Newsletter 2018/03

Ursprünglich veröffentlicht unter: Newsletter 2018/03 • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

CompGen-Jahreshauptversammlung am 6.-8.4.2018

Ein attraktives Programm um die Jahreshauptversammlung des Vereins für Computergenealogie hat der Vorstand zusammengestellt:

  • Freitag, 06.04.2018
    • 14:00 Uhr: Archivbesuch Landeskirchl. Archiv mit Führung in Stuttgart-Möhringen
    • 19:00 Uhr – gemeinsames Abendessen und gemütliches Beisammensein (á la carte)

  • Samstag, 07.04.2018 Ort: Sindelfingen, Haus der Donauschwaben, Goldmühlestr. 30
    • 09:30 bis 10:30 Uhr – Vortrag: Archion – Stand der Beteiligung, technische Hintergründe Referent: Harald Müller – Baur
    • 10:45 bis 11:45 Uhr – Vortrag: Icarus – Matricula Referent: Dr. Thomas Aigner
    • 12:15 Mittagspause
    • 13:00 bis 14:00 Uhr – Workshop DES als Werkzeug zur Erfassung von Kirchenbüchern und zur Strukturierung von Ortsdaten für das GOV Referenten: Susanne Nicola, Horst Reinhardt
    • 14:15 bis 14:45 Uhr – Vortrag: Die neue Webseite des Vereins für Computergenealogie Referent: Klaus-Peter Wessel
    • 15:00 bis 16:00 Uhr – Workshop: Das GenWiki – ein Mitmachprojekt. Referent: Günter Thürheimer
    • 16:15 bis max. 18:00 Uhr Offene Gesprächsrunde: Was bedeutet Vorstandstätigkeit und wie sind die Erwartungen an den Vorstand?
    • 19:00 Uhr – gemeinsames Abendessen und gemütliches Beisammensein (á la carte)
  • Sonntag, 08.04.2018 Ort: Sindelfingen, Haus der Donauschwaben, Goldmühlestr. 30
    • 09:30 Uhr – Mitgliederversammlung 2018

Für die Teilnahme wird eine schriftliche Anmeldung am JHV@genealogy.net erbeten.

Inhaltsverzeichnis

Projekt-Informationen


DES: Kartei Leipziger Familien

Die Kartei Leipziger Familien (Staatsarchiv Leipzig Bestand 21959) ist eine nach dem phonetischen Alphabet geordnete Kartei der Einwohner Leipzigs mit ihren Kindern und angeheirateten Personen vom 16. bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Helga Moritz (1926 – 2003), eine langjährige Mitarbeiterin der Zentralstelle für Genealogie in Leipzig, verkartete seit den fünfziger Jahren in ihrer Freizeit die Tauf- und Traubücher der Leipziger Kirchgemeinden familienweise und ordnete diesen Daten die Eintragungen der Ratsleichen- und Bürgerbücher zu. Matthias Paetz von der Leipziger Genealogischen Gesellschaft e.V. lädt zu einer Veranstaltung des Arbeitskreises Computergenealogie und Leipzig/Leipziger Land am 21.03.2018 um 18 Uhr in der Gutenbergschule, Raum 109 ein. Das Mitmachprojekt des Vereins für Computergenealogie zu den Leipziger Familien (Moritz-Kartei) wird vorgestellt. Hierzu wird Frau Dr. Kluttig, Staatsarchiv Leipzig und Vorstandsmitglied des Vereins für Computergenealogie, einleitende Worte sprechen und den Startschuss geben. An Beispielen soll die Erfassung einiger Kartei-Karten gezeigt werden und aufkommende Fragen besprochen werden.

