Newsletter 2001/05

Ursprünglich veröffentlicht unter: Newsletter 2001/05 • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

auch diese Ausgabe zeigt wieder deutlich, was „Globalisierung“ in der Familienforschung bedeutet. Beispielsweise, dass man schon einige Ortsfamilienbücher rund um die Uhr an jedem internetfähigen Computer durchsuchen kann, oder dass Datenbanken Recherchen ohne Ansehen der Nationalität erlauben – bei GeneaNet für die meisten Suchenden sogar in ihrer Muttersprache – oder dass sich in Mailinglisten Menschen aus aller Welt treffen, die sich verbunden fühlen durch die Herkunft ihrer Vorfahren aus derselben Region.

Übrigens: Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Vorschläge für Themen rund um Genealogie, Computer und Internet haben, seien sie global oder lokal, dann schicken Sie uns doch einfach eine Mail an: redaktion@computergenealogie.de. (re)

Internet

Datenbank ohne Sprachbarriere

GeneaNet: multilingual und kontaktfreudig

GeneaNet (http://www.geneanet.org) wurde 1996 gegründet und hat sich schnell zu einem bei Genealogen sehr beliebten Werkzeug entwickelt. Nachdem GeneaNet jahrelang von Freiwilligen betrieben wurde, beschloss man, eine Aktiengesellschaft zu werden (GeneaNet SA wurde am 23.12.99 angemeldet), um über mehr Geld und Mitarbeiter verfügen zu können, die Datenbank weiter zu entwickeln und den Genealogen immer mehr Dienste anbieten zu können. GeneaNet hat seinen Hauptsitz in Paris, ist aber mittlerweile nicht nur bei französischen Nutzern, sondern auch international bekannt. Zurzeit enthält die Datenbank über 40 Millionen Einträge. Ein großer Teil davon stammt von französischen Nutzern, der Rest von Nutzern aus verschiedenen Ländern.

GeneaNet unterscheidet sich in verschiedener Hinsicht von anderen bekannten Datenbanken: Viele Datenbanken sind nur in englischer Sprache zugänglich oder in der jeweiligen Landessprache. GeneaNet dagegen ist in sieben Sprachen verfügbar: Französisch, Englisch, Spanisch, Deutsch, Holländisch, Schwedisch und Portugiesisch. Während man normalerweise Englisch verstehen muss, um einer der großen internationalen Datenbanken seine Daten beizusteuern, kann man auf GeneaNet Anleitungen und Hilfen u.a. auch in deutscher Sprache finden.

Die meisten Datenbanken enthalten die vollständigen Daten (d.h. die Gedcom-Dateien), so wie sie von den Usern hochgeladen wurden. Auch das ist auf GeneaNet anders. Zwar kann man bei GeneaNet ebenfalls seine Gedcom-Datei(en) hochladen, sie werden aber automatisch ins GeneaNet-Format umgewandelt. Angezeigt werden nur Nachnamen und die Orte und der Zeitraum, in dem die Namen dort vorkommen sowie der Benutzer, der die Daten erforscht hat.

Man kann verschiedene Suchabfragen durchführen – entweder ganz allgemeine unspezifische Abfragen der Datenbank nach einem Nachnamen oder aber konkretere Suchabfragen. Die Ergebnisse der Suche werden in Tabellenform ausgegeben. Es werden maximal 200 Ergebnisse angezeigt. Um zu genaueren Treffern zu gelangen, muss man seine Suche einschränken (räumlich und/oder zeitlich).

Folgende Informationen werden zu jedem Treffer gegeben:

  • Kontakt: Hier erfährt man, wer die Daten hochgeladen hat und wie man diesen GeneaNet-Nutzer erreichen kann. Ein Klick auf den Benutzernamen führt den Surfer auf die Seite mit den Kontaktinformationen. Idealerweise sind folgende Angaben vermerkt: Benutzername, Name, E-Mail-Adresse, Muttersprache, Postanschrift. Ferner ist angegeben, wie groß die Datenbank ist, welche Sprache dort benutzt wird und wann sie zuletzt aktualisiert wurde. Vielleicht findet sich ja auch noch eine Beschreibung der Datenbank. Am wichtigsten ist die Angabe einer Internetseite, auf der man weitere Informationen über die Forschungsergebnisse des „Kollegen“ erhalten kann. Achtung: Ein Teil der auf GeneaNet enthaltenen Daten wurde automatisch indexiert. In einigen Fällen gibt es daher keinen Benutzer, den man erreichen kann, sondern lediglich eine Homepage als Möglichkeit der Kontaktaufnahme.
  • Familienname, Information: Name und ggf. Zusatzinformationen (wie z.B. häufig ausgeübte Berufe).
  • Anfang: Das Jahr, in dem der Benutzer den Namen erstmals an dem Ort gefunden hat.
  • Ende: Das Jahr, in dem der Benutzer den Namen letztmals an dem Ort gefunden hat.
  • Anzahl der Personen: So viele Personen dieses Namens hat der Forscher an diesem Ort gefunden.
  • Stadt, Sub-Region, Region, Land: Die vom Benutzer angegebenen regionalen Informationen.
  • Typ: Um welche Art von Genealogie handelt es sich: Nachkommensforschung, Vorfahrensuche, eine systematische Untersuchung (Ortsfamilienbuch) …

Die Datenbank kann von jedem kostenlos abgefragt werden. Wer seine eigenen Daten dort indexiert hat, kann zusätzliche Funktionen in Anspruch nehmen: Er kann seine Daten/Linien mit dem Gesamtdatenbestand vergleichen oder aber mit dem Datenbestand eines ganz bestimmten Benutzers. Man kann sich automatisch benachrichtigen lassen, wenn bestimmte Namen hochgeladen wurden. Dazu speichert man die entsprechenden Abfragen. Einmal in der Woche wird man benachrichtigt, wenn es neue Ergebnisse zu den gespeicherten Datenbankabfragen gibt.

Zusätzlich zur Namensdatenbank gibt es zwei Bilddatenbanken: eine Datenbank alter Postkarten ) und eine Portraitdatenbank ). Hier können Benutzer alte Postkarten und Portraits ihrer Vorfahren hochladen, in der Hoffnung, damit entfernten Verwandten helfen zu können, die vielleicht gerade auf der Suche nach Abbildungen dieser Orte oder Personen sind. Und sicher kann man auch von dem profitieren, was andere schon hochgeladen haben.

