Newsletter 2003/12

Ursprünglich veröffentlicht unter: Newsletter 2003/12 • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

auch diese Ausgabe unseres Newsletters enthält wieder viele interessante Neuigkeiten. Sie erfahren u. a., welche Website den Award des 4. Quartals 2003 erhalten hat, wie die Programme DYNAS-TREE und TMG weiterentwickelt wurden, was der Salzburger Verein bietet und Sie erhalten Buch- und CD-Tipps. Viel Spass beim Lesen! (bw)

Internet

Ausgefeilte Technik und große Vielfalt

Computergenealogie-Award für Geiger-Zaehler.de

Der Computergenealogie-Award des vierten Quartals 2003 geht nach Winterbach bei Stuttgart. Oliver Geiger verwendet in seiner Website http://www.geiger-zaehler.de etliche interessante Designelemente und Navigationstechniken, die auch ausführlich erläutert werden.

Fangen wir an, die Website Schritt für Schritt zu analysieren. Die Einstiegsseite ist schlicht gehalten und der Betrachter fragt sich vielleicht noch etwas zaghaft: „Na ja, eine ‚ultimative Website‘ – was mag da wohl zu finden sein?“

Vorbildlich ist an dieser Stelle der Link zum Textmenü zu nennen. Dahinter verbirgt sich der Zugang zur Website auch für sehbehinderte Menschen. Leider ist nicht die gesamte Website durchgängig im Textmodus lesbar, aber allein die Tatsache, dass hier ein Anfang in Richtung barrierefreies Webdesign unternommen wird, ist schon lobenswert. Auch die Mehrsprachigkeit ist (noch) nicht überall gegeben, allerdings sind die wichtigsten Übersichtsseiten auf Englisch vorhanden. Das Folgende bezieht sich auf die deutsche Grafikversion der Website, zu der man über den Punkt „Weiter“ von der Startseite aus gelangt. Im oberen Bereich der Website ist durchgängig eine Menüleiste zu sehen. Über diese Leiste sind alle Hauptkategorien der Website zugänglich. Innerhalb dieses Menübereiches wird mit DHTML (Dynamic HTML) und Javascript gearbeitet. Leser, die in Ihrem Browser Javascript deaktiviert haben, oder deren Browser mit DHTML noch nicht richtig umgehen kann, müssen sich jetzt aber nicht abwenden, sondern haben über eine parallele Navigation im linken Bereich der Webseiten eine alternative Möglichkeit, die Website zu ersurfen.

Die Hauptkategorien der Website (Home, Genealogie, Reistagebücher, Kunstgalerie, Projekte, Über mich) werden jeweils einem Farbschema zugeordnet; das alle Unterseiten einer Kategorie verwenden. Beispielhaft und ausführlich erläutert ist die Navigation auf einer Hilfsseite: . Eine Suche innerhalb der Website ist von jeder Seite aus zugänglich. Die Sitemap zeigt eine Übersicht der gesamten Website.

Das Thema Genealogie nimmt den größten Raum der Website ein. Neben interessanten und ansprechend gestalteten Artikeln, wie „Was ist eigentlich Genealogie“ oder „Auswertung und Darstellung“, werden natürlich auch viele interessante Details aus der privaten Familienforschung präsentiert. Die Ahnentafel wird dabei mit dem Java-Applet „Dynamic Family Tree“ gezeigt, die Ahnenlisten wurden automatisch mit PAF erzeugt (vgl. S. 11). Im „Geiger-Forum“ ist ebenso Interessantes über die Herkunft der Familie als auch über „berühmte Geiger“ zu erfahren.

Ein absolutes „Schmankerl“ im Genealogiebereich der Website ist der „Stammbaum des lateinischen Alphabets“. Zu guter Letzt gibt es noch das „Genealogie-Lexikon“ in dem 2.347 Begriffe erfasst wurden und über verschiedene Suchstrategien abgefragt werden können.

Kleiner Wermutstropfen: die Seiten des Lexikons liegen auf einem Lycos-Server, der zwar kostenlos Webspace bietet, aber dafür ein lästiges Werbebanner einblendet. Trotzdem bleibt das Gesamturteil: Eine gelungene private genealogische Homepage, bei der man sich in punkto Design und Navigation viele Anregungen holen kann. (kpw)

Software

Gebündeltes Computergenealogie Wissen

CompGen-CD 2003/2004

Ende Dezember 2003 publiziert der Verein für Computergenealogie wieder seine Jahres-CD. Da die komplette genealogy.net Website inzwischen schon über 600 MByte an Daten einnimmt, erscheint dieses Jahr erstmals eine Doppel-CD, vollgepackt mit genealogischem Wissen und vielen Softwareprodukten (in Voll- oder Testversionen). So kann man ganz in Ruhe in der Winterzeit ohne Online-Kosten „offline surfen“ und neue Genealogieprogramme ausprobieren. Im einzelnen sind auf der Doppel-CD enthalten:

CD 1: Software

CD 2: Die genealogy.net-Website auf CD

  • Regionale Forschung, allgemeine Hilfen, Computergenealogie, Homepages von 35 Vereinen, private Homepages

Die CompGen CD 2003/2004 wird Ende Dezember an alle Mitglieder des Vereins für Computergenealogie, die im Jahr 2003 Mitglied sind, zusammen mit Heft 4 des Magazins Computergenealogie ausgeliefert. Im Jahr 2003 haben die Mitglieder des Vereins damit für Ihren Mitgliedsbeitrag von 35,– EUR drei genealogische CDs erhalten (die Genealogie-Service Lexikon-CD, die FOKO-CD 2003/2004 und die CompGen CD 2003/2004), sowie vier Ausgaben des Magazins Computergenealogie. Mitglieder sparen durch den Jahresbeitrag von 35,– EUR also sage und schreibe 34,50 EUR (gegenüber den Handelspreisen der entsprechenden CDs und Zeitschrift). Wer noch vor dem 31.12.2003 Mitglied wird, erhält natürlich noch alle Leistungen aus dem Jahr 2003 nachgeliefert. )

Wenn Sie kein Mitglied im Verein für Computergenealogie e.V. sind, können Sie die CompGen-CD 2003/2004 beim Verlag Genealogie-Service.de GmbH, Steinfurther Hauptstraße 23, 61231 Bad Nauheim zum Preis von nur 14,95 € zuzügl. Versand käuflich erwerben. (Kostenlose Bestell-Hotline: 0800/4363256)


Zur Nachahmung empfohlen

DYNAS-TREE Version 320 mit GOV-Anbindung

Im Mittelpunkt der neuen DYNAS-TREE Version 320 stehen die Anbindung des genealogischen Ortsverzeichnisses GOV – http://gov.genealogy.net – und die Unterstützung von FOKO – http://foko.genealogy.net – , der Aktion Forscherkontakte der DAGV.

