Liebe Mitforschenden,
heute formuliere ich eine Anfrage, die vielleicht auch für andere im Raum Sagen Nachforschenden von Interesse ist und für die vielleicht auch Hilfe von eurer Seite oder gemeinsame Weitersuche möglich ist.
Ich beschäftige mich im Augenblick anhand von erhaltenen Briefen mit dem (möglichen) sozialen Umfeld meiner Großeltern, die seit ihrer Heirat 1933 in Sagan, ab 1.8.1935 in Eckersdorf (Sagan) gelebt haben, bis durch Kriegseinsatz, Flucht und Vertreibung das Leben neu aufgebaut werden musste. Eine Spur ist die folgende:
Als Kreissparkassenangestellter in Sagan hielt mein Großvater auch während seiner Kriegseinsätze Briefkontakt zur Belegschaft der Kreissparkasse, ein Geburtstagsgruß ist uns erhalten; ebenso gibt es zumindest drei Briefwechsel meiner Großmutter mit obengenanntem Angestellten Kurt Seering (Name u.a. im Adressbuch von Sagan 1937 zu finden), wovon jeweils die Antwortschreiben uns erhalten sind.
Daraus zu entnehmen ist, welche wichtige Rolle er offenbar für die weitverstreuten ehemaligen Kunden der Sparkasse und für einen größeren Bekanntenkreis hatte, indem er ihnen - neben Auskünften zu Konto- und Ersparnisangelegenheiten - auch Informationen zu den Schicksalen gemeinsamer Bekannter gab. Was mir in diesem Zusammenhang interessant scheint, zitiere ich aus Stellen eines Briefes vom 25.11.46 aus Finsterwalde, dem Zufluchtsort von K. Seering, damals schon nicht mehr bei der Sparkasse beschäftigt:
„Die Ausweichstelle Flöha bei Chemnitz der Kreissparkasse Sagan ist schon seit Ende Mai v.Js. geschlossen, da alle Flüchtlinge ausgewiesen wurden. Der Geschäftsbetrieb ruht seit dieser Zeit gänzlich. Vor kurzem habe ich unter grössten persönlichen Opfern die gesamten Unterlagen der Sparkasse nach hier geholt, wo sie jetzt hier bei der Stadtsparkasse lagern. […] Die eingehenden Anfragen erledige ich in meiner Freizeit in den Abendstunden. Seit Januar habe ich über 1400 Briefe bekommen. […] Ich bearbeite eine Flüchtlingskartei, die annähernd 4000 Adressen umfasst; von den Einnahmen daraus bestreite ich unseren Unterhalt.“
Für meine Forschung ergeben sich daraus folgende Fragen:
- Ist jemandem bekannt, ob vielleicht auch Teile der Gegenkorrespondenz erhalten bzw. archiviert sein könnten - wo doch Herr Seering offenbar sehr viel daran lag, dass die alten Verbindungen und die Kenntnis der Zufluchtorte nicht verloren gehen?
- Ist die Flüchtlingskartei bekannt? Ich weiß nicht, wie man danach suchen könnte; da die Arbeit daran aber offenbar entlohnt wurde, könnte sie ja manchen bekannt sein.
- Gibt es unter den Niederschlesienforscherinnen und -forschern jemanden mit ähnlicher Korrespondenz zu K. Seering oder anderem Bezug zur Kreissparkasse Sagan?
Ich bin gespannt, ob ich Gesellschaft auf diesem Pfad bekomme.
Mit herzlichen Grüßen
Andrea (Peping)