Massengraeber

Hallo interessierte Listenteilnehmer,
das Massengrab war f�r Deutsche in Schlesien in den Jahren 1945 und 46 als
etwas "normales" anzusehen! Im Fr�hjahr 1946 war ich als kleiner Junge in
Breslau im Hedwigsstift, wo meine Tante Krankenschwester war. Die Patienten
starben damals reihenweise an Typhus. Sie wurden auf Pritschen aus dem Haus
gebracht und hatten immer ein Zettel mit Namen am grossen Zeh, was ich
beobachten konnte, weil ich immer vor dem Haus spielte. Der Leichengeruch,
der sich hinter der Pritsche verbreitete, wenn sie vorbeigeschoben wurde,
wird mir unvergesslich bleiben. Alle diese Toten wurden dann in
Massengr�bern ohne Pfarrer oder irgendwelche besonderen Zeremonien
"begraben", also in eine Grube geworfen, Kalk darauf und dann die n�chste
Schicht Leichen. Wir empfinden das heutzutage als einen barbarischen Akt.
Die Frage ist nat�rlich: Ging es in diesem Chaos und bei dieser
Ansteckungsgefahr und den vielen Leichen �berhaupt anders? Die Toten hatten
ja keine Verwandten mehr vor Ort. Was sollte denn getan werden? Ich kann
nicht beurteilen, ob Einzelgr�ber damals im zerst�rten Breslau (das
Hedwigsstift lag ja mittendrin) m�glich gewesen w�ren.
Bernd G�rtz

Hallo Liste,
in den Internetuntiefen fand ich einen l�ngeren polnischen Aufsatz �ber
die Milit�rfriedh�fe Breslaus von mgr Waldemar Forgacz (Cmentarze
wojskowe Wroclawia).
http://www.wcss.wroc.pl/wroclaw/religia/cmen/woj.htm
In einigen Abschnitten seiner Arbeit befasst er sich auch mit dem
Schicksal der Gebeine gefallener deutscher Soldaten und Zivilisten aus
der Stadt. Diese Abschnitte habe ich �bersetzt und stelle sie in die
Liste, um auch den des Polnischen Unkundigen die M�glichkeit, dar�ber
informiert zu werden, zu geben.

F�r die Lokalisierung einiger im Text erw�hnter Stellen m��ten noch die
deutschen Stra�ennamen der heutigen Stra�en: Pomorska, Slezna, Spiska
und des Plac Staszica festgestellt werden.

Viele Gr��e
Ursula

"...Einer der ersten Beispiele f�r die offizielle Vernichtung der
Grabst�tten deutscher Soldaten war der Abri� des Grabmals des Generals
BOGISLAV VON TAUTENZIEN, des am Tauentzien-Platz (heute: Platz
Kosciuszki), also vor den Toren des Breslaus des 18. Jahrunderts, der
Stadt, die er tapfer vor der �sterreichischen Armee verteidigte,
bestatteten Helden des Siebenj�hrigen Krieges. Das Grabmal wurde im
Herbst 1945 in Anwesenheit von Lokalbeamten mit dem Stadtpr�sidenten
Boleslaw Drobner an der Spitze zerschlagen, die Bronzeteile wurden auf
einen Lastwagen verladen, die Knochen des Generals hingegen auf die
Stra�e geworfen. Der Pr�sident Drobner nahm aus dem offenen Grab als
Andenken den S�bel und den Hut des Generals mit, die kleineren Beamten
haben sich mit anderen am Skelett gefundenen Souvenirs
zufriedengestellt. Die Steinelemente des Grabmals und die Gebeine fanden
sich auf einem der damals entstandenen Tr�mmerberge ein."

[Mit der Geschichte und dem Schicksal der Gebeine des Generals und
seines Grabmals befasst sich umfassend die Arbeit von mgr Grazyna
Trzaskowska "General Fridrich Bogislav von Tauentzien i dzieje jego
doczesnych szczatk�w".
http://www.wcss.wroc.pl/wroclaw/religia/cmen/gt.htm (auf Polnisch),
englische �bersetzung:
http://familytreemaker.genealogy.com/users/r/e/i/Kirsten-Reisfield/FILE/0005page.html?Welcome=1017248245]

"Der deutsche Milit�rfriedhof entlang der Slezna-Stra�e war eine der
gr��ten Nekropolen Breslaus. Seine planm��ige Aufl�sung wurde 1971
beendet, auf dessen Gel�nde entstanden eine Sportanlage mit Schwimmbad
und Tennishallen, Wohnsiedlungen und Parkanlagen. Als einzige erhaltenen
Teile dieser Anlage verblieben der kleine Pfarrfriedhof und der
sowjetische Soldatenfriedhof (auf dem Skowroni-Berg/ an der heutigen
Spiska-Stra�e). Auf diesem Friedhof wurden au�er der Milit�rs einige
Hundert gro�e Wissenschaftler (u. a. der Entdecker des Planeten Neptun)
und Kulturw�rdetr�ger bestattet. Vom gesamten Friedhof konnte Dank einer
Initiative polnischer Offiziere nur die Urne mit der Asche des 1830 in
Breslau verstorbenen Generals CARL von CLAUSEWITZ gerettet werden. Sie
wurde 1971 einer Delegation der Nationalen Volksarmee der DDR �berreicht
und erneut auf einem Friedhof in Dresden bestattet.

