Hallo zusammen,
ich habe mal wieder einige Fragen, die durch die Bearbeitung der Kirchenbücher von Märzdorf am Bober, Kreis Löwenberg, kath, auftauchen und hoffe auf weiterführende Antworten )
1. Bei der Bearbeitung der Sterbebücher bemerke ich, dass sich öfter die Vornamen „ändern“ = z.B. der Vater Gottfried aus dem Taufeintrag heißt auf einmal Friedrich im Sterbebuch.
Wer kennt sich in der Schlesischen Mundart aus und kann mir weitere solche Beispiele nennen ? Es würde mir die Bearbeitung sehr erleichtern, wenn ich solche mundartlichen Änderungen kennen würde.
2. Weiterhin fiel mir auf, dass sehr oft die Vornamen der Ehefrauen einfach„vertauscht“ wurden bzw. falsch genannt wurden und auch die Kindernamen bei der Geburt und beim Tod sehr variierten. Kann mir das jemand bestätigen ? Nahmen es die Pfarrer früher damit nicht so genau – nur die Männernamen waren wichtig ???
3. Auch waren immer wieder Kinder nicht im Taufbuch genannt – da sie irgendwann starben, tauchen sie auf. Aufgrund der Altersangabe kann ich die Taufeinträge +/- genau kontrollieren, sie standen definitiv nicht im Taufbuch. Kann mir das auch jemand bestätigen ?
4. Und meine besondere Frage: wenn immer wieder Kinder im Taufbuch fehlten – wie konnten sie sich später einmal „ausweisen“ – ich meine, wenn sie auf Reisen gingen oder umzogen, mussten sie ja eine Art Herkunftsbescheinigung vorlegen. Wie bekamen sie diese, wenn sie nicht im Taufbuch erschienen oder aber auch, wenn ein falscher Muttername im Taufbuch stand ? Die Pfarrer wechselten ja auch immer wieder mal, so dass sie diesem dann nicht unbedingt von der Herkunft her „bekannt“ waren.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir hier weiterhelfen könnt.
Viele Grüße und vielen Dank
Martina (Picker)
Hallo Martina, hallo Liste,
alle die von Dir festgestellten, angefragten "Phänomene" kann ich durch
die Forschungen in meinem Spezialgebiet Kyffhäuserkreis, im nördlichen
Thüringen, durchaus bestätigen, unabhängig von der
Religionszugehörigkeit. Denn dort waren/sind sie überwiegend
Protestanten.
Neben meinem Ahn Gottfried Ludwig Wölfert zum Beispiel, taucht immer
wieder ein Friedrich Ludwig Wölfert auf. Was anfangs schon zu einiger
Verwirrung geführt hat, nicht nur bei mir.
Natürlich handelte es sich um dieselbe Person.
Umgangssprachlich werden sowohl Gottfried als auch Friedrich oftmals
Frieder genannt.
Bekannt auch Variationen von Georg --> Gerge --> Jörg --> Jürgen
Wenn die Vornamen vertauscht, flasch notiert wurden führt das
zwangsläufig zu Irritationen.
Da hilft am Ende nur das Ausschlußverfahren basierend auf dem kompletten
Durcharbeiten der Kirchenbücher.
Und wenn der Pastor als amtierender Aussteller von Zeugnissen, Ausweisen
usw. gewechselt hatte, kann das meiner Ansicht nach für den Antragsteller
- dessen Taufeintrag im KB fehlte - kein wirkliches Problem gewesen sein.
Hatte er doch Verwandte und Nachbarn als Zeugen.
Alle von Dir angeführten Probleme kenne ich allerdings immer nur- zum
Glück! - als Ausnahme von der Regel.
Schöne Grüße, INGO
Hallo Martina,
zu 1. das durch die Mundart aus einem Gottfried ein Friedel, aus einem Gottlieb ein Liebel und aus einem Gottlob ein Lobel wird habe ich schon gelesen, aber das aus einem Gottfried ein Friedrich wird ist mir nicht bekannt. Ich vermute mal das die Kinder alle Vornamen der Väter oder ihre Reihenfolge meistens nicht kannten.
zu 2. meine Urgroßmutter hieß zur Geburt laut Eintrag im Kirchenbuch Pauline Auguste Anna und bei der Hochzeit in einem anderen Ort auf dem Standesamt Johanna Eleonore Pauline Auguste Anna. Wahrscheinlich gefielen ihr die zwei Namen und sie hat sie einfach noch hinzugefügt.
zu 3. Ich habe Taufeinträge gelesen da ist alles angegeben der Pfarrer, der Vater, die Mutter, Taufpaten nur der Name des Kindes ist ausser einem freien Fleck nicht zu finden. Die Pfarrer waren ja bei den Feierlichkeiten mit dabei. Das Kirchspiel war groß und weit und dem Pfarrer ging es den nächsten Tag schlecht (auch nur Menschen) und der Name des Täuflings war weg.
