Newsletter 2001/11

Ursprünglich veröffentlicht unter: Newsletter 2001/11 • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Was braucht man, damit man ins Internet gehen und die „Segnungen“ moderner Kommunikationstechnologie nutzen kann? Einen PC, ein Modem (o.ä.), einen Telefonanschluss, geeignete Software und einen Provider? Das reicht noch nicht. Kenntnisse im Umgang mit Programmen und die Bereitschaft, dazuzulernen? Immer noch nicht genug! Da fehlt noch etwas ganz Wesentliches, und zwar die Fähigkeit, Frust jeglicher Art ertragen zu können! Computer und Internet bieten tolle Möglichkeiten. Aber leider funktionieren sie nicht immer so, wie sie sollten. Und das ist manchmal wirklich schwer zu ertragen.

  • Warum tut das Programm jetzt nicht das, was ich will?
  • Warum kommen meine Mails an Mailinglisten nicht an?
  • Warum antwortet mir keiner auf meine Mails?
  • (Oder manchmal auch: Warum bekomme ich auf einmal soo viele Mails?)
  • Warum ist meine Homepage (oder eine andere Internetseite) gerade nicht erreichbar?
  • Warum sieht meine Homepage in verschiedenen Browsern so unterschiedlich aus?

Die Liste der Fragen ließe sich beliebig verlängern. Einige der Probleme sind technisch bedingt, andere werden von anderen Leuten verursacht. Ja, es gibt im Internet jede Menge andere Nutzer. Die sind mehr oder weniger erfahren, intelligent, aufmerksam, verständnisvoll, gestresst, genervt und wer-weiss-was noch alles. Und all dies tut sich der Durchschnitts-Internetnutzer Tag für Tag an. Listenteilnehmer(in) XY hatte einen schlechten Tag im Büro – da tut es gut, sich in der Mailingliste ein wenig über irgendetwas aufzuregen. Teilnehmer(in) YZ fühlt sich missverstanden und ist viele Mails lang aufrichtig beleidigt und tief getroffen. Aber trotz aller Schwierigkeiten rauft man sich meistens wieder zusammmen. Neben den ganzen negativen Dingen passiert doch so viel Positives, dass wohl kaum jemand auf seinen PC und das Internet verzichten möchte. Ein wenig im Internet suchen und andere Leute fragen – und plötzlich funktioniert das Programm wie gewünscht. Die Mails kommen nach ein paar Stunden doch an. Nachdem man schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte, wird eine Mail doch noch beantwortet. Die Homepage ist wieder erreichbar. Missverständnisse konnten beseitigt werden. Ein toller Fund in einer Datenbank, ein neuer, vielversprechender Kontakt, ein toter Punkt, der mit Hilfe anderer überwunden werden konnte … ein netter Chatabend, an dem man feststellt, dass es anderen ja genau nicht anders geht als einem selbst. Schließlich und endlich: Eine neue Ausgabe des Computergenealogie-Newsletters mit vielen Anregungen und Informationen – da sieht die Welt doch gleich schon wieder ganz anders aus 😉 Viel Spass beim Lesen! (Birgit Wendt)

Internet

Viele Informationen unter einem Dach

Portal für Ortsfamilienbücher

Unter der Adresse http://www.ortsfamilienbuch.de hat der Verlag Genealogie-Service.de GmbH ein Portal geschaffen, in dem viele Links zu Ortsfamilienbüchern zu finden sind. Unter dem ersten Punkt „Eigene Ressourcen zum Thema OFB“ ist eine Datenbank aller OFBs zu finden, die der Verlag in seinem Lieferprogramm hat. Die Datenbank ist in dieser Art sicherlich einmalig und bietet dem Forscher erstmalig die Möglichkeit, ein für ihn interessantes OFB auch gleich online zu bestellen.

Die „Anleitung zur Erstellung eines Ortsfamilienbuches“ wurde von Peter Dörling zusammengestellt und ist eine gute Ergänzung zu anderen Fachausführungen, in denen es meist um die korrekte Ausführung eines OFB geht, aber in denen oft die tagtägliche Arbeit am OFB zu kurz kommt. Viele Tipps und Tricks sind zu finden.

Die weiteren Unterpunkte auf der Portalseite führen auf externe Seiten. Der Link „Online OFBs“ führt z. B. zu den Online-Publikationen des Vereins für Computergenealogie. Die weiteren Links führen zu Verzeichnissen, in denen oft mehrere Hundert Ortsfamilienbücher katalogisiert worden sind.