Adressbücher

Die Erfassung der folgenden Adressbuch-Wunschprojekte wurde abgeschlossen:

  • Barth a. d. Ostsee 1905. Innerhalb von 3 Tagen erfassten 3 Freiwillige 33 Seiten mit 3.080 Einträgen.Die Daten können unter diesem Link gesucht werden.
  • Ulm 1865. Innerhalb 1 Monats erfassten 9 Freiwillige 175 Seiten mit 8.300 Einträgen. Zur Suche
    Wenn auch Sie ein Wunschprojekt haben, finden Sie unter diesem Link alle Adressbücher, die wir im DES erfassen können.

Neu in der Erfassung sind nun die Adressbücher:

Joachim Buchholz und Petra Paschke, Projektbetreuer

Nachdem im letzten Monat die Chemiker mit Adressbüchern bedacht wurden sind es nun die Finanz- und Zollbeamten 1925 und 1929. Dank der Spende unseres Vereinsmitglied Dr. Johann Heinrich Kumpf sind drei Bücher verfügbar. In diesen sind die Finanzämter als auch die Beamten mit Dienstantritt verzeichnet. Einerseits können die Bücher durchaus für das GOV genutzt werden, da genaue Angaben zu den Orten vorhanden sind. Zum anderen kann gerade das von 1930 interessant sein, weil hier auch in weiten Teilen das Geburtsdatum der Person angegeben ist.
Dank einer weiteren Spende von Sybille Etzold, welche auf unser Projekt der Digitalisierung von Adressbüchern aufmerksam wurde, ist nun das erste Adressbuch von Wittenberg nach dem Krieg 1948 in unserer Sammlung. Des weiteren hat sie uns noch das Buch für den Landkreis von Wittenberg 1939 überlassen.
Aus der Kooperation mit dem Bayerischer Landesverein für Familienkunde e.V. (BLF) München sind nun alle Bücher gescannt worden. Insgesamt wurden uns 40 Bücher zur Verfügung gestellt. Zusätzlich konnten für einige Bücher ein Standortnachweis erfolgen.
Alle Informationen im aktuellen Adressbuch-Newsletter.
Gerhard Stoll

Alle Adressbücher, die aktuell im DES bearbeitet werden, werden hier aufgelistet. Die dazugehörigen Beschreibungsseiten findet man in der Adressbuch in der Online-Erfassung.
Mithelfer sind willkommen!
(Gerhard Stoll)


DigiBib

Der Jahrgang 1843 des Allgemeinen Polizei Anzeigers ist abgeschrieben und erfasst. Auf etwa 500 Seiten waren es mehr als 2000 Einträge. Insgesamt sind jetzt schon mehr als 6000 Einträge auf mehr als 1.500 Seiten erfasst. Der Allgemeine Polizei Anzeiger erschien im Raum Thüringen, Sachsen und Franken. Er enthält aber auch sehr viel überregionale Einträge. Es sind Scans für die Jahrgänge 1841 bis 1867 vorhanden. Pro Jahr gibt es ca. 500 Seiten mit ca. 2000 Einträgen. Veröffentlicht werden: 1. Steckbriefe gegen flüchtige Angeschuldigte und Verurteilte wegen begangener Verbrechen, 2. Spähausschreiben gegen unbekannte Täter wegen bedeutender Verbrechen, 3. Ausschreiben zur Auffindung von Zeugen, die auf anderem Wege nicht gefunden wurden, 4. Beschreibungen aufgefundener, unbekannter Personen, 5. Widerrufe und Erledigungen erlassener Bekanntmachungen, 6. Landesverweisungen, 7. Mitteilungen über das Entweichen von Personen aus Straf- oder Polizeianstalten, 8. und ein paar weitere Bekanntmachungen.
(Jörn Bartels)


Grabsteine

Das Grabstein-Projekt kann umfangreiche, neue Dokumentationen verzeichnen:

  • Ein Fotograf aus Halle/Saale stellte Grabsteinfotos von 22 deutschen Friedhöfen im ehemaligen Sudetenland, Kreis Schluckenau (heutige Tschechische Republik) zur Verfügung. Davon sind die meisten Friedhöfe bereits datenmässig erfasst und veröffentlicht.
  • Die Grabsteinfotos vom zivilen Teil des Nordfriedhofs in Kiel sind nun komplett archiviert. Insgesamt hat der „Grabsteiner“ aus Schleswig-Holstein dafür 4.000 Fotos gemacht, außerdem wurden die Namen und Daten von 7.500 Verstorbenen erfasst.

