insassen, jung und alt, klein und groß, drängten sich an geöffnete Fenster. Vielleicht fühlten nur wenige in der auf dem Bahnsteig wartenden Menge, welchen Spannungen jene unterlagen, die mit weit geöffneten Blicken auf das Getriebe schauten, das ihnen herzlichen Empfang ausdrücken sollte. Das leise Zischen der haltenden Lokomotive, der Lob- und Dankchoral eines Posaunenchores waren die einzig hörbare Begleitung dieses erschütternden Schauspiels in der kalten, weißen Winterlandschaft. Sonst gab es nur winkende Arme bei uns, und auf der anderen Seite tränenfeuchte Wangen in vertraut erscheinenden Frauenantlitzen.
Dass diese Augenblicke für die Eingetroffenen die Erfüllung einer zehnjährigen Erwartung, eines endlich erfüllten Traumes bedeutete, hörte man erst aus den Stimmen, aus den wenigen Worten, mit denen sich die Spannung in ihrem Innern zu lösen begann, als einige von uns das Gleis überschritten, dass uns von ihnen trennte, und die Hände sich einander entgegenstreckten.
„Ihr seit aus Ostpreußen?“ „Ja, ja! Wir alle kommen aus Ostpreußen! Ach, dass wir diese Stunde erleben durften!“ „Und wie fühlt Ihr Euch? Habt Ihr eine gute Reise gehabt?“ „Ja, o ja! Jetzt geht es uns gut! Und die Reise – jetzt haben wir sie bald überstanden. Es war die schönste Reise unseres Lebens!“ So und ähnlich kam es verhalten und glückzitternd über viele Lippenpaare zugleich.
„Auch wir sind aus Ostpreueßn; wir sind gekommen, Euch zu begrüßen!“
Staunende Frage der Augen: „Ja …?“
„Wartet, wir kommen zu Euch in den Zug! Ihr müsst uns erzählen!“
„Ja, ja! Kommt nur! Wir werden alles erzählen, was Ihr hören wollt!“

Die Achtundachtzigjährige
Der Zug, aus Stettin kommend, sollte in Büchen zwei Stunden Aufenthalt haben, um den Ankommenden einen schönen Empfang an gedeckten Tischen zu bereiten, ehe er nach Friedland weiterfuhr; da er aber mehr als eine Stunde Verspätung hatte, mussten die Helfer und Helferinnen vom Deutschen Roten Kreuz, die in großer Hilfsbereitschaft ihre Nachtruhe geopfert hatten – und es bei jedem Transport, der noch kommen wird, immer wieder tun – sich beeilen, um die zugedachten Speisen und Getränke, Schokoladen und Früchte, im Innern des Zuges zu verteilen.
Das erste Händepaar, das wir drückten, gehörte einer alten Frau, achtundachtzigjährig, Frau Smollong, aus dem Kreise Sensburg, Klein und schmal, aber seltsam aufrecht, als wollte sie dem Leben noch etwas abtrotzen, saß sie im Polstersitz in einer Ecke des Abteils. Sehr zart erschien das vom Alter klein gewordene Gesicht mit dem Flechtwerk unzähliger Runen. Kühl lagen ihre Hände in den unseren. Nur aus den Augen war die Geschichte eines erfüllten Lebens zu lesen. Gern hätte si sich in der Heimaterde zur Ruhe betten lassen, aber wichtiger war ihr das Erlebnis, dass Tochter und Enkel noch einmal in geordnete und gesicherte Lebensbahnen gelangten. Das war es, was sie unbedingt noch miterleben wollte, dass die Tochter – auch schon neunundfünfzig Jahre alt – in die sichere Hut des Mannes zurücktrat, der nahe bei Schleswig auf sie wartete. Dreißig Lebensjahre zählte auch die jüngste dieser Dreiheit schon, ein verschwiegenes nur zu erahnendes Schicksal der Entsagung in sich tragend. Zehn Jahre waren dem Mädchen unter Mühen und Leiden nutzlos dahingegangen, die zehn entscheidenden Jahre im Leben eines Menschen, vor allem einer Frau.

Ein Siebzigjähriger zog verzweifelt in die Sowjetzone
Leitende Kräfte vom Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg, die eigens nach Büchen herübergekommen waren, um schon auf der Fahrt bis Friedland den Menschen Rat und Hilfe zu erteilen, hatten sich in einem leeren Abteil eingerichtet. Die Schreibmaschine klapperte eifrig und hielt die Namen fest, die sie nun – man merkte ihnen die Freude darüber an – in ihrer Suchkartei streichen konnten. Die meisten Rückgeführten waren aus Ostpreußen, die anderen aus Danzig und Pommern.
Da war Frau Glonsda aus dem Kreise Sensburg, mit Sohn, Tochter und Vater; die Kinder zehn und siebzehn, der Vater achtundsiebzig Jahre alt. Ebenfalls aus dem Kreise Sensburg – wie die meisten kommt Frau Zapnik, achtunddreißigjährig; die Kinder sind zehn und zwölf Jahre alt. Das Ehepaar Profalla, das einem schönen Hof nachtrauert, der schon lange nicht mehr ihr eigen ist, fährt zum Sohn nach Bielefeld. Frau Kloss aus Sensburg-Stadt, siebzigjährig – aber nur das weiße Haar bestätigt ihr Alter – fährt zur Tochter, die verheiratet in Solingen lebt. Text weiter unter den Fotos.
Foto: Die Älteste und die Jüngste. Mit fast 88 Jahren ist Henriette Smollong aus Sensburg die Älteste des Transports. Nach den Strapazen der langen Reise ruht sie nun im Lager Friedland. Noch nicht ein hlabes Jahr alt ist die Jüngste des Transports, die kleine Bärbel Runge, die nun mit ihren Eltern zum Opa nach Frankfurt reist.