Abgerundet wird die Seite mit einem Angebot doch einmal zu überlegen, ob die Genealogie-Service.de GmbH nicht sogar der geeignete Partner für das Verlegen eines OFBs sei. Der Verlag hat sich zum Ziel gesetzt, gerade Kleinauflagen zu einem günstigen Preis-Leistungsverhältnis zu verlegen. (kpw)


Nicht nur in der Zeitung zu finden …

Todesanzeigen-Index erleichtert die Recherche

„Obituary Daily Times“ (ODT) nennt sich ist ein Internet-Index von Todesanzeigen, die zuvor in Zeitungen veröffentlicht worden sind (obituary = Todesanzeige); zu finden ist er bei Rootsweb http://www.rootsweb.com/~obituary/.

Neueinträge werden im Rahmen einer Mailingliste täglich per E-Mail verschickt. Der gesamte Datenbestand ist in Form einer Datenbank verfügbar, die man auf der Webseite durchsuchen kann. Zurzeit sind mehr als sechs Millionen Einträge enthalten.

Die zum Projekt gehörende Mailingliste ist hauptsächlich für diejenigen gedacht, die aktiv am Projekt mitwirken, d.h. die Todesanzeigen aus ihnen zur Verfügung stehenden Zeitungen zusammentragen. In diesem Kreis werden auch schon mal Kopien der Originale ausgetauscht. Ansonsten ist die Datenbank mehr Hilfe zur Selbsthilfe. Mit ihr kann man herausfinden, an welchem Tag eine Todesanzeige in einer bestimmten Zeitung veröffentlicht wurde. Mit diesem Wissen kann man nun auf verschiedenen Wegen versuchen, die Todesanzeige selbst bzw. eine Kopie davon zu bekommen (indem man zum Beispiel an die Zeitung schreibt oder Kontakt zu einem Archiv aufnimmt, in dem diese aufbewahrt wird).

Auf der Projekt-Website gibt es eine alphabetische Liste der Zeitungen, deren Todesanzeigen erfasst werden. Da dies ein amerikanisches Projekt ist, überwiegen hier amerikanische und kanadische Zeitungen und solche aus dem englischsprachigen Ausland. Es sind aber auch deutsche Zeitungen mit dabei. Einige Beispiele: Braunschweiger Zeitung; Heimatspiegel (Extra), Norderstedt; Sächsische Zeitung (Ausgaben Dresden und Meißen); Thüringer Allgemeine (Ausgabe Eisenach); Die Welt (Hamburg).

Außerdem gibt es Informationen darüber, wie man sich an diesem Projekt beteiligen kann. Dazu sollte man zunächst einmal das Handbuch lesen, das erklärt, in welcher Form die gesammelten Daten übermittelt werden sollen: .

Die Daten müssen nicht umständlich von Hand erzeugt werden. Es gibt dafür ein kleines Programm (das in Java programmiert ist und damit auf allen Betriebssystemen läuft), in dem die Daten in eine Eingabemaske eingegeben werden. Mit diesem Programm wird auch die formatierte Ausgabe erzeugt. Eine typische Todesanzeige sieht dann beispielsweise so aus:

MUSTERMANN, Klara (MEYER); 85; Braunschweig NSAC DEU; Braunschweiger Z; 2001-10-24; juerdree

Das bedeutet im Klartext: Klara Mustermann, geb. Meyer starb im Alter von 85 Jahren in Braunschweig. Die Todesanzeige wurde am 24. Oktober 2001 in der Braunschweiger Zeitung veröffentlicht und von „juerdree“ erfasst. (Ein Geburtsort war nicht angegeben, sonst würde er auch mit auftauchen.)

Wie oft man die ausgewerteten Daten übermittelt, ist jedem Bearbeiter selbst überlassen. Man kann die Daten täglich abschicken oder monatlich, ganz nach Belieben. Dafür gibt es keine festen Regeln. Man kopiert die Daten in der Regel einfach in eine E-Mail an einen Ansprechpartner, der wiederum die Daten einiger Zuträger sammelt, ordnet und dann an die Gesamtliste weitergibt.

Zurzeit gibt es bei diesem Projekt nur Englisch sprechende Ansprechpartner. Ein gewisses Minimum an Englischkenntnissen ist also erforderlich, wenn man hier mitmachen will. Aber sobald sich mehr Leute aus Deutschland finden, wird es möglicherweise auch hier eine direkte Ansprechperson geben. Falls die Teilnahme bei jemandem an mangelnden Sprachkenntnissen scheitern sollte, kann er sich an einen der deutschen Teilnehmer des Projekts wenden, und zwar an Jürgen Drees, der unter der E-Mail-Adresse J.Drees.Liste@gmx.net zu erreichen ist.