FOKO ist eine Datenbank, mit der über ein sehr einfaches Format Kontakte zwischen Familienforschern hergestellt werden können. Der Forscher gibt hierzu seine erforschten Daten in einer Art Zustandsbericht in FOKO ein, und zwar nach dem Muster „ich habe den Namen xyz im Ort abc zwischen 1800 und 1900 erforscht“. Dabei wird in FOKO sehr viel Wert auf nur qualitativ hochwertige Daten gelegt: Ein Ortsangabe „Neustadt“ ist vollkommen nutzlos, da es diesen sehr häufig gibt. Der Ort muss also qualifiziert beschrieben sein, z.B. mit Postleitzahl oder besser noch mit unveränderbaren, eindeutigen geografischen Bezugsgrößen.

Im genealogischen Ortsverzeichnis GOV wird hierfür die GOV-Ortskennung verwendet, eine Erweiterung des sogenannten Maidenhead-Locators. Der Verein für Computergenealogie stellt im Rahmen der Gedcom 5.5 EL Initiative allen Softwareentwicklern, die eine FOKO-Schnittstelle in ihr Genealogieprogramm integrieren, unentgeltlich einen Auszug aus dem genealogischen Ortsverzeichnis zur Verfügung, das so genannte Mini-GOV.

DYNAS-TREE 320 ist nun das erste Programm, in das Mini-GOV integriert wurde. Neben der Ortsverwaltung und dem FOKO-Export sind in dieser neuen DYNAS-TREE-Version weitere Neuerungen zu finden: die Generierung einer Vektorgrafikdatei (Enhanced Metafile) für Baum- Kreis- und Sanduhrgrafiken, und die Möglichkeit, andere als BMP/JPG-Dateien an Personenprofile, Paare und Quellenzitierungen „anzuheften“.(kpw)


Der „Meister“ kennt sich aus

TMG jetzt mit „Orts-Kartographie“ und anderen neuen Funktionen

Vom amerikanischen Genealogieprogramm The Master Genealogist (TMG) liegt jetzt die neue Version v5.10.000 vor. Mit dieser Version werden alle Berichtsformate unterstützt – insgesamt 32! Es wurde eine Reihe neuer Funktionen hinzugefügt – Buch-Verwaltung, Orts-Information, Orts-Kartographie, Projekt-Assistent – und das Problem mit der Funktion „Optimieren“ gelöst; dazu unten mehr.

Die kostenlose Aktualisierung auf TMG v5.10 funktioniert mit jeder vorhergehenden Version von TMG v5.x. Um die Aktualisierung (24997877 Byte) herunterzuladen und hinzuzufügen, startet man TMG und geht ins Menü „Hilfe“ und wählt „Auf Aktualisierung prüfen“. Alternativ kann man auch „Check for a program update“ aus dem Windows-Start-Menü auswählen (Start-Programme-The Master Genealogist v5). Die Aktualisierung wird dann automatisch hinzugefügt. Beim nächsten Start von TMG erscheinen auf dem Startbildschirm die Versionsnummer „v5.10.000“.

Das Benutzerhandbuch (397 Seiten plus 37 Seiten Index), das schon in Druck gegangen ist und mit einer CD der vollständigen Version verschickt werden wird, steht bereits jetzt zum Herunterladen zur Verfügung (PDF, 991kB) unter

Doch nun zu den Erweiterungen und Verbesserungen der neuen Version. Zu den bereits aus v5.09.000 bekannten Berichten ist jetzt die letzten fehlenden Berichte „Liste der Namen“ und „Liste der Quellenangaben“ verfügbar. Ferner ist auch die Ausgabe einer Ahnentafel mit Quellenangaben möglich.

Die Benutzeroberfläche wurde ebenfalls leicht verändert und zeigt nun Menüs und Symbolleisten in einem neuem, modernen Erscheinungsbild. Außerdem enthalten einige Menü-Einträge zusätzlich Symbole, die die Navigation erleichtern.

Die neue Funktion „Projekt-neu-Assistent“ hilft dem Anwender bei den ersten Schritten, die zum Anlegen eines neuen Projektes und der Eingabe der ersten Personen in dieses Projekt gehören. Er hilft bei der Eingabe der ersten Person (einschließlich Geburtsdaten), der Eltern (mit Geburts-, Heirats- und Todesdaten) und einer Quellenangabe zu diesen Angaben. Der Assistent hilft also einem neuen Anwender dabei, schneller mit der Dateneingabe zu starten und dient als Grundlage für weitere Dateneingaben.

Diese neue „Buch-Verwaltung“ im Menü „Berichte“ erlaubt es, eine Folge von Berichten zu definieren, die in einer bestimmten Reihenfolge erzeugt werden sollen (z.B. die Kapitel eines Buches). Dazu werden verschiedene, bereits vorhandenen Berichts-Definitionen ausgewählt und zu einen „Buch“ zusammengefügt. Wenn dieses Buch nun gedruckt wird, werden alle diese Berichte auf einmal in der gewählten Reihenfolge ohne Unterbrechung auszugeben.