Fortsetzung vom obigen Text.
Ihren Mann aber findet sie dort nicht vor. Verzweifelt über das Vergebliche aller seiner Bemühungen, hat er trotz seiner Gebrechlichkeit das Opfer auf sich genommen, allein in die Sowjetzone überzusiedeln, weil er hoffte, dass es ihm von dort aus eher gelingen würde, die Ausreise für die Gefährtin zu erlangen. Nun bleibt die Frage offen, wann und wie er nach Solingen zurückkehren wird. Frau Rimerzik fährt mit ihren drei Söhnen an den Rhein; in Troisdorf bei Köln wird sie den Mann wiedersehen. Die Söhne sind siebzehn, sechzehn und fünfzehn Jahre alt.

Die Frauen stockten manchmal mitten im Satz
Längst hatte der Zug sich wieder in Bewegung gesetzt und rollte in mäßiger Fahrt durch die weiße norddeutsche Landschaft. Starker Kaffee hatte die in ihrer Seele aufgewühlten Frauen gestärkt und noch munterer gemacht. Die Kinder aßen strahlend Schokolade und Apfelsinen, die ihnen ganz neue Genüsse bedeuteten. Keiner dachte an Schlaf. Sie hatten alle viel zu fragen, und auch wir wollten gerne manches von ihnen wissen, was die Heimat betraf. Sie sprachen frei und ungezwungen wie zu alten Freunden.
Die Jungen und Mädchen bangten ein wenig davor, was die Schule von ihnen fordern wird. Sie sprachen aber alle ein ganz einwandfreies Deutsch, obwohl sie bisher in der Schule nur Polnisch und Russisch gelernt hatten. Wir trösteten sie, dass es nicht so schlimm werden könnte.
Die Frauen stockten manchmal mitten im Satz, schauten sich um und sprachen aufatmend und mit einem bedeutsamen Lächeln weiter. Manchmal entschuldigten sie sich: „Wir können es noch gar nicht fassen, dass wir Euch alles sagen dürfen!“
Kaum kamen offene Klagen über ihre Lippen. Sie hatten alle schöne Höfe gehabt und sie verlassen, jetzt oder schon früher. Das gab ihren Erzählungen immer den gleichen Rahmen. Ihre Schicksale schienen einander zu gleichen, als sprächen sie über das Leben einer einzigen Familie. Und dann kam manchmal ein Satz, ganz nebenbei, der an Wunden rührte. Man muste nur gut hinzuhören verstehen, um hier und dort eine Tragödie zu begreifen, deren Einzelheiten ein Buch füllen würden.
„Ich habe schließlich ein Bittgesuch an die Behörde geschrieben, dass sie mir den Hof abnehmen sollen!“, sagte die Frau mit den zwei hübschen und gepflegt aussehenden Kindern. – Trotz der langen Fahrt sahen sie alle so aus, als hätten sie sich gerade für einen Sonntag zurechtgemacht! – „Ich will Ihnen sagen, was ich alles schaffen und abliefern musste“, sagte die Frau. Und im Zuhören begriffen wir, dass es über menschliche Kräfte ging, zumindest über die Möglichkeiten einer Frau. „Und dazu kamen die Steuern“, fügte sie hinzu. „Vieh hatten wir schon lange nicht mehr; es hätte die Last nur vergrößert.“
Und eigentlich war sie auch in der Heimat zurückgeblieben, weil ihr Pflichtgefühl sie an das alles band.

Der Bruder hat auf alles verzichtet
Immer noch stand die andere, verhätlnismäßig junge Frau bei ihren beiden Kindern, im Gang am Fesnter, und bemühte sich, etwas von der unbekannten Landschaft zu erkennen. Sie gehörte zu denen, die ihre Höfe bis zuletzt, freilich ebenfalls ohne Vieh und Zugtiere, gehalten hatten.
„Und wer bewirtschaftet den Hof jetzt?“
„Mein Bruder“, sagte sie.
„Ihr Bruder? Und – er ist geblieben?“
„Ja, er musste …!“, erwiderte die Frau.
Und dann, mit wenigen knappen Worten: „Er ist immer bei uns gewesen, um mir zu helfen. Er hat die beiden Kinder wie ein Vater geliebt und versorgt. Und dabei hätte er heiraten können! Um unseretwillen hat er auf alles verzichtet, auf ein eigenes Leben. „Jetzt ist er allein, und wir fahren ….!“ Sie schwieg und schaute wieder zum Fenster hinaus.
Es war, als sähe sie einen alternden, einsamen Mann durch ein stilles Haus gehen, mit einer Laterne über den Hof in den Stall schreiten, wo es ebenfalls keinen Laut und keinen Atemzug gab, weil die Tiere längst fort waren. „Und Sie fahren zu ihrem Mann?“
„Ja“, entgegnete sie mit einem tiefen Atemzug, „wir fahren zu meinem Mann!“
Es war übrigens die Antwort, die man von den meisten Frauen erhielt, wenn man sie nach ihrem Ziel fragte.
„Zum Mann!“
„Weiß er denn, dass Sie kommen? Erwartet er Sie?“
Eine der Frauen gab darauf die Antwort, die nicht ganz frei von Sorge war. „Er hat geschrieben, er will sich scheiden lassen, wenn ich nicht endlich komme!“
„Aber jetzt kommen Sie ja, und damit ist alles gut!“
„Ach, wer weiß, wie das alles werden wird! Es wird wohl eine da sein, die jetzt für ihn sorgt. Da muss man sehen, wie sich das wieder zurechtrückt!“ Aber sie sagte es ohne Bitterkeit und schien guten Mutes zu sein, und wir wünschten ihr alles Gute.