Wie hoch der Zeitaufwand ist, kommt in erster Linie auf die Zeitung an. Ein Beispiel: Bei ca. 50 Todesanzeigen pro Woche ist mit etwa einer halben bis dreiviertel Stunde Zeitaufwand zu rechnen. Die Originale sollte der Bearbeiter noch etwa 90 Tage nach der Veröffentlichung der Daten in der Mailingliste für eventuelle Anfragen aufbewahren. Wenn man mal für einen längeren Zeitraum nicht zu Hause ist (Urlaub, Kur …) kann man die Anzeigen nachliefern, wenn sie noch zur Verfügung stehen. Sonst fehlen die Anzeigen für den Zeitraum eben.

Das Projekt ist sehr zu empfehlen, gerade, da es etwas ähnliches in Deutschland (noch) nicht gibt. Durch das Projekt wird die Lücke, die das Datenschutzgesetz reißt, größtenteils sehr elegant geschlossen.

Zum einen werden wirklich nur sehr wenige Daten (Name, Vorname, Geburtsname, Alter (keine Daten), evtl. Geburtsort, Sterbeort) gesammelt, zum anderen verpflichten sich die Einreicher der Daten, die Original-Todesanzeigen aus der Zeitung für mindestens 90 Tage aufzubewahren. Über das Namenskürzel kann man diesen Einreicher ausfindig machen und ihn um eine Abschrift bzw. einen Scan der Anzeige bitten. So erfährt man dann häufig auch die Namen der Hinterbliebenen.

Das ODT-Projekt hat auch gewisse Schwächen. Neben der zurzeit noch geringen Verbreitung in Deutschland ist das z. B. die Vernachlässigung von Umlauten. Dadurch werden einige deutsche Namen etwas verfälscht. Bei einem internationalen Projekt bleibt so etwas aber wohl nicht aus. Weiterhin werden nur sehr wenige Daten direkt erfasst, z.B. keine Namen von Hinterbliebenen, Geburts- oder Todesdaten (es wird nur das Alter erfasst). Andererseits bekommt man gerade wegen der geringen Datenmenge auch in Deutschland keine Probleme mit dem Datenschutz. Ein weiterer Pluspunkt: Das Rootsweb-Projekt ist bekannt und erreicht eine weltweite Öffentlichkeit. Wenn viele engagierte Forscher wöchentlich nur ein wenig Zeit aufwenden, kann diese Datenbank jeden Tag weiter wachsen und so zu einer immer wertvolleren Informationsquelle werden. (Birgit Wendt)


Datenbanken mit Korrekturfunktion

Ancestry ermöglicht Kommentare

Ancestry.com http://www.ancestry.com, eine der ältesten genealogischen Websites mit umfangreichen internationalen Datenbanken, bietet seit Mitte Oktober eine neue Möglichkeit für den Austausch genealogischer Informationen: „User Comments“, die Nutzer des genealogischen Online-Dienstes in Text-Datenbanken hinterlassen können. Das sind kurze Mitteilungen aller Art, etwa Informationen zu anderen Namen, die mit dem Eintrag in Verbindung stehen oder Hinweise auf weitere Informationsquellen.

Nach einer Suche können Ancestry-Nutzer für jeden Eintrag in der Datenbank-Ergebnisliste ihre Anmerkungen eingeben, die dann automatisch mit dem Eintrag verbunden werden. Dann können alle anderen Nutzer, die den Eintrag später finden, die Anmerkung lesen.

Familienforscher finden bei ihren Recherche manchmal Fehler, die oft schon vor langer Zeit entstanden sind, etwa in den Quellen, aus denen die Datenbanken entwickelt wurden. Nutzer-Kommentare auf Ancestry.com, die solche Fehler korrigieren, ersparen anderen Forschern Irrwege und helfen ihnen beim Auffinden wichtiger Dokumente. Die Mitarbeiter von Ancestry.com werden die Kommentare nutzen, um Angaben über Quellen, mögliche Fehlschreibungen, Informationslücken etc. in die Datenbanken zu integrieren.

„Familienforscher brauchen diese Funktionen, um sich gegenseitig besser helfen zu können und vom Wissen und von Entdeckungen anderer zu profitieren“ sagte Andre Brumer, General Manager von Ancestry.com, zur Einführung der Nutzer-Kommentare. „Zusammenarbeit ist ein entscheidender Faktor um die Genealogie voran zu bringen. ‚User Comments‘ ermöglichen die direkte Verbindung von Korrekturen, Hinweisen, Hilfen und Kontakten mit den Namen und Einträgen in Ancestry.com. Niemand will eine Recherche betreiben, die ein anderer schon abgeschlossen hat.“ (Renate Ell)


