KB Prökuls - Familienname / Aliasname / Hofname / Vatersname?

Hallo zusammen,

ich versuche gerade etwas Ordnung in einen Familienzweig zu bringen und bin auf einige Ungereimtheiten gestoßen.
Ich suchte z.B. nach dem Geburtseintrag von dieser Person:

Martins Martinatis (*err. 1793, †12.10.1883 in Skeren)
ooI. 12.03.1821 in Prökuls mit Jlze GELZINNATE (*err. 1793) aus Lankuppen
ooII.31.10.1839 in Prökuls mit Annike WILKATE (*err. 1812) aus Budweten
Eltern: Albins Martinatis & Annikke Endrullene

Im Taufbuch von Prökuls habe ich für ihn keine passende Geburt gefunden. Aber von einigen Geschwistern schon.
In den Konfirmandenlisten von Prökuls fand ich dann zu ihm einen passenden Eintrag:

KB Prökuls, Konfirmation Nr. 63/1806
Mart. Martinatis, *19.01.1792, aus Skeren

Da hier das Geburtsdatum angegeben war, suchte ich nun nochmal nach der Taufe, die ich vorher ja nicht fand.
Ergebnis: Zu diesem Datum gibt es keine passende Geburt im KB Prökuls.

Es gibt nur diese Geburt hier, ein Jahr später:

KB Prökuls, Taufe Nr. 100/1793
Martin Endrullis, *19.01.1793 in Skeren,
Eltern Albins & Annike, kein Hinweis auf eine uneheliche Geburt

Über die Prästations-Tabelle von 1795 weiß ich, dass Albin Mertineit die Hofstelle in Skeren „als Schwiegersohn ererbt“ hat von Jurge Endrullis.

Im KB Prökuls findet sich wiederum keine Heirat Albin Mertineit & Annike Endrullis, was man erwarten würde, wenn die Braut aus Skeren stammt.
Was man findet ist im Jahr 1784 eine Heirat zwischen Albienis Endrikaitis aus Pleschkutten & Annike Endrullate aus Skeren.

In der Prästations-Tabelle von 1789 findet man den Verweis, dass ein Jurgis Mertinait seinen Hof in Pleschkutten „ererbt“ hat von Albins Endrigkait.

Kann es sein, dass manchmal „Hausnamen“ oder „Vatersnamen“ verwendet wurden und keine vererbten Familiennamen im heutigen Sinne?

Wenn ich in Pleschkutten weiter nach der Familie Martinait suche, werde ich nicht fündig. Es gibt aber Familien, wo der Name zwar abweicht (Endrigkait, Albiens), die Personen aber passen würden. Zuerst dachte ich, die Familie Martinait käme halt aus einem anderen Kirchspiel und ich finde deshalb nichts. Aber anhand der Angaben aus den Prästations-Tabellen, müssen es eigentlich identische Familien sein.

Ich hoffe, dass war jetzt nicht zu unübersichtlich für jemanden, der sich nicht intensiv mit der Familie befasst hat.

Kann mir jemand meine Annahme bestätigen, oder bin ich komplett auf dem Holzweg?

Viele Grüße
Kai

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Hallo Kai,

ja, im Kirchspiel Prökuls kam es öfters vor, dass die Hofnamen anstelle der Familiennamen verwendet wurden.

Ich habe mir alles genau angeschaut und stimme dir in jedem Punkt zu.

Das ist eine tolle Zusammenstellung von dir!

Viele Grüße
Karin

Hallo Karin,

danke, dass du dir die Sache mal angesehen hast. Da bin ich erstmal etwas beruhigt, dass ich mir das nicht eingebildet habe.
Im Moment kann ich noch keine Systematik erkennen, wie die Namen benutzt wurden. Es scheint in den 1790ern eine Änderung gegeben zu haben. Vielleicht wird mir das klarer, wenn ich noch bei anderen Zweigen suche. Einfacher wird es dadurch aber nicht. Im Moment habe ich eher das Gefühl, dass ich mir etwas zurecht bastel, bis es passt. Mir wäre es lieber, die Angaben wären eindeutig.