Seit einigen Wochen gibt es ferner für registrierte Benutzer die Möglichkeit, mit Hilfe des Programmes GeneWeb einen Online-Stammbaum anzulegen. Erklärungen gibt es hier: Man muss das Programm nicht herunterladen, man muss auch keine HTML-Kenntnisse besitzen, und trotzdem kann man seine Vorfahren online präsentieren. Dazu kann man entweder eine bereits vorhandene Gedcom-Datei hochladen oder online mit dem Programm arbeiten. Hinterher hat man seine eigene Startseite. Von hier aus können andere Forscher die Daten ansehen und durchsuchen. Wenn mehrere Familienmitglieder gemeinsam an einem Stammbaum arbeiten, dann kann man ihnen die Zugriffsrechte gewähren, so dass sie ebenfalls in der Lage sind, die Familiendatei zu bearbeiten.

Für den Austausch mit anderen Nutzern stehen verschiedene Foren (http://www.geneanet.org/forum/) zur Verfügung. Ein etwa 14-tägig erscheinender Newsletter informiert über Neuigkeiten. Auch auf den GeneaNet-Seiten gibt es regelmäßig News und Infos.

Wer vorsichtig ist und nicht zu viel von den eigenen Daten preisgeben möchte, ist auf GeneaNet genau richtig. Die Anmeldung ist schnell gemacht, das Hochladen verläuft normalerweise unkompliziert, und am Ende sind alle Namen in eine international zugängliche Datenbank aufgenommen. Jeder, der Interesse an einem bestimmten Familiennamen hat, kann diejenigen finden, die den Namen auch in ihrer Ahnenliste haben und kann sich ggf. schon gleich auf der Homepage nähere Informationen holen. Jeder Benutzer entscheidet selbst, was und wie viel er auf seiner Homepage an Informationen anbieten möchte. Die Namen an sich sind in einem internationalen System indexiert; was man darüber hinaus an Details bietet oder nicht bietet, bleibt jedem selbst überlassen.

Die meisten Fragen werden auf den Seiten selbst beantwortet:

Weitere Fragen können in den Foren (http://www.geneanet.org/forum/) gestellt werden. Die französischen Seiten (http://www.geneanet.org/?lang=fr) enthalten noch einige weitere Angebote (Artikel, Rezensionen); aber auch mit den Möglichkeiten, die man auf den deutschen Seiten hat, ist man schon recht gut ausgestattet. Das Wichtigste an einer Datenbank sind schließlich die Namen und Daten, und nicht so sehr die zusätzlichen Informationsangebote. (bw)


Website ergänzt Buch

Online-Ortsfamilienbücher

Neben den schon in großer Zahl vorliegenden gedruckten Ortsfamilienbüchern wird es in naher Zukunft immer mehr Online-Publikationen dieser Daten geben. Der Verein für Computergenealogie hat sich zum Ziel gesetzt, allen Interessierten hierbei zu helfen. Es stehen Programme zur Verfügung, mit denen aus Daten, die in EDV-Form vorliegen, innerhalb kürzester Zeit ein Online-OFB erstellt werden kann. Idealerweise nutzt man hierfür das Gedcom-Format; aber auch mit anderen Formaten sind Online-Publikationen realisierbar.

Die Vorteile einer Online- gegenüber einer Buchpublikation liegen auf der Hand: weltweite Verfügbarkeit, geringe Kosten, kein Auflagerisiko, erhöhte Kontaktmöglichkeiten und nicht zuletzt der Werbefaktor für ein gedrucktes OFB, falls vorhanden. Anders als bei einem gedruckten Buch können auch schon Teildaten vorab online publiziert und dabei jederzeit ergänzt und korrigiert werden.

Einige genealogische Vereine und Einzelpersonen nutzen diese Möglichkeit auf dem Datenbankserver des Vereins für Computergenealogie bereits und haben in dieser zeitgemäßen Form unter http://www.ortsfamilienbuecher.de ihre Forschungsergebnisse dem Weltpublikum zur Abfrage bereit gestellt. Zur Zeit sind folgende Ortsfamilienbücher online:

  • 27751 Hasbergen (Delmenhorst)
  • 28259 Huchting (Bremen)
  • 28790 Schwanewede (bei Bremen)
  • 33034 Brakel-Erkeln (Ostwestfalen-Lippe)
  • 48488 Emsbüren (Emsland)
  • 66xxx Südlicher Hochwald (Lockweiler, Neunkirchen/Nahe, Primstal, Wadern, Weiskirchen)
  • 79379 Hügelheim (Markgräflerland)
  • 79426 Buggingen (Markgräflerland)

Weitere Online-OFBs werden in Kürze folgen. Wer selbst ein Ortsfamilienbuch erfasst hat und es online publizieren möchte, wendet sich am besten an vorstand@compgen.de (kpw)

Software

Informative Vielfalt

Programmtest: Mein Stammbaum 2

„Mein Stammbaum 2 De Luxe“ ist die deutsche Version des US-Programms „Generations“ von Sierra und der Nachfolger der deutschen Version 1.0. Es kostet rund 60 bis 70 DM. Zum Lieferumfang gehören 10 CDs:

  • CD1: Installation und Programme
  • CD2 – CD8: Generations World Name Index A-Z
  • CD9: Photo Artist Special Edition
  • CD10: Index des deutschen Familienarchivs, Demoversionen.

Ein vorbildlich ausführliches Handbuch beantwortet die meisten der aufkommenden Fragen. Die offizielle Homepage des Programms findet man unter http://www.mein-stammbaum.de. Der Support ist per Telefon, Fax oder E-Mail zu erreichen.

Arbeiten mit dem Programm

Das Programm besteht aus zwei aufeinander zugreifenden Unterprogrammen: „Familiendaten“ zur Eingabe und Verwaltung der Daten und „Familiengrafik“ für die grafischen Auswertungen (Ausdrucke). Über eine Einstiegsseite wählt man den Bereich, in dem man arbeiten will.

Hilfsprogramme und Zugaben auf der CD 1 sind: ein Kalender-Konverter, ein Tutorial, Historische Karten, „Heritage Quest Katalog“, und die Passagierliste der Titanic. Abgerundet wird das Ganze durch eine Linkliste empfohlener Webadressen für die Genealogie.

Um die verschiedenen Programme nutzen zu können, sollte man Mein Stammbaum 2 unbedingt im vorgeschlagenen Verzeichnis installieren und eine aufgeräumte Festplatte besitzen (benötigt werden über 100 MB!). Die Anzahl aufzunehmender Personen und Familien ist nicht zahlenmäßig begrenzt, sondern durch eine Dateigröße von 1 Gigabyte.

Standardansicht ist eine kleine Familienansicht mit den wichtigsten Daten. Klickt man eine der angezeigten Personen an, öffnet sich deren Karteikarte zur Ansicht und Eingabe weiterer Informationen. Jede Karteikarte besteht aus fünf Bestandteilen: Name, Ereignisse, Fakten, Notizen und Marker, jedem dieser Teile sind wiederum weitere Fenster untergeordnet. Besonders angenehm fällt auf, dass man die Oberfläche anpassen kann. So kann man man Einfluss auf ihre Farbgestaltung nehmen und vor allem die Informationen selbst festlegen, die auf der Karteikarte angezeigt werden sollen.

