Niederländische Entnazifizierungsakten

Originally published at: Niederländische Entnazifizierungsakten • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Im Mai dieses Jahres berichteten wir hier im Blog, dass das niederländische Zentralarchivs für Sondergerichtsbarkeit (CABR) mit Akten zur „Entnazifizierung“ zum Jahresbeginn 2025 digital zugänglich werden sollte. Dieses größte und am häufigsten konsultierte Archiv zum Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden enthält Akten von Personen, die nach dem Krieg der Kollaboration mit den deutschen Besatzern verdächtigt wurden.


Durch die digitale Bereitstellung des CABR wäre dieses Archiv insbesondere für Angehörige von Opfern viel einfacher zugänglich geworden, da der gesamte Text dank künstlicher Intelligenz (KI) durchsuchbar gemacht wurde. Dies bietet auch Möglichkeiten für weitere Forschungen. Siehe dazu auch die begleitende niederländische Webseite „Oorlog voor de rechter” (= Der Krieg vor Gericht).

Digital, aber noch nicht online

Nun hat der Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft, Eppo Bruins, die geplante Online-Öffnung dieses Archivs am 2. Januar 2025 aufgrund eines Warnschreibens der niederländischen Datenschutzbehörde (AP) verschoben.  Nach Rücksprache mit der AP hat der Minister die Möglichkeit gewählt, den bereits digitalisierten Teil des Archivs in einer Übergangsphase zugänglich zu machen. Forscher und Familienangehörige können – nach Antragstellung und unter bestimmten Bedingungen – im Studienraum des Nationalarchivs in Den Haag im digitalisierten Archiv recherchieren. Nicht erlaubt ist die Anfertigung von Kopien. Das Papierarchiv kann dann zu den gleichen Konditionen eingesehen werden. Die Fertigstellung dieser temporären Einrichtung  wird für das 1. Quartal 2025 erwartet.

Dazu ein Artikel in der FAZ:

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Laut Spiegel-Online von heute:
"Die Veröffentlichung von 425.000 Namen mutmaßlicher Nazikollaborateure durch niederländische Archive hat weltweit Aufmerksamkeit erregt. Auf der Liste landeten versehentlich auch Namen von NS-Opfern – und wurden jetzt entfernt. "
Also Vorsicht walten lassen.

Forscher müssen immer besonders kritisch mit Geheimdienstakten umgehen. Die Akten spiegeln oft die Perspektive und Interessen der Dienste wider und können unvollständig oder tendenziös sein.

Moin,

ein Artikel dazu in der Frankfurter Rundschau:

Gruß
Dieter

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