Viele Grüße aus dem 3 Bockwindmühlendorf Oderwitz (südl. Oberlausitz)
Wolfgang OTTO
* 1943 Zirlau Krs. Schweidnitz
Suche FENDE und OTTO (alle ev.) in Niederschlesien
Hallo Ingo,
vielen Dank für deine Mail und die Bestätigung.
Das ist ja echt verwirrend - aber, wie du schon schriebst, kann man ein
Ausschlußverfahren anwenden.
Allerdings weiß man nie genau, ob nicht noch ein anderer gleichen Namens in
den Ort gezogen ist..... es ist also nicht wirklich sicher
Leider kommen diese Geschichten in den Sterbebüchern bei mir öfter vor.....
Die Aussage, dass Familie und Freunde zum Bezeugen einer Herkunft
ausreichten, freut mich sehr - so kann ich dieses Problem schon mal zur
Seite legen
Vielen Dank und viele Grüße
Martina (Picker)
Hallo Wolfgang,
vielen Dank auch für deine Bestätigung!
<zu 1. das durch die Mundart aus einem Gottfried ein Friedel, aus einem
<Gottlieb ein Liebel und aus einem Gottlob ein Lobel wird habe ich schon
<Gelesen, aber das aus einem Gottfried ein Friedrich wird ist mir nicht
<bekannt. Ich vermute mal das die Kinder alle Vornamen der Väter oder
<ihre Reihenfolge meistens nicht kannten.
Ich habe es immer wieder mal, dass sich der Name so ändert - bei
verschiedenen Familiennamen. Mit den Kindern hat es nicht so viel zu tun, da
der Gottfried / Friedrich als Vater eines verstorbenen Kindes oder auch
geborenen Kindes genannt wird. Entweder hat also der Pfarrer den Namen
einfach so "getauscht" oder der Vater hat ihn so genannt bei der Eintragung.
<zu 2. meine Urgroßmutter hieß zur Geburt laut Eintrag im Kirchenbuch
<Pauline Auguste Anna und bei der Hochzeit in einem anderen Ort auf dem
<Standesamt Johanna Eleonore Pauline Auguste Anna. Wahrscheinlich
<gefielen ihr die zwei Namen und sie hat sie einfach noch hinzugefügt.
Ich habe hier z.B. ein Kind als Anna Ursula getauft, fünf Tage später starb
es als Maria Ursula.... auch Johann Melchior und dann Melchior Joseph...
und ähnliches....
Bei erwachsenen Menschen könnte ich es noch nachvollziehen - aber nannten
die sich dann auch mit einem dieser zugefügten Vornamen oder war es nur
"Zierde" ? Wie war der Rufname deiner Urgroßmutter ? Weißt du das ?
<zu 3. Ich habe Taufeinträge gelesen da ist alles angegeben der Pfarrer,
<der Vater, die Mutter, Taufpaten nur der Name des Kindes ist ausser
<einem freien Fleck nicht zu finden. Die Pfarrer waren ja bei den
<Feierlichkeiten mit dabei. Das Kirchspiel war groß und weit und dem
<Pfarrer ging es den nächsten Tag schlecht (auch nur Menschen) und der
<Name des Täuflings war weg.
Das hatte ich auch mehrfach. Manchmal war auch der Platz für den Namen der
Mutter frei....
Warum wurden aber dann immer wieder Visitationsvermerke in die KB
eingebracht? Wurde so was denn nicht geprüft? Oder war es nur ein Vermerk,
dass die "Kirchenobersten" dort waren und "nur" die Kichenbücher vorgefunden
haben ?
<Viele Grüße aus dem 3 Bockwindmühlendorf Oderwitz (südl. Oberlausitz)
<Wolfgang OTTO
Viele Grüße
Martina (Picker)