Die Navigation ist etwas umständlich. Um innerhalb einer Familiendatei navigieren zu können, kann man sich eine kleine Ahnentafel anzeigen lassen. Doch um sich in einer großen Familiendatei zurechtzufinden, reicht das nicht aus. Die übrigen grafischen Darstellungen sind leider kein Mittel zur Navigation, da sie in einem externen Programm erzeugt werden.

Fazit: Die Oberfläche ist übersichtlich, leicht zu verstehen und kann darüber hinaus auch noch vom Anwender angepasst werden, die Navigation in großen Familiendateien ist etwas umständlich. Nachteilig ist die Teilung des Programms in Familienverwaltung und Grafikfunktionen.

Dateneingabe und -verwaltung

Die Feldlänge für Vor- und Nachnamen beträgt jeweils 75 Zeichen, zusätzlich gibt es Felder für Namensvorsätze (Titel) und Zusatztitel („senior“ u.ä.). Unter „Fakten“ kann man das Feld „Alias“ für weitere Namensschreibweisen nutzen. Allerdings erscheint der Aliasname nicht im Index und ist so nur schwer wieder aufzufinden.

Leider zeigt das Programm Dubletten nicht automatisch an. So besteht die Gefahr, dass Personen doppelt in den Datenbestand aufgenommen werden. Man muss zu jeder neuen Person eine Dublettensuche über das Menü starten, denn diese funktioniert nur dann, wenn man eine einzelne Person auswählt. Das Durchsuchen der ganzen Datei nach Dubletten und das Mischen doppelt vorhandener Personen im Gesamtdatenbestand funktioniert leider nicht.

Pro Person können bis zu 50 Ehepartner und je Familie 50 Kinder eingegeben werden. Die unterschiedlichsten Familienverhältnisse sind verwaltbar. Für jedes Kind kann man einen Status angeben, zum Beispiel „leibliches Kind“, „adoptiert“, „totgeboren“, „als Kind verstorben“ oder „Patenkind“. In dieser Hinsicht lässt das Programm keine Wünsche offen. Für Ortsbezeichnungen stehen 255 Zeichen zur Verfügung. Auch Teile von Ortsbezeichnungen werden über die Suchfunktion gefunden.

Datumseingaben sind möglich für Forschungen zwischen 3760 v. Chr. und 7000 n. Chr.; das Programm akzeptiert auch die Datumsumschreibungen „vor“, „nach“, „ca.“, „ungef.“, „?“, eigene Umschreibungen dürfen erstellt werden. Das Berechnen eines Datums anhand einer Altersangabe ist möglich, wobei das errechnete Datum leider nicht als solches gekennzeichnet wird („err.“). Plausibilitätskontrollen kann man wahlweise an- oder abwählen.

„Mein Stammbaum 2“ unterscheidet zwischen Fakten und Ereignissen. Ereignisse sind alle Vorkommnisse im Leben eines Menschen, die sich mit einem Datum verbinden lassen. Auf der Karteikarte werden standardmäßig Geburt und Tod angezeigt. Auf der Ereignisseite kann man weitere 28 Ereignisse aus einer Liste auswählen, die sich am Gedcom-Standard orientieren. Zusätzlich lassen sich neue Ereignisse einrichten. Insgesamt kann man 1.500 Ereignisse je Person und 1.500 Ereignisse je Familie verwalten. Fakten dagegen sind Beschreibungen von Lebensumständen. Auf der Karteikarte werden standardmäßig Beruf, Ausbildung und Religion angezeigt. Weitere 20 Fakten können aufgerufen, bis zu 1.000 neue Fakten erstellt werden.

Komfortabel sind die Einstellungsmöglichkeiten für neue Ereignisse und Fakten. Man kann die zu verwendenden Abkürzungen selbst festlegen und die entsprechenden Bezeichnungen im Gedcom-Format eintragen, die den Inhalt dieses Feldes im- und exportieren sollen. Die voreingestellten Abkürzungen: „AusB.“ für Ausbildung, „Brd.“für Beerdigung und „Eh.“, für Eheschließung sind allerdings sehr ungewöhnlich. Unter „Optionen“ findet man die Möglichkeit, die gewünschten Abkürzungen selbst einzugeben, wovon man unbedingt Gebrauch machen sollte, zumal die Abkürzung für den Beruf zum Beispiel schlicht vergessen wurde – der Abkürzungspunkt steht allein.

Bei der Personeneingabe werden automatisch ID-Nummern vergeben, auf die man keinen Einfluss hat. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ein eigenes Nummerierungssystem zu verwenden.

Notizen, wohin man schaut – zu jedem Fakt, zu jedem Ereignis wird ein 255 Zeichen langes Notizfeld angeboten. Darüber hinaus steht ein Notizfeld „Verschiedenes“ zur Verfügung. Man kann auch zu den Themen Forschung, Krankengeschichte, und Militär externe Notizen erstellen. Es stehen bis zu 100 Notizfelder je Person und Familie zur Verfügung. Außerdem kann man umfangreichere Aufzeichnungen (z.B. die Geschichte ganzer Familienzweige) mit bis zu 64.000 Zeichen unterbringen.

Das Programm verwaltet bis zu 100 Bilder, Videos und Klänge je Familie. Positiv ist dabei, dass lediglich Verknüpfungen verwaltet werden. Das bedeutet, dass man Fotos, Videos und Sounddateien von Festplatte, Zip-Datenträger, Diskette, oder CD-ROM verwenden kann, die Dateigröße durch die Aufnahme von Multimediaobjekten aber nicht unnötig wächst. Andererseits gibt es jedes Mal eine Fehlermeldung, wenn sich der Zielpfad verändert hat.

Zu jedem Fakt und zu jedem Ereignis kann man Quellen hinterlegen. Dabei ist die Quellenangabe besonders anwenderfreundlich. Es ist dem Nutzer überlassen, ob er alle Quelleninformationen in einem großen Textfeld hinterlegen oder die ganze Quellen-Datenbank mit definierten Feldern durchstrukturieren will. Zu jeder Quellenart lassen sich Felder definieren und auch mit den entsprechenden Gedcom-Schnittstellen verknüpfen. Die Anzahl der Quellenangaben je Familiendatei ist nicht begrenzt.

Fazit: Die Datenverwaltung ist sehr gut. Zwangläufig braucht es seine Zeit, bis man das Programm mit allen Feinheiten bedienen kann.