Die Zurückgebliebenen kamen zum Bahnhof
Die Erlaubnis zur Abreise war sehr plötzlich, fast überstürzend, gekommen. Am Freitag, dem siebenten Januar 1955, hatte man ihnen die Nachricht zugestellt, und am Sonntag schon sollte die Abfahrt sein. Da hatten sie rasch noch manches verkauft, und was sich nicht auf der Stelle verkaufen ließ, an die zurückbleibenden Landsleute verschenkt. Sie hätten vieles mitnehmen können, aber die örtlichen Behörden schienen nicht richtig informiert gewesen zu sein. Erst in Stettin hatten die Reisenden die genauen Bestimmungen erfahren, und da war es zu spät gewesen.
„Und wie war der Abschied?“, fragten wir. „O, der Abschied, der war schwer, wegen der Zurückgebliebenen! Der Bahnhof war gedrängt voll von Deutschen, die uns noch einmal sehen wollten. Es gab viele Tränen!“
Und sie erzählten, dass ganz fremde Menschen sie umarmt hätten. „O, Ihr Glücklichen, dass Ihr reisen dürft! Uns hat man wohl vergessen!“
Wir sagten, dass es nicht am Gedenken oder Vergessen läge, und dass man nach den vorliegenden Berichten noch viele nachkommen würden. Da sahen sie uns zweifelnd an. „Aber wir wurden angefordert, und darum ließ man uns reisen!“ Und als sie von uns hörten, dass keine Anforderung etwas nützen würde, wenn die ponischen Behörden nicht die Genehmigung geben, waren sie bestürzt: „Dann ist es nur ein Glück, dass wir hier sind?“
„Ein Glück wenigstens, dass Sie unter den Ersten sind!“
„Aber in Stettn“, sagten sie, „haben uns die Polen ein Abschiedsfest gegeben, mit gutem Essen und Trinken, Gesang und Musik. Sie haben sich große Mühe gegeben!“
Gemeindesekretär Meyer in Büchen und der örtliche Leiter des DRK daselbst, Dr. Reuter, der selbst Ostpreuße ist, die jedes Mal erhebliche Mühe aufwenden, bereiten auch für den nächsten Transport einen schönen Empfang vor.

Jetzt folgt noch ein Bericht über Friedland und Familienzusammenführung – ein Gebot der Menschlichkeit! Nachzulesen in dieser Ausgabe des Ostpreußenblattes.

Seite 4 Landsleute, die aus Ostpreußen kamen
Mit dem zweiten „Aussiedlungs“-Transport aus Ostpreußen, der am Sonnabend, dem 15. Januar 1955, über Büchen in die Bundesrepublik gekommen ist und zunächst in das Lager Friedland geleitet wurde, sind die folgenden 75 Landsleute eingetroffen.

Karl Demant, geb. 11.09.1899, wohnte 1939 in Amalienhof, Kreis Ebenrode, kommt jetzt aus Sanbersdorf, Kreis Osterode.

Friedrich Gischk, geb. 06.02.1876, wohnte 1939 in Kossewen, Kreis Sensburg, kommt jetzt aus Maratken, Kreis Sensburg

Erna Glomsda, geb. Gischk, geb. 01.07.1912, wohnte 1939 in Maratken, Kreis Sensburg, kommt jetzt aus Maratken, Kreis Sensburg, und Tochter Renate, geb. 01.01.1938, und Sohn Horst, geb. 02.03.1944

Marie Gregorzik, geb. Sobotka, geb. 03.03.1895, wohnte 1939 in Kl.-Grabnik, Kreis Sensburg, kommt jetzt aus Wosnitzen, Kreis Sensburg

Rose Grossmann, geb. Jeschinski, geb. 11.12.1911, wohnte 1939 in Salza, Kreis Lötzen, kommt jetzt aus Salza, Kreis Lötzen, und Tochter Dorothea, geb. 26.01.1938, und Sohn Werner, geb. 23.09.1937.