Diese Funktion eignet sich auch hervorragend für Anwender, die Merkmale für eine Gruppe von Personen ändern und dafür häufig mehrfach die Berichte „Liste der Personen“ (LdP) und „Liste der Ereignisse“ (LdE) benutzen. Sie können beispielsweise ein Buch erstellen, welches als erstes einen Bericht „Liste der Personen“ erstellt und ein bestimmtes Merkmal für alle Personen auf den Ursprungswert zurücksetzt. Danach können weitere LdP-Berichte folgen, welche diesem Merkmal für bestimmte Personen aufgrund ausgewählter Kriterien andere Werte zuweisen. Der Buch-Bericht in diesem Beispiel würde dann kein physikalisches Ergebnis haben, sondern nur dazu dienen, eine Reihe von mehreren sekundären Ausgaben auf einmal abzuarbeiten.

Jeder Berichts-Definition in einem Buch wird ein Symbol zur Seite gestellt, welches die Ausgabeart des Berichtes (Bildschirm, Drucker, Datei oder sekundäre Ausgabe) darstellt. Bei der Ausgabe eines Buche“, wird die Bildschirmausgabe unterdrückt. Es kann eine beliebige Anzahl von Büchern definiert und mit einem Namen gespeichert werden, um sie später noch einmal zu verwenden.

Bei den Berichts-Funktionen wurden darüber hinaus viele neue Filter-Optionen hinzugefügt und Fehler in anderen behoben. Einige Vorgabe-Einstellungen in Berichten wurden geändert, z.B. wird als Vorgabewert jetzt Kästchen in Diagrammen mit Schatten ausgegeben.

Der Bericht „Ahnenliste“ erlaubt jetzt die Ausgabe von Bildern, wenn der Bericht an eine Textverarbeitung gesandt wird. Außerdem erlaubt er jetzt im Spaltenformat auch die Ausgabe des Datums und der Quellenangabe bei Namensereignissen. Die Berichte „Familienblatt“ und „Personenblatt-Detailaufzählung“ können jetzt auch direkt an eine Textverarbeitung ausgegeben werden.

Für alle Berichte, die eine Karteikarte „Quellen“ haben, wurde die Option „Aufeinander folgende Fuß-/Endnoten zusammenfassen“ hinzugefügt. Diese Option fasst alle Fuß-/Endnoten für ein einzelnes Element unter einer Fußnotennummer zusammen (wobei Bemerkungen und Quellenangaben durch Semikolon getrennt werden). Wenn diese Option ausgewählt wird, ist die Funktion „Ibid. ausschalten“ automatisch ebenfalls ausgewählt.

In Satzstrukturen werden jetzt die Variablen FATHO, d.h. „FATHer Other“, Vater der anderen Hauptperson und MOTHO, d.h. MOTHer Other, Mutter der anderen Hauptperson unterstützt.

Beim Öffnen einer neuen Berichts-Definition werden jetzt die Einstellungen für die Papiergröße etc. aus dem Datei-Menü als Vorgabe übernommen. Die Drucker-Einstellungen (Papierformat, Ausrichtung, etc.) werden jetzt zusammen mit der Berichts-Definition gespeichert.

Im Menü „Berichte“ wurde ein Punkt „WWW-Auftritt mit Beispielberichten“ eingefügt, der direkt zu der Internet-Seite führt (s.u.).

Die neue Funktion „Orts-Information“ ermöglicht das automatische Durchsuchen von geographischen Online-Lexika nach Informationen zu einem bestimmten Ort. Diese Informationen können beispielsweise Koordinatenangaben, die aktuelle staatliche Zugehörigkeit, Höhenlage, Einwohnerzahl oder weitere Ortsnamen umfassen.

Hierzu wurde in den Fenstern mit Ortsangaben eine neue Schaltfläche „grüner Globus“ eingefügt, die als Voreinstellung in den Nachschlagewerke „US Geographic Names Information System“ (für Orte in den USA), „GEONet Names server“, „Gazetteer of Australia“ oder „Gazetteer of British Place Names“ nach Informationen sucht. Es können vom Anwender aber auch auf andere Informationsquellen eingebunden werden (s.u.).

Einige WWW-Auftritte sind auf ein bestimmtes Land begrenzt, während andere unbedingt die Angabe eines Ortsnamens und Bundeslandes etc. zwingend vorschreiben. Dem Anwender wird daher immer nur eine Liste der WWW-Auftritte angezeigt, die mit den vorhandenen Ortsangaben arbeiten können. Es ist daher nicht ungewöhnlich, wenn der Anwender verschiedene Suchmöglichkeiten für verschiedene Orte angezeigt bekommt.

In den meisten Fällen durchsucht die Funktion automatisch den ausgewählten WWW-Auftritt mit den vorhandenen Ortsangaben aus dem gewählten Datensatz. Es sind aber zusätzlich einige sehr hilfreiche WWW-Auftritte aufgeführt, die nur eine manuelle Suche erlauben.

Die neue „Orts-Kartographie“ erlaubt dem Forscher, automatisch auf eine Reihe von WWW-Auftritten zuzugreifen, um detaillierte Karten von Orten überall auf der Welt zu erhalten. Hierzu wurde in den Fenstern mit Ortsangaben neue Schaltfläche „blaue Windrose“ eingefügt, die eine Karte für den ausgewählten Ort erzeugen. Dabei wird auf die Services von Mapquest, Maporama, Topozone und TerraServer zurückgegriffen. Es können vom Anwender aber auch auf andere Informationsquellen eingebunden werden, wie weiter unten beschrieben.

Einige WWW-Services sind begrenzt auf Orte in bestimmten Ländern, während andere die geographische Länge und Breite erfordern. Dem Anwender wird eine Liste von WWW-Services angezeigt, welche zu den jeweiligen Ortsangaben passen. Es ist daher nicht ungewöhnlich, wenn verschiedene Kartographie-Angebote für verschiedene Orte angezeigt werden.

In den meisten Fällen durchsucht die Funktion automatisch den ausgewählten WWW-Service mit den vorhandenen Ortsangaben aus dem gewählten Datensatz. Es sind aber zusätzlich einige sehr hilfreiche WWW-Services aufgeführt, die nur eine manuelle Suche erlauben.

Sobald eine Karte erzeugt worden ist, variieren die verfügbaren Funktionen je nach WWW-Auftritt. Mit MapQuest können Sie beispielsweise leicht den Kartenausschnitt vergrößern und verkleinern, Anfahrtshinweise erhalten, eine Karte als E-Mail versenden, (teilweise) auch Luftaufnahmen erhalten oder andere Funktionen nutzen.