Weitere Neuerscheinungen sind in der Datenbank „Grabsteine“ gelistet.
Allen Bearbeitern ein herzliches Danke für das Engagement!
(Holger Holthausen)

Wissen

EU-Datenschutzverordnung

Am 4. Mai 2016 wurde im Amtsblatt der EU die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) veröffentlicht, welche ab dem 25. Mai 2018 anzuwenden ist. Die Bundesregierung hat darauf aufbauend das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) zum letzten Mal am 31. Oktober 2017 geändert. Der Datenschutz (in Abgrenzung zum Urheberrecht und dem postmortalen Persönlichkeitsrecht) begegnet uns Genealogen erstens dann, wenn wir in unseren eigenen Unterlagen die (personenbezogenen) Daten lebender Personen zum Zwecke der Familienforschung zusammentragen. Ob die Familienforschung unter den in § 1 Abs. 2 Nr. 3 BDSG genannten Ausnahmen für persönliche oder familiäre Tätigkeiten fällt, ist juristisch noch nicht geklärt. Diese Frage dürfte bei einer Ahnentafel im Leitzordner oder einer auf Familienangehörige beschränkten zugangsgesicherten Internetseite jedoch zu bejahen sein, während die offen im WWW stehende Datei mit zigtausend Einträgen (und einigen noch lebenden Personen) diese Definition eher nicht erfüllt. Entsprechende Anfragen sowohl an den Bundesdatenschutzbeauftragten als auch an die EU sind gestellt. Hier ist anzuraten, von jeder lebenden Person in der eigenen Datenbank eine entsprechende schriftliche Einwilligung zu besitzen. Zweitens begegnet uns die Thematik im genealogischen Verein. Hier gilt nun ab dem 25. Mai 2018 die Regelung, dass ein Datenschutzbeauftragter im Verein notwendig wird, wenn mindestens zehn Personen innerhalb eines Vereins ständig mit der automatisierten Verarbeitung (d. h. Speichern, Verändern, Übermitteln, Sperren und Löschen) personenbezogener Daten beschäftigt sind. Der Datenschutzbeauftragte muss eine Fachkunde besitzen (das heißt i. d. R. eine Ausbildung hierzu) und ist dem Vorsitzenden direkt zu unterstellen. Der Datenschutzbeauftragte muss kein Vereinsmitglied sein. Bereits Namen und Vornamen können unter „personenbezogene Daten“ fallen, wenn dadurch die Person identifiziert werden kann. Einen Karl Müller gibt es sicher sehr oft, einen Wulf von Restorff gibt es jedoch nur einmal, d. h., er ist auch ohne die Angabe „München“ bzw. „Prof. Dr. Dr.“ identifizierbar.
(Frank Leiprecht)

Mapire.eu zeigt Deutschland im 19. Jahrhundert

Das historische Kartenportal Mapire.eu aus Ungarn und Österreich zeigt nun auch Deutschland auf Karten des 19. Jahrhunderts, die mit der heutigen Open StreetMap- und Luftbildkarte überlagert werden können. Man kann nach Orten suchen, zoomen und durch Schiebebalken die jeweilige Karte hervorheben. Man kann einen Standort angeben und in die Karte hineinzoomen. Die preußischen Gebiete werden durch die Karte von 1877 repräsentiert. Das Portal ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit des Österreichischen Staatsarchivs und zahlreicher Archive Ungarns. Für die technische Umsetzung (Digitalisierung, Georeferenzierung und Webanwendung) sorgte die ungarischen Firma Arcanum Adatbázis Kft.