Viele Grüße
Kai

Hallo Kai,

ich kann gut verstehen, dass sich das für dich unsicher anfühlt.

Wenn ich deine Annahmen in unserem OFB Memelland anwende, dann lösen sich dadurch so einige Knoten (nicht nur die in deinen Beispielen).
Das gibt mir das Gefühl, dass es stimmig ist und wir auf dem richtigen Weg sind.

Viele Grüße
Karin

Hallo Karin,

ich würde die Familie Martinait aus Pleschkutten so sehen:
Zusammenstellung Mertineit.pdf (46,0 KB)

Über die Prästationstabellen von Pleschkutten (Gudellen Thoms) lässt sich das aber nicht zu 100% bestätigen:

  • 1743 - Albien Endrigkaith
  • 1753 - Albien Endrigkaith
  • 1763 - Albien Endrigkaith
  • 1766 - Albien Endrigckeit
  • 1772 - Albien Endrigckeit
  • 1777 - Albien Endrigckeit
  • 1784 - Albien Endrigckeith
  • 1789 - Jur. Mertinait (ehemals Alb. Endrigkait) (Besitztitel: ererbt)
  • 1795 - Jurge Mertineit, Witwe (Besitztitel: ererbt)
  • 1806 - Jurge Mertineit (ehemals Witwe, jetzt Mikel Mertineit*, jetzt Martin Klumbies) (Besitztitel: ererbt) *laut Contract 17.12.1821
  • 1825 - Mart. Klumbies (ehemals Jurge Mertineit) (Besitztitel: eingeheiratet)
  • 1843 - Martin Klumbies (früher Jurge Mertineit)

Also in kurz:
bis 1784 Albien Endrigkeit
zw. 1784 u. 1789 an Jurgis Mertineit
zw. 1789 u. 1795 an seine WItwe.
zw. 1795 u. 1806 an den Sohn Jurgis Mertineit
zw. 1806 u. 1825 an den Sohn Mikkel Mertineit, dann an den Schwager Martin Klumbies

grafik

Bei den jüngeren Angaben, sehe ich eine 100% Übereinstimmung zwischen KB und PT. Bei den älteren Angaben wird es schwammig.
Es könnte sein, dass der Klimkus Mertineit in den Hof Endrigkeit eingeheiratet hat. Er müsste entweder ein Sohn oder Schwiegersohn des Albien Endrigkeit sein. Leider sind die älteren Trau- und Sterbebücher von Prökuls nicht mehr vorhanden um das zu klären.
Damit das aber alles so stimmt, müsste es mit den Vor- und Zunamen ein ziemliches durcheinander gegeben haben und verschiedene Namensformen parallel verwendet worden sein. Also diese Familie in der Zeit vor 1800 richtig darzustellen - schwierig…

Viele Grüße
Kai

Hallo Kai,

toll!

Die älteren Kirchenbücher Prökuls wurden bei einem Brand vernichtet - das kann man in der Chronik der Kirchengemeinde Prökuls lesen.

Ich schaue mir das morgen in aller Ruhe an und melde mich dann wieder.
Heute Abend bin ich noch mit anderen Forschungen beschäftigt.

Bis dann.

Viele Grüße
Karin

Hallo Kai,

ich steige da noch nicht durch.

Noch ne Frage: wieso ist hier zweimal ein Jurgis?
AoGxTINAWyRbnU50.png

Konntest du einen passenden Sterbefall Jurgis Mertinait finden?

Viele Grüße
Karin

Hallo Kai,

ich denke zu Generation I, dass die Marinke zweimal verheiratet war:

  1. Klimkus Endrikait
  2. Klimkus Albins , deshalb seht dann, dass sie vorher eine Endikatene war.

Das würde für mich Sinn machen und so könnte man auch gut verstehen, dass die Kinder aus erster Ehe auch wie der zweite Mann genannt wurden.