Unter „Aktuelles Projekt-Weitere“ kann der Forscher ein Land vorgeben, welches in den oben beschriebenen neuen Orts-Hilfen „Orts-Information“, „Orts-Kartographie“ benutzt wird, wenn für den Ort keine Angabe für das Land existiert.

Obwohl die Funktionen „Orts-Informationen“ und „Orts-Kartographie“ bereits eine lange Liste von WWW-Services unterstützen, finden Anwender vielleicht weitere nützliche WWW-Services oder möchten diese Funktion in anderer Weise an Ihre Bedürfnisse anpassen. Ein Weißbuch Customizing the Place Information and Place Mapping Features wurde für erfahrene Anwender entworfen und steht jetzt zur Verfügung unter http://www.WhollyGenes.com/files/placeini.rtf.

Beim Datenaustausch wurde der Import für einzelne Problemdateien von PAF, Generations, UFT und Gedcom wurde verbessert. Weiterhin wird jetzt der direkte Import (GenBridge) von Legacy 5 unterstützt. Beim Gedcom-Export werden jetzt auch Verweise zu Exponaten eingefügt.

Es wurden viele weitere kleine Verbesserungen eingebaut: Bei Dateinamen für Projekte, Hervorhebungen, Berichte und Filter werden jetzt Groß- und Kleinbuchstaben unterstützt. Im Feld „geographische Koordinaten“ (Länge/Breite) werden jetzt diverse Schreibweisen erkannt, was das Kopieren und Einfügen diese Angaben von Internetseiten deutlich erleichtert. Die Zeittafel-Verwaltung verfügt nun über eine Option (Karteikarte) um anzuzeigen, welche Zeittafeln global oder nur mit einer einzelne Person verknüpft sind. Die Übersetzungen für afrikanns, dänisch, niederländisch, deutsch, norwegisch (zwei Dialekte) und italienisch wurden aktualisiert, ebenso die englische Hilfe-Datei. Und man hat viele von Anwendern gemeldete Fehler behoben.

TMG 5 enthält noch keine Möglichkeit für die Ausgabe von Berichten im HTML-Format. Für alle, die noch nicht das Companion-Programm Second Site von John Cardinal (siehe unten) zum Erstellen von Internetseiten nutzen, wird die nächste Veröffentlichung eine einfache Ausgabe im HTML-Format für Listen und erzählende Berichte (einschließlich verknüpften Endnoten, Bildern, Inhaltsverzeichnis und Bibliographie) beinhalten. Das Format wird vergleichbar mit dem von TMG 4 sein.

Wie oben bereits angedeutet, gibt es einen WWW-Auftritt mit Beispielberichten, die mit TMG 5 erzeugt wurden: . Der neue WWW-Auftritt wurde eingerichtet, um die verschiedenen in TMG 5 zur Verfügung stehenden Bericht-Typen vorzustellen und einige seiner flexiblen Berichts-Funktionen herauszuheben. Der WWW-Auftritt umfasst Miniaturen und Vollversionen von mehr als 100 benutzerdefinierten Berichten. Wie bereits erwähnt, enthält die Aktualisierung auf v5.10 einen Punkt im Menü „Berichte“, der es sehr einfach macht, auf der Suche nach Ideen die Seite mit den Beispielberichten aufzurufen.

Zu TMG sind eine Reihe von Erweiterungen erhältlich, die hier kurz erwähnt werden sollen. Zum Erlernen des Umgangs mit TMG v5 sind zwei englische Trainings-Videos erschienen, die sich an Anfänger und fortgeschrittene Nutzer wenden, siehe .

Des Weiteren gibt es ein englisches Buch mit Tipps und Tricks von erfahrenen TMG-Anwendern. Getting The Most Out of The Master Genealogist enthält 300 Seiten mit Erläuterungen zu vielen TMG-Funktionen; siehe .

Die Daten aus TMG können jetzt auch von einigen Genealogieprogrammen für PDA-Computer gelesen werden. Gleichgültig ob PalmOS ) oder Pocket-PC oder ein Windows Betriebsystem ).

Das Erstellen von professionelle Internetseiten mit ihren TMG-Daten ist eine Leichtigkeit mit „Second Site“. Dieses Programm liest die TMG-Daten direkt (ohne Gedcom) und berücksichtigt ihre Satzstrukturen, Ausschluss-Marken, sensible Daten, Formatierungen und Weiteres. Ohne HTML beherrschen zu müssen, können dort lebende Personen ausgeschlossen und hunderte verschiedener Design-Möglichkeiten genutzt werden; siehe .

WhollyGenes unterhält einen eigenen Diagramm-Druckservice, der es erlaubt Diagramme bis 91 x 914cm auf einem Blatt schweren Papiers zu drucken. Es gibt in TMG im Menü „Berichte“ sogar einen Menüpunkt, der es noch einfacher macht, die Diagramme zum Drucken zu senden; siehe .

Auf den oben genannten Internetseiten steht eine vollständige Produktbeschreibung zur Verfügung. Eine Gesamtübersicht von allen „Companion Products“ gibt es unter http://www.WhollyGenes.com. (jd)

Wissen

Ein zweiter Blick

Historisches über Luxemburg

Zum „Blick über den Zaun“ aus dem letzten Computergenealogie-Newsletter erreichte uns ein Leserbrief mit einigen Ergänzungen.

Es ist interessant, dass die vor zig Generationen nach Siebenbürgen ausgewanderten Luxemburger noch immer Lëtzebuergesch sprechen, wenn auch nicht mehr so wie es jetzt von uns praktiziert wird und seit es unsere Nationalsprache geworden ist.

Anfang des 19ten Jahrhunderts sind aber auch sehr viele Luxemburger nach Nordamerika ausgewandert. Auch dort sprechen die älteren Jahrgänge noch Lëtzebuergesch.

