Originally published at: Kartierung des Karolinischen Katasters für Schlesien • Verein für Computergenealogie e.V. (CompGen)
Das von Kaiser Karl VI (1685–1740) angeordnete Steuerkataster für das damalige österreichische Schlesien wurde von 1722 bis 1726 erstellt. Damit wurde das zu versteuernde Vermögen der sogenannten Rustikalgüter von Bauern, Müllern, Wald- und Teichbesitzern, in den Städten auch von Hausbesitzern und Gewerbetreibenden, in zahlreichen Bänden erfasst. Auch die Großgrundbesitzer wurden mit ihren Dominikalgütern besteuert, allerdings sind diese Aufzeichnungen z.T. verschollen. Die umfangreichen Akten liegen hauptsächlich im Staatsarchiv Breslau (Archiwum Państwowe w Wrocławiu) unter der Bezeichnung „82/164/0 Kataster Karoliński“, aber auch im Staatsarchiv Troppau (Zemský archiv v Opave) in Tschechien. Für die genealogische Forschung ist die Kartierung des Karolinischen Katasters für Schlesien eine wertvolle Quelle!
Kartierung der Orte
Eine Kartierung und Erfassung des Karolinischen Katasters hat Viktor Pordzik aus Bremen zunächst für Oberschlesien und zuletzt auch für Niederschlesien vorgenommen und im vergangenen Jahr veröffentlicht. In dieser Karte sind über 4.500 Orte aus den ca. 200 Akteneinheiten für die überwiegend rustikalen und städtischen Güter verzeichnet.
![](https://www.compgen.de/wp-content/uploads/2025/02/Herrschaftliche-Gueter-im-Fuerstentum-Breslau-1030x546.jpg)
Es werden die Ortsnamen in der originalen Schreibweise sowie auf Deutsch/Polnisch/Tschechisch genannt und mit der Internetseite des Ortes und Google Maps verlinkt. Zur Beschreibung gehören Links zu den betreffenden Archivseiten, die am Bildschirm angezeigt werden können. In einigen Fällen verweist ein Buchsymbol auf vorhandenen Auswertungen und Abschriften. Weitere Symbole sind Häkchen (in der Datenbank indiziert), Tropfen und Stern (Dorf/Stadt mit Aufzeichnungen), Diamant (Beschreibung an anderer Stelle) und das X (Unterlagen fehlen). Die Farben dienen der Unterscheidung der Nummerierungsreihen für die Kommissionen, Herrschaften und Bezirke. Weiterhin sind Linien für die Grenzen der verschiedenen Gebiete und Sprachgrenzen eingefügt.
Literatur und Auswertungen
Zum Kataster erschien in den Jahren 1973 und 1973 eine Ausarbeitung in tschechischer Sprache mit einer kurzen deutschen Zusammenfassung: Jan Brzobohatý und Stanislav Drkal: Karolínský katastr slezský (deutsch: Der Karolinische Kataster Schlesiens). Bände 1 und 2, Praha 1972/1973. Einige wenige Auswertungen und Abschriften der Namen der Besitzer sind für einzelne Orte publiziert worden.
DAGV-Nachwuchspreis für Viktor Pordzik
Viktor Pordzik (* 1990 in Bremen) ist stellvertretender Vorsitzender der MAUS in Bremen und seit 2015 Referatsleiter beim Staatsarchiv Bremen. Er wurde – wie hier im Blog berichtet – beim 74. Deutschen Genealogentag in Berlin mit dem Nachwuchspreis der DAGV wegen seiner Verdienste für die Onlinestellung der Bremer Personenstands- und Passregister ausgezeichnet. Seine Forschungsgebiete sind Oberschlesien und die Bukowina. Bei der Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher (AGoFF) ist er der Ansprechpartner für die Bukowina.