Charlotte Jendreyzik, geb. Kendziorra, geb. 04.08.1893, wohnte 1939 in Wappendorf, Kreis Ortelsburg, kommt jetzt aus Wappendorf, Kreis Ortelsburg, und Töchter Erna, geb. 20.11.1926, Charlotte, geb. 27.06.1928, Helene, geb. 16.12.1934

Auguste Key, geb. Losch, geb. 15.09.1908, wohnte 1939 in Bischofsburg, kommt jetzt aus Ortelsburg, und Söhne Manfred, geb. 04.08.1936, Arnold, geb. 16.04.1937, Hans-Jürgen, geb. 29.09.1940

Auguste Klein, geb. Neumann, geb. 17.11.1887, wohnte 1939 in Labuch, Kreis Rößel, kommt jetzt aus Labuch

Franz Kleschnitzki, geb. 05.10.1879, und Frau Maria, geb. Röse, geb. 31.12.1885, wohnten 1939 in Merunen, Kreis Treuburg, kommen jetzt aus Bredien?, Kreis Sensburg.

Emma Kloss, geb. Bottek, geb. 22.02.1885, wohnte 1939 in Sensburg, kommt jetzt aus Sensburg

Michael Maschlanka, geb. 21.09.1880, und Maria, geb. Ratay, geb. 17.01.1898, wohnten 1939 in Bruchwalde, Kreis Sensburg, kommen jetzt aus Bruchwalde, und Tochter Ingeborg, geb. 11.12.1924, und Emilie Zimmermann, geb. Dzubiella, geb. 11.03.1871

Johann Pofolla, geb. 02.03.1888, und Frau Anna, geb. Tafel, geb. 17.09.1894, wohnten 1939 in Jakobsdorf, Kreis Sensburg, kommen jetzt aus Jakobsdorf, und Töchter Gertrud, geb. 04.06.1931, Erika, geb. 29.11.1935

Emma Riemarzik (unleserlich), geb. Ziewitz, geb. 28.11.1906, wohnte 1939 in Bruchwalde, Kreis Sensburg, kommt jetzt aus Bruchwalde, und Söhne Siegbert, geb. 02.04.1937, Ditmar, geb. 02.10.1938, Friedhelm, geb. 08.01.1940

August Riemarzik, geb. 06.10.1869, und Frau Sofie, geb. Alexy, geb. 23.12.1877, wohnten 1939 in Eichhorn, Kreis Treuburg, kommen jetzt aus Eichhorn, und Hedwig, geb. 21.06.1918

Anna Boguschewski, geb. Riemarzik, geb. 29.01.1900, wohnte 1939 in Bruchwalde, Kreis Sensburg, kommt jetzt aus Bruchwalde.

Martha Raudies, geb. Riemarzik, geb. 08.12.1913, wohnte 1939 in Eichhorn, Kreis Treuburg, kommt jetzt aus Eichhorn

August Sender, geb. 04.12.1876, wohnte 1939 in Jomendorf, Kreis Allenstein, kommt jetzt aus Jomendorf, und Franziska, geb. Jekosch, geb. 03.11.1891

Henriette Smollong, geb. Lüdtke, geb. 30.03.1867, wohnte 1939 in Sensburg, kommt jetzt aus Sensburg, und Berta Wessollek, geb. Lüdtke, geb. 02.03.1886, und Frau Wessollek, geb. 31.10.1919.

Wilhelm Samorowski, geb. 07.12.1883, aus Piasetten, Kreis Ortelsburg, und Ottilie Samorowski, geb. Jerosch, geb. 17.01.1893, und Hedwig Samorowski, geb. 15.04.1927

Anna Czapnik, geb. Korschewitz, geb. 14.01.1917, wohnte 1939 in Kersten, Kreis Sensburg und Gisela Czapnik, geb. 24.09.1942

Martha Heise, geb. 09.09.1909, aus Insterburg (Preußmar, Kreis Mohrungen), und Heinz Heise, geb. 10.02.1939

Wilhelm Josewski, geb. 21.10.1875, aus Preußmark, Kreis Mohrungen.

Maria Dybus, geb. Bomber, geb. 23.03.1888, aus Siebenbergen (Przytullen).

Berta Plutzas, geb. Matischewski, geb. 03.04.1892, aus Kruglanken, Kreis Angerburg, und Hartmut Plutzas, geb. 27.08.1942.

Maria Ewert, geb. Hein, geb. 28.07.1903, aus Schönmoor, und Erika Ewert, geb. 14.06.1925, und Lothar Ewert, geb. 17.04.1939.

Magdalene Terkowski, geb. Hollstein, geb. 04.06.1908, aus Rößel (Soweiden, Kreis Rößel), und Maria Terkowski, geb. 04.10.1935, und Gerhard Terkowski, geb. 18.10.1937, und Erich Terkowski, geb. 25.09.1939

Ursula Jaschinski, geb. 24.11.1939, aus Heinrichsdorf (Soweiden).

Emilie Zarajewski, geb. Mautze, geb. 28.12.1889, aus Sensburg, und Hedwig Zarajewski, geb. Leske, geb. 26.04.1912, aus Sensburg, und Monika Zarajewski, geb. 26.10.1942

Anna Powalka, geb. Tscherlinski, geb. 10.02.1883, aus Königswalde, Kreis Lyck (Kl.-Neuhof, Kreis Rastenburg).

Lina Karpa, geb. Zerwanski, geb. 25.07.1886, aus Salleschen, Kreis Ortelsburg (Kallenau).

Elisabeth Rothermund, geb. Kaisler, geb. 14.06.1905, aus Sporgeln, Ostpreußen, (Kl.-Gibsow, Pom.), und Rudolf Rothermund, geb. 03.01.1933, und Heinz Rothermund, geb. 28.09.1938.