Viele Grüße
Karin

Hallo Kai,

an dem Punkt, an dem der Vorname des Vaters zum Nachnamen des Sohns wurde, da wollte ich eigentlich aussteigen ;). Ich dachte ehrlich gesagt, jetzt gehst du zu weit.

Aber, wenn man sich alle Heiraten Pleschkutten in dem Zeitraum anschaut, dann wird man schon nachdenklich. Trotzdem,… hm.

Dann habe ich mich an unseren Prökulsexperten Martinas Pareigis erinnert. Leider ist er nun schon mehr als 10 Jahre verstorben. Ich denke immer noch gerne an ihn und jetzt fehlt er besonders.
Aber Martinas hatte einen Karteikasten mit mehr als 20 000 Karteikarten angelegt und wir haben eine digitale Kopie dieser Karteikarten.

Ich hatte heue Nacht schon angefangen darin zu suchen und die erste Karteikarte gefunden:

und jetzt noch:

Fazit: Jurgis Klimkus = Jurgis Mertinait (Martinatis) übernehme ich dann auch.

So, jetzt wäre die Karteikarte zu Jurgis Martinatis noch interessant :

Soviel für jetzt.

Viele Grüße
Karin
P.S. Ich musste ein neues Thema eröffnen, weil man auf einen Eintrag nur dreimal antworten darf.

Hallo Karin,

in den Prästationstabellen gab es ab 1789 einen Jurgis Mertinait, dann ab 1795 einen Jurge Mertineit, Witwe, dann 1806 wieder Jurge Mertineit (ehemals Witwe).
Ich habe das nun so gedeutet, dass es zwei Jurgis Mertinaits gegeben haben muss. Vater und Sohn. Und die Witwe den Hof zeitweilig hatte.
Einen zweiten Jurgis habe ich in den KB nicht gefunden. Zum ersten Jurgis Mertineit würde eigentlich der Klimkus Mertineit gut passen. Deswegen habe ich das mal so gegenüber gestellt. Aber da sind wir dann wieder bei dem Thema, was ist Hofname, was ist Familienname, wann wird der Vorname zum Familiennamen und was hat sich der Pfarrer nur gedacht :wink:

Wir können gerne mit dem Thema weitermachen, wenn das nächste Update im OFB durch ist. In der Zwischenzeit schaue ich mir nochmal die Sterbeeinträge aus Pliszkutten im KB Prökuls an. Man muss ja offensichtlich mit allem möglichen rechnen.

Viele Grüße
Kai

PS Vielen dank, dass du dich mit dieser Thematik so intensiv beschäftigst. Es ist gut, wenn man noch eine zweite Meinung hört.

Hallo Kai,

danke für’s Erklären. Jetzt verstehe ich dich.

Viele Grüße
Karin

Hallo,

ich habe eine Rahel Mertineit aus Rucken (dort wohnhaft 1872) unter meinen Ahnen.

Könnte da ein Verwandtschaftsverhältnis bestehen? Fände es interessant, da etwas zu erfahren, wenn es so sein sollte.

Vielleicht kann man sich dazu ja mal austauschen, würde mich freuen.

Danke und viele Grüße

Christian

Hallo Christian,

hast du noch andere Informationen zu ihr? Ist Mertineit ihr Geburtsname oder ihr Ehename? Der Name Rahel ist mir noch nicht unter gekommen.

Es könnte schon sein, dass es eine verwandschaftliche Beziehung gibt. Allerdings lässt sich das ohne weitere Informationen nicht sagen.

Viele Grüße
Kai

Hallo Kai,

Rahel ist meine Ur-Ur-Ur-Großmutter väterlicherseits. Ehename war Mazutt (hat sich dann bei ihrem Sohn Friedrich August von Mazutt in Matzutt (mein Nachname) geändert), Geburtsname war Mertineit. Ihr Mann, mein Ur-Ur-Ur-Großvater hieß Carl Mazutt. Die zwei sind auch leider die bisher ältesten mir bekannten aus meiner väterlichen Ahnenreihe. Ich versuche schon seit einer Weile, da was über die Eltern der beiden herauszufinden, also sowohl seiner als auch ihrer. Da etwas eindeutiges zu finden, war für mich bisher schwierig.