Zu bemerken ist noch, dass der Wiener Kongress von 1815 wohl das Großherzogtum Luxemburg geschaffen hat, dabei aber die Gebiete von Bitburg, Prüm und Schleiden von Luxemburg abgetrennt wurden. Im Londonder Vertrag von 1839 wird das Großherzogtum Luxemburg zu einem eigenen Staat gemacht, verliert aber dabei die westlichen Gebiete an Belgien, heutige Province de Luxembourg, und trennt somit die luxemburgische Bevölkerung welche sechs oder sieben Jahrhunderte zusammen gelebt hatte.

Wer in Luxemburg genealogische Nachforschungen betreiben möchte findet in der Bibliothek der A.G.H.L. in Mersch mit viel Fleiß und Ausdauer sehr interesssante Quellen.

Andererseits sind seit dem 19ten Jahrhunderte auch viele Immigranten nach Luxemburg gekommen, aus Italien als Maurer, aus Deutschland, Salzgitter, Hüttenarbeiter und aus den Anrainergebieten Grubenarbeiter. Das war der Anfang der Erzhütten und Stahlindustrie welche bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts den Reichtum des Großherzogtums Luxemburg geschaffen haben. Seit ca 1960 haben die Portugiesen die Nachfolge der italienischen Einwanderer übernommen. Heute leben in Luxemburg bei etwa 440.000 Einwohnern mehr als 170.000 Nichtluxemburger, wobei Portugiesen fast 40% ausmachen, gefolgt von den Italienern und Franzosen mit je ca 13%, Belgier 10%, Deutsche 7% und der Rest verteilt sich auf mehr als 150 verschiedene Nationalitäten. Für den Genealogen also ein sehr großes Forschunggebiet, was sehr interessant aber nicht sehr einfach ist. (Roby Kratzenberg)

Vereine

Visitenkarte

Salzburger Verein

Um ihrem evangelischen Glauben treu bleiben zu können, müssen in den Jahren 1731 bis 1735, aber auch schon früher, ca. 20.000 Salzburger ihre Heimat in den Bergen des damaligen geistlichen Fürstentums Salzburg verlassen. Der Landesherr, das ist hier der Fürsterzbischof von Salzburg, kann nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) seinen Landeskindern den Glauben vorschreiben. In Wechselwirkung mit Bekehrungsversuchen und zeitweiliger Anpassung spitzt sich die Situation zu, und am 11. November 1731 wird das vom Erzbischof erlassene Emigrationspatent vom 31. Oktober 1731 veröffentlicht. Danach müssen die „unangesessenen“ Evangelischen – das waren die ohne Grundbesitz – binnen acht Tagen das Land verlassen, die „Angesessenen“ sollen ihnen nach ein bis drei Monaten folgen.

Auf dem Treck der Emigranten durch die deutschen Länder erreicht sie die Nachricht, dass der preußische König Friedrich Wilhelm I. am 2. Februar 1732 ein Einwanderungspatent erlassen hat. Darin erklärt er sich bereit, die evangelischen Salzburger in Preußen aufzunehmen. Die meisten von ihnen, etwa 16.000, kommen deshalb nach Preußen und werden in Ostpreußen angesiedelt. Der Mittelpunkt des Siedlungsgebiets ist Gumbinnen.

Hier wird im Januar 1740 durch Kabinettsorder Friedrich Wilhelms I. das Salzburger Hospital gegründet und bald können die ersten 40 „alten und siechen“ Salzburger aufgenommen werden. Aus dieser eigenständigen karitativen Einrichtung entsteht die heute noch existierende Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen, die mehr als 200 Jahre lang, bis 1945, alte und bedürftige Menschen Salzburger Herkunft betreut.

Der Salzburger Verein ist bemüht, die Nachkommen der salzburgischen Emigranten zu vereinigen und er fördert die Familienforschung der Salzburger Emigranten und deren Nachkommen. Durch die Patenschaft des Landes Salzburg wird die Verbindung zum Land der Vorfahren gepflegt und gefestigt.

Der Salzburger Verein wurde am 22. Februar 1911 während des Salzburgerfestes mit einem Gottesdienst in der Salzburger Kirche in Gumbinnen in Ostpreußen gegründet.

Mit all seinen Höhen und Tiefen bleibt der Verein fast bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges bestehen. Am 16. Mai 1954 findet in Bielefeld die Wiedergründung des Salzburger Vereins statt. Gleichzeitig übernimmt die Salzburger Landesregierung die Patenschaft über den Verein. Im Laufe der Jahre werden mehrere Landesgruppen gegründet, seit der Maueröffnung auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR.

Der Verein fördert in besonderem Maße die Familiengeschichtsforschung für die Nachkommen der salzburgischen Emigranten.

Seit 1963 erscheint vierteljährlich „Der Salzburger.“, das Mitteilungsblatt des Vereins, dessen Schriftleiter bis 1995 Horst-Günter Benkmann ist, mit Familienrundfragen. (Der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten.) Seit 1996 wird diese Aufgabe von der Geschäftsstelle der Salzburger Vereinigungen in Bielefeld wahrgenommen. Kontakte zur Heimat der Vorfahren werden durch regelmäßige Vereinstreffen im Salzburger Land gepflegt.

Kontaktadresse:
Salzburger Verein e.V. – Vereinigung der Nachkommen salzburgischer Emigranten
Memeler Straße 35
D – 33605 Bielefeld
Telefon (05 21) 299 44 04 (di. 11 – 15 Uhr)
Fax (05 21) 299 44 05
E-Post: mailto:SalzburgerVerein@compuserve.de
Internet: http://salzburger.homepage.t-online.de

Präsident:
Wolfgang Neumann
Annemarie-Vogel-Straße 8
D- 30900 Wedemark
Telefon (0 51 30) 37 41 21
Fax (0 51 30) 37 41 22
E-Post: mailto:wosa.neum@t-online.de

Medien

Eine Milliarde Karteikarten

60 Jahre nach Kriegsende erscheint eine Geschichte des Reichssippenamtes

Um etwa 1935 gab es in Deutschland 23.368 evangelische und katholische Pfarrämter mit zusammen etwa 500.000 Kirchenbüchern, diese wiederum enthielten etwa drei Milliarden Einzeleinträge an Taufen, Heiraten und Sterbefällen. Den Versuch nationalsozialistischer Sippenforscher, die Kirchenbücher zu verfilmen und inhaltlich in etwa eine Milliarde Karteikarten zu übertragen, und was daraus geworden bzw. übrig geblieben ist, beschreibt Diana Schulle in dem Buch Das Reichssippenamt.