Auswertungsmöglichkeiten

Im Programm-Teil „Familiendaten“ kann man sind verschiedene Berichte und Listen aufrufen. Zunächst werden die entsprechenden Listen in einem Programmfenster angezeigt. Von hier aus kann man die Inhalte als RTF- oder Nur-Text-Datei speichern oder mit einer Textverarbeitung öffnen und weiterbearbeiten.

Zur Verfügung stehende Listen:

  • Verzeichnis: alle in der Datei enthaltenen Personen.
  • Kalender: sortiert die Personen nach bestimmten Faktendaten.
  • Verwandtschaftsliste: Verwandtschaftsverhältnis aller in der Datei enthaltenen Personen zur Ausgangsperson.
  • Ortsliste: zeigt alle in der Datei enthaltenen Orte, gefolgt von allen Ereignissen, die dort stattgefunden haben.
  • Statistik der Familiendatei: Durchschnittsalter bei Heirat, erstem Kind, Tod etc.
  • Quellen: Eine durchnummerierte Liste aller vorhandener Quellen.
  • Alter: Nennt für die ausgewählte Person oder Familie alle Daten, für die sowohl der Wochentag als auch das Alter der Personen berechnet wird. Eigentlich ohne genealogischen Nutzen, aber eine nette Spielerei. Man kann also ablesen, an welchem Wochentag jemand geboren wurde und wie alt die Person bei der Eheschließung war. Auf den Tag genau wird berechnet, wie lange die Ehe dauerte. Sogar die voraussichtliche Lebenserwartung lebender Personen (aufgrund der Altersangaben der Vorfahren) wird angegeben (Raucher bekommen fünf Jahre Abzug).

Eine Liste mit Postanschriften rundet die Listenfunktionen ab. Die Inhalte der Listen kann man selbst definieren.

Zur Verfügung stehende Berichte:

  • Personen- und Familienblatt (auch als leeres Formular zum Selbstausfüllen)
  • Familiengeschichte: Von der Ausgangsperson aus werden durchnummeriert die Nachfahren mit ausgewählten Familiendaten aufgelistet.
  • Registerbericht: Nachfahrenreport in Erzählform.
  • Ahnentafelbericht: Von der gewählten Ausgangsperson aus werden in Erzählform die Vorfahren aufgelistet. Nummeriert wird dabei nach dem Kekulé-System.
  • Kompaktinfo: Stellt die Familiendatei in einer äußerst kompakten Form dar, um andere Ahnenforscher über eigene Forschungsschwerpunkte zu informieren. Entwickelt wurde dieses System 1986 von Paul Andereck.
  • Nachfahrenbericht: eingerückte Darstellung aller Nachfahren eines ausgewählten Paares.

Beim Test mit einer größeren Familiendatei fielen bei den Erzählformen Übersetzungsfehler ins Auge. Zitat: „In 22 November 1835 als Johann Jürgens war 22, er heiratete Engel Kaspers Hessenius.“ Bei einer so gut sortierten Auswahl an Berichten fehlt eigentlich nur noch eine Ortssippenbuchfunktion.

Für die grafische Darstellung stehen zur Verfügung: Stammbaum-Grafik, Nachfahren-Grafik, Vor- und Nachfahren-Grafik, Zeitverlauf-Grafik (Timeline) und gestaffelte Stammbaum-Grafik. Mit Ausnahme der gestaffelten Stammbaum-Grafik werden alle Grafiken von dem Programm „Familiengrafik“ ausgeführt. Leider entfällt dadurch die äußerst praktische Navigationsmöglichkeit über solche Darstellungen.

Bei der Timeline fällt angenehm auf, dass eigene historische Ereignisse eingegeben werden können. So kann man die Ereignisse dem jeweiligen Familienzweig regional anpassen. Die 3D-Grafik wurde bei der Werbung besonders hervorgehoben, war beim Test allerdings nicht funktionsfähig.

Fast jeder von Familiendaten erstellte Bericht lässt sich in eine HTML-Seite umwandeln. Hierbei wird der Ordner WEB erzeugt, und die Seiten untereinander verknüpft. Ein Webpublishing-Assistent ist integriert. Der Umlaut „ä“ allerdings darf in der Familiendatei nicht vorkommen, wenn man die HTML-Seiten nicht nachbearbeiten will. Er wird leider nicht sauber umgesetzt. Auch die Faktenabkürzungen sollte man vorher neu benennen, damit die Webseite verständlich wird (siehe: Weitere Fakten und Ereignisse). Der Einsatz internationaler genealogischer Symbole wäre wünschenswert, damit die HTML-Umsetzung ebenso international ist wie das Internet selbst.

Suchfunktionen

Die Suche nach bestimmten Personen ist recht einfach. Hilft der Name allein nicht weiter, gibt es weitere Kriterien, die bei der Suche nützlich sind. Auch Personengruppen können bequem definiert werden. Bei der angezeigten Ergebnisliste kann man nun die Inhalte ändern, sie mit einem Klick als Liste mit einem Textverarbeitungsprogramm öffnen, nachbearbeiten und ausdrucken. Leider hat auch diese Funktion Probleme mit der deutschen Schreibweise. Personen mit einem Umlaut im Namen werden bei der Schnellsuche nicht gefunden, die erweiterte Suche funktioniert dagegen einwandfrei. Für die Suche muss der genaue Begriff eingegeben werde. Abweichende Schreibweisen werden nicht erkannt.

Um bestimmte Personen kenntlich zu machen, kann man bis zu 100 verschiedene Marker pro Person setzen, die sie dann unter einem Stichwort gefunden bzw. ausgeschlossen werden. Mit Hilfe dieser Marker kann man auch die Grafiken auf bestimmte Personen begrenzen oder den Index verkleinern (nur markierte Personen werden aufgeführt).

Datenaustausch

Der Datenaustausch im Gedcom-Format verlief nicht fehlerfrei. Nach dem Import einer größeren Datei war ein Teil der Daten ins englische Format konvertiert, während ein anderer Teil seine Ursprungsform beibehielt. Umlaute wurden dagegen in den getesteten Varianten korrekt übernommen. Eine automatische Funktion zum Privatisieren der Daten (Ausschluss vermutlich noch lebender Personen) wurde nicht gefunden.

Datensicherung

Die Datenspeicherung findet immer statt, wenn eine Karteikarte geschlossen wird. Es kann allerdings vorkommen, dass man die gerade eingegebenen Daten nochmals eintippen muss, wenn die Karte nicht ordnungsgemäß geschlossen und somit gespeichert wurde. Eine komprimierte Datei kann nicht erstellt werden.