Genetik-Forschung mit Geni-Daten

Yaniv Erlich ist leitender Wissenschaftler (Chief Science Officer) bei MyHeritage und Assistant Professor für Informatik und computergestützte Biologie an der renommierten Columbia University in New York. Diese Kombination war die ideale Voraussetzung um Forschungs-Neuland zu betreten: Fragen der Vererbung und Genetik anhand von Daten aus Genealogie-Datenbanken zu untersuchen. Sein Experiment mit der neuen Methode veöffentlichte er kürzlich in „Science“, einem der renommiertesten Magazine für wissenschaftliche Publikationen.

Aus 86 Millionen Profilen auf Geni, einer 2012 von MyHeritage aufgekauften Genealogie-Datenbank, konstruierten Erlich und seine Mitarbeiter „Stammbäume in Bevölkerungsdimension“ (population-scale family trees), deren größter 13 Millionen Personen und bis zu 11 Generationen enthält. Geni eignete sich für diese Methode, weil es den Nutzern anbietet, „Stammbäume“ zu verknüpfen, wenn der Algorithmus übereinstimmende Personen entdeckt. Von dieser Grundlage ausgehend waren aber noch viele mathematische Berechnungen nötig, um einzelne Bäume zu verknüpfen und Fehler auszumerzen.

Die Daten-Qualität wurde – soweit vorhanden – anhand der DNA-Daten überprüft; dabei fanden sich Fehler bei 0,3 Prozent der Mutter-Kind und 1,3 Prozent der Vater-Kind-Beziehungen. Dies entspricht den Daten aus früheren Untersuchungen, die z.B. durch Adoptionen und außereheliche Beziehungen erklärt werden können. Ob die Daten repräsentativ sind für die Bevölkerung, wurde durch einen Vergleich der Geni-Daten aus dem US-Staat Vermont mit Sterberegistern des Staates überprüft – das Ergebnis war positiv. Auch die Graphentheorie und andere mathematische Methoden sowie quantitativ-genetische Modelle kamen zum Einsatz. Dass man diese riesige Datenmenge anders nicht auf Fehler durchsuchen kann, ist offensichtlich – wie viele Fehler dennoch unentdeckt blieben, und ob sie auf die späteren Ergebnisse Einfluss hatten oder sie einfach „in der Masse untergingen“, lässt sich kaum feststellen.
Ob und wie man mit solchen genealogischen „Crowdsourcing“-Daten Fragen der Vererbung oder familiär-kultureller Entwicklungen untersuchen kann, testeten Erlich und sein Team anhand von zwei Fragestellungen.

Frage Nummer eins: Wie stark wird Langlebigkeit vererbt? Bisher waren sich Genetiker nicht einig, die Schätzungen schwankten von 15 bis 30 Prozent. Klar war, dass nicht ein einzelnes Gen verantwortlich ist, was die Forschung erschwert. Es gab die Theorie, dass die so genannte Epistasis eine Rolle spielt, die gegenseitige Beeinflussung von Genen. Das Forscherteam um Yaniv Erlich kam durch die Analyse natürlicher Todesfälle in den Geni-Daten zu dem Schluss: Langlebigkeit wird nur zu 16 Prozent vererbt, „gute Gene“ können das Leben damit nur um durchschnittlich fünf Jahre verlängern. Zum Vergleich: Rauchen kann es um zehn Jahre verkürzen.

Die zweite Frage: Welchen Einfluss haben moderne Transportmittel wie die Bahn auf die räumliche Nähe der Geburtsorte von Ehepartnern, also auf den „Heirats-Radius („marital radius“)? Bei einem geringen Radius ist die Wahrscheinlichkeit der Heirat von entfernten Cousins und Cousinen höher. Die Daten zeigten: Zischen 1800 und 1850 vergrößerte sich der Heirats-Radius von acht auf 19 Kilometer. Gleichzeitig stieg aber auch das Maß der Verwandtschaft zwischen Ehepartnern – anders als es die Theorie der „Isolation durch Distanz“ erwarten ließe. Dies wird erst durch Heiraten nach 1850 bestätigt. Daraus ziehen die Forscher den Schluss, dass kulturelle Einflüsse für die Wahl des Ehepartners wichtiger waren als moderne Transportmittel, die Reisen über große Distanzen leichter machen.