Der virtuelle Stammbaum wächst

Vereinigung von World Tree und WorldConnect

Ancestry.com und RootsWeb.com haben die beiden kostenfrei zur Verfügung gestellten Datenbanken Ancestry World Tree (online seit 1997) und WorldConnect (online seit 1999) kombiniert und damit den größten „virtuellen Stammbaum“ der Welt geschaffen. Gedcom-Dateien, die in einem der beiden bisher unabhängig geführten Projekte eingereicht wurden, sind nun in beiden Datenbanken durchsuchbar. Diese kombinierte Datenbank enthält über 150 Millionen Namen (s. http://worldconnect.rootsweb.com)

Obwohl Ancestry.com die meisten ihrer Datenbanken nur gegen Gebühren durchsuchen lässt, wurde in einer Pressemitteilung betont, dass der Zugriff auf die beiden o.g. Datenbanken nach wie vor frei bleiben wird. Ebenfalls wurde deutlich klargestellt, dass die Rechte an den eingereichten Gedcom -Dateien beim Einsender verbleiben und dass Ancestry.com keine Gedcom -Datei aus diesen Projekten auf CD-Produkten verkaufen wird.

Wenn man die Integration dieser beiden Projekte genau betrachtet, kann man feststellen, dass das WorldConnect Projekt „gewonnen hat“. Dieses wird zwar mit mehr Daten aufgewertet, aber die Funktionalitäten waren hier auch in der Vergangenheit schon deutlich besser (diverse Reports wie Ahnentafel und Nachkommentafel sowie die „Post-EM Notizen“) werden durch die Integration nun aber auch den Ancestry World Tree Anwendern bereitgestellt. (kpw)

Software

„Superlisten“ ohne Gedcom-Umweg

Neue Software führt Daten verschiedener Genealogieprogramme zusammen

Die Firma Wholly Genes Software (Columbia, Maryland, USA. http://www.whollygenes.com) hat im Oktober das neue Programm Family Tree SuperTools (FTST) veröffentlicht. Das Besondere dieses Programms ist die Möglichkeit, ein Projekt aus Dateien verschiedener Genealogieprogramme zusammenzufügen, ohne die Daten erst per Gedcom importieren zu müssen. FTST erlaubt beispielsweise, eine einzige Suchliste mit Namen zu erzeugen, die sowohl Daten aus Legacy als auch aus Family Tree Maker enthält. Eine solche Suchliste kann natürlich auch nach Namen, Alias, etc. sortiert oder nach bestimmten Eigenschaften durchsucht werden. Auch zusammengefügte Ortslisten sind erstellbar.

Die Daten aus den verschiedenen Dateien werden dabei zwar in einer einzigen Suchliste zusammengefügt und angezeigt, bleiben aber in den getrennten Dateien erhalten. Weitere Kennzeichen des Programms sind Netzwerkfähigkeit, automatisches Erzeugen von Stammbäumen, Internet-Suche, Multimedia Diashow, etc. Die Software unterstützt neben Gedcom die Dateiformate der Genealogieprogramme Family Tree Maker, Personal Ancestral File, The Master Genealogist, Family Origins, Ultimate Family Tree, Legacy.

Das Programm ist ursprünglich rein englisch, lässt sich aber auf verschiedene Sprachen (u.a. Deutsch) umschalten. Es lässt keine Bearbeitung der Originaldaten zu („read-only“). FTST gilt als Vorläufer von TMG 5.0 (The Master Genealogist), das vermutlich im nächsten Jahr erscheinen wird. TMG gilt als eines der Top-Genealogie-Programme des amerikanischen Marktes (siehe z.B. . Als Preis für die Download-Version von FTST (ohne CD) sind auf $17,95 angegeben. Dort gibt es auch weitere Informationen über das Programm und man kann es online bestellen. (Jürgen Drees)

Vereine

Visitenkarte

Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung e.V. (AMF)

Die Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung, kurz AMF, versteht sich als ein Zusammenschluss von Einzelpersonen in einer Arbeitsgemeinschaft zum Austausch von Erfahrungen bei der genealogischen Forschung und zur gemeinsamen Erarbeitung und Darstellung der dabei gewonnenen Ergebnisse zum Wohle der Allgemeinheit.

Die 1962 gegründete AMF bemüht sich, die genealogische Erforschung von Familien und Geschlechtern, die aus dem geschichtlich mitteldeutschen Raum stammen, auf der Grundlage wissenschaftlicher Methodik und Dokumentation zu erfassen und zu fördern. In gegenseitiger Hilfe werden hierbei die Mitglieder zur systematischen Forschung und Dokumentation angeleitet, d.h. es werden Wege und Hilfsmittel aufgezeigt, die eine sinnvolle und erfolgreiche Forschung ermöglichen, sowohl zur Befriedigung des eigenen Steckenpferdes als auch zur Dokumentation, Veröffentlichung oder Archivierung der neuen Ergebnisse. Der in den vergangenen Jahren auf über 800 Mitglieder angewachsene Verein bestätigt diesen als sinnvollen Zusammenschluss aller am geschichtlich mitteldeutschen Raum interessierten Forscher.