Aber das Buch enthält auch noch weitere Informationen über einen verdrängten Zeitabschnitt der deutschen Genealogie-Geschichte – denn die leitenden Persönlichkeiten im Reichsippenamt und seinen zahlreichen Unter- und Nebenorganisationen waren mehrheitlich Genealogen. Die Verfasserin untersuchte für eine Dissertation als erste umfassend die historische Entwicklung des Amtes in Berlin und seine Auswirkungen im ganzen Reichsgebiet. Zahlreiche Akten in Abteilungen des Bundesarchives, Quellenmatrial in kirchlichen und genealogischen Archiven und Zeitzeugenaussagen sind die Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit.

Die 416 Seiten des Werkes sind nicht leicht zu lesen. Aber heutige Familiengeschichtsforscher können nun endlich im historischen Zusammenhang Erklärungen für Begriffe wie Arier, Ariernachweis, Ahnenpass, Ahnenstammdatei oder kleiner und großer Abstammungsnachweis erhalten. Chronologisch wird die Verwirklichung der pseudowissenschaftlich begründeten Rassentrennung zwischen „Deutschstämmigen“ und „Fremdstämmigen“, sowie die eugenische Ausgrenzung von Erbkranken, Homosexuellen, Verbrechern usw. beschrieben.

Mit den „Fremdstämmigen“ waren an erster Stelle „Juden“ gemeint, denen man aus irrationaler oder religiöser Motivation schon lange vor der NS-Zeit die Schuld an gesellschaftlichen Missständen unterstellte. Aber auch Zigeuner, Asiaten oder Afrikaner waren als Ehepartner „deutschblütiger“ Volksgenossen nach den Nürnberger Rassegesetzen von 1933 verboten. Bewerber um eine Beamtenstelle, eine Parteimitgliedschaft oder für eine Heiratserlaubnis mussten darüber hinaus nachweisen, dass sie und ihre Partner „arischer“ Abstammung seien, d.h. kein „fremdes Blut“ in sich trügen.

Reichsweit entstand ein großer Bedarf an persönlichen Abstammungsnachweisen, waren doch die wenigsten Menschen Familienforscher und besaßen fertige Ahnentafeln. Für Daten vor 1876, vor der Einrichtung der Standesämter, stellten überall im Land zunächst Pfarrer Geburts- und Heiratsurkunden aus. Auch „idealistisch“ begeisterte Lehrer leisteten Forschungsarbeit in den Kirchenbüchern, ebenso Hunderte von gewerblich orientierten, selbst ernannten „Sippenforschern“. Eine inzwischen geschaffene „Reichsstelle für Sippenforschung“ sollte das alles koordinieren und beaufsichtigen, um Fehler oder Fälschungen zu verhindern.

Psychologisch sehr interessant ist die Darstellung der Karriere-Geschichten der beiden aufeinander folgenden Leiter der Reichsstelle, dem späteren Reichssippenamt, Dr. Achim Gercke und Dr. Kurt Mayer, beide Genealogen mit Funktionen in zivilen familienkundlichen Vereinen; der erste war Chemiker, der zweite humanistisch gebildeter Historiker.

Gercke trat bereits 1926 als Student mit einer berufsständischen Statistik über den Grad der „Verjudung“ deutscher Universitätsprofessoren hervor, wobei er versicherte, „den akademischen wie auch sachlichen Ton nach allen Seiten zu wahren“. 1931 wurde er von der NSDAP zum Leiter einer Auskunftstelle über jüdische Zeitgenossen berufen, wozu seine selbst gesammelte „Fremdstämmigenkartei“ mit 400.000 Karten diente. Er verfasste Entwürfe für die Rassentrennungs-gesetze, wonach u. a. bei unwahren Rasseerklärungen sogar die Todesstrafe hätte verhängt werden können. Nach der Machtergreifung der NSDAP wurde er 1933 Sachverständiger für Rasseforschung beim Innenministerium und „Führer“ der Reichsstelle.

Zu seinen Aufgaben gehörte die Einbindung der Standesämter, verschiedener Parteiämter, SA- und SS-Stellen, Bauern- und Lehrerverbände, der genealogischen Vereine und ihrer Datenbestände, und nicht zuletzt der kirchlichen Archivämter um die „völkische Erneuerung“ einzuleiten. Neben der ideologischen Richtlinienvorgabe ging es immer mehr um die praktische Aufgabe der Erfassung der oben genannten 500.000 Kirchenbücher und ihre zentrale Auswertbarkeit durch Verkartung. Inzwischen hatten die genealogischen Mitarbeiter der Reichsstelle in vielen vorgetragenen Entscheidungsfällen bei der Prüfung der Richtigkeit von Ahnennachweisen häufig Fehler der örtlichen „Sippenkanzleien“ und anderer Aussteller bemerkt. Es sollte deshalb zentral mit Hilfe einer riesigen „Reichssippenkartei“ Abstammungsnachweise ausgestellt bzw. überprüft werden können. Zwischen den interessierten Organisationen entstand ein Methodenstreit darüber, ob die Aufgabe per Verfilmung aller Kirchenbücher und zentrale „Verkartung“ der geschätzten drei Milliarden Einzeleinträge in überschaubarer Zeit zu bewältigen sei. Die erfahrenen Leiter der zivilen „Deutschen Zentralstelle für Genealogie“, Dr. Lorenz und Dr. Hohlfeld z. B., verneinten dies. Sie wurden bald darauf mitsamt großer eigener Kartei (Ahnenstammkartei, ASTAKA) und Vereinspersonal in die Reichstelle eingegliedert.