Amalie Schlomp, geb. Kelbg, geb. 12.08.1884, aus Rhein, Kreis Lötzen (Riesenkirch, Kreis Rosenberg).

Maria Kowalewski, geb. Gabka, geb. 08.09.1899, aus Siebenbergen (Reichenstein), und Werner Kowalewski, geb. 04.10.1939.

Auguste Palmowski, geb. 31.08.1901, aus Friedrichsstadt, Kreis Allenstein (Wittrinien), und Edith-Maria, geb. 07.10.1931

Seite 5 Neues über die Schreckenslager von Workuta
In einer Pressekonferenz in Westberlin äußerte sich der kürzlich aus der Sowjetunion freigelassene amerikanische Staatsbürger John Noble über seine Erlebnisse in mehreren Sowjet-Arbeitslagern, vor allem in Workuta. John Noble, der 1945 von den Rusen in Deutschland verhaftet und 1950 in Weimar zu fünfzehn Jahren Gefängnis verurteilt worden war, hat auch den berühmten Streik und Aufstand im sibirischen Riesenlager Workuta, über den seinerzeit das Ostpreußenblatt in den Folgen 14 bis 18 (Jahrgang 1954) einen ausführlichen Bericht von Joseph Scholmer brachte, miterlebt. (Habe ich nicht abgeschrieben, weil es über mehrere Seiten ging). Noble betonte, in Workuta seien in zweihundert bis zweihundertfünfzig Lagern etwa fünfhunderttausend Gefangene untergebracht, meistens Sowjetbürger, es befänden sich jedoch auch viele Deutsche, Polen und Tschechen darunter. Es sei in Workuta jede Art von Tortur vorgekommen, die man sich vorstellen – und auch die man sich nicht vorstellen könne. Bei dem Streik und Aufstand in Workuta hätten die Sowjetwärter mehr als hunderfünfzig Männer getötet und mehrere hundert verwundet. Allein im Lager 29 seien hundert Personen getötet worden. Der Aufstand später in anderer Form weitergegangen. So habe es Sabotageakte in Kohlengruben und Kraftwerkanlagen gegeben. Nach dem Streik hätten sich die Verhältnisse etwas gebessert. Noble vertrat den Standpunkt, dass die Wachmannschaften in Anhänger Malenkows und des später hingerichteten GPU-Chefs Berija zerfielen. Die Berija-Leute hätten, wie er erkläfte, zum Streik noch ermuntert und ihn unterstützt. Noble wollte wissen, dass sich Stalins Sohn augenblicklich im berüchtigten Lubjanka-Gefängnis in Moskau aufhalte. Dies hätten ihm andere Häftlinge erzählt, die selbst in der Lubjanka gewesen waren.

Seite 5 Sprenungen am Königsberger Schloß eingestellt
Der Schlossturm in Königsberg steht noch zur Hälfte, nachdem die Sprengversuche jetzt eingestellt wurden. In den Kellern des Schlosses, das zum größten Teile zerstört ist, steht Wasser. Am Schuspielhaus, dessen Außenmauern erhalten geblieben waren, wird gearbeitet. Wie in der Lokalpresse verlautbart wird, soll es im alten Stil wiederaufgebaut werden. Auch am Gebäude der Oper wurde mit Aufräumgsarbeiten begonnen. Die Ruine der Luisenkirche wird als Lagerschuppen beneutzt. An der juditter Kirche wurden die Fenster und Türen, welche Plünderer herausgebrochen hatten, mit Brettern vernagelt. Auf dem Steindammer Friedhof, der völlig überwuchert ist, hat man die Leichenhalle abgebrochen. Auf dem Gelände des Ponarther Friedhofes ist ein „Kulturpark“ mit Karussel und Kinderspielplätzchen eingerichtet worden. Die Lebensmittelzufuhr nach Königsberg hat seit demSommer vorigen Jahres sehr abgenommen, weshalb sich die Schlangen vor den Geschäften wieder vergrößern.

Seite 5 Dies geschah in der zweiten Januarhälfte 1945:
12. bis 15.01.1945: Beginn der sowjetischen Großoffensive von der Memel bis zur oberen Weichsel.
19.01.1945: Soldau gefallen.
20.01.1945: Sowjetische Truppen überschreiben die Reichsgrenze östlich Breslau
21.01.1945: Allenstein gefallen, letzte Flüchtlingszüge verlassen Königsberg
22.01.1945: Insterburg gefallen
23.01.1945: Mohrungen gefallen, Thorn eingeschlossen, sowjetische Truppen erreichen die Oder bei Brieg.
25.01.1945: Ostpreußen östlich der Deime, des Masurischen Kanals und der Masurischen Seen verloren. Posen eingeschlossen. Flüchtlingsschiffe verlassen Pillau. Bis Mitte Februa werden vor der Kriegsmarine 204 000 Menschen über See und 50 000 Personen auf die Frische Nehrung gerettet.
26.01.1945: Sowjets erreichen Tolkemit am Frischen Haff. Ostpreußen vom Westen abgeschnitten. Rastenburg gefallen. Oppeln gefallen.
27.01.1945: Bromberg gefallen.
28.01.1945: Sensburg und Rößel gefallen. Sowjets erreichen die Oder bei Küstrin, Fürstenberg und Steinau
30.01.1945: Deutsche Kräfte im Raume Tolkemit, Wormditt, Heilsberg, Bartenstein, Brandenburg zusammengedrückt, in ihn haben sich etwa hundertausend Flüchtlinge retten können, außerdem sind noch das eingeschlossene Königsberg, Rauscen, Pillau und Fischhausen in deutscher Hand. Schlesien östlich der Oder verloren.

