Namenssuche und Dokumenete über die Ausweisung 1946

Hallo zusammen,
ich beobachte schon lange Zeit die Liste um vielleicht mal etwas zu
erfahren. Meine Mutter stammt aus Goschützhammer und aus dieser Gegend
gibt es wenig Beiträge in diesem Forum.
Aber trotzdem interessiere ich mich immer mehr für meine Wurzeln.
Meine Ahnen haben seltene Namen ( Posprich und Bargende) vielleicht kann
mir einer oder eine aus der Liste Ursprung und Bedeutung dieser Namen
mitteilen. Meine Mutter wurde mit ihrer Familie aus Groß Wartenberg
ausgewiesen und kam am 8.November 1946 in Taucha bei Leipzig an. Gibt es
Listen die man einsehen Kann? Oder wo bekommt man sonst Informationen
über diese Ausweisungen?

Fürs erste wünsche ich euch eine schöne Vorweihnachtszeit und alles
Gute.

Gruß
Wolfhard

Wolfhard Weiß schrieb:

Meine Mutter stammt aus Goschützhammer und aus dieser Gegend
gibt es wenig Beiträge in diesem Forum.
Aber trotzdem interessiere ich mich immer mehr für meine Wurzeln.
Meine Ahnen haben seltene Namen ( Posprich und Bargende) vielleicht kann
mir einer oder eine aus der Liste Ursprung und Bedeutung dieser Namen
mitteilen. Meine Mutter wurde mit ihrer Familie aus Groß Wartenberg
ausgewiesen und kam am 8.November 1946 in Taucha bei Leipzig an. Gibt es
Listen die man einsehen Kann? Oder wo bekommt man sonst Informationen
über diese Ausweisungen?

Hallo Wolfhard,
ein seltener Name ist meistens auf einen nicht allzu lange zurückliegenden Schreibfehler bei der Eintragung ins Kirchenbuch zurückzuführen. POSPRICH ist sicher eine Abwandlung des in Schlesien recht häufigen Namens POSPIECH. www.herby.com.pl/herby/indexslo.html findet ihn im heutigen Polen 698 x, die größte Teilmenge in der ehemaligen Wojewodschadt Leszno [Lissa, Prov. Posen], die bekanntlich an den ehemaligen Kreis Groß Wartenberg grenzte. Der IGI findet die meisten POSPIECH in Reinersdorf im Kreis Kreuzburg (fast an der Grenze zum Kempener Zipfel der Provinz Posen). In Tschechien kommt er vor allem im Bergbaugebiet des ehemaligen Österreichisch-Schlesien vor. Der Name kommt wahrscheinlich vom polnischen pośpiech = Eile, Hast, Hetze. Auch ein tschechischer Ursprung ist möglich: spěch = Eile; pospěš = beeil dich! pospěch = in Eile.

Auch im Namen BARGENDE scheint ein Schreibfehler (Buchstabendreher) zu stecken. Er ist in den Schreibweisen BARGENDA und v.a. BERGANDE nicht selten. Die Seite www.gross-wartenberg.de/Menschen/i1.htm#33 enthält einen BARGENDE, aber sieben BARGENDA. Der Name BERGANDE kam in Goschütz, häufiger in Lobsens, Provinz Posen ( www.herby.com.pl findet ihn dort 49 x) und noch häufiger in Pommern vor, wo er vermutlich aus dem dort massenhaft vorkommenden PERGANDE entstanden ist.

Zitat aus http://forum.genealogy.net/forum/thread.php?threadid=13836&threadview=1&hilight=&hilightuser=0&sid=a678e0feca7d97099681958045a67ad4 :

Im 2. Jahrhundert n. Chr. lebte in dem zwischen Frankfurt a.d. Oder und Thorn a.d. Weichsel gelegenen Raum der ostgermanische Stamm der BURGUNDER. Während der Völkerwanderungszeit verließen die BURGUNDER ihr Heimatland. 406/407 begegnen sie uns als römische Bundesgenossen in Mainz, Alzey und WORMS (vgl. Burgunden – Wikipedia ).

Der Namenforscher Max Vasmer, der mehrere russische geographische Namenbücher und etymologische Wörterbücher verfaßte, will uns in seinem 1933 erschienenen Beitrag „Der Burgundername bei den Westslaven“ glauben machen, daß sich der in Schlesien anzutreffende Familienname BARGENDA (auch BARGANDER, BORGANDER, BERGANDER, BEGANDER, BERGANDY usw.) von dem g e r m a n i s c h e n Stamm der BURGUNDER herleitet.

Vasmer begründet seine Auffassung vor allem mit der unbedeutenden sozialen Stellung der BARGENDA-Familien. Diese seien meistens Arbeiter, Handwerker, Melker usw. gewesen. Daraus lasse sich – so Vasmer - der Schluß herleiten, daß es sich bei den BARGENDA-Familien „um den Rest einer alten, durch die slavische Landnahme unterworfenen - Anm.: burgundischen - Bevölkerung handelt“. Jedenfalls bestehe – so Vasmer - „kein Hindernis für die Verknüpfung des Namens BARGENDA mit den BURGUNDERN“.

Vasmers Forschungsergebnis dürfte bereits 1933 einer erheblichen K r i t i k unterworfen gewesen sein, endet er doch seinen Beitrag mit den Worten „... hat sich wieder einmal gezeigt, ... wie wenig berechtigt das Vorgehen derjenigen Gelehrten ist, die sich über diese Angaben glatt hinwegsetzen.“

Meine Empfehlung: man sollte sich heute gleichfalls über Vasmers Forschungsergebnis „glatt hinwegsetzen“.

Zu dieser Namensgruppe gibt es auch noch andere mehr oder weniger kuriose Theorien. Die in Schlesien vorkommende Variante BERGANDER könnte auf eine Graecisierung des 17. oder 18. Jahrhunderts von BERGMANN zurückgehen (griechisch άνδρος = Mann), wodurch sich PERGANDE jedoch nicht erklären ließe Im Englischen wird BERGANDER mit sheldrake = Brandgans, Brandente gleichgesetzt, woran J.A.H. MURRAY in "Notes and Queries" jedoch Zweifel anmeldet.

Gottlieb PERGANDE, * 13.5.1787 Alt Damerow, Kreis Saatzig, Pommern
Friedrich August PERGANDER, * 15.11.1818 Alt Damerow
Der Übergang von -ANDE zu -ANDER könnte also schon in Alt Saatzig stattgefunden haben.

Schon um die Mitte des 18. Jh. gab es PERGANDE in Alt Belz, Kreis Köslin, Pommern (Deutsches Geschlechterbuch, Band 174).

Aus Ahnenforschung Pomrehn :

"Zu bemerken ist, daß der Familienname PERGANDE in der Geschlechterfolge der Einwohner des Dorfes sehr häufig erscheint. Nach heimatkundlichen Forschungen gehört Alt-Belz zu den Orten, die den größten Anteil dieses für Ostpommern charakteristischen Familiennamens besaßen."

Grüße vom Niederrhein,
Günther Böhm

Hallo Wolfhard,
Schau mal im Forum nach, da taucht die gleiche Information zur
Auswanderung aus Groß Wartenberg auf.
http://www.gross-wartenberg.de/forum/showthread.php?tid=21
Gruß
Richard