Die AMF ist, bezogen auf das große Forschungsgebiet, einer der wenigen herausragenden deutschen Genealogie-Vereine. Sie hat sich zum Ziel gestellt, den in früherer Zeit bestandenen gesamten Obersächsischen Kreis und die Ober- und Niederlausitz zu bearbeiten. Diese Fläche wird heute mit unwesentlichen Verschiebungen im Großen und Ganzen von den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg mit Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen abgedeckt. Die bisherigen Forschungsergebnisse haben immer wieder bewiesen, dass die Erfassung dieses verhältnismäßig großen Gebietes in einem Forschungsgebiet der Verflechtung der Familien in den verflossenen Jahrhunderten entspricht.

Im Archiv der AMF sind diese Verflechtungen gut nachvollziehbar. Das Archiv, aufgebaut durch Überlassungen, Sammlungen und Nachlässe, unterstützt durch Spenden und Stiftungen, ist in fast 40 Jahren auf einen ansehnlichen Bestand angewachsen. Deponiert und einsehbar in Leipzig, dient es dem Zweck, Forschungsergebnisse der Mitglieder, genealogische Nachlässe und Literatur über das Forschungsgebiet zu bewahren und der weiteren Forschung zugänglich zu machen. Adresse: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Archiv der AMF, Herr Eckart W a g n e r, Schongauer Str. 1, 04329 Leipzig, Tel.: 0341 / 2 55 55 52, Fax: 0341 / 2 55 55 55.

Um die Arbeit in diesem großen Forschungsgebiet erfolgreicher und durchschaubarer zu machen, haben sich unter der Schirmherrschaft der AMF inzwischen eine Reihe von regionalen und themengebundenen Arbeitskreise gebildet. Sie sind Treffpunkt der Genealogen, Ortschronisten, Heimatforscher u.a., die sich hauptsächlich nur mit einem enger begrenzten Gebiet befassen. Beispiele sind die Uckermark, das Eichsfeld und die Oberlausitz. Sie helfen der Gesamtmitgliedschaft der AMF durch sogenannte Insiderkenntnisse über ihre Bezugsgegend in besonderem Maße.

Die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift der AMF, Familienforschung in Mitteldeutschland, bietet Beiträge zur Familienforschung, Gelegenheitsfunde und Schrifttumsmitteilungen. Die in der Zeitschrift beigehefteten Vereinsmitteilungen berichten über die Vereinstätigkeit insgesamt und andere Vereine in Teilgebieten unseres Vereins. Die außerdem beigehefteten AMF-Infos bilden eine hochinteressante Loseblattsammlung, die den Mitgliedern als Nachschlagewerk und Arbeitsgrundlage für ihre Tätigkeit dienen soll. Die unregelmäßig erscheinende Schriftenreihe der AMF bietet inzwischen in über 100 Titeln verschiedenste Themen an, vom Mitgliederverzeichnis mit Zusatzinformationen über die Forschungsgebiete bis zu größeren Beiträgen über Forschungsergebnisse. Alle im Forschungsgebiet erforschten Familiennamen mit Ort und Ereignisdatum, die der Regionalsammelstelle mitgeteilt wurden, werden mit Nennung des Einsenders in meist jährlich erscheinenden Forscherkontakten veröffentlicht. Die inzwischen schon sechs Bände bieten die Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit anderen Forschern bei möglicher Ahnengemeinschaft. Die dem Verein verbundene Stiftung Stoye hat in bisher 36 Bänden genealogische Spezialthemen unseres Forschungsgebietes speziell für die Mitglieder unseres Vereins zur Nutzung veröffentlicht. In einer neuen Schriftenreihe werden nun auch Mitteldeutsche Ortsfamilienbücher erarbeitet und von der AMF herausgegeben. Der erste Band dieser neuen Reihe ist im Herbst 1997 erschienen.

Inzwischen haben wir auch eine eigene Homepage im Internet ) eine eigene Mailingliste (amf@genealogy.net) sowie zwei Regionallisten – Erzgebirge und Harz – die unserer Forschungsarbeit in den letzten Jahren viele neue Impulse gegeben haben.

Die AMF führt jährlich im Frühjahr eine Jahreshauptversammlung durch. Außer der satzungsgemäß abzuhaltenden Mitgliederversammlung finden dort interessante Vorträge, Treffen der Mitglieder, Literaturangebote und die Ahnenbörse statt.