(...)Als ich Sch�ler einer Mittelschule war, nahm ich �fter an
Geschichtsunterrichtsstunden im Freien teil.
W�hrend einer dieser Stunden f�hrte uns der Lehrer auf den sowjetischen
Ehrenfriedhof, Thema der Stunde waren die K�mpfe um Breslau. In einem
Moment stellte ich meinem Professor eine etwas indiskrete Frage: Wo
liegen denn die von den Russen get�teten Deutschen, denn ich fand
nirgendwo in Breslau deren Grab? Vielleicht haben sich die Russen
gegenseitig erschossen? Das Ergebnis dieser Frage war traurig (es
geschah am Anfang der 70er Jahre): eine schlechte Note im Betragen am
Ende des Schuljahres und eine schlechtere Note im Fach
Gesellschaftserziehung.

Nach deutschen Angaben fielen w�hrend der Verteidigung der Festung
Breslau ca. 6000 Soldaten und mehrere Tausend Zivilisten. Die gefallenen
Soldaten wurden in den Parks und auf den zug�nglichen Friedh�fen
bestattet. Zu solchen Feldfriedh�fen wurden die Parks an der
Pomorska-Str., am Staszic-Platz, die Gr�nanlage im Hof des heutigen
Deutschen Konsulats, die W�lle entlang des Stadtgrabens und einige
andere Stellen im Stadtzentrum. In den Jahren 1946-1947 wurde eine
eilige Exhumierung der �berreste dieser Soldaten durchgef�hrt, denen bei
dieser Gelegenheit alle Wertgegenst�nde und sogar die Kennmarken
entnommen wurden. Auf vielen Sch�deln kann man heute Spuren von Spaten-
und Spitzhackenschl�gen beobachten. Vor allem wurden die Kieferknochen
zwecks Entfernung des Zahngoldes aufgeschlagen. Die Knochen wurden in
gro�er Unordnung in Massengruben am Zaun des Neuen J�dischen Friedhofes
begraben.
In den f�nfziger Jahren wurde der Bereich dieser Massengruben f�r die
Landwirtschaft freigegeben und es entstand dort eine
Schrebergartenkolonie. Angeblich gedieh das Gem�se einige sch�ne Jahre
ohne D�ngung besonders pr�chtig, nur beim Brunnengraben traf man
gelegentlich auf menschliche Gebeine und das Wasser verstr�mte bis in
die siebziger Jahre einen Leichengeruch. Im Mai 1999 wurden diese Gr�ben
aufgemacht und Reste von 6300 Soldaten ausgegraben.

Im September 1999 wurden �hnliche Exhumationsarbeiten auf dem ehemaligen
deutschen Kommunalfriedhof an der Gr�bchenstra�e durchgef�hrt. Es wurden
dort �berreste von 1200 Personen entdeckt, die auf dem Feldfriedhof am
Staszic-Platz exhumiert wurden.
In drei Massengr�bern wurden hier sowohl gefallene deutsche Soldaten als
auch Zivilbev�lkerung bestattet. Die 1947 durchgef�hrten
Exhumierungsarbeiten wurden mit gro�er Sorgfalt durchgef�hrt. In zwei
der Grabst�tten lagen die Leichen in Holzs�rgen, jeder Sarg war mit
einem Identifikationsschild aus Zelluloid ausgestattet, der jedoch nach
50-j�hrigem Aufenthalt in der Erde vollst�ndig vernichtet wurde.

Im dritten Grab befanden sich menschliche �berreste in gro�em
Durcheinander. Laut Augenzeugen geschah die Beisetzung in diesem Grab
mit Hilfe von Heugabeln. Wie ich fr�her schrieb, wurde der deutsche
Friedhof an der Gr�bchenstra�e in den 60er Jahren aufgel�st, an seiner
Stelle befindet sich dort gegenw�rtig ein Park. Die Lokalisierung der
Gr�ber deutscher Soldaten wurde anhand von Zeugenberichten festgestellt.
Gelungen ist es anhand von gefundenen Kennmarken nur ein Dutzend von
ihnen zu identifizieren.
S�mtliche �berreste wurden in kleine Papps�rge gelegt und werden erneut
auf dem deutschen Soldatenfriedhof, der in Folge von Bem�hungen
deutscher Organisationen, die Gr�ber im Osten gefallener deutscher
Soldaten betreuen, in Nadolice Wielke bei Breslau entsteht, bestattet.
Diese Nekropole wird die �berreste mehrerer Tausend deutscher Soldaten,
die in Schlesien w�hrend des 2. Weltkrieges gefallen sind, aufnehmen.
Notgedrungen werden dort nur Gemeinschaftsgr�ber entstehen und die
Nachnamen der Gefallenen auf Sammeltafeln erscheinen. Die Anwohner von
Nadolice sind der Meinung, da� ihr Ort bald zu einer gro�en
Touristenattraktion f�r Besucher aus Deutschland wird. Es mu�ten aber 50
Jahre seit der Einstellung der Kampfhandlungen vergehen, bis das
Entstehen einer solchen Nekropole ohne gro�e Proteste zu wecken, m�glich
wurde."