Seite 5 Hohe Zuchthausstrafen. Wegen des Verlassens der zugewiesenen Siedlungsstellen
Im Dezember 1954 sind nach Berichten umgesiedelter Deutscher aus der „Woiwodschaft“ Stettin in insgesamt dreißig Prozessen vor den Woiwodschafts- und Kreisgerichten dieses Gebietes in teilweise nichtöffentlichen Gerichtsverhandlungen 48 polnische Bauern und Mitglieder der „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“ (Kochosen) zu Zuchthausstrafen zwischen fünf und zwölf Jahren verurteilt worden. Den polnischen Bauern und Genossenschaftsmitgliedern, die im Jahre 1953 aus Zentralpolen in die Kösliner „Woiwodschaft“ umgesiedelt wurden, legte die Anklagevertretung zur Last, sie hätten „durch die Aufgabe des ihnen zur Verfügung gestellten Siedlungsgebietes die Landwirtschaft schwer geschädigt.

Seite 7 Suchanzeigen
Achtung, Russlandheimkehrer und Kameraden der Feldpostnr. 03 507 A. Wer kann Auskunft geben über das Schicksal meines Sohnes, Gefr. Horst Alexanath, geb. 01.05.1924, wohnhaft Altendorf (Siedlung)-Gerdauen, zuletzt gesehen in Stablack-Rosenort? Lebt sein Freund Willi Sanlowski noch? Nachricht erbittet Frau Berta Axenath, Ganzenweiler Stadel über Markdorf, Baden.

Wer kann mir Auskunft geben über folgende Personen, alle aus Ragnit, Ostpreußen. Frau Ida Bannies, Frau Paula Tautorat, Fräulein Maria Weiler, Fräulein Helene Schneidereit, Fräulein Lydia Borchert, die beiden letzten können auch verheiratet sein. Mit Fräulein Schneidereit und Fräulein Borchert sind wir in Osterholz-Scharmbeck, Holstein, auf dem Bahnhof getrennt worden. Nachricht erbittet Frau Marta Aschmutat (21b) Klerspe, Westfalen, Krähennacken 9, früher: Ragnit, Ostpreußen, Windheimstraße 7

Suche den Eisenbahner Franz Fuchs, aus Korschen, Kreis Rastenburg, Ostpreußen. Nachricht erbittet H. Will, Hamburg-Bergedorf. Dwarstwiet 12

Mit Foto. Anton Grunwald, geb. 30.06.1888, Bauer in Tolnicken, Kreis Allenstein, von dort im Februar 1945 von den Russen verschleppt. Nachricht erb. A. Grunwald (21b) Oberbergeim, Kreis Arnsberg.

Ostseebad Rauschen, Kreis Samland. Ich suche dringend meine Mieter oder deren Angehörige, Hugo Janz, Bäckermeister. Geschwister Böhm, Kolonialwaren. Geschwister Hoppe/Millbrett, Schuhwaren. Albert Hempel, Gartenbaubetrieb. Bitte umgehend melden. Oscar Droese, Friseurmeister (24b), St. Margarethen, Holstein, Kreis Steinburg

Achtung. Emil Ischdonat, geb. 18.01.1896 in Wicknaweitschen, Kreis Stallupönen, Ostpreußen, Landwirt in Alexbrück, Kreis Ebenrode, Ostpreußen. Gefreiter bei der 1. Kraftfahrersatzabteilung I in Osterode. Seit Ende November 1944, Anfang Dezember 1944 kam er ins Reservelazarett in Osterode, wo er am 3. Januar 1945 entlassen wurde (Urlaub), am 16. Januar 1945 musste er dann nach Osterode zurück. Die letzte Nachricht war vom 16. Januar 1945 vom Bahnhof Osterode, seitdem fehlt jede Spur. Wer hat meinen Mann gekannt? Wer kann mir positive Auskunft geben? Unkosten werden erstattet. Nachricht erbittet Frau Helene Ischdonat (24a) Lauenburg, Elbe, Berliner Straße 19

Suche Uffz. Kurt Jassulat, während des Krieges Art.-Regt. 218 I. Abteilung Stab, während der Gefangenschaft Lager Nr. 7347 „Leninogorsk“ (Sibirien), oder Landsleute, mit denen ich im Lager zusammen war. Schreibe bitte an Wilhelm Zerath, Darmstadt-Eberstadt, Brunnenweg 39

Wer kann Auskunft erteilen über Eduard Kalinna, geb. 16.08.1920 in Arys, zuletzt wohnhaft Lyck, Lycker Garten 36, letzte Feldpostnr. 36 520? Nachricht erbittet Franz Kalinna, (24a) Bad Schwartau, Hauptstraße 9

Russlandheimkehrer. Wer kann Auskunft geben über meinen vermissten Sohn, Gefr. Werner Konopatzke, geb. 10.03.1924, Rastenburg, Ostpreußen, Feldpostnr. 15 591 C, seit Juni 1944 im Raum von Minsk vermisst? Nachricht erb. Karl Konopatzke (17b) Unadingen, Kreis Donaueschingen.

