Naumburg/Hessen und Worms erkennen den Wert des Grabstein-Projekts

Originally published at: Naumburg/Hessen und Worms erkennen den Wert des Grabstein-Projekts • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)

Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung berichtete im April 2024 über das Naumburger Grabstein-Projekt, für das Wilburg Kleff die Grabsteine und Inschriften auf den Friedhöfen der Stadt Naumburg und ihrer Stadtteile dokumentiert hat. Der Hauptamtsleiter der Stadt, Thomas Fingerling, hatte mitgeteilt, dass extra für dieses Projekt im Juni 2023 die Friedhofsordnung der Stadt Naumburg geändert und ein Nachsatz im § 7 eingefügt worden ist. Vorausgegangen war eine umfangreiche Korrespondenz zwischen dem Projektorganisator des Grabstein-Projekts, Holger Holthausen, und der Stadt Naumburg. Das Ergebnis ist ein Vorbild für viele andere Friedhofsordnungen!

§ 7 Nutzungsumfang
Innerhalb der Friedhöfe ist nicht gestattet …
(2.4) ohne Zustimmung der Nutzungsberechtigen von deren Grabstätte analoge oder digitale Aufnahmen (Bilder, Filme etc.) zu machen oder ohne Zustimmung der Friedhofsverwaltung von den übrigen Teilen der Friedhofsanlage derartige Aufnahmen zu machen, dies gilt nicht für Aufnahmen für private, wissenschaftliche, kulturhistorische oder ähnliche Zwecke.

Friedhofsordnung der Stadt Naumburg (2. Nachtrag vom 22. Juni 2023)

Alle städtischen Friedhöfe in Naumburg dokumentiert

Es war sicherlich von Vorteil, dass die Fotografin und Künstlerin Wilburg Kleff auch Mitglied der Friedhofskommission ist. Viele Jahre hat sie in der Kulturförderung und Öffentlichkeitsarbeit beim Landkreis Kassel gearbeitet. In ihrer Freizeit fotografierte sie Grabsteine auf den städtischen Friedhöfen. Jetzt ist auch der letzte Friedhof, der „Totenhof“ in der Innenstadt mit 428 Grabsteinen mit fast 700 Personeneinträgen fertig erfasst und die wenigen noch verbliebenen Grabsteine auf dem jüdische Friedhof fotografiert. Für einige dieser Grabsteine mit hebräischen Inschriften wird noch ein „Übersetzer“ gesucht.

Sondergenehmigungen für die städtischen Friedhöfe der Stadt Worms

Nach den aufsehenerregenden Fall von mehrfachem Vandalismus und Metall-Diebstählen auf Friedhöfen der Stadt Worms hat die Friedhofsverwaltung der Stadt beim Projektleiter des Grabsteinprojekts nachgefragt, ob in Worms bereits Gräber dokumentiert wurden, um anhand von Fotos die Schäden genauer einschätzen zu können. Nun bedauert die Verwaltung selbst ihr Fotografierverbot und will eine Ausnahmegenehmigung ausstellen. Wer also in Worms helfen will, Grabsteine zu dokumentieren, melde sich bitte hier beim Projekt.

Den „Grabsteinern“ im Verein für Computergenealogie (CompGen) geht seit es 2007 um die Dokumentation der Grabsteine und ihrer Inschriften. Das Projekt ist seit 2015 vom GEWISS-Konsortium „Bürger schaffen Wissen – Die Citizen Science Plattform“(gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft) als Bürgerwissenschaft anerkannt. Auch die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz” (unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten) interessierte sich 2016 für das Grabstein-Projekt (siehe Artikel „Dokumentation von Gräbern“). Inzwischen befinden sich in dieser Datenbank die Dokumentationen von fast 9.000 Friedhöfen. Für die Familien- und Ahnenforschung sind diese Inschriften besonders wertvoll, weil die Hinweise über den Begräbnisort von Vorfahren auch Hinweise zu weiteren Forschungsmöglichkeiten sind.

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Hallo

Da ich gelesen habe, dass in Worms vor allem Kriegsgräber betroffen waren, und da vor allem Gräber der Opfer der Bombardierungen, frage ich mich, ob die nicht speziell dokumentiert worden sind. Ich weiss nur, dass es in Baden-Württemberg ein Verzeichnis von allen Kriegsgräbern gibt, und von Würzburg findet man die Opfer der Bombardierungen in der Online-Gräbersuche des Volksbundes.

Zu Gräbern auf jüdischen Friedhöfen könnte man mal nachschauen, ob diese schon bei JewishGen in der „JewishGen Online Worldwide Burial Registry“ Datenbank erfasst worden sind. Falls nicht könnte man sich an die zuständige Person wenden, man kann ihn via JewishGen Mailingliste erreichen. Auch sonst findet man in der JewishGen Mailingliste immer Leute, die hebräische Inschriften auf Grabsteinen übersetzen können.

Viele jüdische Friedhöfe in Deutschland sind auch bei Alemannia Judaica oder beim Steinheim Institut dokumentiert.

Gruss
Corinne

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