Fazit

„Mein Stammbaum 2“ ist ein leistungsfähiges Genealogieprogramm mit vielfältigen Eingabemöglichkeiten zum Aufzeichnen jedes noch so kleinen Details und einer umfassenden und anpassungsfähigen Quellenverwaltung. Um alle Feinheiten bedienen zu können, braucht es allerdings seine Zeit. Die Navigation durch große Familiendateien ist etwas umständlich. Die Ausgabefunktionen weisen leichte Fehler auf bzw. sind dem deutschen Sprachgebrauch unzureichend angepasst. Die GEDCOM-Schnittstelle der Testversion arbeitet nicht einwandfrei. Nach meinen Informationen sind einige der beim Test aufgefallenen Programmfehler Sierra bereits seit 1999 bekannt.

Systemvoraussetzungen: Pentium 100 (Pentium 166 empfohlen), Bildschirmauflösung 800×600 Punkte und 16 bit- Farbtiefe, Windows 95 oder 98 (es läuft auch problemlos unter Windows 2000), 4fach-CD-ROM-Laufwerk (24fach-Laufwerk empfohlen), 16 MB RAM (32 empfohlen), 35 MB freie Festplattenkapazität. (Doris Reuter)


Kostenloser Einstieg

PAF 5.0 auf deutsch

Mit der Version 5.0 ihres kostenlosen Genealogie-Programms PAF (Personal Ancestral File) haben die Mormonen zum zweiten Mal ein Release ihres Programms auf deutsch zur Verfügung gestellt.

Wie die Vorgängerversion 4.0 ist Version 5.0 multilingual, d.h. es kann neben der rein deutschen Version auch eine Version mit mehreren Sprachen aus dem Netz geladen werden.

Um das Programm herunterzuladen, folgt man auf der Seite http://www.familysearch.org den Links „Order / Download Products“ und „Software Downloads Free“ zu den verschiedenen Programmdateien. Nach einer Registrierung kann der Download beginnen. Man kann einerseits die deutschsprachige Version wählen (10 MB) oder die multilinguale Version (40 MB). Letztere enthält alle zur Verfügung stehenden Sprachen.

Ein ausführlicher Test der Version 4.0 war bereits in „Familienforschung Online“ zu lesen, deshalb sollen hier nur die Neuerungen der Version 5.0 zur Sprache kommen.

Wenn man PAF startet, so scheint sich auf den ersten Blick wenig geändert zu haben, doch bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass sich die Oberfläche doch etwas verändert hat: Waren früher die verschiedenen Ansichten über Buttons erreichbar, sind heute Register zu sehen, die ein Umschalten zwischen Familienansicht, Stammbaumansicht und Personenliste erlauben.

Ein weitere Neuerung ist die Möglichkeit, für die Personenerfassung und die Familienerfassung so genannte Vorlagen zu erstellen, d.h. man legt selbst fest, welche Felder häufig und in welcher Reihenfolge gebraucht werden und fasst diese in einer Vorlage zusammen. Wenn diese Vorlage aktiviert ist, werden nur noch die festgelegten Felder angeboten, alle anderen können nach wie vor gewählt werden, befinden sich aber nicht mehr auf der Haupterfassungsseite.

Bei der Personenerfassung fällt auf, dass Vorname und Nachname jetzt in einem einzigen Feld erfasst werden. Dabei wird der Vorname durch einen Schrägstrich vom Nachnamen getrennt. In den Voreinstellungen kann festgelegt werden, in welcher Reihenfolge Vor- und Nachname erfasst oder ob Doppelnamen verwendet werden. Bei der Familienerfassung kann man jetzt eine Familie komplett eingeben. Das Programm fragt dann die Daten zu den einzelnen Familienmitgliedern ab.

Die Funktion Vergleichen/Verschmelzen wurde verbessert: das Programm weist jetzt jedem Datensatz in der .paf-Datei eine unverwechselbare Datensatz-Seriennummer zu. Unverwechselbar wird die Datensatznummer, weil – anders als die RIN – jede Datensatz-Seriennummer weltweit nur einmal vorkommen soll. Diese Datensatz-Seriennummer ändert sich auch dann nicht, wenn die Daten in eine Gedcom-Datei exportiert und geändert wieder importiert werden. Durch die Funktion Vergleichen/Verschmelzen kann man erkennen, welche Datensätze die Originale sind und welche geändert worden sind – um dann zu entscheiden, welche geänderten Informationen übernommen werden sollen und welche nicht.

Auch die Hilfefunktion hat eine Überarbeitung erfahren: Hilfe wird jetzt situationsabhängig angeboten, entweder zum gesamten Bildschirm (z.B. Familienbildschirm) oder zum gerade aktiven Eingabefeld. Inzwischen gibt es auch eine deutsche Mailingliste für PAF, in der alle Fragen rund um PAF diskutiert werden. Interessenten melden sich über http://www.egroups.de/group/pafuser an.

Eine interessante Neuerung ist die Möglichkeit zum Export der Daten in das Palm OS-Format. Ein entsprechendes Programm zum Betrachten der Daten wird mitgeliefert. Mit dieser Option hat man die Kerndaten auch auf seinem Handheld verfügbar. Ergänzt wird die Hilfe durch ein 200-seitiges Handbuch im PDF-Format. Das hat zwar einen fremdsprachigen Titel (wohl ein Fehler), ist aber ansonsten komplett in Deutsch.

Soweit zu den Neuerungen. Ansonsten sind die Möglichkeiten der Version 4.0 erhalten geblieben. Man hat einen umfangreichen Katalog an Informationssachgebieten, um die erfassten Daten zu strukturieren. Den standardmäßig vorhanden Katalog kann man durch benutzerdefinierte Info-Sachgebiete individuell erweitern. Die Standard-Sachgebiete können nicht individualisiert werden (Änderung des Titels etc.) sondern sind gegen Änderungen gesperrt.

Beim Umstieg von Version 4.0 auf die neue Version erkennt das Programm, dass die Daten von der Vorgängerversion stammen und fordert einen neuen Dateinamen an. Die Daten werden dann konvertiert und unter dem neuen Namen abgespeichert, so dass die Altversion und die konvertierte Version nebeneinander auf der Festplatte liegen. Gleiches gilt auch für die Programme: Version 4 und Version 5 können in unterschiedlichen Verzeichnissen installiert sein und parallel betrieben werden.

Leider haben sich, wie in der Vorgängerversion auch, sprachliche Fehler eingeschlichen (z.B. „Heinrich ist RK beigetreten“ für „Heinrich wurde katholisch getauft“.) Auch in Version 5 ist es nicht möglich, die Feldbezeichnungen der vorgegebenen Sachgebiete zu verändern und so z.B. die „Kleinkindtaufe“ durch „Taufe“ zu ersetzen. (Das Feld „Kleinkindtaufe“ nimmt die Daten auf, die mit dem Gedcom-Tag CHR – entspricht der Taufe – übergeben werden, das ebenfalls vorhandene Feld „Taufe“ nimmt die Daten mit den Gedcom-Tag BAPM auf). Bedauerlicherweise haben sich auch in der Chronik Fehler eingeschlichen wie der Satz „Er erhielt am 01.April 2000 die Kleinkindtaufe“ bei einer weiblichen Person. Es ist zu hoffen, dass die Übersetzungsfehler durch einen offiziellen Patch korrigiert werden.