Wer kann Auskunft geben über den Verbleib meines Vaters Wilhelm Lange, geb. 13.07.1882, letzter Wohnort Canthen, Kreis Pr.-Holland? Nachricht erb. Frau Marie Gand, geb. Lange, Winnenden, Schmidgallstraße 9, bei Stuttgart

Suche Hauptmann Müller oder andere Angehörige der Feldpostnr. 29 727 A. Nachricht erb. Frau Ingeborg Sommer, Neuenkirchen, Hospital, über Bremen-Vegesack

Heilsberg, Ostpreußen, Mühlenplatz 18. Ich suche dringend meine Mieter. Familie Leiss. Kuhn. Weng oder deren Angehörige. Oscar Droese, Friseurmeister, (24b) St. Margarethen, Holstein, Kreis Steinburg

Wer kann Auskunft geben über Obergefr. Otto Salowsky, geb. 17.04.1901 in Königsberg, Feldpostnr. 29 020 C, letzte Post August 1944 (Frankreich)? Nachricht erb. Helene Salowsky, Hamburg 21, Am Langenzug 8

Schott, früher wohnhaft Liebstadt, Ostpreußen, Bahnhofstraße 6. Nachricht erb. Dr. Richard Meyer, Aurich, Hoheberger Weg 8

Achtung. Stettiner Jungschwestern 1937 bis 1939, Hohenzollernplatz 3. Hildegard Schlenger, Ruth Gral(itzki), Luzia Off, bitte melden. Nachricht erb. Erika Classen, geb. Heise, Hamburg 26, Wichernsgarten 8

Wer kann Auskunft geben über Oberstltn. Herbert Schröder, geboren 22.03.1893 in Thorn, Westpreußen, verheiratet mit Charlotte, geb. Bock, auch aus Thorn? Bis zum Beginn des Krieges befand er sich in Prenzlau, später als Major der Luftwaffe in Königsberg, und bis Endes des Krieges war er in Insterburg Flugplatzkommandant. Von da ab keine Verbindung mehr. Evtl. Nachricht erb. Frieda Lemke, Hannover, Ziethenstraße 5

Welcher Heimkehrer kann Auskunft geben über meinen Sohn, Uffz. Paul Schubert, geb. 16. August 1916 in Nickelsdorf, Kreis Wehlau? Er kam am 01.12.1944 von der Küste in Belgien mit allen Kameraden nach Russland. Letzte Nachricht am 16.12.1944 aus der Ukraine. Am 21. Dezember 1944, 21 Uhr, wurden alle auf dem Bahnhof von den Russen gefangen genommen. Unkosten werden erstattet. Nachricht erb. Frau Mauscherning, Ohrum 50, Post Hedwigsburg, Kreis Goslar

Mit Foto. Wer weiß etwas über das Schicksal meines Mannes, des Lehrers Mathes Ulleweit, aus Rosslinde, geb. 30.07.1887 in Skrudszen, Kreis Ebenrode? Letzte Anschrift, Feldw. U., Kraftf.-Ers.-Abt. 1. 1. Ausb.-Komp. Osterode. Letzte Nachricht Januar 1945 aus Osterode. Im Einsatz wohl in Hohenstein. Nachricht erb. Frau Emma Ulleweit, Gräfelfing bei Müncen, Grawolfstraße 4

Heimkehrer. Wer kann Auskunft geben über unseren vermissten Sohn Willy Wielga, geb. 09.06.1927, aus Willenberg, Ostpreußen, Zivilberuf Eisenbahnlehrling? Er war Panzergrenadier Generalfeldzeugmeister-Kaserne Brandenburg a. d. Havel, letzte Nachricht vom 20. Februar 1945 aus Berlin. Nachricht erb. Familie Wielga, Hoogstedte Nr. 170, Kreis Bentheim

Gesucht werden Obermelker Franz Wormuth, geb. 01.03.1888 zu Domnau und dessen Ehefrau Elise Wormuth, geb. Passenheim, geb. 01.02.1894 zu Pr.-Arnau, Kreis Königsberg, zuletzt wohnhaft Klein-Prägsden bei Liebstadt, Kreis Mohrungen. Nachricht erb. der Sohn Hans Wormuth, Wilstedt, Post Tangstedt, Bezirk Hamburg, früher: Pr.-Holland, Rogehner Straße 23

