Originally published at: Kölner Eheschließungen 1798 - 1814 erfasst und ausgewertet • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)
Die Historikerin Dr. Claudia Wendels, die wir hier im Blog des Vereins für Computergenealogie (CompGen) bereits früher durch ihre Abschrift der Kölner Einwohnerlisten 1800/1801 kennengelernt haben, hat nun die Eheschließungen des Kölner Standesamts während der „französischen Zeit“ 1798 bis 1814 ausgewertet und tabellarisch erfasst. Damit hat sie eine weitere wertvolle Quelle für die historische und genealogische Forschung in Köln erschlossen.
5.427 Eheschließungen erfasst
Im Jahr VII des französischen Revolutionskalenders (1798/99) beginnen in Köln die Zivilstandsregister, die die Franzosen in den 1794 eroberten, linksrheinischen Gebieten eingeführt hatten. Köln gehörte damals zum Roer-Département. Das Beitragsbild über dem Blog-Beitrag zeigt die erste Heiratsurkunde vom 1. Vendémiaire VII (= 22.09.1798). Nun waren nicht mehr die Pfarrer für die Erfassung von Geburt, Heirat und Sterbefällen zuständig, sondern der Bürgermeister (maire) oder der Beauftragte (agent) des jeweiligen Ortes. Die Autorin hat 5.427 Heiratsurkunden des Standesamts Köln aus den Jahren 1798 bis 1814 ausgewertet, acht weitere Urkunden waren Nachbeurkundungen, 19 Urkunden waren nur teilweise ausgefüllt, weil die Brautleute nicht zur Trauung erschienen waren. Alle Urkunden sind in französischer Sprache ausgestellt, wobei auch die Vornamen französisiert wurden.
Vier Bände – zusammen 1.914 Seiten
Im ersten Band ist auf 222 Seiten – nach Vorbemerkungen zur Motivation und Aufbau der Arbeit – der historische Hintergrund und die Vorgehemsweise der Auswertung beschrieben. Claudia Wendels hat z.B. Altersstrukturen, Familienstand, Herkunft, Berufe und Trauzeugen statistisch ausgewertet. Die sehr wenigen (nur 13!) Scheidungen, die im Heiratsregister verzeichnet sind, wurden in einem Exkurs behandelt, der mit seinen statistischen Aussagen jedoch überholt ist, denn in den Heiratsunterlagen des Historischen Archivs Köln im Bestand 350 FV A 216 sind weitere Scheidungen zu finden. In den folgenden Kapiteln sind die Zivilstandsbeamten, die die Urkunden unterschrieben haben, und bekannte Personen und Familien beschrieben, wie z.B. Boisserée, Farina, Herstatt, Geyr zu Schweppenburg, Oppenheim, Schaafhausen, Wallraf und Wittgenstein. Ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis (einschließlich einiger Internet-Adressen) schließt den Textband ab. Genealogische Webseiten findet man hier nicht. Die TimeMachine Köln mit koelnerbuerger.de und altes-koeln.de war der Autorin offenbar nicht bekannt.
Der 2. Band enthält auf 474 Seiten das alphabetische Namensverzeichnis der Brautleute, Eltern und Zeugen. Im 3. und 4. Band (im Querformat) werden die Heiratsurkunden des Standesamts Köln im Zeitraum 22. September 1798 (= 1. Vendémiaire VII) bis 29. Januar 1814 in Tabellenform auf 1.218 Seiten chronologisch wiedergegeben. Wegen des Umfangs (Nummer, Datum, Namen, Alter, Beruf, Herkunft und Stand der Brautleute, Eltern und Trauzeugen sowie die Signierfähigkeit) ist die Tabelle mit 45 Spalten auf jeweils drei Seiten verteilt. Die Datumsangaben nach dem französischen Revolutionskalender sind umgerechnet. Zum Auffinden der Urkunden sind deren Nummern und das Revolutionskalender-Jahr genannt. Zum 1. Januar 1806 ist der Revolutionskalender bereits wieder abgeschafft worden.
Bearbeitet wurden die Zweitschriften
Die ausgewerteten Urkunden waren nicht die Erstschriften, die vom Standesamt der Stadt Köln nur wenige Monate vor dem Einsturz des Historischen Archiv der Stadt Köln am 3. März 2009 ans Archiv abgeliefert wurden und in den Trümmern landeten. Die Autorin nutzte die Zweitschriften, die ursprünglich an die Landgerichte abgegeben wurden und heute im Landesarchiv NRW in Duisburg im Bestand PA 2106 aufbewahrt werden. Sie hat dabei keine Kosten gescheut, um die notwendigen Digitalisate vom Archiv zu erwerben. Ihr war unbekannt, dass eine Arbeitsgruppe des Bergischen Geschichtsvereins, Abt. Rhein-Berg und der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde (WGfF) die Urkunden noch vor der Ablieferung an das Historische Archiv der Stadt Köln mit einfachen Mitteln digital fotografiert und im August 2022 auf einer Festplatte an das Archiv übergeben hatte. Dies wurde in einer Pressemeldung des Archivs und hier im Blog dokumentiert.
Die Arbeit „Eheschließungen in Köln während der französischen Zeit, Auswertung und tabellarische Wiedergabe aller Heiratsurkunden von September 1798 bis Januar 1814“, 4 Bände, 1.914 Seiten, ISBN: 978-3-00-077763-9, Selbstverlag, kann von der Autorin bezogen werden: Dr.Claudia.Wendels@t-online.de, Preis: 39,00 € zzgl. 6,00 € Versandkosten (Porto und Verpackung). Über weitere Arbeiten der Autorin informiert ihre Webseite „www.bevoelkerungsliste-koeln.de“.