Die Ausgabemöglichkeiten sind vielfältig und lassen sich variabel gestalten, beispielsweise kann der Anwender bei benutzerdefinierten Listen den Spaltenaufbau individuell festlegen. Der Export des Datenbestandes in HTML-Code ist wie in der Vorgängerversion möglich. Die so erstellten Seiten müssen dann nur noch an ihre Adresse im Internet hochgeladen werden (z.B. per FTP).

Fazit: Das kostenlose PAF deckt die Grundbedürfnisse ab. Es druckt zwar keine tollen Stammbäume, aber dafür gibt es ja durchaus spezialisierte Software, die das hervorragend macht. Somit ist PAF auch für Einsteiger interessant, da sie mit einem voll funktionsfähigen Programm beginnen können, ohne finanzielle Aufwendungen zu haben. Ein späterer Umstieg auf andere Programme ist über die Gedcom -Schnittstelle möglich. (vn)


Flexibler und mit Fotoalbum

Ahnenwin 3.0

Heribert Reitmeier, München, hat Ende April Version 3.0 seines Genealogie-Programms „Ahnenwin“ veröffentlicht. Neu ist die Möglichkeit, Vor- und Nachfahren-Darstellungen als Vektorgrafiken zu exportieren, um sie beispielsweise in Corel Draw nachbearbeiten zu können. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, bis zu 25 Bilder pro Person einzubinden, wobei die nun auch im JPEG-Format vorliegen können. Daten und Bilder werden in zwei getrennten Dateien gespeichert.

Das Programm kann 1.000.000 Personen mit beliebig vielen Verbindungen und Kindern erfassen. Das Programm erlaubt die Eingabe von kirchlicher und standesamtlicher Heirat, Verlobung oder Heiratskontrakt ebenso wie von nichtehelichen, sogar gleichgeschlechtlichen Beziehungen, bei Kindern den Vermerk „adoptiert“. Die Suchfunktion ermöglicht gezielte Recherchen wie z.B. „alle in München nach 1910 geborenen, noch lebenden Frauen“. Es gibt Felder für Quellenangaben für die Datumsangaben und ein großes Textfeld pro Person.

„Ahnenwin“ beherrscht den Datenaustausch – auch mit Datenschutzfunktion – im Gedcom-Format, für FOKO und Ortsfamilienbücher. Eine Datenprüfung findet fehlende Angaben, Ungereimtheiten und Dubletten. Die Windows-Kontext-Hilfe unterstützt Einsteiger bei den Eingaben in der übersichtlichen Oberfläche, die wie ein Satz von Karteikarten aufgebaut ist. „Ahnenwin“ kennt den gregorianischen und den französischen Revolutions-Kalender ebenso wie die christlichen Namenstage und kann Osterberechnungen durchführen. Das Programm läuft unter allen Windows-Versionen ab 95 und wird auf CD oder wahlweise auf Disketten geliefert. Es kostet 140 DM für neue Anwender, 50 DM für registrierte Anwender von der Version 1.0 und 30 DM für Anwender der Versionen 2.x. Interessenten wenden sich an den Autor des Programms unter reitmeier.heribert@t-online.de, der auf Anfrage auch einen Screenshot mit Beschreibung von „Ahnenwin“ als Word-Datei per Mail zuschickt. (re)

Wissen

Computer lernen besser hören

Verfeinerte Version des phonetischen Algorithmus‘ „Soundex“

Im zweiten Teil der „Phonetik-Serie“ soll es um eine Verbesserung des in der März-Ausgabe erwähnten Russel-Soundex gehen. Zunächst aber noch ein kurzer historischer Rückblick auf die Entwicklung des Russel-Soundex: Bereits bei der Volkszählung 1900 der USA wurde der Soundex-Algorithmus eingesetzt. Ein Patent auf das Verfahren wurde den beiden Erfindern Margaret K. Odell und Robert C. Russel aber erst 1918 bzw. 1922 erteilt [U.S. Patents 1261167 (1918), 1435663 (1922)]. Bei der Volkszählung 1910 wendeten nur 21 Staaten das Verfahren an, während es 1920 wieder landesweit eingesetzt wurde. Seit Don Knuth den Algorithmus in seinem Buch ‚The Art of Computer Programming, vol.3: Searching and Sorting‘ „wiedererfunden“ hat, erfreut er sich – trotz seiner bereits erwähnten Nachteile – neuer Beliebtheit.

Um die Suche genauer zu machen – der original Soundex Algorithmus liefert, wie gesehen, auch völlig falsche Wörter – wurde das Verfahren modifiziert. Diese neue Variante ist unter den Begriffen „refined soundex“ oder auch „extended soundex“ bekannt. Leider ist nicht klar, ob wirklich R.C. Russel diese Weiterentwicklung durchgeführt hat, gelegentlich wird aber sein Name auch in diesem Zusammenhang genannt.

Das eigentliche Vorgehen hat sich im Vergleich zum Original wenig geändert. Statt drei Stellen werden nun vier verwendet und es werden neun verschiedene Laute statt früher sechs unterschieden:

  • b,p = 1
  • d,g,t = 6
  • f,v = 2
  • c,k,s = 3
  • l = 7
  • g,j = 4
  • m,n = 8
  • r = 9
  • q,x,z = 5

Für die Beispiele aus dem letzten Artikel ergibt sich so: Zedtlitz = Z6765, Zedlitz = Z6765. Das es hier wieder funktioniert war ja schon zu erwarten, da bereits der Original-Soundex gleiche Werte lieferte. Sehen wir uns die Wörter an, die beim ursprünglichen System Probleme bereiteten:

  • Schmidt S8600
  • Sandemann S8680
  • Heinrich H8930
  • Hammerschlag H8937
  • Zedlitz Z6765
  • Zotteldecke Z6763

Wie man erkennt, unterscheiden sich hier die nicht ähnlichen Wörter – anders als beim ursprünglichen Algorithmus.