Mit Blick auf ihre Methode kommen die Forscher zu dem Schluss: „Unsere Arbeit zeigt die synergistische Kraft einer Zusammenarbeit zwischen Gundlagenforschung und Genealogie-Datenbanken. Wir glauben, dass mit der ständig steigenden Digitalisierung und der weiteren Verbreitung von Gentests eine solche Zusammenarbeit eine wertvolle Methode sein können, um die immensen Datenmengen bereitzustellen, die benötigt werden, um fundamentale Fragen der biomedizinischen Forschung zu untersuchen.“ RE

Quellen:
Joanna Kaplanis et al.: „Quantitative analysis of population-scale family trees with millions of relatives“, Science, 1. März 2018, DOI: 10.1126/science.aam9309, http://science.sciencemag.org/content/early/2018/02/28/science.aam9309.full
Crowdsourced Family Tree Yields New Insights about Humanity”, Pressemitteilung der Columbia University

“Populäre Genealogie, Geschichtswissenschaft und Historische Demographie“

In einer Buchankündigung wird unter diesem Titel die Veröffentlichung der Ergebnisse mehrerer Tagungen als Themenband des Jahrbuchs für die Geschichte des ländlichen Raums für 2020 angekündigt. Die erste Tagung des Arbeitskreises Historische Demographie fand Mitte März in Münster statt (siehe Computergenealogie-Newsletter 01/2018). Eine weitere Tagung findet unter dem Titel „Genealogie, Archive, Geschichtswissenschaft“ als Tagung zum 100jährigen Gründungsjubiläum der Westfälischen Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung (WGGF) in Münster statt. Zwei Sessionen unter dem Thema „Big Data, Popular Genealogy, and Historical Demography“ bei der Tagung der Internationalen Historischen Demographie, European Society of Historical Demography (ESHD) in Budapest 2019 und der European Social Science History Conference (ESSHC] 2020 geplant.

Archive

Neue Digitalisate aus Ostwestfalen-Lippe

Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Ostwestfalen-Lippe meldet, dass weitere Sterbenebenregister, die der Kooperationspartner FamilySearch bereitgestellt hat, nun online recherchierbar sind:

Diese beiden Bestände sind zur Zeit nur über diese Links zur erreichen, nicht über die Online-Findbücher. Im Archivportal „Archive in NRW“ können aktuell keine neuen Findbücher bereitgestellt werden, da die Webseiten grundlegend umgestaltet werden. Um dennoch einen Zugang zu neuen digitalisierten Beständen des Landesarchivs NRW zu ermöglichen, hat unsere IT-Abteilung diese Übergangslösung bereitgestellt.
(Volker Hirsch)

Paderborn geht online

Das Erzbistum Paderborn wird ab April nach und nach seine Kirchenbücher bei Matricula-online.eu zugänglich machen. Familienforscher müssen aber geduldig sein: Von den fast 8000 abgeschlossenen Kirchenbüchern des Bistums wurden seit 2015 erst 2.700 digitalisiert, die restlichen folgen im Lauf der nächsten vier Jahre. Als Vorgeschmack sind die Bücher der Paderborner Dompfarrei bereits online gegangen. Anlass waren der Tag der Archive am 3./4. März und ein Vortrag des Archivleiters Dr. Arnold Otto am 1. März über das Projekt beim Ahnenforscher-Stammtisch Unna und Umgebung – seine Präsentation war für die Zuhörer eine gelungene Überraschung. RE
Links: „Kirchenbücher online verfügbar – Plattform matricula-online.eu macht Kirchenbücher digital einsehbar“ Meldung auf der Website des Erzbistums Paderborn, Ahnenforscher-Stammtisch Unna und Umgebung

Kaleidoskop

Mendener Stadtmodell 1829

Eine Arbeitsgruppe um den Mendener Familienforscher Wolfgang Kißmer hat das Modell der Stadt Menden um 1829 im Maßstab 1:300 gebaut und Datenblätter zu jedem Haus mit vielen Informationen zu den Bewohnern, Besitz- und Gebäudeveränderungen bis zum heutigen Zustand erstellt. Viele Daten zu Mendener Familien und Persönlichkeiten sind hier online einzusehen.