Ich habe einen Eintrag über die Taufe von Friedrich August Mazutt, bei dem die Rede von auch einer Amalie Mertineit, ich denke Taufpatin ist. Es gab wohl 4 Kinder von Carl Mazutt und Rahel Mertineit – Amalie Friedrike (geb. 1842), Justine Rahel (geb. 1846), Friedrich August (geb. 1848) und Daniel Eduard (geb. 1850).

Auf der Heiratsurkunde des Sohnes Friedrich August (meines Ur-Ur-Großvaters) von 1872 ist als Wohnort von Carl Mazutt und Rahel Mazutt, geb. Mertineit „Rucken“ angegeben. Außerdem tauchen in anderen Aufzeichnungen (Taufeinträge der Kinder) die Orte Neukirch und Heinrichswalde auf.

Kommt da irgendetwas überein von Orten oder Namen mit deinen „Mertineits“?

Viele Grüße,

Christian

hallo christian
die orte, die du erwähnst, liegen südlich der memel im kreis (elch-)niederung. die namen sind auch dort keine seltenheit.

kennst du das online-ofb heinrichswalde?
dort ist eine euphrosine rahel mertineit verwitwete rupsch wiederverheiratet mit carl maschutt aufgeführt, die zu deiner passen könnte. quellenangaben sind auch dabei. Ortsfamilienbuch Heinrichswalde: Euphrosine Rahel MERTINEIT ✶1809
davon unabhängig könnte sich ein kontakt mit gaby bastemeyer, der verantwortlichen für das ofb heinrichswalde und außerdem DIE fachfrau fur familienforschung in der elchniederung lohnen.
viel erfolg
katharina

Hallo Christian,

auf http://www.kartenmeister.com (gute Suchmaschine für Orte in Ostpreußen!)
finden sich folgende Orte mit dem Namen Rucken


Ich vermute, dass „dein“ Rucken nicht im Memelland liegt.

Viele Grüße
Karin

Hallo Karin,

entschuldige bitte die späte Antwort!

Ich vermute, es handelt sich um das „Rucken, Kirchspiel Groß Friedrichsdorf“, wenn ich die Urkunde der Heirat von Ur-Ur-Großvater Friedrich August Matzutt (Mazutt) ansehe, oder wie würdest du das sehen?

Danke und viele Grüße,

Christian

Hallo Katharina,

entschuldige bitte die späte Antwort!

Danke für die Nachricht und die Hinweise. Da bin ich unsicher mit „Carl Maschutt, kann aber natürlich möglich sein.

Aber Kontakt zu Gaby Bastemeyer zu haben, wäre bestimmt interessant. Wie stelle ich den Kontakt am einfachsten her?

Entschuldige meine Unbeholfenheit, bin da kein Profi, nur schon eine Weile auf der Suche nach sicheren Angaben zu den Eltern von Carl Mazutt und wenn möglich auch von Rahel Mertineit.

Viele Grüße und nochmals vielen Dank,

Christian

hallo christian,
ich verstehe deine zweifel wegen der schreibweise, aber es wurde nur nach gehör geschrieben und „sz“ wird in deutsch auch als „sch“ geschrieben, ich habe in kirchenbüchern der gegend schon in einem eintrag verschiedene schreibweisen des familiennamens gefunden und selbst in den ersten jahren des standesamtes kamen abweichenende schreibweisen durchaus noch vor,
die mailanschrift von gabi bastemeyer findest du hier zusammen mit einer kurzvorstellung Familienforschung | Kreisgemeinschaft Elchniederung e.V.
gabi arbeitet zwar auch unter dem dach der kreisgemeinschaft elchniederung, aber du brauchst dort nicht mitglied oder ähnliches sein, um hilfe zu bekommen,
viel erfolg
katharina