Weitere Infos erteilt der Vorsitzende: Joachim Herrmann, Leonhard-Kraus-Str. 23, 53604 Bad Honnef, Tel. 022 24 – 89 0 51, email: joagesi@t-online.de. (Joachim Hermann)


1.000.000 FOKO – Einträge …

… führen zu einem Vielfachen an Personendaten

Die Aktion Forscherkontakte der DAGV (FOKO) war in der Vergangenheit schon ein erfolgreiches und beliebtes Projekt. Jetzt gibt es wieder eine Erfolgsmeldung: Am 25. Oktober wurde die „magische Grenze“ von einer Million Datensätzen überschritten. Möglich wurde dieser große Zuwachs, weil die Westdeutsche Gesellschaft für Familienforschung (WGfF) die Namens-Register ihrer CDs 1-4 zur Verfügung gestellt hat.

Aufgrund der besonderen Arbeitsweise von FOKO verbergen sich hinter dieser – schon an sich großen – Zahl von Daten noch viel mehr Personen. Da nur ein Eintrag pro Nachname-Ort-Kombination aufgenommen wird, kommen auf einen Datensatz wohl durchschnittlich 10-20 Ahnen. Dies sind aber nur Erfahrungswerte, unter Umständen können es auch viel mehr sein: Hinter dem Eintrag „Zedlitz 1794-1870 in Seitendorf, Niederschlesien“ verbergen sich beispielsweise über 200 Tauf- und Heiratseinträge.

http://foko.genealogy.net (jz)

Medien

Im 21. Jahrhundert noch nicht angekommen

Ein Klassiker bleibt seinem Stil treu

Lange erwartet, schon im Frühjahr angekündigt, erschien im Herbst endlich die 12. Auflage des Taschenbuchs für Familiengeschichtsforschung, dem Klassiker aus dem Degener Verlag. Den ersten Teil des Titels sollte man nicht ernst nehmen: Mit mehr als einem Kilo Gewicht und knapp drei Zentimetern Papier zwischen den festen Einbanddeckeln ist jede Jackentasche überfordert.

„Aktualisiert und überarbeitet“ steht hinter der Auflagen-Zahl – dass schon die 11. Auflage von 1995 „neu bearbeitet und erweitert“ war illustriert die schnellen und durchgreifenden Veränderungen der genealogischen Forschung in den letzten Jahren. Die neue Ausgabe enthält erstmals ein ausführliches Kapitel über den Einsatz von Computern in der Familienforschung, die Artikel „Genealogie und Humangenetik“ und „Ortsfamilienbücher“ wurden, so die Herausgeber Wolfgang Ribbe und Eckhart Henning im Vorwort, erneuert bzw. neu konzipiert, viele weitere Kapitel und Literaturhinweise ergänzt und überarbeitet.

Aber nicht alle: Die ersten beiden Kapitel zu den grundlegenden Themen „Arbeitsweise des Familienforschers“ und „Genealogische Darstellungsformen“ entsprechen Wort für Wort – der 9. Auflage von 1980 (ältere Ausgaben standen der Rezensentin nicht zur Verfügung). Besonders einladend klangen sie schon damals nicht. So heißt es auf der ersten Seite über die „Arbeitsweise des Familienforschers“: „Die Beschäftigung mit der Familiengeschichte, der Genealogie, hat zunächst das Ziel, Namen und Lebensdaten von miteinander verwandten Personen zu ermitteln. Ausgehend von der kleinsten Einheit der Familie, also den Eltern und ihren Kindern, ist für eine Folge solcher Einheiten die Herkunft eines Menschen von seinen Eltern, die Filiation, nachzuweisen. Dieser Nachweis geschieht mittels urkundlicher Belege … (ein) Vorgehen, das nie sprunghaft, sondern stets Schritt für Schritt von einer Generation zur unmittelbar vorhergehenden zu erfolgen hat. Nur so sind Irrtümer weitgehend zu vermeiden.“ Man sollte dieses Buch niemandem empfehlen, der nicht bereits unheilbar vom Genealogie-Virus befallen ist: freudlos, verstaubt und nach viel penibler Arbeit klingt da die Beschreibung der Familienforschung, keine Spur von interessanten Entdeckungen, neuen Erfahrungen, neuen Perspektiven auf die „große“ Geschichte durch Kenntnisse über die Lebensumstände der eigenen Vorfahren, das Kennenlernen neuer Familienmitglieder, in Deutschland oder weit weg in USA oder Australien – keine Spur von Spaß an einem Hobby.