Türkische Zivilstandsregister sorgen für Diskussionen

Am 8. Februar ging in der Türkei eine Regierungs-Webseite online, die allen türkischen Staatsbürgern erlaubt, anhand der Zivilstandsregister ihre Vorfahren zu recherchieren. Bisher musste man dazu einen Antrag stellen. Für die Online-Recherche hingegen braucht man lediglich die staatliche Identifikations-Nummer und ein von der Behörde zugeteiltes Passwort. Der Server brach unter dem Ansturm der Anfragen zusammen und wurde erst am 14. Februar später nach technischen Verbesserungen wieder freigeschaltet.

Schon am 16. Februar berichtete die regierungsnahe Online-Zeitung „Daily Sabah“, dass 8,1 Millionen Bürger sich über ihre Vorfahren informiert hätten. Sie erfuhren Namen, Geburts- und Todesdaten sowie Familienstand ihrer Vorfahren; die Register reichen allerdings nur bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück.

Es gab einige Überraschungen: So fanden sich Urgroßväter und –mütter, die angeblich noch lebten, oder für die ein Familienname eingetragen war, obwohl diese erst 1935 eingeführt worden waren. Wie der Journalist Fehin Tastekin in der unabhängigen Online-Zeitung „Al Monitor“ berichtet, war noch brisanter für manche Türken, dass die Namen ihrer Vorfahren nicht immer „türkisch klangen“ – obwohl sie bislang davon ausgegangen waren „reinblütige Türken“ zu sein.

Tastekin erinnert an den türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink, der 2004 über die armenischen Vorfahren der ersten türkischen Kampfpilotin berichtet hatte und weitere, ähnliche Berichte plante. Dink wurde jahrelang von Nationalisten angegriffen, mehrmals wegen „Beleidigung des Türkentums“ vor Gericht gestellt und 2007 auf offener Straße ermordet. „Dinks Geschichte illustriert, warum die Bevölkerungsregister in der Türkei bis vor kurzem geheim gehalten wurden“, schreibt Tastekin. „Dafür gab es zwei wesentliche Gründe: Um den Anteil der Armenier, Syrer, Griechen und Juden zu verheimlichen, die zum Islam konvertiert sind, und um eine Debatte über das „Türkentum“ zu vermeiden.“ Die Verfassung aus der Zeit Kemal Atatürks definiert als Türken schlicht türkische Staatsbürger, und bis zur Öffnung der Zivilstandsregister sahen viele Türken ihr Volk als eine einheitliche Ethnie. Seit ihrer Öffnung sah man laut Tastekin in den Sozialen Medien Kommentare wie „Krypto-Armenier, Griechen und Juden im Land werden jetzt entlarvt“ oder „Verräter erfahren jetzt endlich ihre Herkunft“.

„Genealoie war immer ein beliebtes Gesprächsthema in der Türkei, aber auch ein Werkzeug sozialer und politischer Trennung“, schreibt er weiter. „Innerhalb der Familie räumte man ein, dass man armenische Vorfahren hatte oder ein lange verstorbener Verwandter zum Islam konvertiert war. Aber diese Gespräche wurden geheim gehalten.“

Es wird interessant sein, zu beobachten, ob die Entdeckung von Vorfahren mit unerwarteter Ethnie oder Religion die Einstellung der Gesellschaft zum Türkentum verändert. Einstweilen warnt die regierungsnahe „Daily Sabah“, keine Fotos genalogischer Daten in sozialen Medien online zu stellen: Die Frage nach dem Mädchennamen der Mutter verwenden z.B. Banken als Passwortersatz – damit spiele man also Hackern in die Hände. RE