Schließlich scheiterte der eifernde Antisemit Gercke und Propagandist für „sauberes und vorbildliches Familienleben“ 1935 an sich selbst. Wegen eines Kontakts zu einem Angehörigen einer staatlich diffamierten Minderheit wurde er selbst zu einer auszugrenzenden „Angelegenheit“. Er erhielt Betätigungsverbot, kam 1943 in ein Bewährungsbataillon und in russische Kriegsgefangenschaft. Die Verfasserin konnte ihn noch als fast 90-Jährigen befragen, musste nach eigenen Worten aber dazu ermutigt werden. Abweichend von der sonst wissenschaftlichen Diktion bewertet sie die Gründe für Gerckes Absetzung als fadenscheinig. Zu dieser Einschätzung mag beitragen, dass der Nachfolger Dr. Kurt Mayer, eine noch rabiatere Führerfigur, schon vorher gegen Gercke intrigiert hatte.

Im Gegensatz zu Gercke war der Heraldiker Mayer nicht nur parteigestützt, sondern gehörte auch der SS an. Die SS forderte von ihren Angehörigen besonders weitreichende Ahnenproben bis zurück in die Zeit um 1750 und betrachtete die „biologisierte“ Genealogie als Mittel zur „Elite-Züchtung“.

Mayer hat von Gercke dessen wichtige Kartei übernommen und verfolgte weiter das organisatorische Ziel der vollständigen Erfassung der Kirchenbücher. Die schon von Gercke angestrebte Unterordnung des Standesamtwesens konnte auch er nicht erreichen. Zwar wurde die Stelle 1942 zum Reichssippenamt erhoben, aber es gab dafür kein eigenes Reichssippenamtsgesetz, das dem ehrgeizigen Machtmenschen die vollständige, auch wirtschaftliche Eigenständigkeit und weitere Kompetenzen ermöglicht hätte. Dazu kam 1939 der Krieg mit Personalentzug und Materialmangel. Die vor dem Krieg oft rigoros zu Ungunsten der Antragsteller gefällten Entscheidungen in Fällen ungenauer Ahnen-Dokumentation mussten auf Druck anderer Organe aus Partei und Wehrmacht pragmatischer „in dubio pro reo“ ausfallen. Die zeitliche Nachweis-Schwelle der Ahnenprobe wurde mit Ausnahme von SS-Anträgen oft zurückgenommen.

Der „Stellvertreter des Führers“, Bormann, erklärte die Arbeit des Reichssippenamtes für „kriegswichtig“. Man sorgte sich um die bombensichere Unterbringung oder Evakuierung der bisher angelegten Karteien, deren Karten zum Teil farbig markiert waren, die von „Voll-Juden“ z.B. dunkelrot.

Um die Aufsicht über die regionalen Nachweisstellen, wie die kirchlichen Landessippenämter oder Stadtsippenämter zu gewinnen, richtete Mayer bis 1943 in 24 der 42 Reichsgaue Gausippenämter ein. Der Genealoge Dr. Friedrich Wecken gratulierte dazu. Der NS-Staat konnte fest mit der Loyalität des neuen Berufsstandes der Sippenforscher rechnen.

Das im Sippenforschungsgeschäft „gleichgeschaltete“ Verhalten anderer namhafter Genealogen wie Lorenz, Hohlfeld, Euler, Körner, Themel, Wentscher, Wasmannsdorff usw. ist aus den Akten des Reichssippenamtes nur punktuell zitiert. Vermutlich war keiner von ihnen aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, sein familienkundliches Hobby zur Richterfunktion über die Wertigkeit von Blut und Leben Anderer zu missbrauchen oder dafür in irgend einer Form zuzuarbeiten .

Auffällig ist, dass das ganze inhalts-schreckliche Buch nur von Männern handelt, von ihren Karrierekämpfen, Denunziationen und Intrigen. Die einzige namentlich genannte Frau (von Marchthaler) ist nur deshalb aufgefallen, weil sie von Mayer wegen einer fachlichen Widerspenstigkeit beleidigt wurde. Nur der gemeinsame Antisemitismus, Fremdenhass und das absurde Ziel der „Rassenverbesserung“ scheint diese politisch privilegierte Männerkaste zusammengehalten zu haben. Manche mögen auch nur autistisch an ihren Karteikästen gehangen haben.

Mayer hat nach dem Krieg Selbstmord begangen, und „sippenhaftend“ auch seine unschuldigen Kinder mit in den Tod genommen. Damit endet das Buch prätentiös tragisch, ohne dass vorher an irgendeiner Stelle das emotionaliserende Wort Auschwitz gefallen wäre. Stattdessen geht die Verfasserin im Schlusskapitel wissenschaftlich ambivalent auf die Schuldfrage ein: Es ist richtig, dass die Leiter und genealogischen Mitarbeiter des Reichssippenamtes nicht die Absicht des Massenmordes verfolgten. Sie erfuhren möglicherweise erst ab 1943 von den Folgen der eigenen „unbarmherzigen Arbeit … der Ausscheidung fremden Blutes“. Die zugrundeliegenden Gesetze ihrer Arbeit sahen keine Tötungung bzw. Massenvernichtung, sondern „nur“ Selektierung und örtliche Aussonderung vor. So konnten sie sich formaljuristisch von aller Mitschuld am Völkermord selbst freisprechen, soweit sie das Wissen von den tatsächlichen Vorgängen leugnen oder verdrängen konnten.

Der einzige im Buch Genannte, der wenigstens aus spätem Wissen heraus „anständig“ handelte, war der Rassenreferent Dr. Bernhard Lösener. Er ließ sich aus dem Innenministerium versetzen, als er 1942 erkannte, dass es bei seinen Fallentscheidungen um Leben und Tod der Betroffenen ging. Vielleicht hätte die Verfasserin dezidierter gewertet, wenn ihr gegenwärtig gewesen wäre, wie 1995 der Bundesgerichtshof die NS-Militärrichter beurteilte, die in den letzten Kriegsmonaten noch Todesurteile über Soldaten fällten: Sie wurden als „Blutrichter“ und ihre Tätigkeit als verbrecherisch bezeichnet, obwohl sie sich auf Gesetze berufen konnten.