Keine Spur natürlich auch von elektronischen Hilfsmitteln, die gab es ja 1980 auch noch nicht. Computer und Software sind im Taschenbuch weitgehend beschränkt auf das „Reservat“ zwischen Seite 43 und 74, dem Kapitel „Familiengeschichtsforschung mit Hilfe des Computers“. Dieses Kapitel leidet allerdings darunter, dass es mindestens ein Jahr vor dem Erscheinen des Taschenbuches beim Verlag einging – viele Adressen und Angaben zu genealogischer Software sind veraltet, ebenso wie der Hinweis, die Zeitschrift Computergenealogie sei leider eingestellt worden.

Nur die überarbeiteten oder neu geschriebenen Kapitel – zu denen, wie schon erwähnt, ausgerechnet das über genealogische Darstellungsformen nicht gehört – erwähnen Computer oder verweisen auf das „Computer-Reservat“. Die völlige Integration der EDV in die Familienforschung, die heute weitgehend Realität ist, fehlt im Taschenbuch. Und selbst wo Computer-Methoden erwähnt werden, kann das so kurz und fast abfällig ausfallen wie in Volkmar Weiss´ Kapitel über Ortsfamilienbücher: Er warnt vor allem vor zu viel Euphorie und schnell veraltenden Dateiformaten.

Ganz offenbar ist das Taschenbuch noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen, Traditionsverhaftung beweisen auch die Literaturangaben, die das gesamte 20. Jahrhundert ausschöpfen, und die alte Rechtschreibung. Vor allem aber macht das Taschenbuch den Eindruck, nicht recht zu wissen, was es sein soll: Ein Lehrbuch für eine Wissenschaft oder ein praktisches Handbuch für die tägliche Recherche. Für letzteres sprechen die ausführlichen Kapitel zu Quellen aller möglicher Religionsgemeinschaften, lateinischer oder altertümlicher Begriffe, auf die Familienforscher in alten Urkunden stoßen, Adressenverzeichnisse usw. Für ersteres sprechen die staubtrockenen Einführungskapitel und die schon erwähnten Literaturlisten, die zu oft nicht unterscheiden zwischen Werken, die weiterführende aktuelle Informationen bieten und solchen, die von mehr historisch-wissenschaftlichem Interesse sind (z.B. Über Ahnenbezifferung in Der Deutsche Herold Nr. 36, 1905 oder Ahnenübernahme und Ahnennummerierung in Familie-Sippe-Volk Nr 9, 1943).

Fazit: Für Anfänger nur eingeschränkt empfehlenswert, als Nachschlagewerk hilfreich – und die 13. Auflage sollte nicht nur „aktualisiert und ergänzt“, sondern völlig überarbeitet werden, um die Realität der Familienforschung einzuholen und bei den Lesern die Lust an der Genealogie zu wecken oder wach zu halten. Nur wer sich ändert, bleibt sich treu! (Renate Ell) Wolfgang Ribbe, Eckhart Henning (Hrsg.): Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung; 12., aktualisierte und ergänzte Auflage. Neustadt an der Aisch: Degener, 2001; DM 79,80

Kaleidoskop

Suche in einem Rutsch

Metasuche auf dem deutschen Genealogieserver

Die großen Datenbanken, die auf dem deutschen Genealogieserver betrieben werden, können jetzt über eine Metasuchmaschine http://meta.genealogy.net mit nur einer einzigen Abfrage gemeinsam durchsucht werden. Dem Familienforscher stehen damit zur Zeit weit über 2 Millionen Datensätze zur Suche „in einem Rutsch“ zur Verfügung. Der Verein für Computergenealogie hat diese Metasuche mit modernster Suchmaschinentechnologie realisiert und auch Vorkehrungen getroffen, dass jederzeit weitere Datenbanken schnell integriert werden können.

Abgefragt werden nur „eigene Datenbanken“, die der Verein und seine Mitglieder, bzw. seine Mitgliedsvereine auf dem deutschen Genealogieserver betreiben. Die Datenbanken sind im einzelnen: FOKO, GedBas, zehn Vereinsdatenbanken, zehn Online Ortsfamilienbücher, Schlesische Urbare und die Neumark-Datenbank. Weitere Datenbanken können schnell in die Metasuche integriert werden. Der Suchende kann nun alle Datenbanken auswählen oder gezielt ganz bestimmte Datenbanken, in denen gesucht werden soll.