In den nächsten Folgen der Soundex-Reihe geht es um den Algorithmus nach Daitch-Mokotoff und einige modernere Verfahren. (jz)

Vereine

Visitenkarte

Pommerscher Greif

Der „Pommersche Greif“ wurde im September vergangenen Jahres in Greifswald gegründet und hat sich auf der ersten Mitgliederversammlung im Januar 2001 in Travemünde konstituiert. Benannt ist der Verein nach dem heraldischen Symbol für Pommern. Dass der Verein nach so kurzer Zeit bereits über 130 Mitglieder hat, ist ein Zeichen für das starke Interesse an der pommerschen Familienforschung, die in Zusammenarbeit mit allen anderen auf diesem Gebiet tätigen Institutionen erfolgen soll.

Die Ziele des Vereins sind u.a. die Sammlung und Veröffentlichung ortsgeschichtlicher und genealogischer Quellen aus Vor- und Hinterpommern. Der „Greif“ hat die Herausgabe der bekannten Vierteljahres-Schrift „Sedina-Archiv“ als Vereinszeitung übernommen. Räumlichkeiten für eine Bibliothek mit Archiv werden derzeit in Vorpommern geschaffen. Es sind bereits etliche Bestände vorhanden, die dann den Vereinsmitgliedern zugänglich gemacht werden können. Eine weitere wichtige Aufgabe des neuen Vereins ist die Bündelung und Koordination der verschiedenen Aktivitäten in der pommerschen Familienforschung; bisher waren hier Einzelkämpfer und kleine Gruppen auf sich gestellt. Der Verein ist bemüht, ein Netzwerk von Ansprechpartnern aufzustellen, die die Aktivitäten jeweils auf Kreisebene zusammenführen. Für 25 pommersche Kreise und Regionen haben sich solche Ansprechpartner bereits gefunden.

Der Pommersche Greif wird sowohl dem blutigen Anfänger auf der Suche nach seinen Wurzeln als auch dem alten Hasen hilfreich zur Seite stehen.

Weitere Informationen: http://pommerscher-greif.de oder beim Schriftführer des Vereins: Ernst Schroeder, Schlossweg 8, 86875 Waal, Telefon 08246 / 1440, 1554, Fax 08246 / 1555. (Margret Ott)

Kaleidoskop

„Roots“, Pfeffernüsse und Viren

Aus dem Leben eines Listmasters

„Hello all, I was to Wurttemberg many years ago, and I was wondering if someone could please tell me the name of a church I saw there. It is a famous church very beautiful“. Auch auf diese zunächst aussichtslos erscheinende Frage eines Amerikaners fanden die Mitglieder der Baden-Württemberg Mailing-Liste die gesuchte Antwort – ein Beweis, welches erstaunliche Wissenspotenzial in einer Gruppe von Menschen freigesetzt wird, wenn sie miteinander nur hinreichend gut kommunizieren können.

In der BW-Liste, wie die Baden-Württemberg Mailing-Liste auch kurz genannt wird, treffen sich über zwölf hundert genealogisch Interessierte aus aller Welt und tauschen per E-Mail Fragen und Antworten zur Ahnenforschung im Gebiet des heutigen Baden-Württemberg aus. Über 90 % der Teilnehmer sind US-Amerikaner, die hier mit großem Eifer ihre „roots“ suchen. Die restlichen Teilnehmer sind in aller Herren Länder daheim: Australien, Südamerika, Israel, Russland, Ukraine, die europäischen Ländern u.s.w. Nur etwa ein bis zwei Dutzend der Teilnehmer kommen aus Deutschland, hauptsächlich natürlich aus Baden-Württemberg. An dieser Zusammensetzung ist schon erkennbar, dass Englisch die vorherrschende Verständigungssprache ist. Meine Bemühungen, die Liste zumindest zweisprachig zu führen und damit mehr deutsche Mitglieder anzuwerben, zeigen seit einiger Zeit schöne Erfolge.

Der Listmaster einer Mailing-Liste, manchmal auch Listmanager, Listadministrator oder auch Listowner genannt, legt die Regeln für das Miteinander fest. Darüber hinaus ist er Ansprechpartner für jede Art von Problemen und er schaut darauf, dass die „Hausordnung“ und die „Netiquette“ auch eingehalten werden. Und natürlich liegen bei ihm die Verwaltungsaufgaben. Die wichtigsten Regeln für die BW-Liste lauten: zugelassen ist alles, was im weitesten Sinn zur genealogischen Forschung im Raum Baden-Württemberg gehört; untersagt (off topic) ist alles, was in den Bereich politische, religiöse oder kommerzielle Propaganda einzuordnen ist.

Ein erster Einblick in das immer wieder von Überraschungen geprägte Leben eines Listmasters kann vielleicht folgende Episode vermitteln. Eine Teilnehmerin irgendwo in der weiten Welt kann das Originalrezept für die „Pfeffernüsse“ ihrer schwäbischen Urgroßmutter nicht mehr finden und bittet die BW-Liste um Hilfe. Im Nu verwandelt sich die gemächliche Genealogie-Liste in eine muntere Pfeffernuss-Liste, die die große Vielfalt deutscher Weihnachtsrezepte, -gebräuche, -lieder, -gedichte unter Beweis stellt. Die Umfunktionierung der BW-Liste in eine in eine dauerhafte Rezept-Liste wäre besiegelt, wenn der Listmaster jetzt nicht eingreift. Als er aber den Küchenrezepten Einhalt gebietet, sieht er sich plötzlich Oppositionskräften gegenüber, die ihm bisher schlichtweg verborgen geblieben waren. Wie aus dem Nichts tauchen sie auf und beschuldigen ihn, Rede-, Gedanken- und Pressefreiheit brutal zu unterdrücken. Sie rufen die Listenmitglieder zu einer demokratischen Abstimmung über die in der Liste zuzulassenden Themen auf. Eine wahre Revolution scheint sich den Weg zu bahnen. Da der Listmaster unerbittlich dabei bleibt, dass die Genealogie in die Genealogie-Liste und die Pfeffernüsse in die German Food-Liste gehören, legt sich langsam der Sturm im Wasserglas . Einige der „Revolutionäre“ verlassen beleidigt die BW-Liste.

Sehr viel weniger Geduld zeige ich jedoch gegenüber jenen, die die BW-Liste als Plattform für Ihre weltanschauliche Propaganda einsetzen wollen. Sie beteiligen sich zunächst eifrig an der genealogischen Diskussion und weisen sich z.T. durchaus als kompetente Genealogen aus. Mit der Zeit aber benutzen sie mehr und mehr die Liste als Forum, ihre politischen Vorstellungen unter das Volk zu bringen. So wurden Teilnehmer wegen ihrer anti-arabischen Parolen, andere Teilnehmer wegen ihrer nazi-ideologischen Parolen von der BW-Liste ausgeschlossen, nachdem Abmahnungen nichts genützt hatten.