Die grotesken Vorgänge im Reichssippenamt und im ganzen anhängenden Sippenwesen geordnet zu beschreiben und rational zu erklären mag der Verfasserin schwer gefallen sein, wie es im Vorwort angedeutet ist. Auch der abschließende Exkurs, eine Antwort aus der naturwissenschaftlichen Chaos-Theorie über das geheimnisvolle Wirken von gesellschaftlichen Mikrosystemen auf Makrosysteme zu finden, klingt ratlos. Selbst die Psychoanalyse von paranoiden Massensyndromen gibt ja keine befriedigende Antwort darauf, wie eine Wiederholung einer solchen Schreckens-Geschichte verhindert werden kann. Die Forschungsarbeit von Diana Schulle informiert nach 60 Jahren über alle Teilbereiche des Geschehens, was manchem gern schlussstrichziehenden Zeitgenossen nicht gefallen mag. Jeder geschichtsbewusste Familienforscher sollte dieses längst fällige Buch kennen lernen und sich seine eigenen Gedanken darüber machen. (Hans-Peter Wessel) Diana Schulle: Das Reichssippenamt. Eine Institution nationalsozialistischer Rassenpolitik; Logos-Verlag Berlin; 2001; 40,50 €


Neues aus Brühl

Digitalisierte Kirchenbücher auf CD

Das Nordrhein-Westfaelische Personenstandsarchiv Brühl hat damit begonnen, die große Sammlung von rheinischen Kirchenbüchern in hervorragender Qualität einzuscannen und in einer „Edition Brühl“ über den Patrimonium Transcriptum Verlag GmbH (Berliner Freiheit 36, 53111 Bonn, Fax 0228-96-985-84) anzubieten. Die erste bereits verfügbare Doppel-CD enthält die Kirchenbücher der katholischen St. Margaretha-Pfarrei in Brühl von 1655-1800. Der Preis beträgt 54,50 €. Weitere Orte, die ab Januar 2004 verfügbar sein werden, sind: Lendersdorf (rk ab 1656), Mariaweiler (rk ab 1630), Friemersheim (ref ab 1641), Vluyn (ref ab 1673), Borschemich (rk ab 1772), Breberen (rk ab 1725), Saeffeln (rk ab 1699), Waldfeucht (rk an 1616), Wehr (rk ab 1733) und Köln (niederl.-ref T 1571-1591, H 1588-1591). Bis zum 5.12.03 gibt es 10% Subskriptions-Nachlass! Die Web-Adresse des Personenstandsarchives Brühl: (gj)


Stadt, Land, Fluss für den PC

Digitalisierte historische Karten und Ansichten

Neben historischen niederländischen Büchern und Zeitschriften (siehe „Digitale ‚Schätze‘ …“ im Newsletter 11/2003) hat die Stiftung Historic Future (Postbus 5163, 1410 AD Naarden/NL ) auch historische Atlanten, Karten und Städteansichten in digitaler Form veröffentlicht. Sie können auch bestellt werden bei: Uitgeverij Alvo, Buitenwatersloot 142, 2613 SV Delft, Tel. 015-2146963 http://www.onserfgoed.com

Hier eine Auswahl der CDs:

  • Atlanten aus dem 16. Jh.: Abraham Ortelius, Theatrum Orbis Terrarum 1570 mit 53 Karten aus allen Ländern der Welt; ‚Spiegel der Welt‘ von Zacharias Heyns 1598, ein Reiseatlas mit 80 Karten, sowie zahlreiche Karten aus Civitates Orbis Terrarum von Braun und Hogenberg 1572; 25 €
  • Seekarten aus dem 16. Jh.: ‚Spiegel der Seefahrt‘ von Lucas Janszoon Waghenaer ca. 1580, 46 Karten; dazu der Atlas von Battista Agnese 1544 mit 10 genauen Seekarten; 25 €
  • Die Niederlande um 1600: Germania Inferior, Atlas der 17 Provinzen, Atlas von Joan Blaeu, Atlas Novus Inferior 1645; Nederlandtschen Landtspiegel 1599 von Zacharia Heyns und Städteansichten 1652; 25 €
  • De Niederlande um 1700: ‚Vyerighe Colom‘ von Jacob Aertsz Colom 1696, 73 Karten aus Vereenigde Nederlanden of Zeven Vrye Provincien‘ von Jan Christiaan Sepp 1773 und 42 Karten aus ‚Stadtansichten mit Versen‘ von Anfang des 18. Jahrhunderts; 25 €
  • 68 Weltkarten aus dem 16.-18. Jahrhundert, zwei CDs; 50 €
  • Deutschland um 1600: Atlas Novus Germani mit 57 Karten und der Atlas Novus Nord-Europa mit 22 Karten. 25 €
  • Canada: ca. 40 Karten 1565-1850; 25 €
  • Amerika: 1566-1769 im SID-Format (professioneller als JPG ohne Schärfeverlust); 25 € (gj)

Kaleidoskop

Termine

Für den Monat Dezember sind 16 genealogische Termine in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Flensburg, Hamburg, Hanau, Kassel, Kiel, Münster, Osnabrück, Raunheim und Stuttgart im „genealogischen Kalender“ eingetragen. Die Inhalte der Veranstaltungen, sowie Uhrzeiten, Ortsangaben und Veranstalter finden Sie unter http://www.genealogy.net/gene/kalender.html.

Umfrage

Im letzten Monat wollten wir von Ihnen wissen: „Was hält Ihre Familie von Ihrem Hobby?“? Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (63 Prozent) konnte getrost behaupten: „Sie interessieren sich zwar nicht dafür, lassen mir aber meinen Spass.“ 26 Prozent der Befragten sind in Sachen Forschung keine Einzelkämpfer, denn „mehrere Personen aus der Familie/Verwandtschaft betreiben ebenfalls Familienforschung“. Bedauernswerte 12 Prozent fühlten sich gedrängt, die Antwort „Gar nichts, die halten mich für verrückt.“ anzukreuzen.

In unserer neuen Umfrage fragen wir: „Haben Sie eine genealogische Homepage?“ Stimmen Sie gleich mit ab unter http://www.computergenealogie.de.