Seite 12 Tilsit. Major a. D. Fletcher zum achtzigsten Geburtstag
Am 20. Januar 1955 vollendet bei bester Gesundheit unser sehr verehrter Major a. D. Fletcher in Herzogenaurach, seinen 80. Geburtstag.
Wir Tilsiter wissen aus den Augusttagen des Jahres 1914, dass er uns bei dem damaligen Russeneinfall durch seine kühne Tat unser stolzes Wahrzeichen, die Königin-Luise-Brücke, erhalten hat und sind ihm dafür unauslöschbaren Dank schuldig. Ihm zu Ehren wurde der damalige „Getreidemarkt“ in „Major-Fletcher-Platz“ umbenannt. So hieß er von 1914 bis 1945, so heisst er heute noch und so wird er wieder heißen, wenn wir unser Tilsit wieder aufbauen werden.
Unsere Gedanken gehen heute nach Herzogenaurach, wo Major a. D. Fletcher, selbst Heimatvertriebener aus Schlesien, an der Seite seiner Gattin im Altersheim seinen Lebensabend verbringt. Wir Tilsiter wünschen ihm von Herzen, dass er in geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit den Tag erleben möchte, den wir alle so sehr herbeisehnen, den Tag der Rückkehr in die Heimat.
Der 1. Vorsitzende des Kreisverbandes der Landsmannschaft Ostpreußen in Erlangen, Rechtsanwalt G. Baczko, wird Major a. D. Fletcher an seinem Ehrentage unsere aufrichtigsten Glückwünsche persönlich überbringen. Ernst Stadie, Kreisvertreter (24b) Kiel, Bergstraße 26

Seite 12 Johannisburg
Gesucht werden: Julius Kaufert, Rentner, und Bertha Kaufert, geb. Wischnewski, Lipnicken.
Kurt Kamm, Straßenwärter, Gehsen.

Seite 12 Osterode
Gesucht werden:
1. Erich Schulz, geb. 24.03.1896 und Frau Ottilie, geb. Borowski, beide aus Rauschken
2. Familie Dewald, Osterode, Straße der S.A. Willy Dewald war bei der Firma Eisenwaren Döring tätig.
3. Frau Stecher, Osterode, in der Schneiderei „Aus Alt mach Neu“ tätig gewesen.
4. Klaus Becker und Frau Gotthardt, beide aus Hohenstein. Herr Becker war Besitzer des Gasthofes „Tannenberg“.

Seite 13 In der Sowjetunion zurückgehalten. Heimkehrernachrichten über Verschleppte und Verstorbene.
Wir veröffentlichen im folgenden nunmehr weitere Namen von Zivilverschleppten, die in Russland zurückgehalten werden oder verstorben sind. Die Namen sind von Heimkehrern aus ausländischem Gewahrsam aufgegeben worden.

Liste 4
Name unbekannt, Brigitte, geb. etwa 1930, zuletzt wohnhaft: Romitten, Zivilberuf: unbekannt; gemeldet von: Christel Rohmann

Name unbekannt, Hermann, geb. etwa 1910, zuletzt wohnhaft: Gerdauen, Ostpreußen. Zivilberuf: Arbeiter in einer Brauerei; gemeldet von: Herbert Bublies

Helene Bahl, geb. 1910, zuletzt wohnhaft: Arys in Ostpreußen, Zivilberuf: Strickerin; gemeldet von: Gertrud Schibukat

Klara Baran, geb. etwa 1927, zuletzt wohnhaft: Hohenstein, Ostpreußen. Zivilberuf: unbekannt; gemeldet von Franziska Teschner

Frieda Behrendt, geb. etwa 1917, zuletzt wohnhaft: Werder bei Nordenburg, Kreis Gerdauen. Zivilberuf: unbekannt; gemeldet von: Erna Meschkat

Gustav Bialluck, geb. etwa 1885/1895, zuletzt wohnhaft: Kleinort über Peitschendorf, Kreis Sensburg, Zivilberuf: Bauer und Bürgermeister; gemeldet von: Rudolf Hahn.

Blaschy, Vorname unbekannt, geb. etwa 1905, zuletzt wohnhaft: Allenstein, Bismarckstraße, Zivilberuf: Apothekerin in der Löwenapotheke; gemeldet von: Viktor Seehöfer

Hildegard Böttcher, geb. etwa 1924, zuletzt wohnhaft: Königsberg, Hans-Sagan-Straße, Beruf: Friseuse, ledig, gemeldet von: Else Gedenk

Cygan, Vorname unbekannt (männlich), geb. etwa 1895/1900, zuletzt wohnhaft: Königsberg, Zivilberuf: Kontrolleur der Molkereigenossenschaft; gemeldet von: Ernst Sesse

Auguste Deppkat, geb. Bartsch, geb. unbekannt, zuletzt wohnaft: Tawellningken, Post Seckenburg/Elchniederung/Ostpreußen. Zivilberuf: unbekannt; gemeldet von: Max Plackties

Rudi Döbner oder Döppner, geb. etwa 1905/1908, zuletzt wohnhaft: Königsberg, verheiratet. Zivilberuf: Kraftfahrer; gemeldet von: Fritz Barbe

Albert Erdtmann, geb. 1906, zuletzt wohnhaft: Soweiden, Kreis Rößel, verheiratet. Zivilberuf: Landwirt; gemeldet von: Hans Krause.

Max Fehlau, geb. etwa 1890, zuletzt wohnhaft: Königsberg, Hubertusstraße 13 (Eigenheim), Zivilberuf: Eisenbahner RAW Königsberg; gemeldet von: Ilsetraut Schimanski

Christel Frey, geb. etwa 1920, zuletzt wohnhaft: Allenstein, Zivilberuf: Schwester; gemeldet von: Charlotte Haase

Charlotte Gaube, geb. Ciachowitz, geb. 29.04.1917, zuletzt wohnhaft: Bartenstein, Hermann-Göring-Straße 6. Zivilberuf: unbekannt; gemeldet