Links: “Turkish genealogy database fascinates, frightens Turks”, Bericht von Fehin Tastekin in der unabhängigen Online-Zeitung „Al Monitor“
Who are you again: Turks go crazy over genealogy service“, Bericht in der regierungsnahen „Daily Sabah“

Vereine

500.000 Sterbebilder aus Bayern

Das Mitmach-Projekt „Sterbebilder“ des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde BLF hat sich zum Erfolgsschlager entwickelt. Dank der tatkräftigen Mitarbeit von vielen freiwilligen Erfassern und dem Engagement des BLF-Sterbebilder-Projektteams haben wir zum 01.03.2018 einen durchsuchbaren Bestand von 500.000 Sterbebildern erreicht. Der bisherige durchschnittliche Jahreszuwachs liegt bei etwa 100.000 Sterbebildern! Die Sterbebilder-Datenbank soll weiter wachsen und allen Familienforschern für ihre Zwecke zur Verfügung stehen. Deshalb bittet das Sterbebilder-Projektteam: Stellen Sie uns Ihre Sterbebilder-Sammlung zur Verfügung! Bringen Sie Ihre Sammlung zu einem der vielen Forscher-Stammtische oder wenden Sie sich an einen der BLF-Bezirksleiter oder wenden Sie sich direkt an unsere Projektverantwortlichen Frau Anna Probst oder Herrn Walter Müller. Unser ehrgeiziges Langfrist-Ziel sind 1 Million Sterbebilder. Das Sterbebilderprojekt wird durch die Beteiligung der GFF aus Franken und der GFO (Oberpfalz) nun flächendeckend für ganz Bayern erfolgreich weiterentwickelt! Die Sterbebilder-Datenbank kann auch über die Metasuche des Vereins für Computergenealogie (CompGen) durchsucht werden.
(Manfred Wegele)

Termine

Famillement 2018 in Leeuwarden

Alle zwei Jahre veranstaltet das niederländische CBG Zentrum für Familiengeschichte das Famillement, den niederländischen Genealogentag. Für 2018 hat man angekündigt, am 03. Juni 2018 von 10-18 Uhr in Grenznähe zum deutschen Norden nach Leeuwaarden zu kommen. Bei dieser eintägigen Veranstaltung werden Vorträge und eine Ausstellung geboten. Die Famillements in Maastricht 2012, Leiden 2014 und Utrecht 2016 waren ein voller Erfolg und mit ca. 2.500 Besuchern einen Besuch wert.

70. Deutscher Genealogentag

Der Arbeitskreis Familienforschung Osnabrück e.V. lädt dazu ein, sich auf den Seiten des 70. Deutschen Genealogentages vom 5. bis 7. Oktober 2018 in Melle zu informieren und anzumelden. Die Teilnehmeranmeldung zum Genealogentag und auch zum Festabend „Meet and Greet“ am Freitagabend ist online möglich. Die Anmeldung als Aussteller (DAGV-Verein, sonstiger Verein und gewerbliche Aussteller) wird mit der Rücksendung der ausgefüllten PDF-Formulare möglich sein. Sie finden ebenfalls Informationen zu einer möglichen Unterstützung des Genealogentages durch Sponsoring oder Spenden. Wir freuen uns darauf, viele Familienforscher in Melle zu drei Tagen voller Information und Austausch begrüßen zu können. Sobald wir neue Informationen haben, werden wir diese auf der Homepage veröffentlichen.
(Irmtraud Tiemann 1. Vorsitzende)

Genealogischer Kalender

Für den Monat März 2018 sind 5 Termine, für April 2018 sind 7 Termine im „Genealogischen Kalender“ eingetragen.
Die Inhalte der Veranstaltungen sowie Uhrzeiten, Ortsangaben und Veranstalter finden Sie hier.