Gegenfrage: Welche Sachen denn?
Hier ist lediglich die standesamtliche Beurkundung beim Standesamt Francop
(im Staatsarchiv Hamburg) und der Eintrag zur Bestattung bei der ev.-luth.
Kirchengemeinde Elstorf zu erwarten, ein paar Notizen in regionalen
Zeitungen (wenn überhaupt), die sich möglicherweise in der Staats- und
Universitätsbibliothek finden lassen, und vielleicht eine polizeiliche Akte
zum Leichenfund. In einem Archiv der heutigen Gemeinde Moisburg (heute nicht
einmal 2000 Einwohner) findet sich voraussichtlich Nullkommanix. Die
Gemeinde bzw. das damalige Dorf hat administrativ mit der Sache auch
überhaupt nichts zu tun. Daran ändert auch nichts, dass 50 Jahre später ein
Stempel der Kirchengemeinde Elstorf einen Hinweis auf Moisburg enthält. Hat
mit dem individuellen Fall auch offensichtlich nichts zu tun, sondern ist
eine Allüre von Elstorf (die werden auch gleichzeitig kein Zweitsiegel ohne
den Moisburg-Hinweis geführt haben) und führt in eine Sackgasse.
Administrativ spielt hier nur eine Rolle, das der Tote im ehemals
moisburgischen Teil von Neugraben wohnte. Das bedeutet, das Neugraben
ursprünglich keine Verwaltungseinheit war, sondern aus mehreren
unverbundenen Teilstücken verschiedener Organisationen bestand. Der Tote
wohnte im Gebiet des früheren Amtes Moisburg, dass jedoch schon seit 1859
wegen Sitzverlegung das Amt Tostedt war. Dieses Amt Tostedt gehörte zur
Landdrostei Lüneburg (ab 1885 Regierungsbezirk Lüneburg) und bildete ab 1885
bis 1932 mit dem Amt Harburg den Kreis Harburg, der 1932 (um einiges Gebiet
verkleinert) mit dem Kreis Winsen zum neuen Kreis Harburg zusammengelegt
wurde. Dabei kamen unter anderem auch Francop und Neuenfelde (ehemals Kreis
Jork) hinzu. 1937 verlor der neue Kreis einige Gebiete an Hamburg, unter
anderem auch Francop, Neuenfelde, und Teile von Neugraben (dann Stadtteile
Neugraben-Fischbek und Hausbruch).
Überlieferungen, die das Jahr 1882 betreffen, sind für den Wohnort, Amt
Tostedt, beim Kreis Harburg in Winsen, bei der Stadt Hamburg im Staatsarchiv
oder im Hauptstaatsarchiv Hannover (jetzt: Landesarchiv Niedersachsen,
Abteilung Hannover, zuständig für die Landdrostei Lüneburg) zu erwarten.
Beim Übergang zu Hamburg können auch einige Archivalien mit gewechselt
haben. Überlieferungen für den Fundort (Neuenfelde bzw. Francop) sind in der
Überlieferung des Amtes Jork, ab 1885 Kreis Jork, ab 1932 für Francop und
Neuenfelde aufgegangen im Landkreis Harburg zu suchen. Amt und Kreis Jork
gehörten zur Landdrostei Stade, ab 1885 Regierungsbezirk Stade. Hierfür ist
das Staatsarchiv Stade (jetzt: Landesarchiv Niedersachsen, Abteilung Stade)
zuständig (ab 1932 gilt für Francop und Neuenfelde das zum Kreis Harburg
gesagte).
Bevor man an allen diesen Stellen sucht, muss man sich allerdings fragen,
was man dort finden will. Neben der Aussicht, einen sehr kurzen
Ortspolizeibericht wegen der Suizidsache zu finden, sehe ich da so gut wie
nichts. Vielleicht noch gewerberechtliche Unterlagen wegen der
Gastwirtschaft in Neugraben. Dies schließt natürlich nicht aus, dass man auf
unerwartet viele Unterlagen treffen kann, je nachdem, inwieweit der
Betroffene mit der Obrigkeit Probleme hatte oder worin der Suizid seine
Ursache hatte (etwa eine drohende Zwangsversteigerung oder ein öffentlicher
Gesichtsverlust).
Gruß
Arne Nilsson