Mitnachbar

Hallo,
in einigen Sterbeeintr�gen aus dem Raum Aschaffenburg lese ich unter Beruf "Mitnachbar und Bauer", "Mitnachbar und Wirt".
Die Bezeichnung "Mitnachbar" hatte ich bisher noch nirgends gelesen. Bedeutet dies wohl das heutige Mitb�rger?

MfG
Peter Kernwein

Hallo Herr Kernwein,

in wechen Kirchenb�chern im Raum Aschaffenburg suchen Sie?

Herzliche Gr��e
Willi Diener
Bessenbach

Peter Kernwein schrieb:

> Hallo,
> in einigen Sterbeeintr�gen aus dem Raum Aschaffenburg
lese ich unter
> Beruf "Mitnachbar und Bauer", "Mitnachbar und Wirt".
> Die Bezeichnung "Mitnachbar" hatte ich bisher noch
nirgends gelesen.
> Bedeutet dies wohl das heutige Mitb�rger?
>
> MfG
> Peter Kernwein

Hallo,

vielleicht hilft das weiter:

"Mitnachbar
Laut Kurt von Stassewski, Robert Stein, "Was waren unsere
Vorfahren?" Amts-, Berufs- und Standesbezeichnungen aus
Altpreussen. Koenigsberg 1938, ist ein Mitnachbar =
Nachbar, Einwohner, Dorfgenosse; diese Bezeichnung findet
sich h�ufig in den Kirchenb�chern.
Ein Mitnachbar ist ein anderer Bauer im Dorf, gleicher und
gleichen. Die gesamte Bauernschaft nannte man
Nachbarschaft."

Viele Gr�sse,
Antje

Unter "Nachbar" (Wortbildung aus "nahe" und "bauen", "Bauer") wird
der im Gemeindeverband vollberechtigte b�uerliche Hufenbesitzer (der
"H�fner") verstanden. Mitunter rechnet man dazu auch die sogenannten
"G�rtner" (das Wort ist nicht in heutiger Bedeutung zu verstehen), die
zwar mehr Boden besitzen als die H�usler, aber bedeutend weniger als
die H�fner. Die H�usler sind keine vollberechtigten
Gemeindemitglieder, also im Rechtsverst�ndnis der Zeit keine
"Nachbarn".

Dr. Antje Kronenberg schrieb:

"Mitnachbar
Laut Kurt von Stassewski, Robert Stein, "Was waren unsere
Vorfahren?" Amts-, Berufs- und Standesbezeichnungen aus
Altpreussen. Koenigsberg 1938, ist ein Mitnachbar =
Nachbar, Einwohner, Dorfgenosse; diese Bezeichnung findet
sich h�ufig in den Kirchenb�chern.
Ein Mitnachbar ist ein anderer Bauer im Dorf, gleicher und
gleichen. Die gesamte Bauernschaft nannte man
Nachbarschaft."

Hallo "Mitlisties",

die zitierte Definition greift zu kurz (und ist auch f�r "Altpreussen" v�lkisch
vernebelt).
Die "Nachbarschaft" r�hrt aus dem Mittelalter und war noch im 18. Jh auch eine
rechtliche Gr��e innerhalb eines Dorfes. Dazu geh�rten alle "Steuerzahler",
also neben den "Bauern" auch Handwerker und Tagel�hner. Wer innerhalb einer
solchen "Nachbarschaft" lebte, war "Mitnachbar". F�r das 19. Jh scheint mir der
Begriff zur Floskel geworden (wobei hier d�rfliche Strukturen zu untersuchen
w�ren).
Wer tiefer graben m�chte:
Hans-Werner G�tz, Leben im Mittelalter, M�nchen 1986
Richard van D�lmen, Kultur und Alltag in der fr�hen Neuzeit, M�nchen 1999

Gru� vom Untermain
Konrad