Lesehilfe

Kann mir jemand helfen, zwei Zeilen aus angehängtem Taufeintrag aus dem KNB Bederkesa zu entziffern? Ich lese:

d 17 Septr H Ambtmann Claus Hinrich Wienken und seiner Eheliebste Anna einen
Sohn getauft genandt
Mauritius
Tauffgezeug gewesen
Fräulein Königsmarkin gestreng[?] V[???]d[???]
H Grafen von Sachsen
Fr Landräthin v der Lieth

Es handelt sich mit ziemlicher Sicherheit um die Aurora von Königsmarck, ehemalige Mätresse von August dem Starken und Mutter von Moritz Graf von Sachsen.

Danke,
Matthew (Wyneken)

„Gestreng“ ist wahrscheinlich falsch. Könnte das „gestanden“ sein? Oder „gesand[t]“?

Ich lese:
fräulein Königsmarkin gestand(en) vordem
E. (Ehrwürdigen) Grafen von Sachsen

Heißt soviel wie: gestanden für den
Die Unterlänge am d steht für eine Abkürzung, eine gängige Endung.

Grüße
Anneliese

Guten Abend Frau Grosse,

So ganz kann ich mit Ihrer Lesart nicht mitgehen.

Sie schreiben „vordem“: Wenn Sie sich aber genau die Haken und „Kurven“ anschauen und durchzählen, dann muss zwischen dem -r- von „vor“ und dem -d- von „dem“ noch ein Buchstabe kommen, den man im ersten Moment als „n“ liest. Und „vorndem“ … hm, ich weiß nicht so recht.

Auch Ihre Interpretation „E.“ Als Ehrwürdig wage ich zu bezweiflen. Wenn Sie das E von „Eheliebsten“, 5 Zeilen höher vergleichen und genau auf die Schreibrichtung schauen (wo hat der Schreiber den Buchstaben begonnen, wie hat er die Feder bis zum Buchstabenende geführt), so kann es eigentlich kein E. Sein. Da bin ich deutlich mehr bei der Lesart von Hr. Wyneken, der es als „H.“ (Für „Herr“) transliteriert hat. Es kommt der gleiche Buchstabe übrigens nochmals vor dem Ambtmann vor: Wenn Sie das H dort vergleichen mit dem Zeichen vor dem „Grafen“, so werden Sie erkennen, dass Schreibbeginn, Schreibrichtung und Schreibende beider Buchstaben gleich sind.

Zurück zu dem „vor dem“ resp. „Vorndem“". Ich denke es heißt „Vornehmen“ und somit, dass das was man als -d- zu lesen glaubt, in Wahrheit der Aufstrich des -h- in die Oberlänge ist, dann macht er die Oberschlaufe und muss dann „irgendwie“ wieder zurück zur Grundlinie um mit dem Grundzeilen-Buchstaben -e- weiter machen zu können. Dabei ist der Senkrechtstrich zur Grundlinie auf „der Strecke geblieben“ und er ist sofort in den Bauch vom -h- übergegangen.

Leider ist der Ausschnitt extrem klein, so dass wir nur wenig Buchstabenvergleichsmöglichkeiten haben. Wenn Sie sich aber das. -d- in „Landräthin“ anschauen, so sehen Sie, dass er da den Übergang zum Grundlinienbuchstaben -r- völlig anders macht: Grundlinienbauch vom -d-, dann hoch in die Oberlänge, Oberschlaufe - - - und dann der Unterschied zum anderen Wort: - - - er bleibt nach Buchstabenende in der Oberzeile, beendet den Buchstaben -d- abrupt und macht einen Richtungswechsel mit einer Mini-Schlaufe entgegen des Uhrzeigersinns um wieder in die Grundlinie zu kommen. Der Übergang -d- zu -r- ist unharmonisch und mit einem Schreibbruch drin, während dessen in dem anderen Wort, was ich als „vornehmen“ lese, das von mir gelesene -h- völlig harmonisch und ohne Richtungswechsel oder gar Bruch in das Grundlinien-e- übergeht.

Eine Kleinigkeit möchte ich auch noch bei der Transliteration durch Hr. Wyneken berichtigen:
Sie, Herr Wyneken, schreiben beim Datum

D

  • ich ergänze zu „d[en]“ (auch hier ist wieder die von Frau Grosse schon angesprochene Abkürzungsunterlänge, welche immer ein -en meint, Daher ergänze ich diese beiden Buchstaben in eckiger Klammer.)

Sie schreiben weiter: (ebenfalls beim Datum)
Septr,

  • das was Sie als -t- lesen ist in Wirklichkeit ein -b-. Somit ist die korrekte Transliteration: Sep[tem]b[e]r

Letzter offener Punkt war das vorgeschlagen „gestrenge“ oder „gestanden“. Also ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht „gestrenge“ heißt. „gestand[en]“, tja, kann sein, kann auch nicht sein. Da bin ich mir selbst nicht schlüssig. Da ich aber mit „gestanden“ mitgehen kann und es auch vom Sinn her so einigermaßen passt, schließe ich mich somit dem „gestanden“ als Lesart an, vor allem, weil ich nichts besseres anzubieten habe.

Allzeit viel Forschererfolg wünscht nebst einem schönen Wochenende

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Peren

Herzlichen Dank für die beiden Beiträge!

Matthew (Wyneken)