Ein besonderes Kapitel einer Mailing-Liste sind Viruswarnungen von Teilnehmern, insbesondere dann, wenn behauptet wird, der Virus sei über die Mail-Sendungen der BW-Liste übertragen worden. Nur zu leicht kommt dann eine panikartige Stimmung auf, einfach weil zu viele Unberufene und Inkompetente ihre Meinungen kund tun. Ich stoppe daher jede Virusdiskussion in der BW-Liste als „off topic“ und erkläre, dass eine genealogische Liste nicht der geeignete Ort dafür ist. In einem Rundschreiben verweise ich auf die Internetseiten, die kompetente Hilfe bieten.

Und wie sieht nun der Alltag eines Listmasters aus? Mindestens einmal pro Tag werden die Mails abgerufen, bei der BW-Liste zwischen 10 und 30. Über die Verwaltungs-Adresse kommen noch einmal etwa ein Dutzend dazu. Das sind all jene, mit denen der Rechner selbst nicht klar kommt, die sogenannten „bounces“, wie z.B. fehlerhafte An- oder Abmeldungen, nicht mehr gültige Adressen, nicht zustellbare Mails usw. Die Erledigung dieser Aufgaben stellt praktisch den Pflichtteil des Listmaster dar. Viele Listmaster beschränken sich auf diese Aufgabe. Ich persönlich wirke aber gerne aktiv bei der Lösung der genealogischen Probleme der Teilnehmer mit, so fern ich kompetent etwas dazu beitragen kann. Das kann oft durch ein paar Hinweisen zur der Geographie oder Geschichte eines Ortes sein. Es kann aber auch ein Tipp darüber sein, wo in welcher Stadt oder in welchem Landesteil bestimmte Namen verstärkt auftreten. Dafür schlage ich schon einmal in den üblichen Standardwerken nach oder setze die Suchfunktion meiner Telefonbuch CD-ROM ein. Oft aber ist es einfach die persönliche Erfahrung und die Kenntnis der lokalen und regionalen Gegebenheiten, die entscheidend weiterhelfen. Das wissen und merken die Teilnehmer und wenn sie dann weiterkommen in ihren Forschungen, ist die Freude groß und die Dankbarkeit geradezu überschwänglich..

Oft werde ich gefragt, warum ich mir diese Arbeit mache – denn zweifellos ist mit dieser übernommenen Aufgabe ein nicht unerheblicher Zeitaufwand verbunden. Nun, genealogische Forschung – nicht nur die eigene – ist einfach eine faszinierende Tätigkeit: sie ist die spannend wie ein Krimi, unterhaltend wie ein Roman, herausfordernd wie ein Rätsel der Sphinx. Und als Listmaster stehe ich mitten in diesem Geschehen. Es kommen Leute, es gehen Leute. Manchen von Ihnen konnte ich eine Freude bereiten, weil ich Ihnen helfen konnte. Mit einigen entstehen über Kontinente hinweg richtige Freundschaften. Ja, darum mache ich die Arbeit als Listmaster.

Übrigens: Zur Baden-Wuerttemberg Mailing-Liste koennen Sie sich unter anmelden. (Dieter Joos)


Kurz gemeldet

GedBas

Die deutschsprachige Stammbaum-Datenbank GedBas (in die jeder kostenlos seine eigene GEDCOM-Datei einspielen und im Internet abfragbar machen kann) hat jetzt einen weiteren Meilenstein erreicht. Über eine halbe Million Datensätze kann man jetzt unter http://gedbas.genealogy.net durchsuchen. 460 Familienforscher haben ihre Daten bereitgestellt.

Wer auch seine Stammbaumdaten in GedBas veröffentlichen möchte, kann dies auf sehr einfache Art und Weise selbst tun. Für weitere Fragen zu GedBas lesen Sie bitte die FAQ-Seite: http://www.genealogienetz.de/faqs/gedbas_faq.html. (kpw)

ZNF-Archiv online

Seit einigen Tagen ist eine Übersicht der seit 1919 erscheinenden Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde unter online. Die über 1.800 Artikel sind jeweils für einen Zeitraum von fünf Jahren chronologisch zusammengefasst. Unter Angabe des Titels, der Seite und der Ausgabe kann man bereits zu Hause seinen nächsten Archivbesuch vorbereiten.

Als ein weiterer Service wurde eine Bibliotheksseite eingerichtet, auf der man nachlesen kann, in welchen Bibliotheken und Archiven die ZNF einzusehen ist. Diese Bibliotheksseite wird in den nächsten Wochen weiter ausgebaut. (André Studt)

Neues Webverzeichnis bei Ahnenforschung.Net

Am 27.04.2001 besuchte der 500.000 Besucher das deutsche genealogische Webverzeichnis Ahnenforschung.Net (http://ahnenforschung.net). Das Webverzeichnis wurde aufgrund dieses Zuspruchs in seinen Funktionen nun noch etwas erweitert. So kann man von der Startseite aus nicht nur wie bisher das Verzeichnis selbst durchsuchen, sondern auch das genealogische Lexikon sowie den Shop. Das Layout des Webverzeichnisses wurde an das des Genealogie-Shops (http://www.genealogie-shop.de) angepasst, um den Benutzern eine einheitliche Oberfläche zubieten. Seine Homepage kann man nun direkt in der gewünschten Kategorie anmelden, wenn sie bisher noch nicht auf Ahnenforschung.Net verzeichnet war. Über die Suchoptionen gibt es jetzt weitere vielfältige Möglichkeiten, das Webverzeichnis zu durchsuchen, das ab Anfang Mai in der neuen Version online sein wird. (sz)

Niederländisches Genealogie-Treffen

Die „Nederlandse Genealogische Vereiniging“, lädt ein zu ihrer 48. Tagung, die zur Feier des 50 jähriges Bestehen der Abteilung Groningen der N.G.V. organisiert wird. Die Veranstaltung findet am 19 Mai 2001 im „Geert Teis Centrum“ statt. Teil der Tagung ist eine Messe für genealogische und historische Vereine, Hilfsmittel-Lieferanten u.s.w. im Foyer des Theaters. Das Programm beginnt um 10.30 Uhr, der Aufbau kann schon um 8.30 Uhr beginnen. Nach dem Mittagessen werden ab 14.00 Ausflüge organisiert. Die Vereinigung erwartet etwa 200 Teilnehmer. Sie können kostenlos ausstellen und Erfahrungen mit den Teilnehmern austauschen. Nähere Informationen gibt Frans Renssen, renssen@wanadoo.nl.

Termine

Für den Monat Mai sind wieder über 25 Termine in allen Regionen im genealogischen Terminkalender http://www.genealogienetz.de/kalender.html eingetragen. Wenn Sie selbst einmal einen genealogischen Termin erfahren, nutzen Sie bitte diesen Kalender und tragen den Termin dort ein oder teilen Sie ihn uns mit. (kpw)