Angezeigt werden bei der Metasuche immer die Anzahl der Treffer in der oder den abgefragten Datenbanken. Die Trefferzahl ist mit einem Link zur entsprechenden Datenbank versehen, der dann das Detailergebnis der entsprechenden Datenbank zur Anzeige bringt. Durch diese Art der Abfragetechnik und Darstellung ist sichergestellt, dass der Anwender nicht zu lange Wartezeiten erdulden muss, bis ein Abfrageergebnis angezeigt wird. (kpw)


GenTools bietet mehr

Neue GenTools Version mit integriertem Lateinlexikon

GenTools 3.0 kann ab sofort vom Internet heruntergeladen werden, Adresse: http://www.schloeder.net. Die neue Version enthält ein integriertes Lateinlexikon mit über 7200 Stichwörtern, das nicht nur wegen der Tipparbeit, sondern auch wegen des Umfangs der redaktionellen Bearbeitung des lateinischen Vokabulariums mit erheblichem Aufwand erstellt wurde. (kpw)


Künftigen Genealogen „den Tisch decken“

Neue Initiative zur Erstellung von Ortsfamilienbüchern in Altbayern

Man stelle sich vor: Es gibt ein dickes Buch über den Ort X, der alle Familien enthält, die seit Beginn der Aufzeichnungen dort gelebt haben, sowie eine Zusammenstellung aller Höfe und deren Geschichte, die es in diesem Ort gegeben hat bzw. gibt. Alle verfügbaren historischen Quellen sind dort sachkundig eingearbeitet, und ein Personen- und Ortsregister runden das Werk ab. Ein Buch also, das nicht nur den Ortsbewohnern den Zugang zu ihrer Geschichte erschließt, sondern auch ein gedeckter Tisch für jeden Genealogen, den seine Forschung in diesen Ort führt.

Von immer mehr Orten gibt es inzwischen ein solches Ortsfamilienbuch (früher Ortssippenbuch), und einige stehen auch schon im Internet (http://www.ortsfamilienbuecher.de) oder lassen sich zumindest im Internet finden (http://www.ortsfamilienbuch.de; siehe Artikel in diesem Newsletter). In einem solchen Familienbuch steckt viel Arbeit. Eine Gruppe von Famlienforschern in Oberbayern hat sich zum Ziel gesetzt, Familienforscher zu ermuntern, sich für seine Heimatgemeinde oder -pfarrei dieser durchaus mühevollen, aber lohnenden Arbeit anzunehmen.

Am Anfang der Initiative stand ein Treffen Mitte Oktober mit einem Einführungsvortrag über Vorteile und Notwendigkeit solcher Bücher. Familienforschung erfordert eine punktuelle Suche, d.h. es sind aus einem großen und weitgehend nicht bekannten Datenbestand die erforderlichen Informationen herauszufinden. Das kann sehr schwierig und u.U. auch gefährlich werden, wenn es z.B. mehrere Personen gleichen Namens am Ort gegeben hat oder Personen verstorben sind, die im örtlichen Sterberegister nicht eingetragen oder nur schwer zu identifizieren sind. Treten gar Personen auf, die ständig ihren Aufenthaltsort gewechselt haben (z.B. fahrende Händler oder Spielleute), oder Dienstmägde, die vor oder nach der Geburt ihres nichtehelichen Kindes den Dienstherrn wechseln mußten, enstehen sehr schnell so genannte tote Punkte, und die Forschung hat ein vorläufiges Ende gefunden. Durch die systematische Aufarbeitung der gesamten örtlichen Personengeschichte lassen sich solche Verhältnisse in den meisten Fällen klären. Jede Person, die dort genealogische Spuren hinterlassen hat, wird gefunden; ihre Daten können allen Forschern zur Verfügung gestellt werden. Und: Ein Blick ins Personenregister erspart stunden- und oft tagelange Sucharbeit (von Zeit- und Kostenaufwand gar nicht zu reden).

Aber auch die sachkundige Darstellung der örtlichen Herrschaftsverhältnisse, wie sie sich beispielsweise in Salbüchern, Urbaren und Briefprotokollen niedergeschlagen haben, erleichtert dem oft nicht ortskundigen Forscher seine ohnehin nicht einfache Arbeit erheblich. Und wenn es trotzdem noch Fragen gibt, dann wendet man sich an den Verfasser des OFB, der durch seine dankenswerte Tätigkeit zum Orts-Experten geworden ist.

Das Interesse daran, durch Erstellung eines OFBs einen nicht zu überschätzenden Beitrag zur Familienforschung zu leisten, war erfreulich groß: Etwa 15 erfahrene Genealogen wollen sich an die Arbeit machen. Weitere Treffen in diesem engeren Kreis sollen nicht nur dem Erfahrungsaustausch, sondern letzlich auch dazu dienen, auch anhand bereits vorhandener OFBs einen gemeinsamen Standard dahingehend zu finden, was ein OFB enthalten soll und wie sein Inhalt möglichst verständlich und übersichtlich dargestellt werden kann.

Die „Arbeitsgruppe Ortsfamilienbuch“ trifft sich regelmäßig in Wackerstein bei Vohburg; wer sich beteiligen möchte, kann sich unter Reitmeier.Heribert@t-online.de an den Autor wenden. (Heribert Reitmeier)